Produktinfos:
Ausgabe: 2009
Seiten: 384
Amazon
* * * * *
Die Autorin:
Tomke Schriever ist das Pseudonym der Autorin Helga Glaesener. Glaesener, Jahrgang 1955, studierte zunächst Mathematik, ehe sie nach ihrem Umzug nach Ostfriesland mit dem Schreiben begann. Gleich ihr erstes veröffentlichtes Buch "Die Safranhändlerin" brachte ihr Erfolg. Sie schreibt vor allem Historienromane wie "Safran für Venedig", "Die Rechenkünstlerin" und "Wespensommer".
Inhalt:
Durch Zufall ist die Hamburger Psychotherapeutin Hannah Tergarten vor wenigen Monaten in eine Geiselnahme geraten. Der Täter wurde gefasst und wartet nun auf seinen Prozess, Hannah ist zur Verarbeitung in einen einsamen Burgturm in Ostfriesland gezogen. Während sie sich auf den Prozess und ihre Zeugenaussage vorbereitet, versucht sie gleichzeitig, sich in dem kleinen Ort einzuleben.
Einer ihrer ersten Patienten ist die siebzehnjährige Anneke. Das sympathische Mädchen hat Beziehungsprobleme, da sie gern mit ihrem Schwarm Ubbo auf ein Fest gehen will, aber auch die Reaktion ihres altmodischen Vaters fürchtet. Hannah schickt sie mit ein paar guten Ratschlägen weg und misst dem Vorfall keine weitere Bedeutung bei.
Am nächsten Tag wird das Mädchen tot in der Teigmühlenmaschine der Eltern gefunden. Diagnose: Suizid, wohl unter Drogeneinfluss. Hannah kann nicht glauben, dass die lebenslustige Anneke sich umgebracht haben soll, ihr Verdacht fällt auf den unsympathischen Ubbo. Während ihrer Nachforschungen trifft sie den ehemaligen SEK-Beamten Enno Heeren, der bei der Geiselnahme schwer verletzt wurde und nun auf Krücken geht. Da Hannah noch unter ihrem Trauma leidet, ist sie zunächst misstrauisch, findet in Enno aber Unterstützung. Neben Annekes Tod setzt der Prozess sie unter zusätzlichen Druck, und auch der Geiselnehmer hat noch eine Rechnung offen ...
Bewertung:
"Und dann war Stille" bildet den Auftakt der Krimireihe um die Psychotherapeutin Hannah Tergarten. Schauplatz der Handlung ist Ostfriesland, das die Autorin mit dezentem Lokalkolorit einbaut und eine schöne Kulisse für ihren Roman schafft, die ein sympathisches Bild von Umgebung und Einwohnern macht.
Spannende Handlung
Die Spannung spielt sich auf zwei Ebenen ab, die beide unabhängig voneinander Hannah Leben bestimmen. Da ist einmal die überstandene Geiselnahme, unter deren Nachwirkungen Hannah immer noch leidet. Während der größte Teil des Romans aus Hannah Sicht erzählt wird, gibt es kleine Einschübe eines personalen Erzählers, der aus dem Gefängnis berichtet, in dem der Geiselnehmer Edgar Kusniz einsitzt. Dieser Teil konzentriert sich auf die Küchenhelferin Sigrid. Ihr Sohn ist einer der Insassen, den sie verzweifelt versucht, im Gefängnis vor Übergriffen der Mitinsassen zu beschützen. Dabei spielt Edgar Kusniz keine unwesentliche Rolle, da er noch lange nicht mit seiner drohenden Verurteilung abgeschlossen hat und stattdessen einen perfiden Plan schmiedet, in den er die ahnungslose Hannah einbaut.
