Produktinfos:
Ausgabe: 2011
Seiten: 496
Amazon
* * * * *
Die Autorin:
Ursula Poznanski wurde 1968 in Wien geboren. Sie begann verschiedenste Studiengänge zu belegen, ehe sie sich für einen Werdegang als Medizinjournalistin entschied. Seit 2003 ist sie Kinder- und Jugendbuchautorin. Besonders erfolgreich war ihr erster Jugendthriller "Erebos".
Inhalt:
Der junge Medizinstudent Bastian konzentriert sich normalerweise sehr auf sein Studium. Vor ein paar Wochen aber hat er die attraktive Sandra kennen gelernt, mit der er sich eine Beziehung erhofft. Sandra ist ein großer Mittelalterfan und nimmt ihn regelmäßig auf Märkte mit. Zudem ist sie eine leidenschaftliche Rollenspielerin, womit Bastian keine Erfahrung hat.
Sandra zuliebe nimmt Bastian an einem besonderen Rollenspiel ihrer Gruppe "Saeculum" teil. Etwa zwanzig junge Leute werden von Köln aus in eine abgelegene Waldgegend in Österreich fahren. Dort wollen sie fünf Tage lang so authentisch wie möglich im Mittelalter leben - Leinenkleider, keine Handys, keine Medikamente, keine Taschenlampen und etliche Kilometer von der Zivilisation entfernt. Erst nach fünf Tagen sollen sie wieder per Auto abgeholt werden. Für Bastian eine ungewohnte Herausforderung, aber er hofft, dass er in diesen Tagen endgültig Sandras Herz gewinnt.
Schon am Bahnhof gibt es aber Unruhe, als endlich das genaue Ziel vom Gruppenleiter Paul bekannt gegeben wird: Es ist das Land des Blutfürsten, auf dem ein unheimlicher Fluch liegen soll, der Eindringlingen Verderben bringt. Vor allem die abergläubische Doro befürchtet drohendes Unheil, doch die Gruppe reist dennoch an. Nach langer Anreise beginnt das mittelalterliche Spiel voller Elan - bis plötzlich einer von ihnen verschwindet. Auch am nächsten Morgen bleibt er verschwunden - bald darauf werden zwei weitere Teilnehmer vermisst. Das Spiel läuft aus den Fugen, das Notfallhandy ist verschwunden, heftige Gewitter, Verletzungen und düstere Nachrichten sorgen für wachsende Panik. Wird der Fluch tatsächlich Wahrheit oder steckt etwas anderes hinter diesem Szenario ...?
Bewertung:
"Herr der Fliegen" trifft "Blair Witch Project" im mittelalterlichen Gewand - so in etwa lässt sich dieser rasante Jugendthriller kategorisieren. Was als harmloses, wenn auch aufregendes und originelles, Experiment beginnt, wird nach und nach zu einem Schreckensszenario, in dem kaum noch etwas sicher ist - weder, wem man trauen kann, noch wer dahinter steckt, noch ob man es mit menschlichen oder übernatürlichen Kräften zu tun hat.
Es klingt wie ein spannendes Abenteuer, durchaus ein bisschen riskant und vor allem ein Spaß für junge Leute, die ein bisschen Mittelalterflair erleben wollen: Fünf Tage irgendwo in der Einsamkeit der österreichischen Wälder. Anders als andere Rollenspiel-Conventions ist es schon, denn die Saeculum-Gruppe ist besonders streng in ihren Regeln. Die Gruppe lässt sich illegal auf Privatgrund nieder, wo es zwar mehr oder weniger ausgeschlossen erscheint, dass jemand dort auftaucht - aber juristische Folgen hätte es dennoch, wenn sie dort beim heimlichen Zelten und vor allem beim Feuermachen erwischt würden. Das Risiko ist notwendig, denn für das authentische Spiel ist es wichtig, dass sie wirklich so fernab wie möglich von der Zivilisation sind. Es gibt auch keine Spielpausen, alle Teilnehmer sollen sich rund um die Uhr in mittelalterlicher Sprache und mit ihren Rollennamen anreden. Zudem muss Bastian fassungslos erleben, dass ihm auch seine Brille abgenommen wird, wie alles, was erst nach dem 14. Jahrhundert erfunden wurde, was die Grundregel besagt. Zwar ist er nicht besonders stark kurzsichtig, aber eine sehr ungewohnte Einschränkung bedeutet es dennoch. Es gibt auch keine medizinische Notfallausrüstung, Kräuter und Leinentücher sind das Einzige, das gestattet ist - und jedem ist klar, dass das Satellitenhandy für den allergrößten Notfall nur in Extremsituationen benutzt werden darf, um keinen behördlichen Ärger zu bekommen. Damit gibt es zwar dank des Satellitenhandys und den Helfern, die sie in fünf Tagen mit den Jeeps wieder abholen wollen, zwei Rückversicherungen für Katastrophen, aber die Lage ist doch durchaus weit von einem harmlosen Spiel entfernt. Das erlebt die Gruppe bereits, als ein sehr heftiges Gewitter losgeht, es kaum geeignete Unterschlüpfe gibt und anschließend fast alle Kleidungsstücke und Nahrungsmittel durchnässt sind.
