4. Juni 2012

Kapitän Pumuckl hurra! - Ellis Kaut


Produktinfos:

Ausgabe: 2002
Seiten: 144
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Die Autorin:

Ellis Kaut wurde 1920 geboren und starb 2015. Sie absolvierte eine Schauspielausbildung und ein Studium der Bildhauerei, bis sie 1948 als freie Schriftstellerin tätig wurde und für den Bayerischen Rundfunk Hörspiele schrieb. 1962 startete die Serie um den Kobold Pumuckl, der ihr Lebenswerk wurde. 1965 wurden die Geschichten auch in Buchform veröffentlicht, 1978 ging die populäre TV-Serie mit Hans Clarin als Pumuckls Stimme und Gustl Bayrhammer als Meister Eder an den Start. Ellis Kaut erhielt zahlreiche Auszeichnungen für ihr Schaffen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Weitere Werke von ihr sind u. a. "Flibutz", "Geschichten vom Kater Musch" und "Schlupp vom grünen Stern". www.elliskaut.de

Inhalt:

Der Pumuckl-Band umfasst folgende Geschichten:

"Kapitän Pumuckl" (S. 7-32):

Meister Eder unterhält sich mit einem Kunden über das Segeln. Dabei stellt sich heraus, dass Eder in früheren Jahren selbst ein guter Segler war. Der Kunde ermuntert ihn, es doch mal wieder auszuprobieren, aber Eder hält sich inzwischen für eingerostet. Pumuckl aber wünscht sich sehnlich, endlich einmal auf einem Segelschiff fahren zu können. Das Heimweh des Kobolds ist so stark, dass sich Eder zu einer Segeltour überreden lässt. Dabei läuft allerdings einiges schief ...

"Ein schwieriger Kunde" (S. 33-56):

Ein paar Mal im Jahr bekommt Meister Eder Besuch von Herrn Schladerer, einem vornehmen Herrn, der immer jede Menge Sonderwünsche bei seinen Aufträgen hat. Auch diesmal ist er mit dem Ergebnis unzufrieden, obwohl Eder alles genau nach Vorgabe angefertigt hat. Pumuckl ärgert sich so sehr über den unfreundlichen Kunden, dass er ihm nach Hause folgt. Dort bringt er einiges durcheinander, um sich an Herrn Schladerer zu rächen ...

"Pumuckl will Schreiner werden" (S.57-84):

Pumuckl stellt fest, dass er sich viel häufiger langweilt als Meister Eder. Er beschließt daher, ebenfalls Schreinermeister zu werden. Meister Eder zeigt ihm, wie man Nägel in Bretter schlägt, und Pumuckl ist ganz begeistert von seiner neuen Aufgabe. Leider schlägt er die Nägel auch in Möbelstücke. Als Eder zu einem Kunden muss, verschwinden auch noch die Werkzeuge, die Eder geliehen bekommt. Der Kunde hält Meister Eder sogar schließlich für einen Dieb ...

"Pumuckl und die Blechtrommeln" (S. 85-111):

Meister Eder ärgert sich über die freche Charlotte, die Steinchen gegen sein Fenster wirft und ihm hämische Sprüche zuruft. Pumuckl will es ihr nachmachen, doch Eder nimmt ihm den Stein schnell ab. Pumuckl beginnt daraufhin, mit einem Holzstück auf alle möglichen Blechdosen in der Werkstatt zu trommeln. Er findet es unfair, dass Charlotte von ihrer Mutter beschützt wird, während er für alle Streiche ausgeschimpft wird. Meister Eder verlässt wütend die Werkstatt und geht auswärts Mittag essen. Charlotte, die nicht ahnt, dass Eder nicht zuhause ist, spielt kurz darauf im Hof lautstark Mundharmonika. Das lässt sich Pumuckl natürlich nicht gefallen ...

"Das Gespenst im Gartenhaus" (S. 112-138)::

Der Spenglermeister Schmitt erzählt seinem Freund Meister Eder von den seltsamen Vorkommnissen in der Heimgartensiedlung, in der er ein Häuschen besitzt. Im Gartenhaus der alten Frau Reinicke soll es angeblich spuken. Immer wenn sie dort übernachtet, tönt ein unheimliches Klappern vom Dachboden, doch es sind keine Tiere zu finden. Obwohl Schmitt nicht an Kobolde glaubt, schlägt er Eder daher vor, der alten Frau zu helfen und sich dort auf die Lauer zu legen - denn wer sich mit Kobolden auskennt, der hat vielleicht auch Ahnung von Gespenstern. Also macht sich Meister Eder mit Pumuckl auf Gespensterjagd ...

"Die verhängnisvolle Schlagsahne" (S. 139-159):

Meister Eder erwartet Besuch von seiner Cousine Irma mit ihrem kleinen Sohn Fritz. Zur Feier des Tages bereitet Eder eine Schüssel mit Schlagsahne vor. Pumuckl ist so begeistert von dem süßen Geschmack, dass er am liebsten alles allein aufessen würde. Allerdings ist auch Fritz ein solches Schleckermaul. Pumuckl will nicht zulassen, dass Fritz die gesamte Sahne nascht. Leider vertragen weder Fritz noch Pumuckl die Sahne besonders gut ...