Zum anderen fesselt die Frage, unter welchen Umständen die liebenswerte Anneke ums Leben kam, die der Leser nur kurz kennenlernen durfte. Es ist schwer vorstellbar, dass Anneke freiwillig Drogen genommen haben soll, und auch für einen so grauenvollen Selbstmord in der Teigmaschine gibt es keinen wirklichen Anlass. Die Polizei legt den Fall jedoch schnell zu den Akten, was Hannah Tergarten umso mehr empört. Sie glaubt, dass der eiskalte Ubbo, der im Nachhinein die Beziehung zu Anneke leugnet, seine Hände mit im Spiel hatte - entweder, indem er Anneke bewusst ermordete, oder indem er ihr zumindest Drogen untermischte, die sie unzurechnungsfähig machten. Aber Beweise zu finden ist schwer, zumal die Polizei Hannah eher für hysterisch hält und nicht alles unbedingt nur auf Ubbo hindeutet - der wiederum stellt sich offen gegen Hannah, dreht nachts auf dem Motorrad seine Runden um ihren Turm und sorgt für eine zusätzliche Bedrohung.
Solide Charaktere
Hannah Tergarten entpuppt sich als recht sympathische Protagonistin, die sich gewiss für eine Krimireihe eignet. Schön ist vor allem, dass sie keinen Hehl daraus macht, dass Psychologen keine Hellseher sind und sie sich in der Beurteilung von Menschen irren kann. Die traumatischen Erfahrungen bei der Geiselnahme hängen ihr noch deutlich nach, und ist es interessant zu sehen, dass auch eine Psychotherapeutin nicht davor gefeit ist, von ihren Ängsten überwältigt zu werden. Ihr Fachwissen wird dezent untergebracht und ist angenehmerweise nie dozierend.
Ein anfangs zwielichtiger Charakter ist der ehemalige SEK-Beamte Enno, der Hannah nachzustellen scheint. Auch als sie seine Identität kennt, steht sie ihm noch misstrauisch gegenüber. Interessant ist seine Rolle in dem Geiseldrama, die sich sowohl Hannah als auch dem Leser erst allmählich enthüllt, und seine Entwicklung vom eher finsteren Gesellen zu Hannahs Mitstreiter und Vertrauensperson.
Recht vielschichtig sind auch Annekes Angehörige. Ihre Mutter Susanne erleidet einen Nervenzusammenbruch, der streng religiöse Vater ist seltsam unnahbar, die Tante sucht Hannah in ihrer Praxis auf und weist sie auf das besorgniserregende Verhalten von Annekes kleiner Schwester Tinka hin. Hannah wird nicht warm mit dieser Familie und lässt nicht den Verdacht aus den Augen, dass auch einer von ihnen mit Annekes Tod zu tun haben könnte. Zugleich sucht sie doch immer wieder den Kontakt, um die Wahrheit herauszufinden.
Ein paar Schwächen
Auf dem Weg zur Klärung des Falls spielt immer wieder der Zufall Hannah in die Hände. Vor allem das Finale aber wirkt zu konstruiert, indem mehrere Personen zufällig zusammentreffen, was ein spektakuläres Actionszenario ergibt, aber eher effekthaschend statt realistisch ist. Etwas schwammig ist außerdem Hannahs Verhalten bezüglich der Geiselnahme; einerseits hat sie offenbar einige Details verdrängt und leidet darunter, andererseits unternimmt sie zu wenig, um hinter die Fakten zu kommen, die sie vergessen hat. Etwas fragwürdig ist auch die Entwicklung von Liebesgefühlen zwischen Enno und Hannah, die eher plump erscheinen und nicht so recht nachvollziehbar sind. Es wirkt eher gezwungen, dass die beiden schließlich ein zaghaftes Liebespaar bilden, als dass es sich aus der Handlung ergäbe.
Fazit:
Ein solider Krimi, der den Auftakt der Reihe um eine Psychotherapeutin bildet. Die Handlung ist recht spannend, die Charaktere sind nicht uninteressant, allerdings erhebt sich der Roman letztlich nicht über Durchschnitt hinaus. Kann man lesen, muss man nicht.