Der Leser folgt in der personalen Perspektive der Hauptfigur Bastian und wird automatisch sein Verbündeter. Je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr rückt auch Iris ins Blickfeld. Die Charaktere sind nicht extrem ausgefeilt, aber doch insgesamt gelungen: Bastian ist zu Beginn der ehrgeizige Medizinstudent, der unter seinem erfolgreichen aber auch hartherzigen Vater, einem bekannten Chirurgen, leidet, dem er aus Trotz zeigen will, was einen wirklich guten Arzt ausmacht. Bastian hat zwar durchaus schon Erfahrung im Campen oder mit Raftingurlaub, aber die Mittelalterwelt ist ihm recht fremd und das Rollenspiel ist für ihn nicht leicht durchzuhalten. Die anderen aus der Gruppe begegnen ihm teilweise misstrauisch, aus verständlichen Gründen, denn es nehmen generell nur sehr vertrauenswürdige Freunde daran teil und keine Neulinge wie er. Sandra erscheint anfangs etwas oberflächlich, aber nicht unsympathisch - umso seltsamer ist für Bastian wie auch den Leser, dass sie sich schon bald nach der Ankunft im Lager immer mehr von ihm distanziert. Einer der interessanten Charaktere ist Iris, die junge Harfenspielerin mit den bunten Haaren und der eigenwilligen, zurückgezogenen Art. Sie und der Student aus gutem Hause sind anfangs extrem gegensätzlich, doch ihre Abneigung lässt immer mehr nach und während sich Bastian langsam vom Theoretiker zum guten Kameraden wandelt, wird Iris ihm gegenüber offener und zutraulicher. Paul ist der Organisator, ein bewunderter, attraktiver kluger Kopf, der "für alles einen Plan hat", wie die anderen zu sagen pflegen.
Weitere wichtige Charaktere sind der füllige, sympathische Steinchen, der immer für einen Scherz gut ist, die faszinierend schöne, aber seltsam unsichere Lisbeth und ihr eifersüchtiger Freund Georg sowie natürlich Doro - Doro ist nicht nur abergläubisch, sondern fest in ihren Vorstellungen über Magie verstrickt und bereitet den anderen immer mehr Angst, dass sie sich wirklich auf verfluchtem Boden befinden. Das Verschwinden dreier Teilnehmer ist nicht das einzige Problem, mit dem die Gruppe bald verzweifelt zu kämpfen hat - sie hören nächtliche Schreie, ihr Essen wird mit Maden verseucht, zwei von ihnen bekommen ernsthafte gesundheitliche Probleme und irgendjemand hat das Satellitenhandy, das ihnen als einzige Rettung für Notfälle dienen sollte, gestohlen. Die Lage spitzt sich zu, Aggressionen und Spaltungen sind die Folge und schließlich passiert eine Katastrophe, die die Gruppe endgültig spaltet und vor allem Bastian in Lebensgefahr bringt. Der Stil ist einfach und auch für jugendliche Leser keine Herausforderung. Stattdessen führt der Roman den Leser in rasantem Tempo durch die Geschehnisse, ohne eine einzige Länge zuzulassen.
