Produktinfos:
Ausgabe: 2011
Seiten: 528
Amazon
* * * * *
Der Autor:
Linwood Barclay studierte zunächst Literatur und arbeitete als Journalist in Kanada. Er begann eine Krimireihe, die bislang nicht in deutsch übersetzt wurde. 2007 erscheint sein Thriller "Ohne ein Wort", der ihn sofort zum Bestsellerautor machte. Weitere Werke sind "Dem Tode nah" und "In Todesangst".
Inhalt:
Die Harwoods sind scheinbar eine glückliche Familie: David arbeitet als engagierter Journalist, seine Frau Jan als Verkäuferin und der vierjährige Ethan macht das Glück komplett. Seit ein paar Wochen aber fühlt sich Jan zunehmend depressiv und äußert einmal sogar Selbstmordgedanken. Zur gleichen Zeit hat David Stress wegen eines geplanten Artikels über den Bau eines privat finanzierten Gefängnisses, das offenbar nur Profit bringen soll und schlechte Bedingungen für Wärter wie Inhaftierte bedeutet. David liegt das Thema am Herzen, doch in der Redaktion sieht man seine Kritik nicht gern.
Ein Besuch im Vergnügungspark soll David, Jan und Ethan auf andere Gedanken bringen. Plötzlich aber ist Jan spurlos verschwunden. David sucht den Park ab und verständigt den Sicherheitsdienst, jedoch ohne Erfolg. Er befürchtet, dass sich seine Frau etwas angetan hat, die Polizei gibt schließlich eine Fahndung heraus.
Dann aber wendet sich das Blatt: Niemand hat Jan gemeinsam mit David und Ethan im Park gesehen, niemand außer David weiß etwas von ihren angeblichen Depressionen und schließlich gerät David unter Mordverdacht. Verzweifelt versucht er, die Wahrheit herauszufinden - und entdeckt, dass seine Frau offenbar nicht die war, die sie zu sein vorgab ...
Bewertung:
Bereits mit seinem ersten auf deutsch veröffentlichen Werk "Ohne ein Wort" wurde Linwood Barclay hierzulande rasch als neuer Thrillerautor gefeiert und das durchaus zu Recht. Auch "Kein Entkommen" reiht sich ein in seine typischen Werke, die das Leben eines bis dato Durchschnittsbürgers auf den Kopf stellen, voller überraschender Wendungen und mit einem unschuldigen Verdächtigungen.
Die durchgängige Spannung, die trotz des Umfangs keine Längen aufkommen lässt, ist der größte Pluspunkt des Werkes. Kaum dass Jan verschwunden ist, gibt es mehrere Theorien, was mit ihr geschehen sein könnte: Zum einen scheint es möglich, dass sie Selbstmord begangen hat oder sich zumindest für unbestimmte Zeit an einen geheimen Ort flüchtet, um mit ihren Depressionen allein zu sein. Verdächtig sind aber auch Davids hartnäckige Nachforschungen wegen des geplanten Baus des Gefängnisses, mit denen er sich tief in die Nesseln setzt. Seine eigene Chefin unterstützt den Bau und David steht allein auf weiter Flur mit seinem Engagement, trotzdem kommt er den Verantwortlichen für ihren Geschmack viel zu nah. Denkbar ist daher, dass dort jemand hinter Jans Verschwinden steckt, um David nachhaltig zu schaden oder Rache zu üben. Kurz darauf findet David dann auch noch Indizien dafür, dass Jan eine falsche Identität benutzt hat. Er sucht ihre Eltern auf, die sie angeblich schon seit vielen Jahren aus ihrem Leben gestrichen hat - doch deren Tochter Jan ist bereits als Kind ums Leben gekommen. David ist fassungslos, da er nicht versteht, warum seine Jan ihn über all die Jahre belogen hat. Die Spannung wird erneut angezogen, als er ins Visier der Ermittler gerät. Welche Rolle Jan darin spielt, wie und ob David seine Unschuld beweisen kann, warum auch Jans Arbeitskollegin Deanne verschwunden ist und was hinter allem steckt ist eine gut ausgetüftelte Story, die überzeugend erzählt wird.