Ausgabe: 2009
Seiten: 384
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* * * * *
Die Autorin:
Tomke Schriever ist das Pseudonym der Autorin Helga Glaesener. Glaesener, Jahrgang 1955, studierte zunächst Mathematik, ehe sie nach ihrem Umzug nach Ostfriesland mit dem Schreiben begann. Gleich ihr erstes veröffentlichtes Buch "Die Safranhändlerin" brachte ihr Erfolg. Sie schreibt vor allem Historienromane wie "Safran für Venedig", "Die Rechenkünstlerin" und "Wespensommer".
Inhalt:
Durch Zufall ist die Hamburger Psychotherapeutin Hannah Tergarten vor wenigen Monaten in eine Geiselnahme geraten. Der Täter wurde gefasst und wartet nun auf seinen Prozess, Hannah ist zur Verarbeitung in einen einsamen Burgturm in Ostfriesland gezogen. Während sie sich auf den Prozess und ihre Zeugenaussage vorbereitet, versucht sie gleichzeitig, sich in dem kleinen Ort einzuleben.
Einer ihrer ersten Patienten ist die siebzehnjährige Anneke. Das sympathische Mädchen hat Beziehungsprobleme, da sie gern mit ihrem Schwarm Ubbo auf ein Fest gehen will, aber auch die Reaktion ihres altmodischen Vaters fürchtet. Hannah schickt sie mit ein paar guten Ratschlägen weg und misst dem Vorfall keine weitere Bedeutung bei.
Am nächsten Tag wird das Mädchen tot in der Teigmühlenmaschine der Eltern gefunden. Diagnose: Suizid, wohl unter Drogeneinfluss. Hannah kann nicht glauben, dass die lebenslustige Anneke sich umgebracht haben soll, ihr Verdacht fällt auf den unsympathischen Ubbo. Während ihrer Nachforschungen trifft sie den ehemaligen SEK-Beamten Enno Heeren, der bei der Geiselnahme schwer verletzt wurde und nun auf Krücken geht. Da Hannah noch unter ihrem Trauma leidet, ist sie zunächst misstrauisch, findet in Enno aber Unterstützung. Neben Annekes Tod setzt der Prozess sie unter zusätzlichen Druck, und auch der Geiselnehmer hat noch eine Rechnung offen ...
Bewertung:
"Und dann war Stille" bildet den Auftakt der Krimireihe um die Psychotherapeutin Hannah Tergarten. Schauplatz der Handlung ist Ostfriesland, das die Autorin mit dezentem Lokalkolorit einbaut und eine schöne Kulisse für ihren Roman schafft, die ein sympathisches Bild von Umgebung und Einwohnern macht.
Spannende Handlung
Die Spannung spielt sich auf zwei Ebenen ab, die beide unabhängig voneinander Hannah Leben bestimmen. Da ist einmal die überstandene Geiselnahme, unter deren Nachwirkungen Hannah immer noch leidet. Während der größte Teil des Romans aus Hannah Sicht erzählt wird, gibt es kleine Einschübe eines personalen Erzählers, der aus dem Gefängnis berichtet, in dem der Geiselnehmer Edgar Kusniz einsitzt. Dieser Teil konzentriert sich auf die Küchenhelferin Sigrid. Ihr Sohn ist einer der Insassen, den sie verzweifelt versucht, im Gefängnis vor Übergriffen der Mitinsassen zu beschützen. Dabei spielt Edgar Kusniz keine unwesentliche Rolle, da er noch lange nicht mit seiner drohenden Verurteilung abgeschlossen hat und stattdessen einen perfiden Plan schmiedet, in den er die ahnungslose Hannah einbaut.
