Produktinfos:
Ausgabe: 1968
Seiten: 160
Amazon
* * * * *
Die Autorin:
Marie Louise Fischer, 1922-2005, zählt zu den bekanntesten Autorinnen Deutschlands. Sie studierte zunächst Germanistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften, ehe sie als Dramaturgin in Prag arbeitete. Mit 29 Jahren erschien ihr erster Roman. Seitdem verfasste sie mehr als hundert Bücher, vorwiegend Gesellschafts- und Frauenromane. Vor allem ihre meist mehrbändigen Mädchenromane wurden zu Klassikern innerhalb der Jugendbuchliteratur, z. B. die Reihen "Ulrike", "Klaudia" und "Michaela".
Inhalt:
Die vorlaute Katrin geht nun schon eine Weile in die 6. Klasse der Parkschule, fühlt sich aber immer noch nicht ganz aufgenommen. Vor allem macht ihr ihre Herkunft zu schaffen: Ihr Vater ist früh verstorben und hat die Familie mit Geldsorgen zurückgelassen. Katrins Mutter muss viel arbeiten, daher lebt das Mädchen bei der Großmutter. Diese wiederum hat eine kleine Arbeit als Köchin bei einer reichen Familie, wo sie mit Katrin ein Zimmer bewohnt.
Katrin darf ihre neuen Freundinnen Sylvie, Olga, Leonore und Ruth nicht in die vornehme Villa bringen und spricht nicht über ihre Familie. Eines Tages müssen die Mädchen in der Klassenarbeit einen Aufsatz über ihr schönstes Ferienerlebnis schreiben. Die phantasievolle Katrin denkt sich einen Luxusurlaub aus und erfindet einen berühmten Vater, der im Showgeschäft arbeitet.
Als die Freundinnen davon erfahren, halten sie die Geschichte erst für Angeberei. Dann aber sehen sie aber die Villa, in der Katrin lebt, und glauben schließlich ihr Märchen. Katrin genießt die neue Aufmerksamkeit, doch sie fürchtet, dass ihre Geschichte irgendwann auffliegen könnte ...
Bewertung:
Jedem der fünf "Mädchen aus der Parkschule" hat die berühmte Mädchenbuchautorin Marie Louise Fischer einen eigenen Band gewidmet, und Katrin macht den Anfang. Wer bereits andere Bände kennt - da die Bücher nicht zwingend chronologisch gelesen werden müssen -, wird erstaunt sein, dass ausgerechnet die spätere Anführerin Katrin hier noch in einer Außenseiterrolle zu sehen ist.
Lehrreich für junge Leser
Katrin ist nach außen hin sehr unbekümmert und für ihre "große Klappe" bekannt, es ahnt allerdings anfangs niemand, dass sie großen Kummer mit sich herumträgt. Sie lebt zwar offiziell in einer Villa, ist dort aber nur ein geduldeter Gast und wagt sich, wenn die Besitzer zuhause sind, kaum aus der Kammer heraus, in der sie bescheiden lebt. Zu ihrer Großmutter und ihrer Mutter hat sie ein sehr enges und herzliches Verhältnis, und gerade darum will sie die beiden, die selbst viele Probleme haben, nicht mit ihrem Kummer belasten. Zu ihren neuen Freundinnen hat sie noch nicht genug Vertrauen aufgebaut, um ihnen ihre unglückliche Familiensituation zu offenbaren, außerdem will sie nicht ihre Fassade von der vorlauten Katrin, die keine Probleme kennt, durchbrechen.
So also greift sie zu einer Notlüge, die sich immer weiter ausweitet. Sie tritt ungewollt eine Lawine los, denn natürlich sind die Mädchen begeistert, dass Katrin einen berühmten Vater haben soll, dessen Identität sie nicht verraten darf. Ständig wollen sie neue Geschichten über das Showbiz hören, und Katrin muss weiter lügen. Auch das schicke Haus möchten die Freundinnen sehen, und Katrin organisiert eine Party, als sie einmal sturmfreie Bude hat, aber natürlich läuft nicht alles glimpflich ab. Den Höhepunkt erreicht das Drama aber, als die Mädchen hinter die Lügen kommen und Katrin lange Zeit nicht verzeihen können, dass sie ihnen wilde Märchen aufgetischt hat. Kinder lernen, dass sich Lügen schnell verselbstständigen und sich daraus ein immer größer werdendes Geflecht entwickeln kann. Katrin bereut schnell, was sie da begonnen hat, kann aber keinen Rückzieher mehr machen. Dabei sieht sie im Rückblick, dass es gar kein Problem gewesen wäre, den Freundinnen von Anfang an die Wahrheit zu sagen; herabgeschaut wird auf sie nur, weil sie lange Zeit gelogen hat.