Bewertung:

Mit "Kapitän Pumuckl" beginnt das Buch mit einer typischen Pumuckl-Geschichte, in der der kleine Kobold etwas anstellt, in eine brenzlige Situation gerät, ehe am Ende doch noch alles gut ausgeht. Natürlich kann der Pumuckl es trotz Verbot nicht lassen, am Segelboot herumzuspielen, sodass er sich plötzlich abgetrieben auf dem See wiederfindet und Meister Eder sich schnell etwas einfallen lassen muss, um seinen Pumuckl zu retten. Gut ist vor allem, dass die Geschichte nicht mit der Rüge Pumuckls endet, sondern der Kobold Eder hinterher doch noch einen Gefallen tun kann, um seinen Fehler auszubügeln. Nebenbei wird Kindern in dieser Geschichte auch noch beigebracht, dass man Träume ruhig verwirklichen soll. Eder hält sich zunächst für zu alt, um noch einmal zu segeln, gibt dann aber nach und ist am Ende sehr froh darüber.

"Ein schwieriger Kunde" stellt mal nicht den Pumuckl als Störenfried in den Mittelpunkt. Im Gegenteil, Pumuckl erweist sich als sehr nützlich, indem er den Spieß einmal umdreht und Herrn Schladerer zeigt, wie es ist, wenn man sich einmal so richtig ärgern muss. Nicht nur der geplagte Meister Eder, auch der Leser gönnt dem unfreundlichen Kunden den chaotischen Tag in seinem Büro, in den auch noch seine Sekretärin und seine Ehefrau verwickelt werden.

In "Pumuckl will Schreiner werden" ahnt man bereits früh, zu welchen unangenehmen Zwischenfällen es kommen wird, denn dass ein Kobold mit einem Hammer allerhand Unsinn anstellen kann, ist klar. Viel schlimmer als die Nägel in Eders Stuhl sind aber die Verdächtigungen, die ihn treffen, als der Pumuckl ständig die Werkzeuge in Eders Tasche wandern lässt. Meister Eder tut einem leid, aber zum Glück lässt sich Pumuckl etwas einfallen, um den bösen Verdacht in Luft aufzulösen. Am Ende sieht man wieder einmal deutlich in einer kurzen rührseligen Szene, dass der kleine Kobold es gar nicht böse gemeint hat und ihm nichts ferner liegt, als seinem Meister Eder Kummer zu bereiten.

In "Pumuckl und die Blechtrommeln" ist zunächst nicht Pumuckl die Nervensäge, sondern die freche Charlotte. Das Lausemädchen hat einen Heidenspaß dabei, Meister Eder zu ärgern, und zu allem Überfluss wird sie trotz ihrer Frechheiten von ihrer Mutter in Schutz genommen. Aus pädagogischer Sicht löblich ist, dass Eder dem Pumuckl erklärt, dass er seine Drohung, dem Mädchen eine Ohrfeige zu verpassen, gar nicht wahrmachen will und es zu recht verboten ist, Kinder zu schlagen. Auch wenn eine Ohrfeige in vielen Elternhäusern nicht so kritisch gesehen wird, ist schön, dass Meister Eder sich davon distanziert, trotz seiner berechtigten Wut auf Charlotte.

"Das Gespenst im Gartenhaus" bringt leicht gruseliges Flair mit sich, ohne dass sich Kinder jemals wirklich fürchten müssen. Vielmehr wird spannend geschildert, wie Meister Eder und Pumuckl sich auf die Lauer legen und nach dem vermeintlichen Gespenst suchen. Die Nacht im Gartenhaus samt der unheimlichen Geräusche wird bei kleinen Lesern einen wohligen Schauer hervorrufen, die Auflösung dann ist überraschend und originell.

"Die verhängnisvolle Schlagsahne" ist eine sehr lehrreiche und gleichzeitig amüsante Geschichte, in der sich Kinder sicher nur zu gut wiederfinden können. Fast jedes Kind liebt Süßigkeiten und kann sich trotz Ermahnung der Eltern nur schwer bei Schlagsahne und dergleichen zurückhalten. So geht es dem Pumuckl, und so geht es dem Fritz. Dabei werden beide davor gewarnt, dass zu viel Schlagsahne für einen kleinen Magen gar nicht verträglich ist - aber das muss man schon selbst erleben, sonst glaubt man es nicht, wie eben der Pumuckl. Kinder werden auf witzige Weise gewarnt, Süßigkeiten im Übermaß zu essen, und können sich dabei sowohl mit dem Kobold als auch mit dem naschsüchtigen Fritz identifizieren. Der Dackel Wiggerl, der ebenfalls heimlich Sahne zugesteckt bekommt und sie nicht besser verträgt als die anderen, sorgt ebenso für heitere Szenen wie Eders Versuche, die Aktivitäten des Pumuckl vor seiner verwunderten Cousine zu verbergen - die versteht nämlich weder, warum Eder die Sahneschüssel zunächst nicht aus der Hand legen will, noch, warum er auf einmal einen heftigen Hustenanfall erleidet, der nur dazu dient, das Husten des Pumuckl zu übertönen.

Fazit:

Wieder einmal ein sehr schöner Pumuckl-Band von Ellis Kaut für Kinder im Grundschulalter. Die Geschichten reichen nicht ganz an die aus früheren Bänden heran, sind aber trotzdem immer noch sehr unterhaltsam, lustig und lehrreich und daher ohne Abstrich empfehlenswert.

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