Die Charaktere sind nicht ausgefeilt, aber doch grundsätzlich gelungen. Etwa die Hälfte des Buches spricht David als Ich-Erzähler, die Szenen aber, in denen er nicht beteiligt ist - vor allem die Ermittlungen von Detective Duckworth - übernimmt ein außenstehender Erzähler. David erscheint rasch sympathisch, vor allem dank seines unermüdlichen Einsatzes für die Zeitung, er ist offenbar ein Reporter, der durchaus Berufsehre kennt und keine unangenehmen Recherchen scheut. Aus einem zuvor glücklichen Familienvater wird im Handumdrehen ein Mordverdächtiger, der damit natürlich auch das Sorgerecht für seinen Sohn zu verlieren droht. Detective Duckworth ist zwar mit seinem Verdacht gegen David auf der falschen Fährte - aber es ist reizvoll, dass auch er nicht unsympathisch ist. Neben dem gelassenen Gemüt von Davids Vater sorgen Duckworth' vergebliche Versuche, den von seiner Frau auferlegten Diätplan zu befolgen, für kleine humorvolle Momente. Duckworth scheint auch ganz zu Anfang David zu glauben, dann aber findet er niemanden sonst in Jans Umfeld, der ihre depressiven Verhaltensweisen bestätigt, keine Überwachungskamera hat sie im Park gefilmt, den Aussagen des vierjährigen Sohnes wird nicht viel Glauben geschenkt. Es ist recht nachvollziehbar, dass Duckworth David verdächtigt und man kann es ihm nicht wirklich übel nehmen.
Zu bemängeln gibt es insgesamt kaum etwas - wenn man keine allzu anspruchsvolle Literatur erwartet, sondern eben vor allem einen Pageturner. An manchen Stellen wirkt Ethan ein bisschen zu unbeteiligt für einen Vierjährigen - er freut sich etwa anfangs sehr auf den Vergnügungspark, im Park selbst ist er dann aber vor allem müde und bekommt kaum etwas mit, etwas seltsam für seine Vorfreude. Vielleicht ist das Ende auch ein kleines bisschen zu dramatisch gestaltet, wie in einem Hollywoodreißer und es ist komisch, dass Duckworth gar nicht in Betracht zieht, dass Jan ihren Arztbesuch wegen der Depressionen nur vorgetäuscht haben könnte - was für einen depressiven, der sein Leiden verbergen oder kleinreden will, ja realistisch wäre. Zudem ahnt man einen Teil von Jans Vergangenheit schon ein bisschen zu früh durch zu auffällige Andeutungen - aber das sind alles nur Kleinigkeiten.
Fazit:
Ein sehr temporeicher und bis zum Schluss spannender Thriller, der sich leicht lesen lässt. Die Charaktere sind nicht sehr ausgefeilt, aber doch überzeugend. Die Handlung ist wendungsreich und frei von Längen, die Schwächen fallen sehr klein aus.
Ausgabe: 2011
Seiten: 528
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Der Autor:
Linwood Barclay studierte zunächst Literatur und arbeitete als Journalist in Kanada. Er begann eine Krimireihe, die bislang nicht in deutsch übersetzt wurde. 2007 erscheint sein Thriller "Ohne ein Wort", der ihn sofort zum Bestsellerautor machte. Weitere Werke sind "Dem Tode nah" und "In Todesangst".
Inhalt:
Die Harwoods sind scheinbar eine glückliche Familie: David arbeitet als engagierter Journalist, seine Frau Jan als Verkäuferin und der vierjährige Ethan macht das Glück komplett. Seit ein paar Wochen aber fühlt sich Jan zunehmend depressiv und äußert einmal sogar Selbstmordgedanken. Zur gleichen Zeit hat David Stress wegen eines geplanten Artikels über den Bau eines privat finanzierten Gefängnisses, das offenbar nur Profit bringen soll und schlechte Bedingungen für Wärter wie Inhaftierte bedeutet. David liegt das Thema am Herzen, doch in der Redaktion sieht man seine Kritik nicht gern.
Ein Besuch im Vergnügungspark soll David, Jan und Ethan auf andere Gedanken bringen. Plötzlich aber ist Jan spurlos verschwunden. David sucht den Park ab und verständigt den Sicherheitsdienst, jedoch ohne Erfolg. Er befürchtet, dass sich seine Frau etwas angetan hat, die Polizei gibt schließlich eine Fahndung heraus.
Dann aber wendet sich das Blatt: Niemand hat Jan gemeinsam mit David und Ethan im Park gesehen, niemand außer David weiß etwas von ihren angeblichen Depressionen und schließlich gerät David unter Mordverdacht. Verzweifelt versucht er, die Wahrheit herauszufinden - und entdeckt, dass seine Frau offenbar nicht die war, die sie zu sein vorgab ...
Bewertung:
Bereits mit seinem ersten auf deutsch veröffentlichen Werk "Ohne ein Wort" wurde Linwood Barclay hierzulande rasch als neuer Thrillerautor gefeiert und das durchaus zu Recht. Auch "Kein Entkommen" reiht sich ein in seine typischen Werke, die das Leben eines bis dato Durchschnittsbürgers auf den Kopf stellen, voller überraschender Wendungen und mit einem unschuldigen Verdächtigungen.
