27. Juni 2012

Feuertanz - Helene Tursten

Produktdetails:

Ausgabe: 2008
Seiten: 320
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Die Autorin:

Helene Tursten, geboren 1954 in Göteborg, arbeitete bis zu ihrem 40. Lebensjahr als Zahnärztin und Krankenschwester. Wegen einer rheumatischen Erkrankung musste sie ihren Beruf aufgeben und widmet sich seitdem hauptberuflich dem Schreiben. Zu ihren Werken gehören u.a. "Der Novembermörder", "Der zweite Mord", "Tod im Pfarrhaus" und "Der erste Verdacht".

Inhalt:

Als die Leiche einer verbrannten jungen Frau entdeckt wird, fühlt sich Irene Huss sofort an einen alten Fall erinnert, der damit zusammenhängt: 1989 starb der Familienvater Magnus Eriksson bei einem Hausbrand. Eine Ursache wurde nie gefunden, der Fall wurde schließlich als Unglücksfall abgeschlossen. Einzige mögliche Zeugin war die damals elfjährige Stieftochter Sophie, die kurz vor dem Brand im Haus war. Aber Sophie schwieg, sowohl gegenüber der Polizei als auch gegenüber den Psychologen.

Die Leiche der jungen Frau wird nun als Sophie identifiziert, die inzwischen Mitte zwanzig war. Drei Wochen vor ihrem Tod war sie verschwunden, ihr Arm wurde in der Zeit gebrochen, sie hatte starke Betäubungsmittel im Blut. Mit den Ermittlungen kommt auch wieder die Frage auf, ob der Tod des Stiefvaters damals wirklich ein Unfall war - oder ob Sophie vielleicht, wie von manchen vermutet, zur kindlichen Mörderin wurde und sich jetzt jemand rächen wollte.

Irene Huss richtet ihr Augenmerk bei den Ermittlungen besonders auf die Familie. Sophie war eine begabte Balletttänzerin, wie schon zu Kinderzeiten. Haben ihre Mutter oder ihr jüngerer Bruder, die ebenfalls erfolgreich tanzen, etwas mit ihrem Tod zu tun? Und besteht ein Zusammenhang zu Sophies Bühnenstück "Feuertanz", das kurz vor der Uraufführung steht? Während Irene versucht, die Sorgen um ihre flatterhafte heranwachsende Tochter zu bewältigen, kommt sie dem Täter langsam näher ...

Bewertung:

Der sechste Fall der Kripo-Beamtin Irene Huss aus Göteborg ist wie alle Krimis aus der Reihe solide und gehört sicher nicht zu den schwächeren Bänden. Wie üblich liegt eine der großen Stärken des Romans in der Menschlichkeit der Hauptfigur. Die sympathische Ermittlerin ist eine robuste Person, trotzdem sensibel, manchmal auch überfordert und nie zu penetrant im Vordergrund der Handlung. Sie reagiert nicht immer perfekt, leistet sich in diesem Band sogar einen ziemlich gefährlichen Schnitzer und ist doch eine sehr kompetente Ermittlerin mit scharfem Verstand und einer recht guten Menschenkenntnis. Die Bände sind grundsätzlich in beliebiger Reihenfolge lesbar, allerdings gibt es doch ein paar Veränderungen in Irenes Privatleben im Laufe der Serie. Hier ist es vor allem der neue Freund ihrer Tochter Katarina, der in den weiteren Bänden eine feste Rolle einnehmen wird sowie allgemein die Entwicklung der so verschiedenen Zwillinge Katarina und Jenny - Katarina, die sich von ihrem einstigen Hobby Jiu Jitsu, der großen Leidenschaft ihrer Mutter, abwendet und mit der Tanz-Kampf-Kunst Capoeira beginnt und Jenny, die engagierte Veganerin mit der Punker-Attitüde, bei der Irene fürchtet, dass sie ihr entgleitet.

Interessant ist an dem Fall vor allem die Einblicke in die Vergangenheit. Etwa die ersten 70 Seiten drehen sich vornehmlich um die Geschehnisse von 1989 und der Leser erlebt eine ganz junge Irene Huss, noch am Anfang ihrer Karriere, gerade Mutter der Zwillinge geworden. Lange Zeit ist nicht klar, ob der Todesfall von Sophies Stiefvater ein Unfall oder Mord war und ob wirklich ein Zusammenhang zu Sophies Tod besteht. Die erwachsene Sophie erlebt der Leser nicht mehr, allerdings erfährt man über ihr Umfeld einiges über sie und gemeinsam mit dem geheimnisvollen, schweigsamen Mädchen, das sie war, ergibt sich ein interessantes Bild. Allein dass man ihr zutraut, als Elfjährige ein Feuer gelegt und ihren Stiefvater damit umgebracht zu haben, verleiht der Geschichte viel Brisanz. Eine andere verdächtige ist Sophies Mutter, die seinerzeit gar nicht besonders traurig über den Tod ihres Mannes wirkte und auch heute noch eine schöne, aber auch sehr flatterhafte Frau ist, die trotz Beziehung Affären sucht. Interessant sind die Einflechtungen über das Capoeira, das Irene erklärt wird und das später auch die neue Leidenschaft ihrer Tochter wird.

Ein paar Schwächen gibt es aber dennoch zu verzeichnen. Vor allem erkennt der Leser den Täter schneller als Irene - es wird wie nebenbei ein Hinweis fallen gelassen, der Irene erst etwas später ein Licht aufgehen lässt - der Leser aber, der vorher gut aufgepasst hat, hat dabei schon einen sehr starken Verdacht, der sich dann bewahrheitet. Dann gibt es in der zweiten Hälfte noch einen Bandenkrieg, der Irenes Kollegen beschäftigt, der mit dem eigentlichen Fall überhaupt nichts zu tun hat und dafür zu viele Seiten einnimmt. Kurz vor Schluss landet dann Irenes Ehemann Krister noch im Krankenhaus. Er erleidet sogar eine Amnesie der letzten Stunden und löst bei Irene natürlich große Sorgen aus, die sie zusätzlich zu ihrem Arbeitsstress belasten. Allerdings ist eine Amnesie ein bisschen dick aufgetragen, ein einfaches Burnout hätte es auch getan.

Fazit:


Ein unterm Strich recht gelungener Krimi mit sympathischer Ermittlerin und interessanten Nebenfiguren. Etwas schade ist, dass der Täter verhältnismäßig früh erraten wird und ein zweiter Fall ein bisschen von der Haupthandlung ablenkt. Vielleicht nicht der beste Fall der Irene-Huss-Reihe, aber auf alle Fälle für Krimifreunde lesenswert.

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