Produktinfos:
Ausgabe: 1997
Seiten: 480
Amazon
* * * * *
Der Autor:
John Berendt, Jahrgang 1939, wuchs in New York auf und arbeitete als Redakteur für den New Yorker und als Journalist für den Esquire. In den achtziger Jahren lebte er in Savannah und wurde dort zu diesem Roman inspiriert. Sein zweiter Roman ist "The City of Falling Angels".
Inhalt:
Der Journalist John Kelso arbeitet eigentlich in New York, doch es zieht in immer öfter ins reizvolle Savannah, wo er sich schließlich niederlässt. Schnell lernt Kelso in der Stadt einige skurrile Einwohner kennen: Etwa Joe Odom, den charmanten Steueranwalt, Grundstücksmakler und Pianisten, der sich munter seinen Lebensunterhalt auf wenig gesetzestreue Weise verdient und dem niemand für seine Schandtaten böse sein kann. Oder die transsexuelle Lady Chablis, eine schöne Farbige, die unterhalb der Gürtellinie noch ein Mann ist und für ihre mondänen Auftritte in Nachtclubs bekannt ist. Oder Luther Drigger, der im Insektarium arbeitet und ein Gift besitzt, das alle Einwohner Savannahs töten könnte und das er manchmal einzusetzen überlegt.
Zu den Originalen der Stadt gehört auch der neureiche Jim Williams. Jim ist ein attraktiver Mann um die Fünfzig, der vor einigen Jahren zu viel Geld kam. Ihm gehört eines der berühmtesten Häuser der Stadt und er hat sich einen Namen im Antiquitätenhandel gemacht. Jedes Jahr gibt Jim eine luxuriöse Weihnachtsparty und jeder Einwohner hofft stets aufs Neue, eingeladen zu werden. Jim hat außerdem ständig Danny Hansford bei sich im Haus, einen jungen Mann mit Drogenproblemen und krimineller Vergangenheit. Danny erledigt für ihn kleine Dienste und verdient sich etwas Geld und Jim möchte ihm gerade wegen seiner Probleme helfen.
Kurz darauf erschüttert eine Sensation Savannah: Jim Williams hat Danny in einem Streit in seinem Haus erschossen. Laut Jim war es Notwehr, nachdem Danny zuvor zweimal auf ihn feuerte und zunächst scheint sich das zu bestätigen. Im Prozess allerdings ergeben sich auch einige Indizien gegen ihn. Demnach hat Jim Danny für sexuelle Dienste bezahlt und kaltblütig ermordet ...
Bewertung:
Dem Krimi mit dem markanten Titel "Mitternacht im Garten von Gut und Böse" eilt wegen zwei Gründen ein besonderer Ruf voraus: Zum einen gibt es eine recht populäre Verfilmung dazu, immerhin unter der Regie von Clint Eastwood und mit Kevin Spacey und John Cusack in den Hauptrollen. Zum anderen ist es kein rein fiktives Werk, sondern basiert auf wahren Ereignissen, die sich im Savannah der achtziger Jahre abspielten - und auch die exzentrischen Einwohner, die hier porträtiert werden, existier(t)en teilweise wirklich. Das gilt besonders für die exotische Lady Chablis, die sich obendrein selbst in der Verfilmung spielte. Lady Chablis gehört auch zu den reizvollsten Charakteren des Romans: Auf der einen Seite eine verführerische Schönheit, die sich in der mondänen Welt der Nachtclubs zuhause fühlt und die Männer fasziniert, auf der anderen Seite brechen in den langen Abständen zwischen den Hormonspritzen immer wieder burschikos-kratzbürstige Züge durch. Chablis ist zum einen eine liebenswerte Figur, die kein Blatt vor den Mund nimmt und sorgt zum anderen immer wieder für amüsante Momente, vor allem wenn man Kelsos Unsicherheit, wie er auf sie reagieren soll, nachempfindet. Auch Joe Odom hat es wirklich gegeben, andere Charaktere wiederum wurden zumindest unter Pseudonymen vorgestellt.
Der Roman ist somit ein recht faszinierendes Porträts Savannahs und zeigt alle Stärken und Schwächen der Stadt. Der Charme des alten Südens wird vor den Augen des Lesers lebendig, aber es ist angenehmerweise alles andere ein eine rein verklärende Darstellung. Jim Williams hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck, sodass man automatisch zweifelt, ob man ihm seine Version der Geschichte glaubt oder nicht. Der passionierte Antiquitätenhändler ist einerseits charismatisch und nicht unsympathisch, doch manchmal scheint unter dem ausgeprägten Zynismus und der Nonchalance auch ein Hauch von Arroganz durch. Denkbar ist beides: Sowohl, dass Jim Williams wirklich in Notwehr handelte und der hitzköpfige Danny ihn in jener Nacht töten wollte als auch, dass er sich seiner entledigte und fest damit rechnete, aufgrund seines Geldes und seines Rufes unbehelligt damit davonzukommen. Die Krimihandlung schlägt dabei mehrere Haken, es gibt mehrere Wendungen und immer wieder neue Indizien in die eine oder andere Richtung. Der Ich-Erzähler John Kelso bleibt dagegen ein wenig blass. Das liegt zum einen sicherlich an den schillernden Figuren um ihn herum. Zum anderen aber bleibt er ein wenig zu sehr ein reiner Beobachter, man erfährt recht selten, was er eigentlich von den Geschehnissen denkt.
