Produktinfos:
Auflage: 2010
Länge: ca. 70 Minuten
Amazon
* * * * *
Der Autor:
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann lebte von 1776 bis 1822. Nach der Schule begann er ein Studium der Rechte, ehe er ab 1795 mit dem Schreiben begann. Er arbeitete zunächst Assessor beim Obergericht in Posen, wurde dann aber nach Polen strafversetzt und widmete sich nach seiner Rückkehr nach Berlin dem Zeichnen, dem Schreiben und der Musik. Erste Bekanntheit erlangt er durch einen Essay, schließlich folgen Romane, Märchen, Novellen und Kritiken, vor allem im Bereich der phantastischen Literatur. Zu seinen berühmtesten Werken zählen "Die Elixiere des Teufels", "Pantasiestücke in Callots Manier" und die "Nachtstücke".
Inhalt:
1817: Der Student Nathanel schreibt einen Brief an seinen Freund Lothar, dass er auf schreckliche Weise an das Trauma seiner Kindheit erinnert wurde. Als sie noch klein waren, bekam der Vater regelmäßig Besuch von einem unheimlichen Mann, den die Kinder nicht sehen durften und den die Mutter den "Sandmann" nannte. Eines Abends aber schlich sich Nathanael ins Zimmer und wurde Zeuge unheimlicher alchemistischer Experimente durch den Advocaten Coppelius. Später kam der Vater bei einem jener Experimente ums Leben, Coppelius flüchtete.
Jetzt begegnete Nathanael dem italienischen Wetterglashändler Coppola, in dem er Coppelius wiederzuerkennen glaubt, auch wenn jener beteuert, ein anderer zu sein. Den Brief schickt Nathanael versehentlich aber an seine Verlobte Clara, Lothars Schwester, die ihn tröstet und ihm einredet, dass er sich täuschen muss und der Tod des Vaters sicher nur ein selbst verschuldeter Unfall war. Schließlich glaubt Nathanael, dass Coppola nicht Coppelius ist, denn er hat den Physik-Professor Spalanzani kennen gelernt, der sich für Coppolas Identität verbürgt.
Nathanael trifft Clara bald wieder, aber immer mehr leidet er an düsteren Verstimmungen und gerät in Streit mit seiner Verlobten. Er lernt Spalanzanis wunderschöne Tochter Olimpia kennen, die er zunächst wegen ihrer starren Haltung etwas merkwürdig findet und die der Professor gewöhnlich sehr abschottet. Kurz darauf trifft er den Händler Coppelius wieder, entschuldigt sich und kauft ihm eine Brille ab. Auf einem Fest Spalanzanis wird Olimpia offiziell vorgestellt, und Nathanael verliebt sich in sie, ohne zu ahnen, dass damit das Unheil seinen Lauf nimmt ...
Bewertung:
Die 42. Folge der Gruselkabinett-Reihe widmet sich einer sehr populären Erzählung aus der Schwarzen Romantik, die zu E.T.A. Hoffmanns bekanntesten Werken gehört.
Das Verschwimmen der Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit ist ein zentrales Thema, das der Geschichte durchweg Spannung verleiht. Auf der einen Seite steht Nathanaels Kindheitstrauma, der ungesühnte Tod des Vaters, den er auch viele Jahre später noch nicht überwunden hat. Auf der anderen Seite steht der mysteriöse Händler Coppola, der zwar angeblich nicht mit Coppelius identisch ist, der Nathanael aber dennoch Unbehagen einflößt. Und dann ist da noch die rätselhafte Olimpia, in die sich Nathanael sehr plötzlich verliebt und der er immer mehr verfällt - sehr zum Unverständnis seines Umfelds, denn Olimpias steife, einsilbige Art verstört andere mehr, als dass sie verzaubert.
Hauptfigur Nathanael ist ein grundsätzlich sympathischer Charakter, und den Hörer berührt es, dass er immer weiter ins Unheil abgleitet. Zuerst verwirrt ihn die Begegnung mit Coppola, und trotz seines Bemühens, ihn zu vergessen, beschäftigt er sich nur noch mit seinem Trauma. Er schreibt Gedichte, in denen Coppelius und Clara düstere Rollen spielen, und es kommt zum Zerwürfnis mit seiner Verlobten. Auch die neue Liebe zu Olimpia bringt kein Glück, gibt es doch gute Gründe dafür, sich von ihr fernzuhalten. Bis zum Schluss fesselt die Frage, ob Nathanael sein Trauma doch noch überwindet und sich von Coppelius lösen kann und ob Coppola vielleicht doch nur der harmlose Händler ist, als der er sich ausgibt.
