5. Juni 2012

Teuflische Versprechen - Andreas Franz

Produktinfos:

Ausgabe: 2005
Seiten: 576
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Der Autor:

Andreas Franz wurde 1956 in Quedlinburg geboren und starb 2011. Bevor er sich dem Schreiben widmete, arbeitete er unter anderem als Übersetzer, Schlagzeuger, LKW-Fahrer und kaufmännischer Angestellter. 1996 erschien sein erster Roman. Franz lebte mit seiner Familie in der Nähe von Frankfurt, wo die meisten seiner Krimis spielen. Weitere Werke von ihm sind u. a.: "Jung, blond, tot", "Das achte Opfer", "Der Finger Gottes", "Letale Dosis", "Das Verlies" und "Tödliches Lachen"

Inhalt:

Eine junge, völlig verängstigte Frau stürmt in die Praxis der Psychologin Verena Michel. Maria Volescu stammt aus Moldawien und erhielt vor ein paar Jahren ein Jobangebot als Aupair-Mädchen. Stattdessen aber landete sie als Zwangsprostituierte in einem Frankfurter Nobelbordell, wo sie seitdem gefangen gehalten wird. Bei einem ihrer seltenen Ausflüge in eine Boutique ist ihr endlich die Flucht gelungen.

Maria erzählt grauenvolle Details von einem Netzwerk des Menschenhandels und fürchtet, von Marco, wie sich der Boss nennt, gefunden zu werden. Verena Michel will helfen und sucht Rat bei ihrer Freundin, der Anwältin Rita Hendriks. Diese weiht den erfahrenen Journalisten Zaubel ein, der bekannt für seine Recherchen in solch brisanten Fällen ist. Kurz darauf sind Rita Hendriks und Zaubel tot - kurz bevor Zaubel mit Julia Durant über die Angelegenheit sprechen konnte, die er als Ermittlerin sehr schätzt.

Julia Durant erkennt rasch den Zusammenhang zwischen den beiden Morden. Sie bemüht sich um das Vertrauen der immer panischeren Maria Volescu und bringt sie in ein sicheres Versteck. Bald steht fest, dass auch höchste Kreise der Frankfurter Gesellschaft in das Menschenhandel-Geschäft verwickelt sind. Bei ihren Ermittlungen auf der Suche nach dem Drahtzieher "Marco" geraten Julia Durant und ihr Team in immer größere Gefahr ...

Bewertung:

Es ist nicht der erste Fall, in dem Julia Durant gegen das organisierte Verbrechen kämpft, und wieder wird es für sie und Team dabei gefährlich.

Spannung bis zum Schluss

Gleich mehrere Fragen werden früh aufgeworfen und bleiben lange Zeit offen. Der Leser darf um die geflüchtete Maria Volescu bangen, die recht sympathisch ist und die natürlich symbolhaft für zahlreiche andere Zwangsprostituierte aus Osteuropa steht. Besonders brisant wird es, als klar ist, dass es einen Verräter in eigenen Reihen geben muss, dem Zaubel oder Rita Hendriks fälschlicherweise vertraut haben - und es steht ohnehin fest, dass höchste Kreise der Frankfurter Gesellschaft in die Machenschaften verwickelt sind.

Julia Durant fürchtet zu Recht, dass es gerade bei Polizei und Staatsanwaltschaft Spione aus den Reihen des organisierten Verbrechens gibt, sodass nur ein Kleinstteam aus engsten Vertrauten den Fall bearbeiten darf. Im weiteren Verlauf der Handlung wird außerdem ein Mitglied des Ermittlungsteams als Spitzel in das Milieu eingeschleust - ein gefährliches Unterfangen, bei dem die kleinste Nachlässigkeit zum Tod führen kann.

Teilweise interessante Charaktere

Mehr Bedeutung als sonst erfährt in diesem Band Julia Durants Vater, Pfarrer im Ruhestand, der seit dem Tod der Mutter der ruhende Pol in ihrem Leben ist. Er ist damit die ideale Person, um Maria Volescu in ihrem Versteck beizustehen und ein wenig Zuversicht zu geben, und überhaupt ein sympathischer Charakter, sodass es schön ist, ihn mal in einer etwas größeren Rolle zu erleben als wie meist sonst nur als telefonischer Seelentröster seiner Tochter.

Gelungen ist auch der spät hinzugezogene Kollege Dragoslav, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt und eine ganz besondere Rechnung mit dem Drahtzieher der Verbrechen zu begleichen hat. Der wortkarge Ermittler wirkt anfangs eher furchteinflößend, ehe Julia Durant allmählich hinter seine Fassade steigt. Ohnehin sympathisch ist die verfolgte Maria Volescu, die zwar nicht besonders facettenreich geworden ist, für die man aber hofft, dass sie endlich wieder nach Moldawien reisen und ihre Familie nach Jahren wieder in die Arme schließen kann.

Einige Schwächen

Zunächst einmal wird es etwas unrealistisch dargestellt, wie schnell Verena Michel bereit ist, Maria zu helfen. Sie nimmt die junge Frau nicht nur ohne viel zu überlegen zu sich nach Hause, sie kümmert sich direkt wie um eine gute Freundin um sie, lässt sie ein Bad nehmen, bestellt Essen und gibt ihr Kleidung von sich. Ihre Hilfsbereitschaft ist zwar löblich, aber es ist fraglich, wie wahrscheinlich das ist, dass man eine wildfremde Frau so schnell aufnimmt, ohne Misstrauen zu zeigen, schließlich hätte sie auch eine Trickdiebin sein können, zumal gerade bei einer Psychologin mit eigener Praxis ja durchaus etwas Wertvolles zu holen sein könnte.

Ähnlich läuft es bei Julia Durants Kollege Frank Hellmer ab, der Maria kurzzeitig aufnimmt. Seine Ehefrau Nadine stellt erst mal gar keine Fragen, als er mit Maria in der Tür steht, sondern quartiert sie wie selbstverständlich ein. Einzig Julia Durants Vater nimmt man seine Bereitwilligkeit ab. Der Pfarrer im Ruhestand, der nach wie vor in der Seelsorge tätig ist, ist der passende Charaktertyp, um sich ein paar Tage aufopferungsvoll und ohne großes Nachfragen um die verstörte Zwangsprostituierte zu kümmern, alle anderen Beteiligten handeln übertrieben bereitwillig.

Zudem fällt negativ auf, dass Andreas Franz sich mit der Thematik von der verkommenden Frankfurter Oberschicht wiederholt. Zu häufig drehen sich seine Bücher darum, dass hochrangige Politiker, Anwälte und Unternehmer in das organisierte Verbrechen verwickelt sind, sodass er den Leser damit nicht mehr schocken kann. Eher ermüden diese Parallelen, weil sie sich zu sehr ähneln und das Szenario beinah austauschbar ist.

Fazit:

Ein durchschnittlicher Kriminalroman aus der Julia-Durant-Reihe. Der Roman über das organisierte Verbrechen und Menschenhandel ist weitgehend spannend mit ein paar interessanten Nebenfiguren, allerdings wiederholt sich das Thema innerhalb von Franz' Werken, und ein paar Verhaltensweisen der Charaktere wirken unrealistisch.

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