Gut möglich ist allerdings, dass manch ein Leser etwas in seinen Erwartungen enttäuscht wird, auch wenn der Roman insgesamt sehr gelungen ist. Der Krimihandlungsteil um den angeblichen Mord von Jim Williams nimmt nämlich nur etwa die Hälfte des Buches ein. John Kelso beginnt gleich auf der ersten Seite über sein Kennenlernen mit Jim zu erzählen, nach knapp 40 Seiten dann kommt ein breit angelegter Rückblick: Jetzt erzählt er, wie es dazu kam, dass er New York verlassen hat und nach Savannah zog und widmet sich in jedem der folgenden Kapitel einem der skurrilen Einwohner - und erst im zweiten Teil etwa ab Seite 200 wird der Faden um Jim Williams und seinen Prozess wieder aufgenommen. Der Klappentext geht allerdings nur auf eben jenen Krimiteil ein und wen all die bunten Einwohner Savannahs und die Geschichte der Stadt, die dabei am Rande eingeflochten wird, nicht so sehr interessiert, wird also möglicherweise enttäuscht. Dazu kommt, dass manche der Schilderungen ein wenig zu ausführlich geraten sind, insbesondere wenn es um die Beschreibungen der Architektur und der wirtschaftlichen Geschichte der Stadt geht. Manchmal bekommt der Roman da schon Züge eines Sachbuches oder einer Reisebeschreibung und weicht zu sehr vom eigentlichen Stil ab.
Fazit:
Ein unterhaltsamer, teils spannender und sehr informativer Roman mit originellen Charakteren, der auf Tatsachen beruht. Die Krimihandlung nimmt allerdings nur die Hälfte des Umfangs ein, über weite Strecken dominieren die Schilderungen über Savannah und die originellen Einwohner.
Ausgabe: 1997
Seiten: 480
Amazon
* * * * *
Der Autor:
John Berendt, Jahrgang 1939, wuchs in New York auf und arbeitete als Redakteur für den New Yorker und als Journalist für den Esquire. In den achtziger Jahren lebte er in Savannah und wurde dort zu diesem Roman inspiriert. Sein zweiter Roman ist "The City of Falling Angels".
Inhalt:
Der Journalist John Kelso arbeitet eigentlich in New York, doch es zieht in immer öfter ins reizvolle Savannah, wo er sich schließlich niederlässt. Schnell lernt Kelso in der Stadt einige skurrile Einwohner kennen: Etwa Joe Odom, den charmanten Steueranwalt, Grundstücksmakler und Pianisten, der sich munter seinen Lebensunterhalt auf wenig gesetzestreue Weise verdient und dem niemand für seine Schandtaten böse sein kann. Oder die transsexuelle Lady Chablis, eine schöne Farbige, die unterhalb der Gürtellinie noch ein Mann ist und für ihre mondänen Auftritte in Nachtclubs bekannt ist. Oder Luther Drigger, der im Insektarium arbeitet und ein Gift besitzt, das alle Einwohner Savannahs töten könnte und das er manchmal einzusetzen überlegt.
Zu den Originalen der Stadt gehört auch der neureiche Jim Williams. Jim ist ein attraktiver Mann um die Fünfzig, der vor einigen Jahren zu viel Geld kam. Ihm gehört eines der berühmtesten Häuser der Stadt und er hat sich einen Namen im Antiquitätenhandel gemacht. Jedes Jahr gibt Jim eine luxuriöse Weihnachtsparty und jeder Einwohner hofft stets aufs Neue, eingeladen zu werden. Jim hat außerdem ständig Danny Hansford bei sich im Haus, einen jungen Mann mit Drogenproblemen und krimineller Vergangenheit. Danny erledigt für ihn kleine Dienste und verdient sich etwas Geld und Jim möchte ihm gerade wegen seiner Probleme helfen.
Kurz darauf erschüttert eine Sensation Savannah: Jim Williams hat Danny in einem Streit in seinem Haus erschossen. Laut Jim war es Notwehr, nachdem Danny zuvor zweimal auf ihn feuerte und zunächst scheint sich das zu bestätigen. Im Prozess allerdings ergeben sich auch einige Indizien gegen ihn. Demnach hat Jim Danny für sexuelle Dienste bezahlt und kaltblütig ermordet ...
