26. Juni 2012

Bibi und Tina - Der Pferdefasching

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Inhalt:

Bibi ist für ein Wochenende bei Tina zu Besuch. Bei einem Ausritt erzählt Tina ihrer Freundin, dass auf Schloss Falkenstein ein großer Faschingsball stattfindet, bei dem natürlich alles aufwändig und vom Feinsten geschmückt ist. Tina ist traurig, dass bei ihrer Faschingsfeier in der Schule nur die Dekoreste vom letzten Jahr verwendet werden, weil der Direktor kein Geld hat. Die Mädchen reiten zur Schule, um sich die Ausstattung anzusehen. Kurzentschlossen verschönert Bibi den Festsaal mit lauter Hexereien.

Aus lauter Begeisterung über das Dekorieren kommt Bibi die Idee, auch auf dem Martinshof ein Faschingsfest zu veranstalten - und zwar mit den Pferden. Zuerst hält Tina die Idee für albern, doch dann ist auch sie Feuer und Flamme, genauso wie Frau Martin. Alle Martinshofbewohner sollen sich und die Pferde kostümieren und ein fröhliches Fest feiern. Natürlich werden auch Alex und der Graf eingeladen, und Karla Kolumna wird einen Sensationsbericht für die Zeitung schreiben.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Bibi hext für Tina und Amadeus ein Ritterkostüm, während sie sich als Fee und Sabrina als Einhorn verkleidet. Bei der Kostümprobe kommt überraschend der Mühlenhofbauer vorbei, der über die Pferdeverkleidungen empört ist. Beim Versuch, Sabrina ihr Horn abzureißen, verjagt er die Stute, die daraufhin durch das Dorf galoppiert und die Bewohner in Schrecken versetzt. Auch bei den Falkensteins verläuft die Kostümierung nicht ohne Probleme - und auf dem Fest sorgen Bibis Hexereien erst recht für einigen Wirbel und ein Faschingsfest, das sicher niemand vergessen wird ...

Bewertung:

Eine Pferdefaschingsparty als Thema verspricht eine originelle und humorvolle Handlung, was unterm Strich auch geleistet wird.

Lehre über Tiere

Wieder einmal erfahren die Hörer, dass die Tiere und vor allem die Pferde auf dem Martinshof einen besonderen Stellenwert besitzen. Sie sind nicht einfach zum Reiten da, sondern gehören quasi zur Familie und werden fast wie Menschen behandelt. Deswegen ist es auch logisch, dass die Martins schnell von der Idee begeistert sind und alles Nötige für diese außergewöhnliche Feier herrichten.

Für Kinder steckt darin die Lehre, dass man Tiere nicht nur zum Spielen oder gar als Nutzwesen ansehen soll, sondern bestenfalls als Kameraden, die man ins Leben miteinbezieht. Gleichzeitig ruft das Hörspiel indirekt dazu auf, sich ruhig mal einer verrückten Idee hinzugeben, einfach Spaß zu haben, ohne groß darüber nachzudenken, ob Außenstehende sich an die Stirn tippen oder nicht. Das sieht besonders deutlich an Tinas Auftritt, als sie dem Grafen und Alex ganz hochoffiziell die Einladungen zur Party überreicht - und das kurz nachdem die beiden Gäste herzlich über diese Feier gelacht und sie für einen Witz gehalten haben. Dass anschließend sogar der vornehme Graf sich freudig bereit erklärt teilzunehmen, weist wieder darauf hin, was für einen hohen Stellenwert die Pferde dort genießen.

Viel Humor

Ein weiterer Pluspunkt der Folge sind die vielen witzigen Stellen, die die Handlung leicht und amüsant gestalten. Vor allem für Ältere ist es lustig zu hören, wie Tina mal wieder von ihrem Alex schwärmt. Dieser wählt für das Faschingsfest auf dem Schloss einen Auftritt als Alexander dem Großen. Als Bibi den als "ollen Krieger" abtut, verteidigt Tina ihren Alex und schwärmt ihrer Freundin vor, dass es sich um genau das richtige Kostüm handelt: "Alexander war jung, hatte tolle Locken und sah megastark aus - genau wie Alex". Hoffentlich bekommt ihr Geschichtslehrer nicht mit, auf was Alexander der Große hier bei Tina reduziert wird.

Viel zu lachen gibt es wie üblich durch die Anwesenheit von Karla Kolumna. Karla ist ja nur recht selten zu Gast auf dem Martinshof und sorgt mit ihrer erfrischenden Art für Spaß bei Martinshofbewohnern sowie den Hörern. Selten bekam die rasende Reporterin so oft Gelegenheit, ihr Lieblingswort "sensationell" anzuwenden. Besonders gelungen ist die Stelle, als der wütende Mühlenhofbauer am Horn der scheuenden Sabrina herumzerrt: Alles ist in Aufruhr, nur Karla verknipst einen Film nach dem anderen und hat dabei auch schon eine Schlagzeile im Kopf: "Sensationell: Pferdefasching fordert Bauernopfer!"

