23. Juni 2012

Bibi Blocksberg - Das Hexenhoroskop

Amazon
* * * * *
Inhalt:

Beim Frühstück liest Bibi in der Zeitung ihr Horoskop, das nichts Gutes verheißt. Und das ausgerechnet heute, wo Bibi eine Mathearbeit schreibt! Trotzdem läuft alles gut. Mutter Barbara weiß auch, warum: Die normalen Horoskope gelten nicht für Hexen. Dafür gibt es ein eigenes Hexenhoroskop.

Bibi und ihre Freundin Flauipaui, die bei ihr übernachtet, wollen alles ganz genau wissen. Barbara erklärt, dass jede Hexe ein Sternbild besitzt, dem sie durch einen komplizierten Hexspruch in der Nacht eine Frage stellen darf. Bibi und Flauipaui wollen das natürlich ausprobieren, aber Barbara verbietet ihnen, so lange aufzubleiben. Außerdem sei diese Hexerei nicht ungefährlich.

Bibis Neugierde ist zu groß. Gemeinsam mit Flauipaui schaut sie heimlich in Mutters Hexenbuch nach dem richtigen Spruch. In der Nacht schleichen sie sich nach draußen und befragen ihre Sternbilder - Flauipaui die Sonnenblume und Bibi den Flugdrachen. Doch bei Bibis Hexspruch geht etwas schief, und der Drache wird prompt lebendig. Da er Flugprobleme hat, landet er im Teich, wo er sich eine dicke Erkältung zuzieht. Anschließend niest er so heftig, dass alle Bäume umknicken. Bibi und Flauipaui gelingt es nicht, ihn wieder wegzuhexen. Stattdessen fliegt er in den frühen Morgenstunden mitten in die Stadt und sorgt dort für ein Chaos ...

Bewertung:

Die 84. Folge steht in vielerlei Hinsicht in der Tradition der neueren Folgen. Das fängt symbolischerweise bereits mit dem neuen Titellied an. Der Großteil des Textes wurde zwar beibehalten, aber die Hauptstimme wird von einer Frau gesungen, und der Rhythmus ist offensichtlich darauf angelegt, eine flotte Disco-Atmosphäre zu erzeugen, weg von dem Kinderchor der früheren Jahre. Gegen ein paar inhaltliche Neuerungen der Hörspiele - beispielsweise die Einbeziehung von Computern und Handys - ist nichts einzuwenden, im Gegenteil, das sorgt für Realitätsnähe, aber das Titellied aufzumotzen wäre nicht nötig gewesen.

Dinosaurische Parallelen

Das Grundgerüst der Episode ist eigentlich eine typische Bibi-Folge: Die kleine Hexe erfährt von einem neuen Hexspruch, den sie dann unerlaubterweise heimlich ausprobiert und womit sie lauter Turbulenzen in Neustadt anrichtet. So weit, so gut. Abzüge gibt es aber bereits hier für die Ähnlichkeit mit der Folge "Bibi und das Dino-Ei" sowie "Bibi und Dino". Hier ist es ein überdimensionaler Drache, dort ein Dinosaurier, die unplanmäßigerweise lebendig werden und Neustadt ins Chaos versetzen. Genauso wie bei Dino kommt auch hier die alte Hexe Mania ins Spiel, denn es werden ebenfalls drei Hexengenerationen benötigt, um die Hexerei zu beenden. Dass in der Hexenhoroskop-Folge noch Flauipaui mit dabei ist, ist keine wesentliche Änderung, denn sie fungiert nur als Bibis Mitläuferin. Wer die beiden Dino-Folgen nicht kennt, dürfte sich bei dieser Folge durchaus amüsieren, aber eingefleischte Bibi-Hörer bekommen das Gefühl, das man hier aus mangelnder Kreativität eine alte Episode aufgewärmt hat. Dazu kommt, dass der Flugdrache eher nervig denn süß ist. Dafür verantwortlich ist vor allem sein ständiges "Huuui", das er von sich gibt und das einem nach einer Weile nur noch auf die Nerven geht.

Zweifelhafte Lehre

Auch der pädagogische Wert, der sonst immer recht ausgeprägt ist in der Serie, kommt dieses Mal mit Einschränkungen daher. Normalerweise wird Bibi immer wieder daran erinnert, dass auch Hexenkräfte sie nicht unbesiegbar machen und dass man das Leben im Zweifelsfall auch ohne sie meistern können muss. Die Existenz eines Hexenhoroskops aber spricht eher für Determinismus. Überhaupt wird mit dem Begriff "Horoskop" recht unbedarft umgegangen. Anstatt dass man Kindern beibringt, dass sie nicht an solche Vorhersagen glauben sollen, sondern lieber an sich selbst und ihre eigenen Fähigkeiten, wird dieser Aberglaube hier eher bekräftigt. Auffallend ist auch, dass Bibi am Ende weder von ihrer Mutter noch von Mania für ihre heimliche Hexerei zurechtgewiesen wird. Zwar stimmt es, dass sie auf eine Weise durch ihre Panik schon gestraft genug ist, aber gerade von Mania hätte man doch die eine oder andere Bemerkung erwartet, die sie daran erinnert, dass gewisse Hexereien nur erfahrenen Hexen vorbehalten sein sollen.

