5. Juni 2012

Twisted City - Jason Starr

Produktinfos:

Ausgabe: 2006
Seiten: 336
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Der Autor:

Jason Starr, Jahrgang 1968, wuchs in New York auf und schreibt seit seiner Collegezeit. Vor seiner Karriere als Schriftsteller arbeitete er unter anderem als Telefonverkäufer. Diese Erfahrungen brachte er in seinen Debütroman "Top Job" mit ein. Seine Krimis zeichen sich durch schwarzen Humor aus. Weitere Werke sind "Die letzte Wette", "Ein wirklich netter Typ" und "Hard Feelings".

Inhalt:

Für den Journalisten David Miller bricht eine Welt zusammen, als seine geliebte Schwester Barbara an Krebs stirbt. Er verliert seinen hochdotierten Job, muss sich bei einem kleineren Wirtschaftsmagazin verdingen und geht eine Beziehung mit der abgerissenen Bar-Tänzerin Rebecca ein, die ihm mehr Ärger als Freude bringt. Mit der jungen, flippigen Rebecca hat er zwar durchaus Spaß, doch seine Freunde ziehen sich zurück, Rebecca nimmt Drogen und verprasst sein Geld.

Nach einem Kneipenbesuch stellt David fest, dass er seine Brieftasche verloren hat. Bald darauf meldet sich telefonisch eine Frau, die sie gefunden hat. Es stellt sich jedoch heraus, dass Sue, die Finderin, ein abgehalfteter Heroin-Junkie ist und David erpressen will. Zu allem Unglück kommt auch noch ihr gewalttätiger Freund Ricky dazu und greift David an. Im darauffolgenden Kampf wird Ricky von David tödlich verletzt.

Was jetzt beginnt, ist ein Alptraum für David. Sue weigert sich, Rickys Leiche allein zu entsorgen. Aus Angst, von ihr bei der Polizei verleumnet zu werden, beseitigt David den Toten. Aber damit nehmen die Probleme kein Ende ...

Bewertung:

So richtig durchschauen kann man eigentlich niemanden in diesem Roman, und das ist schon einer der Punkte, der seine Faszination ausmacht. Im Mittelpunkt steht der durchschnittliche David, dessen Leben gerade den Bach runtergeht. Seine Finanzen sehen seit seinem Jobverlust bitter aus, seine ausgeflippte Freundin Rebecca geht mit seinen Kreditkarten einkaufen, er fühlt sich einsam, und er leidet nach wie vor unter dem Tod seiner Schwester. Immer wieder präsentieren sich dem Leser kurze Rückblenden über Gespräche und Erlebnisse mit Barbara, die zeigen, wie innig die beiden Frühwaisen einander verbunden waren. David glaubt, es könne schlimmer kaum kommen - doch dann geschieht genau das. Aus Notwehr tötet er einen Drogendealer, aber seine Chancen, seine Unschuld zu beweisen, stehen schlecht. Die heroinsüchtige Sue erpresst ihn, und ein unbekannter Dritter hat seine Finger mit im Spiel. Bald hat David keine Ahnung mehr, wem er noch trauen darf. Rebecca weigert sich, seine Wohnung zu verlassen, und reagiert hysterisch auf die Trennung; die drogensüchtige Sue, die eigentlich ganz anders heißt, wechselt ständig zwischen Hilfsbereitschaft und Erpressung hin und her, und der Stress auf der Arbeit gibt David den Rest.

Spannung bis zum Ende

Die Spannung wird bis zum Schluss durchgehalten, denn in diesem Roman ist so ziemlich alles möglich. Jason Starr lässt seine Figuren leiden, und jeden von ihn kann jedes Schicksal treffen. Mehrere der Charaktere sterben und bringen damit neue Wendungen in die Handlung. Der Leser fragt sich, ob David für den Tod von Ricky verantwortlich gemacht wird, welche Ausmaße die Epressung von Sue einnehmen wird, welche Richtung die Beziehung zu Rebecca nimmt und letztlich auch, welche Rolle die besondere Bindung zwischen der verstorbenen Barbara und ihrem Bruder einnimmt. Es gelingt Jason Starr gut, zunächst das etwas deprimierende, aber immer noch durchschnittliche Leben seines Protagonisten zu zeichnen, das sich allmählich in einen Horrortrip verwandelt, aus dem es für David scheinbar kein Entrinnen gibt. Auch wenn er dem Leser sicher nicht uneingeschränkt sympathisch ist, verfolgt man gebannt sein Schicksal, das demonstriert, wie das Leben eines Durchschnittsmenschen völlig aus der Bahn geraten kann, eingebettet in eine Mischung aus Thriller, Beziehungsdrama und bitterböser Satire.

Abruptes Ende

Die Schwäche des Romans liegt im zu knapp gehaltenen Schluss. Es wirkt, als habe der Autor das Buch überhastet beendet. Die Ereignisse überschlagen sich, die Pointe kommt auf raschen Füßen daher, und manche Dinge fügen sich zu einfach. Das liest sich im Gegensatz zu den vorher aufgebauten Probemfeldern zu simpel und enttäuscht ein wenig. Besser wäre gewesen, sich hier etwas mehr Zeit zu nehmen und drei, vier zusätzliche Seiten auf die Schilderungen der Entwicklungen zu verwenden.

Ein weiterer, wenn auch nicht gravierender Punkt ist die Ähnlichkeit zu Starrs anderen Werken. Seine rabenschwarzen Thriller verlaufen nach einem Muster, das einem beim Lesen bekannt vorkommt. Auch bei "Tob Job" etwa geht es um einen Durchschnittstypen in den Dreißigern, der ein deprimierendes Leben führt, das mit einem Mal aus den Fugen gerät und ungeplante Todesfälle bereithält. Ähnliches gilt in etwas abgeschwächter Form für "Die letzte Wette". Nicht, dass es schadet, alle seine Romane zu lesen, doch es ist mit gewissen Abnutzungserscheinungen zu rechnen.

Fazit:

"Twisted City" von Jason Starr ist ein schwarzhumoriger, rasant geschriebener Thriller über Erpressung, der bis zum Ende fesselt. Die undurchschaubaren Charaktere sorgen für Spannung, ebenso die überraschenden Wendungen. Negativ sind nur der recht offene und sehr kurz gehaltene Schluss sowie die Parallelen zu anderen Romanen des Autors.

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