Die Geschichte hat also einen durchaus ernsten Hintergrund, das alles wird aber wunderbar aufgelöst, sodass die Handlung für Kinder nie belastend wirkt. Katrin ist ein sympathischer Charakter, trotz ihrer Neigung, etwas vorschnell mit dem Reden zu sein und ihre Schwächen zu verbergen. Die kleine Ruth ist die Schüchterne, die zwar innerhalb der Clique auch gern mal frech ist, die aber vor allem gegenüber Erwachsenen kaum den Mund aufbekommt und sich sehr oft fürchtet, sei es vor Hunden, Klassenarbeiten oder dem Schwimmen. Die rothaarige Olga ist das Sensibelchen, sie fühlt sich extrem leicht gekränkt und ist recht schnell eingeschnappt, Leonore dagegen ist die Vernünftige, die mit vier Geschwistern aufwächst und schon früh Verantwortung übernehmen muss. Dann ist da noch die ehrgeizige Sylvie, die gern eine spitze Zunge riskiert und gegen andere stichelt, auch wenn sie im Grunde ein ordentlicher Charakter ist. Mit dieser bunten Mischung an Charakteren gibt es zwischendurch immer wieder etwas zu lachen, vor allem, wenn die Mädchen sich gegenseitig aufziehen und sich spaßige Bemerkungen an den Kopf werfen. Spannend ist es auch, denn natürlich ahnt der Leser, dass Katrins Schwindeleien nicht ewig gut gehen können, und bangt gemeinsam mit ihr vor der Entdeckung.
Zu bemängeln gibt es insgesamt wenig. Es ist vielleicht ein wenig unlogisch, dass Katrin ausgerechnet in einem Schulaufsatz ihre Lügengeschichte schreibt, denn natürlich kann sie ihre Lehrerin nicht täuschen, und sie geht damit das Risiko ein, dass ihre Lehrerin sich etwa an ihre Mutter wendet oder sie offen vor der Klasse auf den Aufsatz anspricht. Zudem ist es etwas übertrieben, was Katrins Freundinnen anstellen, um an ihr Aufsatzheft zu kommen; nachdem Katrin zunächst partout nicht sagen will, worüber sie geschrieben hat, stibitzen sie es einfach aus ihrer Schultasche, was angesichts des banalen Auslöser - Neugierde auf den "geheimen" Aufsatz - sehr dreist ist.
Fazit:
Ein unterhaltsames, leicht zu lesendes Kinderbuch, vor allem für Mädchen ab etwa der fünften Klasse. Die Handlung hält gute Lehren bereit, ist zugleich witzig und recht spannend. Bei nur kleinen Mängeln eine ausdrückliche Empfehlung.
Ausgabe: 1968
Seiten: 160
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Die Autorin:
Marie Louise Fischer, 1922-2005, zählt zu den bekanntesten Autorinnen Deutschlands. Sie studierte zunächst Germanistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften, ehe sie als Dramaturgin in Prag arbeitete. Mit 29 Jahren erschien ihr erster Roman. Seitdem verfasste sie mehr als hundert Bücher, vorwiegend Gesellschafts- und Frauenromane. Vor allem ihre meist mehrbändigen Mädchenromane wurden zu Klassikern innerhalb der Jugendbuchliteratur, z. B. die Reihen "Ulrike", "Klaudia" und "Michaela".
Inhalt:
Die vorlaute Katrin geht nun schon eine Weile in die 6. Klasse der Parkschule, fühlt sich aber immer noch nicht ganz aufgenommen. Vor allem macht ihr ihre Herkunft zu schaffen: Ihr Vater ist früh verstorben und hat die Familie mit Geldsorgen zurückgelassen. Katrins Mutter muss viel arbeiten, daher lebt das Mädchen bei der Großmutter. Diese wiederum hat eine kleine Arbeit als Köchin bei einer reichen Familie, wo sie mit Katrin ein Zimmer bewohnt.
Katrin darf ihre neuen Freundinnen Sylvie, Olga, Leonore und Ruth nicht in die vornehme Villa bringen und spricht nicht über ihre Familie. Eines Tages müssen die Mädchen in der Klassenarbeit einen Aufsatz über ihr schönstes Ferienerlebnis schreiben. Die phantasievolle Katrin denkt sich einen Luxusurlaub aus und erfindet einen berühmten Vater, der im Showgeschäft arbeitet.
Als die Freundinnen davon erfahren, halten sie die Geschichte erst für Angeberei. Dann aber sehen sie aber die Villa, in der Katrin lebt, und glauben schließlich ihr Märchen. Katrin genießt die neue Aufmerksamkeit, doch sie fürchtet, dass ihre Geschichte irgendwann auffliegen könnte ...
Bewertung:
Jedem der fünf "Mädchen aus der Parkschule" hat die berühmte Mädchenbuchautorin Marie Louise Fischer einen eigenen Band gewidmet, und Katrin macht den Anfang. Wer bereits andere Bände kennt - da die Bücher nicht zwingend chronologisch gelesen werden müssen -, wird erstaunt sein, dass ausgerechnet die spätere Anführerin Katrin hier noch in einer Außenseiterrolle zu sehen ist.