Zum anderen fesselt die Frage, unter welchen Umständen die liebenswerte Anneke ums Leben kam, die der Leser nur kurz kennenlernen durfte. Es ist schwer vorstellbar, dass Anneke freiwillig Drogen genommen haben soll, und auch für einen so grauenvollen Selbstmord in der Teigmaschine gibt es keinen wirklichen Anlass. Die Polizei legt den Fall jedoch schnell zu den Akten, was Hannah Tergarten umso mehr empört. Sie glaubt, dass der eiskalte Ubbo, der im Nachhinein die Beziehung zu Anneke leugnet, seine Hände mit im Spiel hatte - entweder, indem er Anneke bewusst ermordete, oder indem er ihr zumindest Drogen untermischte, die sie unzurechnungsfähig machten. Aber Beweise zu finden ist schwer, zumal die Polizei Hannah eher für hysterisch hält und nicht alles unbedingt nur auf Ubbo hindeutet - der wiederum stellt sich offen gegen Hannah, dreht nachts auf dem Motorrad seine Runden um ihren Turm und sorgt für eine zusätzliche Bedrohung.
Solide Charaktere
Hannah Tergarten entpuppt sich als recht sympathische Protagonistin, die sich gewiss für eine Krimireihe eignet. Schön ist vor allem, dass sie keinen Hehl daraus macht, dass Psychologen keine Hellseher sind und sie sich in der Beurteilung von Menschen irren kann. Die traumatischen Erfahrungen bei der Geiselnahme hängen ihr noch deutlich nach, und ist es interessant zu sehen, dass auch eine Psychotherapeutin nicht davor gefeit ist, von ihren Ängsten überwältigt zu werden. Ihr Fachwissen wird dezent untergebracht und ist angenehmerweise nie dozierend.
Ein anfangs zwielichtiger Charakter ist der ehemalige SEK-Beamte Enno, der Hannah nachzustellen scheint. Auch als sie seine Identität kennt, steht sie ihm noch misstrauisch gegenüber. Interessant ist seine Rolle in dem Geiseldrama, die sich sowohl Hannah als auch dem Leser erst allmählich enthüllt, und seine Entwicklung vom eher finsteren Gesellen zu Hannahs Mitstreiter und Vertrauensperson.
Recht vielschichtig sind auch Annekes Angehörige. Ihre Mutter Susanne erleidet einen Nervenzusammenbruch, der streng religiöse Vater ist seltsam unnahbar, die Tante sucht Hannah in ihrer Praxis auf und weist sie auf das besorgniserregende Verhalten von Annekes kleiner Schwester Tinka hin. Hannah wird nicht warm mit dieser Familie und lässt nicht den Verdacht aus den Augen, dass auch einer von ihnen mit Annekes Tod zu tun haben könnte. Zugleich sucht sie doch immer wieder den Kontakt, um die Wahrheit herauszufinden.
Ein paar Schwächen
Auf dem Weg zur Klärung des Falls spielt immer wieder der Zufall Hannah in die Hände. Vor allem das Finale aber wirkt zu konstruiert, indem mehrere Personen zufällig zusammentreffen, was ein spektakuläres Actionszenario ergibt, aber eher effekthaschend statt realistisch ist. Etwas schwammig ist außerdem Hannahs Verhalten bezüglich der Geiselnahme; einerseits hat sie offenbar einige Details verdrängt und leidet darunter, andererseits unternimmt sie zu wenig, um hinter die Fakten zu kommen, die sie vergessen hat. Etwas fragwürdig ist auch die Entwicklung von Liebesgefühlen zwischen Enno und Hannah, die eher plump erscheinen und nicht so recht nachvollziehbar sind. Es wirkt eher gezwungen, dass die beiden schließlich ein zaghaftes Liebespaar bilden, als dass es sich aus der Handlung ergäbe.
Fazit:
Ein solider Krimi, der den Auftakt der Reihe um eine Psychotherapeutin bildet. Die Handlung ist recht spannend, die Charaktere sind nicht uninteressant, allerdings erhebt sich der Roman letztlich nicht über Durchschnitt hinaus. Kann man lesen, muss man nicht.
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