15. Juni 2012

Benjamin Blümchen als Ritter

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Inhalt:

Seit Tagen schmökern Otto und Benjamin ununterbrochen in ihren Ritterbüchern. Das waren noch Zeiten, als die Ritter auszogen, um böse Drachen zu besiegen, schöne Burgfräulein zu befreien und auf den Königshöfen Lieder singen. Zu gerne wären die beiden selbst mal Ritter - aber warum eigentlich nicht?

Karla Kolumna ist zunächst weniger begeistert von der Idee, denn Ritter sind ihrer Meinung nach unmodern. Aber sie weiß jemanden, der den beiden beim Bau einer Ritterrüstung womöglich helfen kann: Ihr alter Schulfreund Eduard Blechmann führt eine Konservenfabrik.

Herr Blechmann ist zunächst sehr verwirrt von ihrem Anliegen. Aber dann ist er gerne bereit zu helfen und stellt für Otto und Benjamin zwei Ritterrüstungen her. So ausstaffiert machen sich die beiden auf den Weg zu Burg Eintracht. Die Kassiererin Frau Krause erschreckt sich fürchterlich vor den beiden Blechungetümen und schreit um Hilfe. In ihrer Angst sperrt sich in ihrem Kassenhäuschen ein. Leider klemmen die Visiere der beiden Ritter, sodass Otto und Benjamin kaum etwas verstehen können. Und so kommt es, dass sie Frau Krause für ein Burgfräulein halten, das von einem bösen Raubritter gefangen gehalten wird ...

Bewertung:

Die Folge vereint alle Stärken, die die Benjamin Blümchen-Reihe auszeichnen: eine spannende Handlung, viel Witz und Humor, nette Charaktere und eine lehrreiche Moral ohne erhobenen Zeigefinger.

Lehrreiche Handlung

Wie in so vielen anderen Folgen geht es auch wieder einmal darum, dass Benjamin einen neuen Beruf ausprobiert. Diesmal ist es aber kein alltäglicher Beruf, sondern einer, der längst ausgestorben ist. Aber für Kinder sind Ritter niemals unmodern. Schließlich stecken darin aufregende Vorstellungen von tapferen Taten und einem heldenhaften Leben. Benjamin und Otto geben sich nicht mit Träumereien zufrieden, sondern probieren alles selbst aus. Damit liegen sie mit den kleinen Hörern auf einer Wellenlänge, die es ihnen wahrscheinlich am liebsten nachtun würden. Kinder erfahren zwar nicht wirklich viel über das wirkliche Rittertum, aber sie lernen, dass der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind.

Sehr viel Humor


Zugleich ist diese Folge eine der witzigsten der ganzen Reihe. Natürlich ist es gerade für die kleinen Hörer immer wieder amüsant, wenn sich Benjamin verkleidet, weil das naturgemäß einige Komplikationen mit sich bringt. Sehr schön ist im ganzen Hörspiel über die Selbstverständlichkeit, mit der Otto und Benjamin sich als Ritter sehen. Eduard Blechmann zum Beispiel muss eine geschlagene Stunde beredet werden (einzige unnötige Übertreibung in der Folge), ehe er begreift, warum sich die beiden überhaupt verkleiden wollen. Für Benjamin dagegen stehen die Einzelheiten schon fest: "Und mein Rüssel muss natürlich auch untergebracht werden. Ich will ja nicht jedem Angriff fremder Ritter wehrlos ausgeliefert sein, das verstehen Sie doch, nicht wahr?" - "Ja ja, das verstehe ich ... Nein, das verstehe ich nicht", murmelt Herr Blechmann reichlich verwirrt. Kein Wunder - ein "Elefant in Dosen" ist nicht nur für ihn ein sehr gewöhnungsbedürftiger Gedanke.

Kaum sind die beiden von Kopf bis Fuß in Blech gekleidet, unterhalten sie sich fortan nur noch wie Ritter. "Ritter Benjamin" und "Knappe Otto" schwören feierlich, dass sie ihre Schwerter nur gegen "böse Ritter" und "gemeine, feuerspeiende Drachen" einsetzen werden. Eduard Blechmann und Karla betrachten diesen inbrünstigen Schwur mit leichter Irritation.

