Produktinfos:
Ausgabe: 2006
Seiten: 448
Amazon
* * * * *
Der Autor:
Andreas Franz wurde 1956 in Quedlinburg geboren und starb im März 2011. Bevor er sich dem Schreiben widmete, arbeitete er unter anderem als Übersetzer, Schlagzeuger, LKW-Fahrer und kaufmännischer Angestellter. 1996 erschien sein erster Roman. Franz lebte mit seiner Familie in der Nähe von Frankfurt, wo die meisten seiner Krimis spielen. Weitere Werke von ihm sind u. a.: "Jung, blond, tot", "Das achte Opfer", "Der Finger Gottes", "Letale Dosis", "Das Verlies" und "Das Todeskreuz".
Inhalt:
Ein Serie von brutalen Frauenmorden gibt Hauptkommissarin Julia Durant und ihren Kollegen Rätsel auf. Vier Frauen wurden innerhalb weniger Monate erstochen, ohne Hinweise auf den Täter. Während der Ermittlungen erhält Julia Durant eine E-Mail mit einem angehängten Foto, das eine ermordete junge Frau zeigt - ebenfalls erstochen. Kurz darauf finden sie die Leiche der Lehrerin Svenja Martens in deren Wohnung.
Julia Durant vermutet einen Zusammenhang zwischen allen Morden. Sowohl Svenja als auch mindestens eine der anderen Frauen arbeiteten als Prostituierte, alle wurden erstochen, Svenja dazu grauenvoll ausgeweidet. Eine Botschaft über dem Bett deutet auf einen Hurenhasser hin, die Vorgehensweise erinnert an Jack the Ripper.
Zu allem Überfluss schickt ihnen der Mörder auch noch ein Video, auf dem er in Verkleidung die Sezierung des Opfers dokumentiert. Jegliche Spuren hat der Täter sorgfältig verwischt. Julia und ihrem Team ist klar, dass sie es mit einem sehr intelligenten Menschen zu tun haben, der nichts dem Zufall überlässt. Sie ahnen nicht, dass sich der Mörder ganz in ihrer Nähe befindet ...
Bewertung:
Jack the Ripper ist zurück, könnte man anhand der grausamen Morde meinen, die Frankfurt in Angst versetzen.
Spannende Handlung
Es ist kein zimperlicher Mörder, der hier sein Unwesen treibt, und der Anblick der Tatorte lässt selbst die abgeklärtesten Ermittler schlucken. Schon früh wird klar, dass es ein sehr schweres Unterfangen ist, diesen Täter zu fassen, zumal der Leser weiß, dass er ein Computerexperte ist und gewisse Einblicke in die Polizeiarbeit erhält. Sein neckisches Spiel mit Julia Durant, die er regelmäßig mit E-Mails kontaktiert, sorgt für zusätzliche Brisanz innerhalb der Handlung - offenbar besitzt er ein gezieltes Interesse an ihr, und man darf gespannt sein, ob sie sogar als potenzielles Opfer in sein Visier gerät. Weiterhin stellen sich die Fragen, warum genau er seine Morde begeht - denn das wird, obwohl der Leser recht viel über ihn erfährt, erst ganz allmählich offenkundig -, wie viele Frauen ihm noch zum Opfer fallen und ob sich der Täter womöglich am Ende sogar stellt oder ob er gefasst wird, denn beides ist aufgrund seines zerrissenen Verhaltens denkbar.
Charaktervielfalt
Julia Durant präsentiert sich wie üblich als Kommissarin mit Ecken und Kanten, was sie gerade sympathisch macht. Wieder einmal kriselt es in ihrem Privatleben, diesmal mit dem aktuellen Partner Georg. Nach ihrer Scheidung und diversen glücklosen Kurzbeziehungen fühlt sie sich bei ihm nach ihrem Urlaub besser aufgehoben denn je, auch wenn die gemeinsame Zeit beruflich bedingt kurz ausfällt. Die handfeste Krise mitten während der aufreibenden Ermittlungen bringt Julia Durant an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
Krisengeplagt ist auch die Ehe ihres Kollegen und Freundes Frank Hellmer. Seit der Geburt der schwerbehinderten Tochter ist aus der fröhlichen Nadine Hellmer eine besorgte und ständig übermüdete Mutter im Dauerstress geworden. Die Beziehung leidet, und Julia Durant fürchtet eine Trennung, auch weil sie nicht zwischen die Fronten geraten will. Da sorgt es zwischen ihr und Hellmer für Zündstoff, dass er ausgerechnet jetzt auffälliges Interesse für die charismatische Viola Richter entwickelt, der jungen Ehefrau des Psychoanalytikers, der als Profiler dem Team zur Seite steht. Es sind zwar nur Nebenhandlungen in einer kriminaldominierten Geschichte, doch intensiv genug, um die Ermittler menschlich und verletzlich darzustellen.
