Produktinfos:
Ausgabe: 2005
Seiten: 467
Amazon
* * * * *
Der Autor:
James W. Nichol wurde 1940 in Kanada geboren. Ab den sechziger Jahren machte er sich in seiner Heimat einen Namen als Dramatiker. "Midnight Cab" (zu deutsch "Ausgesetzt") war sein erster Roman, basierend auf einem Radiohörspiel, das gleich international als erfolgreiches Thrillerdebüt gefeiert wurde.
Inhalt:
Der neunzehnjährige Walker ist auf der Suche nach seiner Vergangenheit. Mit drei Jahren wurde er von seiner Mutter an einer Straße ausgesetzt. Seine letzte Erinnerung sind ihre lieben Worte und ihre Aufforderung, sich nicht wegzubewegen und gut am Zaun festzuhalten. Walker kannte nur seinen Vornamen und hat eine ganz schemenhafte Erinnerung an seine Mutter. Trotz aller Versuche und Medienaufrufe konnte seine Herkunft nie entschlüsselt werden.
Nach einigen schlechten Erfahrungen gelangte Walker endlich zu einer liebevollen Pflegefamilie, die ihn wie einen eigenen Sohn aufzog. Nachdem er jetzt volljährig ist, will er Einblick in seine Akten bekommen und ist entschlossen, seine Eltern zu finden. Er erhält den Brief und das Foto, die damals bei ihm gefunden wurden, die aber keinen Aufschluss brachten. Das Foto zeigt zwei kleine Mädchen an einem See, der Brief stammt offenbar von einer Freundin der Mutter aus Teenagerzeiten.
Eine Spur im Brief führt Walker nach Toronto. Er nimmt sich eine Wohnung und bekommt einen Job in einem Taxiunternehmen. Seine Kollegin ist die gehbehinderte und etwas eigensinnige Krista, die ihm bei der Suche helfen will. Sie erkennt, dass das Foto offenbar vom Eriesee stammt. Durch weitere Hinweise kommt Walker zu Kim, der ehemals besten Freundin seiner Mutter, die den Brief schrieb. Dennoch bleibt unklar, wohin seine Mutter mit fünfzehn Jahren verschwunden ist. Zudem häufen sich die bedrohlichen Vorfälle - irgendjemand will verhindern, dass Walker die Wahrheit herausfindet ...
Bewertung:
James W. Nichols Debütroman erfuhr schnell auch hierzulande eine begeisterte Resonanz. Das ist nicht verwunderlich, denn der Thriller bringt eine Menge guter Zutaten mit, die es für ein gelungenes Werk dieses Genres braucht: Einen sympathischen Protagonisten, der ein Geheimnis lösen muss, einen undurchsichtigen Psychopath, sich langsam steigernde Bedrohungen und überraschende Wendungen. Die Handlung ist durchweg spannend und das in zwei parallelen Strängen: Einmal geht es um Walkers Suche nach seiner Herkunft. Zum anderen gibt es Rückblicke rund zwanzig Jahre zurück in das Leben eines gewissen Bobby, der sich vom schwierigen Kind zu einem mörderischen Psychopathen entwickelte. Was jener Bobby genau mit Walker zu tun hat, enthüllt sich erst ganz allmählich, bis alle Punkte am Ende zusammenführen.
Walker ist zugegeben keiner besonders ausdrucksstarker Protagonist, muss er aber auch nicht sein, denn allein die Handlung fesselt schon stark. Zumindest ist der junge Walker sympathisch und man fühlt mit ihm. Vor allem ahnt man, dass ihn seine junge Mutter absolut nicht freiwillig hergegeben hat und spürt Walkers Zerrissenheit - die Wut und Enttäuschung darüber, dass seine Eltern ihn ausgesetzt haben und gleichzeitig die Angst, was sie dazu gezwungen haben könnte. Eine komplexe und interessante Person ist Krista, die gehbehinderte Halbgriechin, die in der Funkstelle der Taxizentrale sitzt, in der Walker Arbeit findet. Die immer etwas bissige Krista, die damit ihre Verletzlichkeit überspielt, hat zwar einen sehr reichen Vater, will aber so weit es geht für ihren eigenen Unterhalt sorgen. Sie hilft Walker bei seiner Suche und zwischen den beiden entwickelt sich auch eine Beziehung, die aber nur sehr langsam voranschreitet. Das ist gut und so und realistisch, denn angesichts der Thrillerhandlung wäre zu viel Romantik fehl am Platz. Die Geschichte lässt keine Längen zu und versteht es, den Leser bis zur letzten Seite an sich zu fesseln. Hohe Literatur ist es natürlich nicht, aber ein exzellenter Thriller. Der Leser ahnt einige spätere Entwicklungen, aber dennoch gibt es auch überraschende Wendungen und alle Zusammenhänge begreift der Leser erst beim großen Finale.