Fast alle Sprecher leisten wie bei Titania Medien üblich exzellente Arbeit, und die meisten kennt man auch von anderen Gruselkabinett-Hörspielen. Marius Clarén überzeugt als junger Nathanael. Seine sympathische Stimme kennt man beispielsweise als deutsche Synchronisation von Spiderman Tobey Maguire und Jake Gyllenhaal, und in der Folge "Der Freischütz" sprach er schon einmal eine Hauptrolle. Polonca Olszak erhält als Olimpia Gelegenheit, bei einer kurzen Arie ihre Sopranstimme einzusetzen, und Tanya Kahana ist eine gute Besetzung für die vernunftbegabte Clara, die sich hingebungsvoll um ihren Verlobten sorgt. Eine Paraderolle hat auch Wilfried Herbst, dessen hohe Stimme gerne für übertriebene Charakter eingesetzt wird, regelmäßig als unterwürfiger Sekretär Pichler bei Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen und hier als scheinbar jovialer Professor, der ein Geheimnis mit sich herumträgt.
Das werkgetreue Hörspiel weist insgesamt nur wenige Schwächen auf. Der einzige nicht völlig überzeugende Sprecher ist ausgerechnet Norbert Langer, als Standard-Sprecher von Tom Selleck einem breiten Publikum bekannt, der in seiner Rolle als Vater etwas zu emotionslos agiert. In einer der dramatischsten Szenen wird der kleine Nathanael vom unheimlichen Coppelius ergriffen, und er droht ihm die Augen herauszureißen, woraufhin der Vater in viel zu harmlosen, bedauernden Tonfall "Lasst meinem Nathanael die Augen" sagt.
Etwas gewöhnungsbedürftig sind die teilweise verschachtelten Sätze mit altmodischer Satzstellung wie "Nicht gewöhnen konnte ich mich an den unheimlichen Spuk" oder "den Vater zu befragen hielt mich eine unüberwindliche Scheu zurück". Wie in der Vorlage ist zudem die Olimpia-Episode beinah unfreiwillig komisch - viel früher als Nathanael ahnen Hörer und Leser, was es mit der schönen, steifen Olimpia auf sich hat, die fast nichts außer "Ach" sagen kann; seine Faszination für sie wirkt damit lächerlich, ebenso wie seine Verzweiflung, als er hinter ihr Geheimnis kommt.
Fazit:
Eine hörenswerte und werkgetreue Umsetzung von Hoffmanns Erzählung, die durch Spannung und einen gelungenen Protagonisten überzeugt. Die Sprecher leisten fast alle hervorragende Arbeit und sind ideal besetzt. Zwischendurch gibt es ein paar schwächere Szenen im Olimpia-Teil, und die altmodische Satzstellung ist gewöhnungsbedürftig, insgesamt aber sehr gute Unterhaltung.
Sprechernamen:
Erzähler: H. Zorn
Nathanael: M. Clarén
Junger Nathanael: H. Färber
Clara: T. Kahana
Coppelius: R. Hemmo
Professor Spalazani: W. Herbst
Auflage: 2010
Länge: ca. 70 Minuten
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* * * * *
Der Autor:
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann lebte von 1776 bis 1822. Nach der Schule begann er ein Studium der Rechte, ehe er ab 1795 mit dem Schreiben begann. Er arbeitete zunächst Assessor beim Obergericht in Posen, wurde dann aber nach Polen strafversetzt und widmete sich nach seiner Rückkehr nach Berlin dem Zeichnen, dem Schreiben und der Musik. Erste Bekanntheit erlangt er durch einen Essay, schließlich folgen Romane, Märchen, Novellen und Kritiken, vor allem im Bereich der phantastischen Literatur. Zu seinen berühmtesten Werken zählen "Die Elixiere des Teufels", "Pantasiestücke in Callots Manier" und die "Nachtstücke".
Inhalt:
1817: Der Student Nathanel schreibt einen Brief an seinen Freund Lothar, dass er auf schreckliche Weise an das Trauma seiner Kindheit erinnert wurde. Als sie noch klein waren, bekam der Vater regelmäßig Besuch von einem unheimlichen Mann, den die Kinder nicht sehen durften und den die Mutter den "Sandmann" nannte. Eines Abends aber schlich sich Nathanael ins Zimmer und wurde Zeuge unheimlicher alchemistischer Experimente durch den Advocaten Coppelius. Später kam der Vater bei einem jener Experimente ums Leben, Coppelius flüchtete.
Jetzt begegnete Nathanael dem italienischen Wetterglashändler Coppola, in dem er Coppelius wiederzuerkennen glaubt, auch wenn jener beteuert, ein anderer zu sein. Den Brief schickt Nathanael versehentlich aber an seine Verlobte Clara, Lothars Schwester, die ihn tröstet und ihm einredet, dass er sich täuschen muss und der Tod des Vaters sicher nur ein selbst verschuldeter Unfall war. Schließlich glaubt Nathanael, dass Coppola nicht Coppelius ist, denn er hat den Physik-Professor Spalanzani kennen gelernt, der sich für Coppolas Identität verbürgt.
Nathanael trifft Clara bald wieder, aber immer mehr leidet er an düsteren Verstimmungen und gerät in Streit mit seiner Verlobten. Er lernt Spalanzanis wunderschöne Tochter Olimpia kennen, die er zunächst wegen ihrer starren Haltung etwas merkwürdig findet und die der Professor gewöhnlich sehr abschottet. Kurz darauf trifft er den Händler Coppelius wieder, entschuldigt sich und kauft ihm eine Brille ab. Auf einem Fest Spalanzanis wird Olimpia offiziell vorgestellt, und Nathanael verliebt sich in sie, ohne zu ahnen, dass damit das Unheil seinen Lauf nimmt ...
