15. Juni 2012

Eden - Tony Monchinski

Produktinfos:

Ausgabe: 2010
Seiten: 480
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Der Autor:

Tony Monchinski ist Lehrer an einer High School und lebt mit seiner Familie in New York. Laut Prolog stammt der Roman "Eden" von seinem Freund Tommy Arlin, einem Abenteurer, der ihm das Manuskript gab und dessen Aufenthaltsort seit ein paar Jahren unbekannt ist.

Inhalt:

Eines Tages bricht auf der Erde zeitgleich in allen Ländern eine unerklärliche Krankheit aus. Überall brechen Menschen tot zusammen - und stehen kurz danach wieder als Zombies auf. Die Zombies stürzen sich auf alle Menschen und Tiere, die sie fassen können und fressen sie bei lebendigem Leib. Wer von einem Zombie gebissen wird, verwandelt sich früher oder später selbst in einen. Die einzige Möglichkeit, die wandelnden Toten zu vernichten, ist die Zerstörung ihres Gehirns durch gezielte Schläge oder Schüsse.

Lehrer Harris ist gerade in der Schule, als der Virus ausbricht. Binnen kurzer Zeit bricht die Stromversorgung zusammen, Menschen flüchten in Panik. Harris versucht vergeblich, zu seiner Ehefrau Racquel nach Manhattan zu gelangen und hofft, dass sie irgendwie in Sicherheit ist. Unterwegs trifft er den schwarzen Hünen Buddy, der ihn begleitet und sein Freund wird.

Harris und Buddy stoßen bald auf einen abgeriegelten Zufluchtsort in New York. In "Eden" wie der Komplex genannt wird, haben sich einige Überlebende zusammengefunden. Während sie versuchen, den Zombies zu trotzen, entwickeln sich in der Gruppe zunehmend Konflikte - irgendjemand hat offenbar sogar ein Interesse daran, dass Harris stirbt ...

Bewertung:

Zombies erleben in den letzten Jahren ein filmisches Revival und das gilt durchaus auch für die Literatur. Tony Monchinskis "Eden" (oder Tommy Arlins - ob das Vorwort fiktiv oder real ist lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen) ist ein im Großen und Ganzen sehr traditionelles Werk, das dem altbekannten Zombiethema keine neuen Aspekte entlockt, dies aber auch wohl gar nicht beabsichtigt:

Die Zombies sind so, wie man sie sich allgemein vorstellt - sie kommunizieren nicht, ihr ganzes Dasein dreht sich um das Fressen von (Menschen-)Fleisch, nur die Zerstörung des Gehirns, idealerweise durch einen Kopfschuss, kann sie ausschalten. Sie nehmen von ihren Artgenossen offenbar keine Notiz, sondern sind Einzelkämpfer. Sie sind zwar körperlich offenbar nicht weniger stark als Menschen, können dies aber nur sehr eingeschränkt nutzen - es ist ihnen beispielsweise nicht möglich, Zäune zu überwinden, sie drücken lediglich dagegen. Bemerkenswert ist lediglich, dass einmal vier Arten von Zombies anhand ihres Verhaltens unterschieden werden, auch wenn das keine große Rolle spielt: Die "Schlurfer", wie sie von den Überlebenden genannt werden, sind die klassischen Zombies, die sich langsam fortbewegen und die man aus den alten Filmen kennt. Die "Hetzer" dagegen sind pfeilschnell und daher besonders gefährlich, wenn sie ihr Opfer anspringen. Die "Heuler" sind eine kleine Gruppe von Zombies, die nicht stumm sind, sondern in einem fort laut heulen und schreien. Und dann gibt es noch die "Hirne", die einzige Gruppe, die über einen Hauch von Intelligenz zu verfügen scheint, denn sie beobachten die Menschen und lauern ihnen auf. Zum anderen ist noch recht interessant, dass die Zombies auch mit völlig zerstörten Körpern noch kämpfen und angreifen, solange ihr Gehirn intakt ist. Das führt natürlich zu einigen Splatterszenen, in denen Wesen mit fehlenden Extremitäten oder aufgerissenen Körpern noch über die Menschen herfallen. Selbst ein abgeschlagener Kopf reicht nicht aus, um den Zombie zu besiegen, denn der abgetrennte Kopf schnappt dann vom Boden aus nach allem, was ihm vor die Zähne kommt.