Eine der besten Szenen ist die, als Benjamin das Verhalten von Frau Krause missinterpretiert und sie mit einem Minnegesang beruhigen will. Zu schätzen weiß sie dies jedoch nicht so wirklich. Ganz am Ende des Hörspiels verlangt Frau Krause, dass "dieses Blechungetüm" bloß nicht noch einmal zu singen beginnen solle, woraufhin dieser recht beleidigt reagiert: "Also so was ... Ich fand es sehr schön ..."

Gute Nebenfiguren

Ein weiterer Pluspunkt des Hörspiels sind die liebenswert-skurrilen Nebenfiguren, angefangen mit Eduard Blechmann. Karlas alter Schulkamerad ist begeistert, als "die liebste aller Fregatten" unverhofft vor ihm steht. Die beiden vergessen für einen Moment die Anwesenheit von Benjamin und Otto und schwelgen in Erinnerungen an ihre Schulzeit. "Weißt du noch damals ...", heißt es hier ständig, bis Benjamin leicht beleidigt anmerkt, dass er und Otto auch noch anwesend sind.

Eine nette Rolle hat die Kassiererin Frau Krause. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie erschrocken sie ist, als "eine Horde Blechungeheuer" sich vor der Burg versammelt. Sie ahnt ja nicht, dass hinter der Verkleidung bloß Benjamin und sein kleiner Freund stecken, und ruft prompt die Polizei um Hilfe - die wiederum hat Probleme, den Anruf ernst zu nehmen.

Karla Kolumna ist in dieser Folge wieder einmal ganz in ihrem Element. Temperamentvoll und selbstbewusst führt sie die beiden Möchtegern-Ritter in die Blechfabrik. Auch ein schlafender Portier kann sie nicht abhalten ("Macht nichts, macht nichts - wer schläft, sündigt nicht"), ohne zu zögern in Eduards Büro zu stürmen.

Sympathisch ist auch der Burgverwalter Herr von Knoblauch - von Karla im Eifer des Gefechts "Herr von Zwiebel" genannt -, der am Ende derjenige ist, der Benjamins und Ottos Identität lüftet. Wie der Hörer findet auch er die ganze Verwechslungsgeschichte äußerst amüsant.

Sehr gute Sprecher

Eine sehr gute Wahl war die Besetzung des Burgverwalters mit Peter Schiff. Er hat noch öfter nette Nebenrollen gespielt, etwa den Zauberer Zafetti in der Bibi-Folge "Bibi im Zirkus" und den gemütlichen Tierarzt Dr. Eichhorn in "Der Reiterhof". H.W. Bussinger, der hier Karlas alten Schulfreund spielt, kennt man ebenfalls aus anderen Nebenrollen, etwa als überdrehter Musikproduzent Carlo Crawalli in der Bibi-Folge "Die verhexte Hitparade" und als schaurig-lachender Frank Frankenstein in "Bibi und die Vampire". Ingeborg Wellmann ist vielen Kindern vielleicht als Madame Pottine aus dem Disney-Film "Die Schöne und das Biest" bekannt.

Fazit:


Sehr humorvolles Benjamin-Abenteuer, das kleinen Hörern wunderbare Unterhaltung bietet. Benjamin und Ottos Ausflug in die Ritterwelt ist ein durchweg witziges Hörspiel mit vielen liebenswerten Figuren und einem wie immer harmonischen Friede-Freude-Eierkuchen-Ende.

Sprechernamen:

Benjamin Blümchen: E. Ott
Otto: K. Primel
Kuno von Knoblauch: P. Schiff
Eduard Blechmann: H.W. Bussinger
Frau Krause: I. Wellmann
Karla Kolumna: G. Fritsch
Erzähler: J. Nottke

1 Kommentar:

  1. Ich kann mich an die Folge nicht mehr sehr gut erinnern, aber: Da ist doch ein bissel Don Quijote mit drin?

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