Bewertung:
Die 42. Folge der Gruselkabinett-Reihe widmet sich einer sehr populären Erzählung aus der Schwarzen Romantik, die zu E.T.A. Hoffmanns bekanntesten Werken gehört.
Das Verschwimmen der Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit ist ein zentrales Thema, das der Geschichte durchweg Spannung verleiht. Auf der einen Seite steht Nathanaels Kindheitstrauma, der ungesühnte Tod des Vaters, den er auch viele Jahre später noch nicht überwunden hat. Auf der anderen Seite steht der mysteriöse Händler Coppola, der zwar angeblich nicht mit Coppelius identisch ist, der Nathanael aber dennoch Unbehagen einflößt. Und dann ist da noch die rätselhafte Olimpia, in die sich Nathanael sehr plötzlich verliebt und der er immer mehr verfällt - sehr zum Unverständnis seines Umfelds, denn Olimpias steife, einsilbige Art verstört andere mehr, als dass sie verzaubert.
Hauptfigur Nathanael ist ein grundsätzlich sympathischer Charakter, und den Hörer berührt es, dass er immer weiter ins Unheil abgleitet. Zuerst verwirrt ihn die Begegnung mit Coppola, und trotz seines Bemühens, ihn zu vergessen, beschäftigt er sich nur noch mit seinem Trauma. Er schreibt Gedichte, in denen Coppelius und Clara düstere Rollen spielen, und es kommt zum Zerwürfnis mit seiner Verlobten. Auch die neue Liebe zu Olimpia bringt kein Glück, gibt es doch gute Gründe dafür, sich von ihr fernzuhalten. Bis zum Schluss fesselt die Frage, ob Nathanael sein Trauma doch noch überwindet und sich von Coppelius lösen kann und ob Coppola vielleicht doch nur der harmlose Händler ist, als der er sich ausgibt.
Fast alle Sprecher leisten wie bei Titania Medien üblich exzellente Arbeit, und die meisten kennt man auch von anderen Gruselkabinett-Hörspielen. Marius Clarén überzeugt als junger Nathanael. Seine sympathische Stimme kennt man beispielsweise als deutsche Synchronisation von Spiderman Tobey Maguire und Jake Gyllenhaal, und in der Folge "Der Freischütz" sprach er schon einmal eine Hauptrolle. Polonca Olszak erhält als Olimpia Gelegenheit, bei einer kurzen Arie ihre Sopranstimme einzusetzen, und Tanya Kahana ist eine gute Besetzung für die vernunftbegabte Clara, die sich hingebungsvoll um ihren Verlobten sorgt. Eine Paraderolle hat auch Wilfried Herbst, dessen hohe Stimme gerne für übertriebene Charakter eingesetzt wird, regelmäßig als unterwürfiger Sekretär Pichler bei Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen und hier als scheinbar jovialer Professor, der ein Geheimnis mit sich herumträgt.
Das werkgetreue Hörspiel weist insgesamt nur wenige Schwächen auf. Der einzige nicht völlig überzeugende Sprecher ist ausgerechnet Norbert Langer, als Standard-Sprecher von Tom Selleck einem breiten Publikum bekannt, der in seiner Rolle als Vater etwas zu emotionslos agiert. In einer der dramatischsten Szenen wird der kleine Nathanael vom unheimlichen Coppelius ergriffen, und er droht ihm die Augen herauszureißen, woraufhin der Vater in viel zu harmlosen, bedauernden Tonfall "Lasst meinem Nathanael die Augen" sagt.
Etwas gewöhnungsbedürftig sind die teilweise verschachtelten Sätze mit altmodischer Satzstellung wie "Nicht gewöhnen konnte ich mich an den unheimlichen Spuk" oder "den Vater zu befragen hielt mich eine unüberwindliche Scheu zurück". Wie in der Vorlage ist zudem die Olimpia-Episode beinah unfreiwillig komisch - viel früher als Nathanael ahnen Hörer und Leser, was es mit der schönen, steifen Olimpia auf sich hat, die fast nichts außer "Ach" sagen kann; seine Faszination für sie wirkt damit lächerlich, ebenso wie seine Verzweiflung, als er hinter ihr Geheimnis kommt.
Fazit:
Eine hörenswerte und werkgetreue Umsetzung von Hoffmanns Erzählung, die durch Spannung und einen gelungenen Protagonisten überzeugt. Die Sprecher leisten fast alle hervorragende Arbeit und sind ideal besetzt. Zwischendurch gibt es ein paar schwächere Szenen im Olimpia-Teil, und die altmodische Satzstellung ist gewöhnungsbedürftig, insgesamt aber sehr gute Unterhaltung.
Sprechernamen:
Erzähler: H. Zorn
Nathanael: M. Clarén
Junger Nathanael: H. Färber
Clara: T. Kahana
Coppelius: R. Hemmo
Professor Spalazani: W. Herbst
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