Nicht ganz perfekt gemacht sind jedoch einige Ermittlungen von Walker. Beispielsweise ist es seltsam, dass die Polizei über all die Jahre hinweg den Ort des Fotos nicht zuordnen konnte - Krista sieht sich das Bild an und kommt schnell darauf, dass es sich um den Eriesee handeln muss. Von da an ergeben sich natürlich rasch weitere Nachforschungen innerhalb weniger Tage und Walker findet immer recht schnell neue Hinweise, die ihn weiterbringen. Da fehlt es ein klein wenig an Raffinesse, um diese Entwicklungen plausibler und realistischer zu gestalten - ins Gewicht fällt das aber insgesamt kaum.
Fazit:
Ein sehr gelungenes Thrillerdebüt, das auch im Original keine schwierige Lektüre darstellt. Die Grundidee ist sehr reizvoll, die Handlung durchgehend fesselnd und bis zum Schluss spannend. Es gibt nur kleine Schwächen, die kaum ins Gewicht fallen.
Ausgabe: 2005
Seiten: 467
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Der Autor:
James W. Nichol wurde 1940 in Kanada geboren. Ab den sechziger Jahren machte er sich in seiner Heimat einen Namen als Dramatiker. "Midnight Cab" (zu deutsch "Ausgesetzt") war sein erster Roman, basierend auf einem Radiohörspiel, das gleich international als erfolgreiches Thrillerdebüt gefeiert wurde.
Inhalt:
Der neunzehnjährige Walker ist auf der Suche nach seiner Vergangenheit. Mit drei Jahren wurde er von seiner Mutter an einer Straße ausgesetzt. Seine letzte Erinnerung sind ihre lieben Worte und ihre Aufforderung, sich nicht wegzubewegen und gut am Zaun festzuhalten. Walker kannte nur seinen Vornamen und hat eine ganz schemenhafte Erinnerung an seine Mutter. Trotz aller Versuche und Medienaufrufe konnte seine Herkunft nie entschlüsselt werden.
Nach einigen schlechten Erfahrungen gelangte Walker endlich zu einer liebevollen Pflegefamilie, die ihn wie einen eigenen Sohn aufzog. Nachdem er jetzt volljährig ist, will er Einblick in seine Akten bekommen und ist entschlossen, seine Eltern zu finden. Er erhält den Brief und das Foto, die damals bei ihm gefunden wurden, die aber keinen Aufschluss brachten. Das Foto zeigt zwei kleine Mädchen an einem See, der Brief stammt offenbar von einer Freundin der Mutter aus Teenagerzeiten.
Eine Spur im Brief führt Walker nach Toronto. Er nimmt sich eine Wohnung und bekommt einen Job in einem Taxiunternehmen. Seine Kollegin ist die gehbehinderte und etwas eigensinnige Krista, die ihm bei der Suche helfen will. Sie erkennt, dass das Foto offenbar vom Eriesee stammt. Durch weitere Hinweise kommt Walker zu Kim, der ehemals besten Freundin seiner Mutter, die den Brief schrieb. Dennoch bleibt unklar, wohin seine Mutter mit fünfzehn Jahren verschwunden ist. Zudem häufen sich die bedrohlichen Vorfälle - irgendjemand will verhindern, dass Walker die Wahrheit herausfindet ...