Ähnliches gilt auch für den Täter. In einer ausführlichen Vorgeschichte wird der Leser mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Man fühlt mit dem schicksalgeplagten Jungen und registriert umso bestürzter, dass es sich hier um den künftigen Serienkiller handelt, auch wenn er natürlich weit entfernt ist von einer Tiefe, wie sie etwa die Figur des Hannibal Lecter erreichte.
Einige Schwächen
Für mache Leser mag es sicher ein Manko sein, dass die Identität des Mörders von Anfang an bekannt ist, alle Anhänger des klassischen Who-dunnit-Krimis seien somit vorgewarnt. Gerade da man nicht der Entlarvung des Täters entgegenfiebert, stellen sich hin und wieder kleine Längen ein. Ungewöhnlich ist auch die relativ lange Anlaufphase, ehe Julia Durant überhaupt auf der Bildfläche erscheint.
Beim spektakulären Finale muss man außerdem Julia Durant eine gehörige Portion Leichtsinn unterstellen. Für eine erfahrene Hauptkommissarin beginnt sie sich unnötig in Gefahr. Ihr Egotrip, der ihr kurz zuvor noch von Frank Hellmer angekreidet wurde, stört in dieser Phase sogar den Leser. Ihre anschließende Begründung, warum sie sich bewusst auf die Gefahr eingelassen habe, wirkt eher naiv, und man fragt sich, wie realistisch ihre Handlungsweise überhaupt sein mag. Etwas unnötig ist auch die Jack-the-Ripper-Parallele, die eher aufgezwungen und bemüht wirkt.
Fazit
"Tödliches Lachen" ist ein solider Kriminalroman aus der Julia-Durant-Reihe. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Tatsache, dass der Mörder dem Leser von Anfang an bekannt ist. Auch das Ende ist etwas unrealistisch, vor allem was Julia Durants Verhalten betrifft. Insgesamt durchaus ein lohnenswerter Krimi für Fans, aber sicher nicht das Beste aus der Reihe.
Ausgabe: 2006
Seiten: 448
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Der Autor:
Andreas Franz wurde 1956 in Quedlinburg geboren und starb im März 2011. Bevor er sich dem Schreiben widmete, arbeitete er unter anderem als Übersetzer, Schlagzeuger, LKW-Fahrer und kaufmännischer Angestellter. 1996 erschien sein erster Roman. Franz lebte mit seiner Familie in der Nähe von Frankfurt, wo die meisten seiner Krimis spielen. Weitere Werke von ihm sind u. a.: "Jung, blond, tot", "Das achte Opfer", "Der Finger Gottes", "Letale Dosis", "Das Verlies" und "Das Todeskreuz".
Inhalt:
Ein Serie von brutalen Frauenmorden gibt Hauptkommissarin Julia Durant und ihren Kollegen Rätsel auf. Vier Frauen wurden innerhalb weniger Monate erstochen, ohne Hinweise auf den Täter. Während der Ermittlungen erhält Julia Durant eine E-Mail mit einem angehängten Foto, das eine ermordete junge Frau zeigt - ebenfalls erstochen. Kurz darauf finden sie die Leiche der Lehrerin Svenja Martens in deren Wohnung.
Julia Durant vermutet einen Zusammenhang zwischen allen Morden. Sowohl Svenja als auch mindestens eine der anderen Frauen arbeiteten als Prostituierte, alle wurden erstochen, Svenja dazu grauenvoll ausgeweidet. Eine Botschaft über dem Bett deutet auf einen Hurenhasser hin, die Vorgehensweise erinnert an Jack the Ripper.
Zu allem Überfluss schickt ihnen der Mörder auch noch ein Video, auf dem er in Verkleidung die Sezierung des Opfers dokumentiert. Jegliche Spuren hat der Täter sorgfältig verwischt. Julia und ihrem Team ist klar, dass sie es mit einem sehr intelligenten Menschen zu tun haben, der nichts dem Zufall überlässt. Sie ahnen nicht, dass sich der Mörder ganz in ihrer Nähe befindet ...
Bewertung:
Jack the Ripper ist zurück, könnte man anhand der grausamen Morde meinen, die Frankfurt in Angst versetzen.