Auch das Verhalten der Überlebenden ist sehr typisch, wie man es von solchen Filmen und Büchern kennt: Aus den Zweckgemeinschaften entstehen einige Freundschaften und sogar Beziehungen, allen voran die enge Freundschaft zwischen Harris und Buddy, den beiden Protagonisten. Die meisten von ihnen haben schwere Verluste erlitten, Partner oder Familienangehörige. Die Gemeinschaft hält wie erwartet nicht bedingungslos zusammen, im Gegenteil scheren einige aus und reißen die Macht an sich, wie Graham und Markowski, die anfangs als Diktatoren über Eden herrschen, bis Harris und Buddy dem ein Ende setzen. Die Zombies sind also wahrlich nicht das einzige Problem, sondern es lauern Konflikte in Eden bis hin zu Intrigen und offener Feindschaft.

Origineller als die Handlung und das Setting ist der formale Aufbau des Romans, denn die Handlung springt zeitlich hin und her. Ein Teil der Geschichte spielt in der Gegenwart, in der Harris bereits seit einer Weile in Eden lebt. Dann gibt es Rückblicke, die zeigen, wie die Katastrophe über New York und den Rest der Welt hereinbrach und Harris flüchtete. Weitere Rückblicke spielen zwischen diesen beiden Zeitpunkten, sie zeigen etwa, was Harris direkt nach dem Ausbruch des Zombie-Virus erlebte, wie sich Harris und Buddy kennen lernten und versuchten, sich nach Manhattan durchzuschlagen und wie sie in Eden eintrafen. Dieses Schema hat seinen Reiz, vor allem deshalb, weil manche Ereignisse im Erzählstrang der Gegenwart kurz angerissen werden und dann erst später in einem der Rückblicke näher geschildert werden. Dazu gehören etwa die anfängliche Erwähnung, dass Buddy seit geraumer Zeit verschollen und vielleicht tot ist - und erst etliche Seiten später wird aufgelöst, was das zu bedeuten hat und was tatsächlich mit Buddy geschehen ist. Ebenso wird in dem Gegenwartsstrang kurz erwähnt, dass früher Graham und Markowski das Sagen in Eden hatten, aber was mit ihnen geschehen ist, erfährt der Leser auch hier erst viele Kapitel später. Dieses Hin- und Herspringen zwischen den Zeitebenen ist aber auch gewöhnungsbedürftig, auch wenn es zum chaotischen Geschehen passt. Da den Kapiteln keine Datumsangaben vorangestellt sind, erkennt der Leser auch nicht immer auf Anhieb, ob die Handlung gerade in der Gegenwart oder in einem Rückblick spielt.

Der Leser bekommt Harris als Identifikationsfigur vorgesetzt. Auch nachdem er nicht mehr wirklich damit rechnet, dass seine Frau Racquel noch lebt und er mit einer Überlebenden namens Julie eine Beziehung eingegangen ist, denkt er noch oft an sie. In Eden wird er schließlich sogar zum Ziel eines Mordanschlages, als irgendjemand von innen die Zombies hereinlässt und die Tür zu Harris' und Julies Haus öffnet - und Harris ahnt, wer der Täter ist und schwört Rache. Das sorgt zwar an sich für ein bisschen zusätzliche Spannung, aber Harris' Vorgehensweise dabei beraubt ihn ein wenig der Sympathie, die der Leser für ihn empfindet. Das Ende kann nicht ganz den Erwartungen entsprechen. Es gibt zwar eine durchaus gelungene Überraschung, aber auch eine eher misslungene Pointe, die der Leser schon viel früher erahnen konnte. Zudem ist das Ende etwas zu offen. Zwar ist schon früh klar, dass innerhalb des Romans die Zombies nicht allesamt besiegt werden oder ein Heilmittel gefunden wird. Trotzdem hängt das Ende ein wenig in der Luft, da sich kurz vor Schluss noch einmal eine gravierende Änderung ergibt, ohne dass dem Leser alle Fragen dazu beantwortet werden.

Fazit:

Ein traditioneller Zombieroman, der für Horrorfreunde durchaus empfehlenswert ist. Die Handlung ist kurzweilig und spannend, die nicht-chronologische Erzählweise ist allerdings ein bisschen gewöhnungsbedürftig und das Ende ist etwas zu offen gehalten.

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