Bewertung:
Dem Krimi mit dem markanten Titel "Mitternacht im Garten von Gut und Böse" eilt wegen zwei Gründen ein besonderer Ruf voraus: Zum einen gibt es eine recht populäre Verfilmung dazu, immerhin unter der Regie von Clint Eastwood und mit Kevin Spacey und John Cusack in den Hauptrollen. Zum anderen ist es kein rein fiktives Werk, sondern basiert auf wahren Ereignissen, die sich im Savannah der achtziger Jahre abspielten - und auch die exzentrischen Einwohner, die hier porträtiert werden, existier(t)en teilweise wirklich. Das gilt besonders für die exotische Lady Chablis, die sich obendrein selbst in der Verfilmung spielte. Lady Chablis gehört auch zu den reizvollsten Charakteren des Romans: Auf der einen Seite eine verführerische Schönheit, die sich in der mondänen Welt der Nachtclubs zuhause fühlt und die Männer fasziniert, auf der anderen Seite brechen in den langen Abständen zwischen den Hormonspritzen immer wieder burschikos-kratzbürstige Züge durch. Chablis ist zum einen eine liebenswerte Figur, die kein Blatt vor den Mund nimmt und sorgt zum anderen immer wieder für amüsante Momente, vor allem wenn man Kelsos Unsicherheit, wie er auf sie reagieren soll, nachempfindet. Auch Joe Odom hat es wirklich gegeben, andere Charaktere wiederum wurden zumindest unter Pseudonymen vorgestellt.
Der Roman ist somit ein recht faszinierendes Porträts Savannahs und zeigt alle Stärken und Schwächen der Stadt. Der Charme des alten Südens wird vor den Augen des Lesers lebendig, aber es ist angenehmerweise alles andere ein eine rein verklärende Darstellung. Jim Williams hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck, sodass man automatisch zweifelt, ob man ihm seine Version der Geschichte glaubt oder nicht. Der passionierte Antiquitätenhändler ist einerseits charismatisch und nicht unsympathisch, doch manchmal scheint unter dem ausgeprägten Zynismus und der Nonchalance auch ein Hauch von Arroganz durch. Denkbar ist beides: Sowohl, dass Jim Williams wirklich in Notwehr handelte und der hitzköpfige Danny ihn in jener Nacht töten wollte als auch, dass er sich seiner entledigte und fest damit rechnete, aufgrund seines Geldes und seines Rufes unbehelligt damit davonzukommen. Die Krimihandlung schlägt dabei mehrere Haken, es gibt mehrere Wendungen und immer wieder neue Indizien in die eine oder andere Richtung. Der Ich-Erzähler John Kelso bleibt dagegen ein wenig blass. Das liegt zum einen sicherlich an den schillernden Figuren um ihn herum. Zum anderen aber bleibt er ein wenig zu sehr ein reiner Beobachter, man erfährt recht selten, was er eigentlich von den Geschehnissen denkt.
Gut möglich ist allerdings, dass manch ein Leser etwas in seinen Erwartungen enttäuscht wird, auch wenn der Roman insgesamt sehr gelungen ist. Der Krimihandlungsteil um den angeblichen Mord von Jim Williams nimmt nämlich nur etwa die Hälfte des Buches ein. John Kelso beginnt gleich auf der ersten Seite über sein Kennenlernen mit Jim zu erzählen, nach knapp 40 Seiten dann kommt ein breit angelegter Rückblick: Jetzt erzählt er, wie es dazu kam, dass er New York verlassen hat und nach Savannah zog und widmet sich in jedem der folgenden Kapitel einem der skurrilen Einwohner - und erst im zweiten Teil etwa ab Seite 200 wird der Faden um Jim Williams und seinen Prozess wieder aufgenommen. Der Klappentext geht allerdings nur auf eben jenen Krimiteil ein und wen all die bunten Einwohner Savannahs und die Geschichte der Stadt, die dabei am Rande eingeflochten wird, nicht so sehr interessiert, wird also möglicherweise enttäuscht. Dazu kommt, dass manche der Schilderungen ein wenig zu ausführlich geraten sind, insbesondere wenn es um die Beschreibungen der Architektur und der wirtschaftlichen Geschichte der Stadt geht. Manchmal bekommt der Roman da schon Züge eines Sachbuches oder einer Reisebeschreibung und weicht zu sehr vom eigentlichen Stil ab.
Fazit:
Ein unterhaltsamer, teils spannender und sehr informativer Roman mit originellen Charakteren, der auf Tatsachen beruht. Die Krimihandlung nimmt allerdings nur die Hälfte des Umfangs ein, über weite Strecken dominieren die Schilderungen über Savannah und die originellen Einwohner.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.