Nach atemberaubenden zwei Dritteln zeigt der Roman leider kleine Schwächen - auch wenn sie nicht verhindern, dass das Buch letztlich immer noch sehr gelungen ist. Es ist vor allem das Motiv und die Ahnung, wer hinter all dem steckt, die für den Leser etwas zu früh kommt. Sicher, die genaue Motivation wird erst am Ende beim großen Finale offenkundig, schon schon weit vorher, wenn alle Beteiligten noch ahnungslos sind, geht dem Leser, wenn er etwas nachdenkt, ein Licht auf. Das nimmt dem Roman dann doch ein bisschen die Fahrt und die Spannung, auch wenn es nicht zu offensichtlich ist und sicher nicht jeder Leser den Braten riecht - zudem bleiben dennoch noch kleine Überraschungen übrig und der genaue Ausgang lange ungewiss. Zudem gibt es eine Handvoll Kleinigkeiten, die nicht komplett überzeugend gestaltet sind: In seiner Gefangenschaft hätte Bastian viel früher etwas auffallen können oder müssen, was er dann erst viel später bemerkt. Dann ist nicht so ganz logisch, dass er eine der gefundenen Nachrichten, die unheilvoll gereimt auf eine Rinde gekritzelt sind, eine Weile für sich behält, weil er sie anscheinend für nicht so wichtig wie die Suche nach den vermissten empfindet - aber zu dem Zeitpunkt müsste ihm schon längst klar sein, dass die Nachrichten kein Spaß sind. Dann ist da noch die Sache mit Lisbeths verschwundenem Medaillon, das eigentlich nicht wertvoll sein kann, worüber sie aber aus unerklärlichen Gründen verzweifelt - hier wäre eine sofortige Nachfrage logisch gewesen, stattdessen wundert sich Bastian über die Reaktion zwar sehr, reagiert aber ansonsten nicht.
Fazit:
Insgesamt bleibt ein toller und rasanter Thriller zurück, der sich für Jugendliche ab etwa 14 Jahren und Erwachsene gleichermaßen eignet. Die Handlung wird flott und unterhaltsam erzählt, ist über weite Strecken sehr spannend und durchaus gruselig. Es gibt ein paar Kleinigkeiten, die nicht ganz optimal sind, die aber den Lesegenuss nicht entscheidend schmälern.
Ausgabe: 2011
Seiten: 496
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Die Autorin:
Ursula Poznanski wurde 1968 in Wien geboren. Sie begann verschiedenste Studiengänge zu belegen, ehe sie sich für einen Werdegang als Medizinjournalistin entschied. Seit 2003 ist sie Kinder- und Jugendbuchautorin. Besonders erfolgreich war ihr erster Jugendthriller "Erebos".
Inhalt:
Der junge Medizinstudent Bastian konzentriert sich normalerweise sehr auf sein Studium. Vor ein paar Wochen aber hat er die attraktive Sandra kennen gelernt, mit der er sich eine Beziehung erhofft. Sandra ist ein großer Mittelalterfan und nimmt ihn regelmäßig auf Märkte mit. Zudem ist sie eine leidenschaftliche Rollenspielerin, womit Bastian keine Erfahrung hat.
Sandra zuliebe nimmt Bastian an einem besonderen Rollenspiel ihrer Gruppe "Saeculum" teil. Etwa zwanzig junge Leute werden von Köln aus in eine abgelegene Waldgegend in Österreich fahren. Dort wollen sie fünf Tage lang so authentisch wie möglich im Mittelalter leben - Leinenkleider, keine Handys, keine Medikamente, keine Taschenlampen und etliche Kilometer von der Zivilisation entfernt. Erst nach fünf Tagen sollen sie wieder per Auto abgeholt werden. Für Bastian eine ungewohnte Herausforderung, aber er hofft, dass er in diesen Tagen endgültig Sandras Herz gewinnt.
Schon am Bahnhof gibt es aber Unruhe, als endlich das genaue Ziel vom Gruppenleiter Paul bekannt gegeben wird: Es ist das Land des Blutfürsten, auf dem ein unheimlicher Fluch liegen soll, der Eindringlingen Verderben bringt. Vor allem die abergläubische Doro befürchtet drohendes Unheil, doch die Gruppe reist dennoch an. Nach langer Anreise beginnt das mittelalterliche Spiel voller Elan - bis plötzlich einer von ihnen verschwindet. Auch am nächsten Morgen bleibt er verschwunden - bald darauf werden zwei weitere Teilnehmer vermisst. Das Spiel läuft aus den Fugen, das Notfallhandy ist verschwunden, heftige Gewitter, Verletzungen und düstere Nachrichten sorgen für wachsende Panik. Wird der Fluch tatsächlich Wahrheit oder steckt etwas anderes hinter diesem Szenario ...?