Bewertung:
James W. Nichols Debütroman erfuhr schnell auch hierzulande eine begeisterte Resonanz. Das ist nicht verwunderlich, denn der Thriller bringt eine Menge guter Zutaten mit, die es für ein gelungenes Werk dieses Genres braucht: Einen sympathischen Protagonisten, der ein Geheimnis lösen muss, einen undurchsichtigen Psychopath, sich langsam steigernde Bedrohungen und überraschende Wendungen. Die Handlung ist durchweg spannend und das in zwei parallelen Strängen: Einmal geht es um Walkers Suche nach seiner Herkunft. Zum anderen gibt es Rückblicke rund zwanzig Jahre zurück in das Leben eines gewissen Bobby, der sich vom schwierigen Kind zu einem mörderischen Psychopathen entwickelte. Was jener Bobby genau mit Walker zu tun hat, enthüllt sich erst ganz allmählich, bis alle Punkte am Ende zusammenführen.
Walker ist zugegeben keiner besonders ausdrucksstarker Protagonist, muss er aber auch nicht sein, denn allein die Handlung fesselt schon stark. Zumindest ist der junge Walker sympathisch und man fühlt mit ihm. Vor allem ahnt man, dass ihn seine junge Mutter absolut nicht freiwillig hergegeben hat und spürt Walkers Zerrissenheit - die Wut und Enttäuschung darüber, dass seine Eltern ihn ausgesetzt haben und gleichzeitig die Angst, was sie dazu gezwungen haben könnte. Eine komplexe und interessante Person ist Krista, die gehbehinderte Halbgriechin, die in der Funkstelle der Taxizentrale sitzt, in der Walker Arbeit findet. Die immer etwas bissige Krista, die damit ihre Verletzlichkeit überspielt, hat zwar einen sehr reichen Vater, will aber so weit es geht für ihren eigenen Unterhalt sorgen. Sie hilft Walker bei seiner Suche und zwischen den beiden entwickelt sich auch eine Beziehung, die aber nur sehr langsam voranschreitet. Das ist gut und so und realistisch, denn angesichts der Thrillerhandlung wäre zu viel Romantik fehl am Platz. Die Geschichte lässt keine Längen zu und versteht es, den Leser bis zur letzten Seite an sich zu fesseln. Hohe Literatur ist es natürlich nicht, aber ein exzellenter Thriller. Der Leser ahnt einige spätere Entwicklungen, aber dennoch gibt es auch überraschende Wendungen und alle Zusammenhänge begreift der Leser erst beim großen Finale.
Nicht ganz perfekt gemacht sind jedoch einige Ermittlungen von Walker. Beispielsweise ist es seltsam, dass die Polizei über all die Jahre hinweg den Ort des Fotos nicht zuordnen konnte - Krista sieht sich das Bild an und kommt schnell darauf, dass es sich um den Eriesee handeln muss. Von da an ergeben sich natürlich rasch weitere Nachforschungen innerhalb weniger Tage und Walker findet immer recht schnell neue Hinweise, die ihn weiterbringen. Da fehlt es ein klein wenig an Raffinesse, um diese Entwicklungen plausibler und realistischer zu gestalten - ins Gewicht fällt das aber insgesamt kaum.
Fazit:
Ein sehr gelungenes Thrillerdebüt, das auch im Original keine schwierige Lektüre darstellt. Die Grundidee ist sehr reizvoll, die Handlung durchgehend fesselnd und bis zum Schluss spannend. Es gibt nur kleine Schwächen, die kaum ins Gewicht fallen.
Liebe Rezifeder,
AntwortenLöschenherzlichen Dank für deine tolle Blogseite!
Bin richtig froh, dass ich sie gefunden habe.
Sehr viele Bücher aus deinen Listen habe ich auch gelesen und stimme mit deinen Bewertungen i.d.R. überein.
Von anderen Buchbeschreibungen habe ich mich inspirieren lassen und werde mir das eine oder andere Buch demnächst kaufen.
Nochmals herzlichen Dank - und mach weiter so!
Viele Grüße aus Düsseldorf
Moni