23. Juni 2012

Bibi Blocksberg - Mamis Geburtstag

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Inhalt:

Karla Kolumna veröffentlicht in der Zeitung einen flammenden, emanzipierten Artikel, der die Frauen in Neustadt dazu aufruft, sich mehr zu engagieren und Aufgaben in der Politik zu übernehmen. Während Bernhard Blocksberg eher befremdet darauf reagiert, zeigt sich Barbara sehr interessiert. In ein paar Tagen wird sie 33, und sie fühlt sich dazu berufen, mehr Aufgaben als Hausfrau und Hexe zu erfüllen. Karla Kolumna bittet sie prompt um ein Interview für ihre neue Serie "Frauen in Neustadt".

Zwei Tage später ist es soweit, und Barbara Blocksberg hat Geburtstag. Bibi hat kurz zuvor noch ein Geschenk gebastelt, sie hext einen schönen Geburtstagsfrühstückstisch und singt mit Papi ein Liedchen. Auch Karla kommt auf einen Gruß vorbei. Mitten in der Feier gesteht Barbara, dass sie in der Geburtstagsnacht eine gravierende Entscheidung getroffen hat. Jede Hexe hat um 3:33 Uhr in der Nacht ihres 33. Geburtstages die Möglichkeit, auf ihre Hexenkraft zu verzichten. Genau das hat Barbara in dieser Nacht getan. Sie möchte von nun an wie eine ganz normale Frau leben. Alle sind perplex. Bernhard freut sich über die Entscheidung seiner Frau, Karla ist sprachlos, Bibi tieftraurig.

In dem Moment kommt der Bürgermeister vorbei, der Karlas Frauen fördernden Artikel auch gelesen hat. Aus Angst um die weiblichen Wählerstimmen hat er beschlossen, Barbara Blocksberg als Urlaubsvertretung für seinen Sekretär Pichler einzustellen. Barbara nimmt bereitwillig an, denn sie sieht einige Chancen, dadurch das Leben für Frauen in Neustadt zu verbessern. Bibi aber ist immer noch geschockt über die Entscheidung ihrer Mutter. Sie fühlt sich im Stich gelassen, denn schließlich hat das Hexen mit Mami immer am meisten Spaß gemacht. Bibi will nicht glauben, dass ihre Mutter keine Hexe mehr ist. Ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, sie wieder zum Hexen zu bringen? Bibi lässt sich einiges einfallen ...

Bewertung:

Dass ein Hexengeburtstag nicht mit ganz normalen Geburtstagen zu vergleichen ist, kennt man schon aus den Folgen, die sich um Bibis und Tante Amandas Geburtstag drehen. Diesmal ist Barbara Blocksberg an der Reihe und ihre überraschende Entscheidung, auf die Hexenkraft zu verzichten, sorgt natürlich unweigerlich für großes Interesse beim Hörer.

Gute Lehren

Sehr schön lehrreich ist in dieser Folge, dass Kindern vorgeführt wird, dass auch bei den Blocksbergs nicht alle Probleme mit Hexerei gelöst werden. Bernhard wirft zu Beginn seiner Frau vor, dass sie im Zweifelsfall immer mit "Hex-Hex" einschreitet und deshalb ihre politischen Ambitionen lieber vergessen solle. Dieser Vorwurf hat offenbar dazu beigetragen, dass Barbara ihre Hexenkraft ad acta legt. Sie möchte nicht mehr in erster Linie als Hexe, sondern als verantwortungsvolle Frau gesehen werden. Barbara neigte schon immer dazu, sich das Hexen eher für Notsituationen aufzuheben, und musste ihre kleine Hexentochter schon einige Male bremsen und ermahnen, nicht alles immer mit Hexerei anzugehen. Daher ist es schön zu sehen, dass Barbara Blocksberg sich bemüht, ihr Leben auch ohne magische Unterstützung zu meistern, da sie auch als normale Frau genug Talente und Können mitbringt, um etwas zu erreichen.