Bewertung:
"Herr der Fliegen" trifft "Blair Witch Project" im mittelalterlichen Gewand - so in etwa lässt sich dieser rasante Jugendthriller kategorisieren. Was als harmloses, wenn auch aufregendes und originelles, Experiment beginnt, wird nach und nach zu einem Schreckensszenario, in dem kaum noch etwas sicher ist - weder, wem man trauen kann, noch wer dahinter steckt, noch ob man es mit menschlichen oder übernatürlichen Kräften zu tun hat.
Es klingt wie ein spannendes Abenteuer, durchaus ein bisschen riskant und vor allem ein Spaß für junge Leute, die ein bisschen Mittelalterflair erleben wollen: Fünf Tage irgendwo in der Einsamkeit der österreichischen Wälder. Anders als andere Rollenspiel-Conventions ist es schon, denn die Saeculum-Gruppe ist besonders streng in ihren Regeln. Die Gruppe lässt sich illegal auf Privatgrund nieder, wo es zwar mehr oder weniger ausgeschlossen erscheint, dass jemand dort auftaucht - aber juristische Folgen hätte es dennoch, wenn sie dort beim heimlichen Zelten und vor allem beim Feuermachen erwischt würden. Das Risiko ist notwendig, denn für das authentische Spiel ist es wichtig, dass sie wirklich so fernab wie möglich von der Zivilisation sind. Es gibt auch keine Spielpausen, alle Teilnehmer sollen sich rund um die Uhr in mittelalterlicher Sprache und mit ihren Rollennamen anreden. Zudem muss Bastian fassungslos erleben, dass ihm auch seine Brille abgenommen wird, wie alles, was erst nach dem 14. Jahrhundert erfunden wurde, was die Grundregel besagt. Zwar ist er nicht besonders stark kurzsichtig, aber eine sehr ungewohnte Einschränkung bedeutet es dennoch. Es gibt auch keine medizinische Notfallausrüstung, Kräuter und Leinentücher sind das Einzige, das gestattet ist - und jedem ist klar, dass das Satellitenhandy für den allergrößten Notfall nur in Extremsituationen benutzt werden darf, um keinen behördlichen Ärger zu bekommen. Damit gibt es zwar dank des Satellitenhandys und den Helfern, die sie in fünf Tagen mit den Jeeps wieder abholen wollen, zwei Rückversicherungen für Katastrophen, aber die Lage ist doch durchaus weit von einem harmlosen Spiel entfernt. Das erlebt die Gruppe bereits, als ein sehr heftiges Gewitter losgeht, es kaum geeignete Unterschlüpfe gibt und anschließend fast alle Kleidungsstücke und Nahrungsmittel durchnässt sind.
Der Leser folgt in der personalen Perspektive der Hauptfigur Bastian und wird automatisch sein Verbündeter. Je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr rückt auch Iris ins Blickfeld. Die Charaktere sind nicht extrem ausgefeilt, aber doch insgesamt gelungen: Bastian ist zu Beginn der ehrgeizige Medizinstudent, der unter seinem erfolgreichen aber auch hartherzigen Vater, einem bekannten Chirurgen, leidet, dem er aus Trotz zeigen will, was einen wirklich guten Arzt ausmacht. Bastian hat zwar durchaus schon Erfahrung im Campen oder mit Raftingurlaub, aber die Mittelalterwelt ist ihm recht fremd und das Rollenspiel ist für ihn nicht leicht durchzuhalten. Die anderen aus der Gruppe begegnen ihm teilweise misstrauisch, aus verständlichen Gründen, denn es nehmen generell nur sehr vertrauenswürdige Freunde daran teil und keine Neulinge wie er. Sandra erscheint anfangs etwas oberflächlich, aber nicht unsympathisch - umso seltsamer ist für Bastian wie auch den Leser, dass sie sich schon bald nach der Ankunft im Lager immer mehr von ihm distanziert. Einer der interessanten Charaktere ist Iris, die junge Harfenspielerin mit den bunten Haaren und der eigenwilligen, zurückgezogenen Art. Sie und der Student aus gutem Hause sind anfangs extrem gegensätzlich, doch ihre Abneigung lässt immer mehr nach und während sich Bastian langsam vom Theoretiker zum guten Kameraden wandelt, wird Iris ihm gegenüber offener und zutraulicher. Paul ist der Organisator, ein bewunderter, attraktiver kluger Kopf, der "für alles einen Plan hat", wie die anderen zu sagen pflegen.