Spannende Handlung
Es ist kein zimperlicher Mörder, der hier sein Unwesen treibt, und der Anblick der Tatorte lässt selbst die abgeklärtesten Ermittler schlucken. Schon früh wird klar, dass es ein sehr schweres Unterfangen ist, diesen Täter zu fassen, zumal der Leser weiß, dass er ein Computerexperte ist und gewisse Einblicke in die Polizeiarbeit erhält. Sein neckisches Spiel mit Julia Durant, die er regelmäßig mit E-Mails kontaktiert, sorgt für zusätzliche Brisanz innerhalb der Handlung - offenbar besitzt er ein gezieltes Interesse an ihr, und man darf gespannt sein, ob sie sogar als potenzielles Opfer in sein Visier gerät. Weiterhin stellen sich die Fragen, warum genau er seine Morde begeht - denn das wird, obwohl der Leser recht viel über ihn erfährt, erst ganz allmählich offenkundig -, wie viele Frauen ihm noch zum Opfer fallen und ob sich der Täter womöglich am Ende sogar stellt oder ob er gefasst wird, denn beides ist aufgrund seines zerrissenen Verhaltens denkbar.
Charaktervielfalt
Julia Durant präsentiert sich wie üblich als Kommissarin mit Ecken und Kanten, was sie gerade sympathisch macht. Wieder einmal kriselt es in ihrem Privatleben, diesmal mit dem aktuellen Partner Georg. Nach ihrer Scheidung und diversen glücklosen Kurzbeziehungen fühlt sie sich bei ihm nach ihrem Urlaub besser aufgehoben denn je, auch wenn die gemeinsame Zeit beruflich bedingt kurz ausfällt. Die handfeste Krise mitten während der aufreibenden Ermittlungen bringt Julia Durant an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
Krisengeplagt ist auch die Ehe ihres Kollegen und Freundes Frank Hellmer. Seit der Geburt der schwerbehinderten Tochter ist aus der fröhlichen Nadine Hellmer eine besorgte und ständig übermüdete Mutter im Dauerstress geworden. Die Beziehung leidet, und Julia Durant fürchtet eine Trennung, auch weil sie nicht zwischen die Fronten geraten will. Da sorgt es zwischen ihr und Hellmer für Zündstoff, dass er ausgerechnet jetzt auffälliges Interesse für die charismatische Viola Richter entwickelt, der jungen Ehefrau des Psychoanalytikers, der als Profiler dem Team zur Seite steht. Es sind zwar nur Nebenhandlungen in einer kriminaldominierten Geschichte, doch intensiv genug, um die Ermittler menschlich und verletzlich darzustellen.
Ähnliches gilt auch für den Täter. In einer ausführlichen Vorgeschichte wird der Leser mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Man fühlt mit dem schicksalgeplagten Jungen und registriert umso bestürzter, dass es sich hier um den künftigen Serienkiller handelt, auch wenn er natürlich weit entfernt ist von einer Tiefe, wie sie etwa die Figur des Hannibal Lecter erreichte.
Einige Schwächen
Für mache Leser mag es sicher ein Manko sein, dass die Identität des Mörders von Anfang an bekannt ist, alle Anhänger des klassischen Who-dunnit-Krimis seien somit vorgewarnt. Gerade da man nicht der Entlarvung des Täters entgegenfiebert, stellen sich hin und wieder kleine Längen ein. Ungewöhnlich ist auch die relativ lange Anlaufphase, ehe Julia Durant überhaupt auf der Bildfläche erscheint.
Beim spektakulären Finale muss man außerdem Julia Durant eine gehörige Portion Leichtsinn unterstellen. Für eine erfahrene Hauptkommissarin beginnt sie sich unnötig in Gefahr. Ihr Egotrip, der ihr kurz zuvor noch von Frank Hellmer angekreidet wurde, stört in dieser Phase sogar den Leser. Ihre anschließende Begründung, warum sie sich bewusst auf die Gefahr eingelassen habe, wirkt eher naiv, und man fragt sich, wie realistisch ihre Handlungsweise überhaupt sein mag. Etwas unnötig ist auch die Jack-the-Ripper-Parallele, die eher aufgezwungen und bemüht wirkt.
Fazit
"Tödliches Lachen" ist ein solider Kriminalroman aus der Julia-Durant-Reihe. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Tatsache, dass der Mörder dem Leser von Anfang an bekannt ist. Auch das Ende ist etwas unrealistisch, vor allem was Julia Durants Verhalten betrifft. Insgesamt durchaus ein lohnenswerter Krimi für Fans, aber sicher nicht das Beste aus der Reihe.
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