Gleichzeitig erinnert das Hörspiel aber auch daran, dass man nicht gegen seine Natur ankämpfen sollte. Die Hexenkraft ist Barbara nun mal von der Geburt an gegeben, und es wäre falsch, sie ganz aufzugeben. Denn alle guten Vorsätze nützen nichts, wenn innendrin immer noch das Hexendasein vorhanden ist. Die Veranlagung lässt sich nicht beseitigen, was ja nicht unbedingt heißt, dass man ständig hexen muss - am besten ist der goldene Mittelweg, bei dem sich das Hexen auf Notfälle beschränkt und man sich seine Anerkennung auf normalem Weg erarbeitet.

Schön ist zudem, dass in dieser Folge die Emanzipation thematisiert wird. Gerade der Bürgermeister als alter Chauvi muss erkennen, dass Barbara Blocksberg eine Menge guter Ideen auf Lager hat und sich sogar deutlich besser durchzusetzen weiß als sein Sekretär Pichler. "Frauen an die Front" ist nicht nur die Überschrift von Karla Kolumnas Artikel, sondern auch das Motto dieser Geschichte, das die männlichen Charaktere einmal darüber belehrt, dass in Neustadt nicht alles von Männerhand organisiert werden muss. Barbara Blocksberg indes wird bestätigt in ihrem Vorhaben, sich selbst zu verwirklichen. Damit ermuntert das Hörspiel dazu, sich auf neue Wege zu begeben, neuen Interessen nachzugeben und sich ruhig etwas Außergewöhnliches zuzutrauen.

Humorvolle Dialoge

Die Handlung wird wie üblich auf humorvolle Weise inszeniert. Das fängt schon bei den Frühstücksstreitereien zwischen Familie Blocksberg an, als Vater Bernhard der Forderung nach Emanzipation sichtlich skeptisch gegenübersteht. Seiner chauvinistischen Meinung gehören Frauen in den Haushalt, schließlich heiße es "DIE Windel" und "DIE Waschmaschine" - was Bernhard offenbar für sehr zwingende Argumente hält. Bibi, die sich gerade mit dem Sportteil der Zeitung vergnügt, wirft dagegen sehr treffend ein, dass Steffi Graf vom Erfolg her jederzeit mit Boris Becker mithalten kann.

Witzig sind auch wie üblich die Streitgespräche mit dem Bürgermeister, der genau wie Bernhard den Vormarsch der Frauen eher erschreckend findet. Sein Sekretär Pichler hingegen seufzt hingebungsvoll beim Gedanken, dass Frauen ins Rathaus einziehen könnten. Daher stellt der Bürgermeister Barbara Blocksberg als seine Vertretung ein, was er recht missverständlich mit der Frage "Wollen Sie meine Frau werden?" formuliert - weshalb er erst mal den Unmut von Bernhard Blocksberg auf sich zieht. Bei der Definition von Pichlers Aufgaben kommt ihm Karla Kolumna zuvor, die sie spöttisch mit "Kaffeeholer" und "Fußabtreter" definiert. Dass dies den Kern trifft, merkt Barbara Blocksberg spätestens an ihrem ersten Arbeitstag, als der Bürgermeister kurzzeitig seine Vertretung vergisst und lautstark nach dem nicht-anwesenden Pichler brüllt. Unfreiwillig sympathisch wird er jedoch später, nachdem er von Bibis Trank gekostet hat, der eigentlich die Hexenkräfte stärken soll.

Der Bürgermeister verwandelt sich für einige Stunden in einen tatendurstigen Helfer, der es gar nicht erwarten kann, die Wünsche und Anliegen seiner Bürger zu erfüllen. "Packen wir's an - Mir ist nach Taten zumute!", überrascht er die verwirrte Barbara, die erst gar nicht weiß, was der Bürgermeister von ihr will, und ihn nur mit Mühe davon abhalten kann, gleich durchs Rathausfenster zu steigen.

Kleine Unstimmigkeiten


Schon in den Anfangsminuten des Hörspiels werden langjährige Hörer der Serie irritiert, als Bibi ihren Papi um Rat nach einem Geburtstagsgeschenk für Barbara Blocksberg bittet. Bibis Ideen sind gehexte Gegenstände wie eine Perlenkette oder ein Seidenschal. Davon abgesehen, dass es reichlich unoriginell von Bibi ist, einer Hexe einen banalen Gegenstand zu hexen, verwundert ihr Vorhaben: Aus anderen Folgen weiß man, dass feste Gegenstände, die immer halten sollen, sich nach sieben Tagen in Luft auflösen. Genau das wird Bibi nämlich in "Bibi zieht um" zum Verhängnis, und sie erläutert es nochmals in "Bibi reißt aus", als sie aus dem Grund für sich und Marita lediglich Werkzeug, aber keine fertigen Dachziegel hext. Warum sollte es sich also bei diesen Gegenständen anders verhalten?

