30. Juni 2012

Teufelsleib - Andreas Franz

Produktinfos:

Ausgabe: 2010
Seiten: 560
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Der Autor:

Andreas Franz wurde 1956 in Quedlinburg geboren und starb überraschend im Frühjahr 2011. Bevor er sich dem Schreiben widmete, arbeitete er unter anderem als Übersetzer, Schlagzeuger, LKW-Fahrer und kaufmännischer Angestellter. 1996 erschien sein erster Roman. Franz lebt mit seiner Familie in der Nähe von Frankfurt, wo die meisten seiner Krimis spielen. Weitere Werke von ihm sind u. a.: "Jung, blond, tot", "Das achte Opfer", "Der Finger Gottes", "Letale Dosis", "Das Verlies" und "Teuflische Versprechen".

Inhalt:

Peter Brandt rätselt schon seit Monaten über zwei ungeklärte Frauenmorde. Eines der Opfer arbeitete in einem Bordell, die andere als Edelhure, beide führten ein Doppelleben, beide wurden erdrosselt und eine zusätzlich mit Messerstichen traktiert. Im Umfeld der Frauen findet sich kein Verdächtiger, alles sieht nach einem Kunden aus, der ein Prostituiertenhasser ist.

Nicht nur diese Fälle bereiten Brandt Sorgen, sondern auch sein Privatleben. Seine Beziehung zu Staatsanwältin Elvira Klein wäre weitaus unbeschwerter, wären da nicht die ständigen Anfeindungen von Rechtsmedizinerin Andrea Sievers, Brandts Exfreundin und einst Elviras beste Freundin. Dazu kommt, dass Brandt eine erschütternde Nachricht von seiner Kollegin Nicole erfährt.

Dann geschieht ein dritter Mord, erneut an einer Edelhure. Diesmal hinterlässt der Mörder religiöse Symbole: Eine Taube, einen Ölzweig und eine Olive. Zusätzlich wurde das Opfer vor dem Mord stundenlang gequält. Alles deutet darauf hin, dass sich hier Fanatismus und Frauenhass vermischen und der Mörder sein Treiben noch längst nicht beendet hat. Es stellt sich heraus, dass alle drei Frauen Mitglied der Andreas-Kirchengemeinde waren - und ihr Mörder wohl auch dort zu finden ist.

Bewertung:

Peter Brandt, der sympathische Offenbacher Kriminalkommissar, bekommt es mal wieder mit einem kniffligen Fall zu tun, in dem diesmal ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Wie so oft bei Andreas Franz spielen in diesem Werk die Abgründe zwischen der reichen Oberschicht und der den Problemen der Unterschicht eine wichtige Rolle. Gemeinsam mit Brandt taucht der Leser in die dubiose Halbwelt ein und lernt vor allem das Doppelleben von Linda Maurer näher kennen. Vor ihrem Tod wird man ausführlich mit ihr vertraut gemacht und begegnet einer attraktiven, klugen Frau, die sich mit ihrem Körper bereits zur Millionärin gemacht hat. Auch wenn man eigentlich schon weiß, dass auch sie ein Opfer wird, hofft man doch bis zum Schluss, dass sie entkommt. Dem Autor gelingt es recht gut, die Prostitution und insbesondere den Escort-Service weder zu verteufeln noch zu glorifizieren und sowohl den Reiz als auch die Schattenseiten aufzuzeigen. Die Suche nach dem Mörder wird zudem spannend aufgezogen. Anfangs scheint es kaum möglich, ihn zu fassen, da man keine DNA von ihm findet und er offenbar nicht zum engen Kreis der Opfer gehört. Auch dass er zur Andreasgemeinde zählt, ist bei der Fülle an Kirchenmitgliedern noch kein entscheidender Hinweis und die Zeit läuft, denn von selbst wird er seine Mordlust kaum stoppen können.

Bei der Reihe um Peter Brandt ist das Privatleben grundsätzlich etwas mehr im Hintergrund als bei den Büchern um die Kommissarin Julia Durant. Auch hier steht die Mördersuche im Vordergrund, aber dennoch ist auch seine Beziehung zu Elvira Klein präsent. Wer die Reihe verfolgt hat, hat mitbekommen, dass sie beiden sich anfangs offenbar gar nicht ausstehen konnten und sich ständig Dispute lieferten, bis sich daraus Zuneigung und Liebe entwickelte. Die Eifersucht von Andrea Sievers sorgt für zusätzlichen Konfliktstoff, der aber glücklicherweise nie die Krimihandlung übertönt. Es ist hilfreich, wenn man schon frühere Bände gelesen hat, aber nicht zwingend notwendig, da die Beziehungen der Figuren untereinander kurz erklärt werden.
Hochklassig ist das Buch aber dennoch nicht, da sich doch ein paar Schwächen eingeschlichen haben. Wie so häufig in den Romanen von Andreas Franz mischt sich der Erzähler zu sehr moralisierend ein. Hier ist es vor allem im Epilog der Fall, in dem kurz die Ereignisse der nächsten Wochen und Monaten bezüglich des Falls zusammengefasst werden - und in dem die Erzählstimme nur allzu deutlich darauf hinweist, dass sich solche Geschichten wiederholen werden.

Generell wäre bei den Kommentaren weniger manchmal mehr, als beispielsweise Brandt über eine lustige Sache lächeln muss, die für den Leser offensichtlich ist, wird dennoch ein erklärender Kommentar nachgeschoben. Zudem sind die Dialoge teilweise recht hölzern. Das gilt vor allem für die Szene, in der Brandt von Nicoles Krankheit erfährt und ein weiteres Mal, als er wiederum einem Kollegen davon berichtet. Die Betroffenheit, dass Nicole vielleicht schon in wenigen Monaten sterben muss, kommt nicht deutlich genug raus, die Szene ist zu nüchtern.

Fazit:


Ein leicht überdurchschnittlicher Krimi aus der Peter-Brandt-Reihe, der sich um einen Serienmörder im Rotlichtmilieu dreht. Das Buch lässt sich leicht lesen und ist unterhaltsam, wenngleich kein hochklassiger Krimi.

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