Wie so oft, wenn der Graf mitspielt, kann man auch über seine übertriebene Vornehmheit lachen. Diesmal wird sie ihm zum Verhängnis, weil er sich als Ritter verkleidet, die Rüstung sich auf dem Pferd allerdings als sehr unbequem und unpraktisch erweist. Etwas kläglich fragt er seinen Sohn, ob er genauso aussieht, wie er sich fühlt - "wie ein Frosch auf der Gießkanne".

Fehlende Höhepunkte

Dass die Folge trotz guter Ansätze nicht über Durchschnittsmaß herauskommt, liegt vor allem daran, dass es an Spannung und Höhepunkten mangelt. Die Handlung besteht eher aus einer Reihe von Ereignissen, die episodenhaft ineinander übergehen, aber es fehlt an einem wegweisenden roten Fanden, einer dramatischen Steigerung. Dabei gibt es mindestens zwei Situationen, aus denen man deutlich mehr hätte machen können. Das ist einmal die Szene, in der der Mühlenhofbauer unabsichtlich dafür sorgt, dass die Stute Sabrina davon galoppiert und die Leute im Ort erschreckt. Bibi und Tina sind zu langsam, um sie einzuholen. Herbeihexen funktioniert auch nicht, weil auf Sabrina noch ein anderer Hexspruch liegt.

An sich ein sehr dramatisches Ereignis, denn dem Pferd kann bei so einem Ausbruch eine Menge zustoßen. Doch die Martins nehmen Sabrinas Ausriss relativ gelassen, und letzten Endes geschieht dem Pferd tatsächlich nichts. Die aufgebaute Spannung verpufft, ohne Nachwirkung zu zeigen. Das ist umso ärgerlicher, weil der Klappentext hier ganz falsche Vorstellungen liefert. Dort steht nämlich, dass Sabrina ausbricht und die Leute im Dorf an ein "Geisterpferd" glauben.

Ähnlich verhält es sich mit einer Szene auf der Faschingsparty, als Bibi kurze Zeit unfähig ist, einen Hexspruch zurückzunehmen. Auch daraus hätte man eine viel dramatischere Situation gestalten können, etwa indem Bibi durch zu viel Hexen (wie sie auch zunächst befürchtet) für längere Zeit ihre Hexkraft verliert oder indem die maskierten Pferde ausbrechen und wie zuvor schon Sabrina für Verwirrung unter den Dorfbewohnern sorgen ... So aber bleibt dieser Folge nicht viel mehr als eine hübsche Ausgangsidee, die nicht ihr volles Potenzial entfaltet. Immer wartet man darauf, dass wie in den meisten anderen Folgen auch etwas Aufregendes passiert, das sich nicht kurz darauf von allein löst, doch solch ein Höhepunkt bleibt aus. Die Handlung plätschert eher vor sich hin, nicht langweilig, aber auch nicht fesselnd.

Ein bisschen nervig fällt hin und wieder Tinas und Alex Ausdrucksweise ins Gewicht, die wohl modern und frisch wirken soll, tatsächlich aber übertrieben und unfreiwillig komisch rüberkommt. Wenn Tina sich freut, dann benutzt sie Worte wie "übergalaktisch", "der absolute Überwahnsinn", und von Alex hört man einmal etwas von einem "absoluten Überknaller" sagen - so sprechen allerdings wohl die wenigsten Jugendlichen.

Gute Sprecher

Bei den Sprechern gibt es nur Positives zu vermerken. Es ist zwar schade, dass nette Nebenfiguren wie Holger Martin und der Butler Dagobert diesmal nicht dabei sind, aber dafür geben die anderen Sprecher ihr Bestes, besonders bemerkenswert mal wieder Gisela Fritsch als hektische Karla Kolumna. Nach wie vor kann Gunter Schoß den verstorbenen Erzähler Joachim Nottke nicht ersetzen, fällt aber auch nicht weiter negativ auf. Hörenswert wie immer ist Gerd Holtenau als griesgrämiger und polternder Mühlenhofbauer, der auch in zahlreichen anderen Bibi- und Benjamin-Folgen in diversen Nebenrollen immer wieder auftaucht.

Fazit:


Eine unterhaltsame, aber insgesamt nicht mehr als durchschnittliche Folge der Reihe. Auf der Haben-Seite stehen die originelle Grundidee, die nette Lehre und die humorvollen Dialoge. Leider entbehrt die Handlung einer gewissen Spannung, und es wird versäumt, der Geschichte einen richtigen Höhepunkt zu geben. Die Story reiht mehrere Ereignisse hintereinander, ohne einem prägnanten roten Faden zu folgen, und verschenkt einige Möglichkeiten. Hörenswert, aber kein Highlight.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Tina Martin: D. Hugo
Frau Martin: E. Meyka
Alexander: S.-J. Hasper
Graf von Falkenstein: E. Prüter
Karla Kolumna: G. Fritsch
Mühlenhofbauer: G. Holtenau
Erzähler: G. Schoß

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