Etwas unglaubwürdig ist auch, dass es Bibi und Flauipaui überhaupt möglich ist, an Barbaras Hexenbuch zu kommen. Normalerweise hält sie ihr Labor verschlossen. Und gerade die Neugierde der Mädchen bezüglich des Hexenhoroskops hätte ihr Misstrauen erregen und sie davor warnen sollen, dass die Mädchen noch in der gleichen Nacht den Zauber ausprobieren wollen.

Humorvolle Umsetzung

Positiv hervorzuheben ist dafür die humorvolle Umsetzung. Trotz oder gerade wegen all der Turbulenzen gibt es für die kleinen Hörer recht viel zu lachen. Wie üblich schwelgt die rasende Reporterin Karla Kolumna in den sensationellen Entwicklungen und schreckt auch nicht zurück, als Bibi sie warnt, vor dem Nieser des Drachen in Deckung zu gehen: "Nur keine Sorge, Bibilein. Ich bin Stürme aller Art gewohnt." Eine lustige Vorstellung ist auch, wie Bibi und Flauipaui verzweifelt hinter dem Drachen her rennen, der über den Marktplatz läuft und mit seinem Schwanz alle Stände umwirft, und Bibi dabei panisch schreit: "Er will eigentlich nur spielen!", was nicht nur der Bürgermeister angesichts der Ausmaße des Drachens bizarr findet.

Gelungen ist auch die Identifizierung der kleinen Hörer mit Bibi. Schließlich dürfte jedes Kind Bibis und Flauipauis Neugierde nachvollziehen können, und wahrscheinlich hätte jedes andere Kind ebenfalls versucht, an das Hexenhoroskop zu gelangen. Dabei sehen sie, dass solche Unternehmungen schiefgehen können, wenn kein Erwachsener in der Nähe ist - auch wenn das leider nicht explizit im Hörspiel gesagt wird.

Neue Sprecher

In vielen anderen Folgen wird eine schwächere Story wenigstens durch die gewöhnlich außergewöhnlich guten Sprecher herausgerissen. Leider hat auch hier der Zahn der Zeit genagt, so dass nicht mehr alle Sprecher der Stammbesetzung mit dabei sind. Statt dem Erzähler Joachim Nottke, der für viele Hörer stets so etwas wie eine heimliche Hauptfigur war, spricht jetzt Gunter Schoß, der auch in der "Bibi und Tina"-Serie diese Rolle übernommen hat. Schoß macht seine Sache an sich nicht schlecht, aber seiner Stimme fehlt eindeutig Nottkes warmes Timbre, stattdessen kling er eher heiser. Auch inhaltlich gibt es Differenzen, da er doch deutlich mehr Distanz zum Geschehen bewahrt. Vor allem in späteren Folgen ließ Nottke als Erzähler immer wieder einfließen, wie viel Abenteuer der kleinen Hexe er schon "miterlebt" hatte - das kann Schoß natürlich nicht behaupten, und so bleibt er eher außen vor, als dass man ihn als Teil der Geschichte wahrnimmt.

Verstorben ist inzwischen leider auch Tilly Lauenstein, die Sprecherin der alten Mania. Die "neue" Mania, Luise Lunow, kommt sympathisch daher, aber ihrer Stimme fehlt jegliches Charisma, das Tilly Lauenstein, die auch eine populäre Schauspielerin war, auszeichnete. Auch eine charakterliche Wandlung ist festzustellen - während Lauensteins Mania durch spitze Bemerkungen und einen Hang zum Sarkasmus bestach und trotz aller Nettigkeit immer auf eine angenehme Weise gefährlich und sehr selbstbewusst wirkte, so dass die Junghexen höchsten Respekt und ein bisschen Angst vor ihr hatten, so erscheint Lunows Mania zumindest hier einfach als alte und weise Hexe, ohne eine besondere Faszination oder den früheren bissigen Humor. Das zeigt sich vor allem am Ende, als sie der ungehorsamen Bibi sehr gutmütig gegenübertritt.

Fazit:

Eine durchschnittliche Bibi-Folge, die zwar durch viel Hexerei und Humor besticht, aber inhaltlich stark an die beiden Dino-Folgen angelehnt ist, ohne ihre Klasse zu erreichen. Von ein wenig Chaos abgesehen passiert nichts Entscheidendes, und die Lehre bezüglich Horoskope fällt auch eher unpädagogisch aus. Letztlich sind auch die neuen Sprecher des Erzählers und von Mania längst nicht so gut wie die alten. Zum Anhören ist die Episode okay, aber sie ist kein Muss in der Bibi-Sammlung.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Barbara Blocksberg: H. Bruckhaus
Bernhard Blocksberg: G. Weber
Flauipaui: M. Hinze
Mania: L. Lunow
Karla Kolumna: G. Fritsch
Bürgermeister: H. Giese
Sekretär Pichler: W. Herbst
Erzähler: G. Schoß

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.