Lehrreich für junge Leser
Katrin ist nach außen hin sehr unbekümmert und für ihre "große Klappe" bekannt, es ahnt allerdings anfangs niemand, dass sie großen Kummer mit sich herumträgt. Sie lebt zwar offiziell in einer Villa, ist dort aber nur ein geduldeter Gast und wagt sich, wenn die Besitzer zuhause sind, kaum aus der Kammer heraus, in der sie bescheiden lebt. Zu ihrer Großmutter und ihrer Mutter hat sie ein sehr enges und herzliches Verhältnis, und gerade darum will sie die beiden, die selbst viele Probleme haben, nicht mit ihrem Kummer belasten. Zu ihren neuen Freundinnen hat sie noch nicht genug Vertrauen aufgebaut, um ihnen ihre unglückliche Familiensituation zu offenbaren, außerdem will sie nicht ihre Fassade von der vorlauten Katrin, die keine Probleme kennt, durchbrechen.
So also greift sie zu einer Notlüge, die sich immer weiter ausweitet. Sie tritt ungewollt eine Lawine los, denn natürlich sind die Mädchen begeistert, dass Katrin einen berühmten Vater haben soll, dessen Identität sie nicht verraten darf. Ständig wollen sie neue Geschichten über das Showbiz hören, und Katrin muss weiter lügen. Auch das schicke Haus möchten die Freundinnen sehen, und Katrin organisiert eine Party, als sie einmal sturmfreie Bude hat, aber natürlich läuft nicht alles glimpflich ab. Den Höhepunkt erreicht das Drama aber, als die Mädchen hinter die Lügen kommen und Katrin lange Zeit nicht verzeihen können, dass sie ihnen wilde Märchen aufgetischt hat. Kinder lernen, dass sich Lügen schnell verselbstständigen und sich daraus ein immer größer werdendes Geflecht entwickeln kann. Katrin bereut schnell, was sie da begonnen hat, kann aber keinen Rückzieher mehr machen. Dabei sieht sie im Rückblick, dass es gar kein Problem gewesen wäre, den Freundinnen von Anfang an die Wahrheit zu sagen; herabgeschaut wird auf sie nur, weil sie lange Zeit gelogen hat.
Die Geschichte hat also einen durchaus ernsten Hintergrund, das alles wird aber wunderbar aufgelöst, sodass die Handlung für Kinder nie belastend wirkt. Katrin ist ein sympathischer Charakter, trotz ihrer Neigung, etwas vorschnell mit dem Reden zu sein und ihre Schwächen zu verbergen. Die kleine Ruth ist die Schüchterne, die zwar innerhalb der Clique auch gern mal frech ist, die aber vor allem gegenüber Erwachsenen kaum den Mund aufbekommt und sich sehr oft fürchtet, sei es vor Hunden, Klassenarbeiten oder dem Schwimmen. Die rothaarige Olga ist das Sensibelchen, sie fühlt sich extrem leicht gekränkt und ist recht schnell eingeschnappt, Leonore dagegen ist die Vernünftige, die mit vier Geschwistern aufwächst und schon früh Verantwortung übernehmen muss. Dann ist da noch die ehrgeizige Sylvie, die gern eine spitze Zunge riskiert und gegen andere stichelt, auch wenn sie im Grunde ein ordentlicher Charakter ist. Mit dieser bunten Mischung an Charakteren gibt es zwischendurch immer wieder etwas zu lachen, vor allem, wenn die Mädchen sich gegenseitig aufziehen und sich spaßige Bemerkungen an den Kopf werfen. Spannend ist es auch, denn natürlich ahnt der Leser, dass Katrins Schwindeleien nicht ewig gut gehen können, und bangt gemeinsam mit ihr vor der Entdeckung.
Zu bemängeln gibt es insgesamt wenig. Es ist vielleicht ein wenig unlogisch, dass Katrin ausgerechnet in einem Schulaufsatz ihre Lügengeschichte schreibt, denn natürlich kann sie ihre Lehrerin nicht täuschen, und sie geht damit das Risiko ein, dass ihre Lehrerin sich etwa an ihre Mutter wendet oder sie offen vor der Klasse auf den Aufsatz anspricht. Zudem ist es etwas übertrieben, was Katrins Freundinnen anstellen, um an ihr Aufsatzheft zu kommen; nachdem Katrin zunächst partout nicht sagen will, worüber sie geschrieben hat, stibitzen sie es einfach aus ihrer Schultasche, was angesichts des banalen Auslöser - Neugierde auf den "geheimen" Aufsatz - sehr dreist ist.
Fazit:
Ein unterhaltsames, leicht zu lesendes Kinderbuch, vor allem für Mädchen ab etwa der fünften Klasse. Die Handlung hält gute Lehren bereit, ist zugleich witzig und recht spannend. Bei nur kleinen Mängeln eine ausdrückliche Empfehlung.
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