Die durchgängige Spannung, die trotz des Umfangs keine Längen aufkommen lässt, ist der größte Pluspunkt des Werkes. Kaum dass Jan verschwunden ist, gibt es mehrere Theorien, was mit ihr geschehen sein könnte: Zum einen scheint es möglich, dass sie Selbstmord begangen hat oder sich zumindest für unbestimmte Zeit an einen geheimen Ort flüchtet, um mit ihren Depressionen allein zu sein. Verdächtig sind aber auch Davids hartnäckige Nachforschungen wegen des geplanten Baus des Gefängnisses, mit denen er sich tief in die Nesseln setzt. Seine eigene Chefin unterstützt den Bau und David steht allein auf weiter Flur mit seinem Engagement, trotzdem kommt er den Verantwortlichen für ihren Geschmack viel zu nah. Denkbar ist daher, dass dort jemand hinter Jans Verschwinden steckt, um David nachhaltig zu schaden oder Rache zu üben. Kurz darauf findet David dann auch noch Indizien dafür, dass Jan eine falsche Identität benutzt hat. Er sucht ihre Eltern auf, die sie angeblich schon seit vielen Jahren aus ihrem Leben gestrichen hat - doch deren Tochter Jan ist bereits als Kind ums Leben gekommen. David ist fassungslos, da er nicht versteht, warum seine Jan ihn über all die Jahre belogen hat. Die Spannung wird erneut angezogen, als er ins Visier der Ermittler gerät. Welche Rolle Jan darin spielt, wie und ob David seine Unschuld beweisen kann, warum auch Jans Arbeitskollegin Deanne verschwunden ist und was hinter allem steckt ist eine gut ausgetüftelte Story, die überzeugend erzählt wird.
Die Charaktere sind nicht ausgefeilt, aber doch grundsätzlich gelungen. Etwa die Hälfte des Buches spricht David als Ich-Erzähler, die Szenen aber, in denen er nicht beteiligt ist - vor allem die Ermittlungen von Detective Duckworth - übernimmt ein außenstehender Erzähler. David erscheint rasch sympathisch, vor allem dank seines unermüdlichen Einsatzes für die Zeitung, er ist offenbar ein Reporter, der durchaus Berufsehre kennt und keine unangenehmen Recherchen scheut. Aus einem zuvor glücklichen Familienvater wird im Handumdrehen ein Mordverdächtiger, der damit natürlich auch das Sorgerecht für seinen Sohn zu verlieren droht. Detective Duckworth ist zwar mit seinem Verdacht gegen David auf der falschen Fährte - aber es ist reizvoll, dass auch er nicht unsympathisch ist. Neben dem gelassenen Gemüt von Davids Vater sorgen Duckworth' vergebliche Versuche, den von seiner Frau auferlegten Diätplan zu befolgen, für kleine humorvolle Momente. Duckworth scheint auch ganz zu Anfang David zu glauben, dann aber findet er niemanden sonst in Jans Umfeld, der ihre depressiven Verhaltensweisen bestätigt, keine Überwachungskamera hat sie im Park gefilmt, den Aussagen des vierjährigen Sohnes wird nicht viel Glauben geschenkt. Es ist recht nachvollziehbar, dass Duckworth David verdächtigt und man kann es ihm nicht wirklich übel nehmen.
Zu bemängeln gibt es insgesamt kaum etwas - wenn man keine allzu anspruchsvolle Literatur erwartet, sondern eben vor allem einen Pageturner. An manchen Stellen wirkt Ethan ein bisschen zu unbeteiligt für einen Vierjährigen - er freut sich etwa anfangs sehr auf den Vergnügungspark, im Park selbst ist er dann aber vor allem müde und bekommt kaum etwas mit, etwas seltsam für seine Vorfreude. Vielleicht ist das Ende auch ein kleines bisschen zu dramatisch gestaltet, wie in einem Hollywoodreißer und es ist komisch, dass Duckworth gar nicht in Betracht zieht, dass Jan ihren Arztbesuch wegen der Depressionen nur vorgetäuscht haben könnte - was für einen depressiven, der sein Leiden verbergen oder kleinreden will, ja realistisch wäre. Zudem ahnt man einen Teil von Jans Vergangenheit schon ein bisschen zu früh durch zu auffällige Andeutungen - aber das sind alles nur Kleinigkeiten.
Fazit:
Ein sehr temporeicher und bis zum Schluss spannender Thriller, der sich leicht lesen lässt. Die Charaktere sind nicht sehr ausgefeilt, aber doch überzeugend. Die Handlung ist wendungsreich und frei von Längen, die Schwächen fallen sehr klein aus.
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