Des Weiteren verwundert etwas, warum sich Bibi nach Barbaras Entscheidung nicht an andere, ältere Hexen wendet, um sich Rat einzuholen. Es wäre sehr logisch gewesen, wenn sie hier Tante Amanda, die alte und erfahrenen Mania oder auch die Hexenratsvorsitzende Walpurgia aufgesucht hätte. Zum einen, um den Rat einer Hexe zu erhalten, denn auch wenn Marita sie zu trösten versucht, kann sie als Nicht-Hexe das ganze Drama natürlich nicht verstehen. Zum anderen, um herauszufinden, ob ihre Mutter wirklich ihre Hexenkräfte verlieren kann und wie groß die Chancen stehen, dass sie sie zurück erlangt. Und drittens hätte sie sich in diesen Hexen Verbündete holen können, denn es wäre sicher keine Frage, dass diese auf Bibis Seite gestanden und auf Barbara eingewirkt hätten. Natürlich wäre das Hörspiel durch ihr Eingreifen ganz anders verlaufen, und es ist spannender, wenn Bibi es auf ihre eigene Art, ohne Hilfe, versucht, zumal die Handlung sowieso recht vorhersehbar verläuft, da niemand ernsthaft erwartet, dass Barbara Blocksberg für immer das Hexen aufgibt. Aber es bleibt ein fader Nachgeschmack zurück, dass diese Möglichkeit einfach übergangen wird.

Fraglich in der Lehre ist Bibis und Maritas Auseinandersetzung mit Geschenken für ihre Eltern. Bibi sucht ein Geschenk für ihre Mutter, Marita hingegen eines für ihren Vater. Letztlich hext Bibi ihrer Freundin eine Spielzeugeisenbahn, die Marita ihrem Papi schenken soll. Allerdings ist es sehr unschön, dass Maritas Vater nun als Geschenk einen Gegenstand erhält, den Bibi gehext hat - mal davon abgesehen, dass auch hier wieder die Unlogik bezüglich der Haltbarkeit des gehexten Gegenstandes zutage tritt. Maritas leichter Einwand, dass die das Geschenk ja nicht selber gemacht hat, wird von Bibi abgeschmettert, dass sie schließlich noch eine schöne Karte dazu malen kann. Trotzdem ist es schade, dass hier Geschenke einfach gehext werden. Sehr viel besser ist die Lösung für Bibis Geschenk, denn hier basteln Marita und Bibi gemeinsam etwas, das Barbara Blocksberg gut gebrauchen kann, und es kommt nur ein ganz klein wenig Hexenkraft zum Einsatz - so hätte es auch bei Maritas Geschenk laufen sollen.

Fazit:

Unterm Strich erwartet den Hörer eine überdurchschnittlich gute Bibi-Folge, die vor allem durch ihre mehrfachen, kindgerechten Lehren überzeugt. Die originelle Grundidee und die zahlreichen humorvollen Dialoge machen aus der Geschichte eine hübsche Hörspielfolge, die in keiner Bibi-Sammlung fehlen sollte. Getrübt wird das Gesamtbild allerdings durch kleine Unstimmigkeiten wie Unlogiken im Vergleich zu anderen Folgen und einer neben all den sinnvollen Lehren eher zweifelhaften Aussage. Da dies aber nur Kleinigkeiten sind, die kaum etwas mit der Grundhandlung zu tun haben, fällt das Fazit insgesamt positiv aus.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonesewicz
Barbara Blocksbeg: H. Bruckhaus
Bernhard Blocksberg: G. Weber
Karla Kolumna: G. Fritsch
Marita: T. Gessner
Bürgermeister: H. Giese
Pichler: W. Herbst
Erzähler: J. Nottke

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