Weitere wichtige Charaktere sind der füllige, sympathische Steinchen, der immer für einen Scherz gut ist, die faszinierend schöne, aber seltsam unsichere Lisbeth und ihr eifersüchtiger Freund Georg sowie natürlich Doro - Doro ist nicht nur abergläubisch, sondern fest in ihren Vorstellungen über Magie verstrickt und bereitet den anderen immer mehr Angst, dass sie sich wirklich auf verfluchtem Boden befinden. Das Verschwinden dreier Teilnehmer ist nicht das einzige Problem, mit dem die Gruppe bald verzweifelt zu kämpfen hat - sie hören nächtliche Schreie, ihr Essen wird mit Maden verseucht, zwei von ihnen bekommen ernsthafte gesundheitliche Probleme und irgendjemand hat das Satellitenhandy, das ihnen als einzige Rettung für Notfälle dienen sollte, gestohlen. Die Lage spitzt sich zu, Aggressionen und Spaltungen sind die Folge und schließlich passiert eine Katastrophe, die die Gruppe endgültig spaltet und vor allem Bastian in Lebensgefahr bringt. Der Stil ist einfach und auch für jugendliche Leser keine Herausforderung. Stattdessen führt der Roman den Leser in rasantem Tempo durch die Geschehnisse, ohne eine einzige Länge zuzulassen.
Nach atemberaubenden zwei Dritteln zeigt der Roman leider kleine Schwächen - auch wenn sie nicht verhindern, dass das Buch letztlich immer noch sehr gelungen ist. Es ist vor allem das Motiv und die Ahnung, wer hinter all dem steckt, die für den Leser etwas zu früh kommt. Sicher, die genaue Motivation wird erst am Ende beim großen Finale offenkundig, schon schon weit vorher, wenn alle Beteiligten noch ahnungslos sind, geht dem Leser, wenn er etwas nachdenkt, ein Licht auf. Das nimmt dem Roman dann doch ein bisschen die Fahrt und die Spannung, auch wenn es nicht zu offensichtlich ist und sicher nicht jeder Leser den Braten riecht - zudem bleiben dennoch noch kleine Überraschungen übrig und der genaue Ausgang lange ungewiss. Zudem gibt es eine Handvoll Kleinigkeiten, die nicht komplett überzeugend gestaltet sind: In seiner Gefangenschaft hätte Bastian viel früher etwas auffallen können oder müssen, was er dann erst viel später bemerkt. Dann ist nicht so ganz logisch, dass er eine der gefundenen Nachrichten, die unheilvoll gereimt auf eine Rinde gekritzelt sind, eine Weile für sich behält, weil er sie anscheinend für nicht so wichtig wie die Suche nach den vermissten empfindet - aber zu dem Zeitpunkt müsste ihm schon längst klar sein, dass die Nachrichten kein Spaß sind. Dann ist da noch die Sache mit Lisbeths verschwundenem Medaillon, das eigentlich nicht wertvoll sein kann, worüber sie aber aus unerklärlichen Gründen verzweifelt - hier wäre eine sofortige Nachfrage logisch gewesen, stattdessen wundert sich Bastian über die Reaktion zwar sehr, reagiert aber ansonsten nicht.
Fazit:
Insgesamt bleibt ein toller und rasanter Thriller zurück, der sich für Jugendliche ab etwa 14 Jahren und Erwachsene gleichermaßen eignet. Die Handlung wird flott und unterhaltsam erzählt, ist über weite Strecken sehr spannend und durchaus gruselig. Es gibt ein paar Kleinigkeiten, die nicht ganz optimal sind, die aber den Lesegenuss nicht entscheidend schmälern.
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