Produktinfos:
Ausgabe: 2003
Seiten: 218
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* * * * *
Die Autorin:
Antonia Michaelis wurde 1979 in Kiel geboren und ging nach dem Abitur nach Indien, um dort Englisch, Kunst und Schauspiel zu unterrichten. Zwischen zahlreichen Auslandsaufenthalten studierte sie in Deutschland Medizin und arbeitet seit 2003 hauptsächlich als Kinderbuchautorin. Zu ihren weiteren Werken gehören z.B. "Das Adoptivzimmer", "Das Geheimnis des 12. Kontinents" und die Ammerlo-Serie.
Inhalt:
Edinburgh, Mitte des 19. Jahrhunderts: Seit einigen Jahren lebt der zehnjährige Oliver in einem Waisenhaus, an sein früheres Leben und seine Herkunft hat er nur sehr vage Erinnerungen. Eines Tages erscheint ein seltsamer Mann, der ihn sprechen will. Oliver fürchtet, dass er ihn als billige Arbeitskraft mitnehmen will, und flieht gerade noch rechtzeitig mit dem Ziel, sich auf ein Schiff nach London zu retten. Am Hafen hört er plötzlich Hilferufe aus einem Käfig. Zu seinem Erstaunen kommen sie von einem Dackel, den er befreit. Oliver erfährt nun, dass er zu den wenigen Menschen mit der Gabe gehört, sich mit Tieren in Gedanken verständigen zu können.
Der höchst intelligente und redselige Dackel namens Twist wurde von einem finsteren Mann namens Wilkie Collins entführt. Sein richtiger Herr ist der Schriftsteller Charles Dickens, dessen Werke eigentlich von Twist stammen. Da Dickens' Freund Wilkie Collins ihm diesen Erfolg neidet, hat er kurzerhand den Hund entführt. Das ungleiche Paar beschließt, über den Landweg nach London zu fliehen, wo Twist wieder zu seinem Mr. Dickens will und Oliver auf ein besseres Leben hofft.
Schon kurz nach ihrer Flucht merken sie, dass der besessene Collins schon ihre Fährte aufgenommen hat. Immer wieder geraten die beiden in brenzlige Situationen, den Schriftsteller dicht auf den Fersen. Außerdem ist da noch diese geheimnisvolle Frau in Weiß, die immer wieder auftaucht und von der Oliver zunächst nicht weiß, ob er sie sich nur einbildet ...
Bewertung:
"Oliver und Twist" läuft zwar offiziell unter Kinderbüchern ab neun Jahren, ist aber auch und gerade für Erwachsene ein echter Lesespaß - und erst recht, wenn man sich für Charles Dickens interessiert und ein wenig mit seinem Leben und seinen Werken auskennt.
Gelungene Charaktere
Die beiden Protagonisten könnten unterschiedlicher kaum sein - und das nicht nur, weil der eine ein Hund und der andere ein Junge ist. Oliver ist ein Waisenkind, das seine Herkunft nicht kennt. Er kann weder lesen noch schreiben und ist nach seiner spontanen Flucht völlig mittellos. Er ist clever und findig, aber so ganz allein doch ziemlich hilflos in der großen weiten Welt.
Ganz anders Twist, seines Zeichens Hund und Schriftsteller, den es wurmt, dass er zwar brillante Geschichten erfinden kann, die die Leser lieben, aber Pfoten sei Dank nicht selbst in der Lage ist zu schreiben. Dafür hat er Freund und Herrchen Mr. Dickens, der aus Twists Gedanken schöne Sätze formuliert. Überhaupt ist Twist ein äußerst kluger Hund, der gern mal zur Besserwisserei neigt und in den unpassendsten Momenten historische oder literarische Erörterungen zum Besten gibt, was Oliver gehörig nervt und dem Leser umso größeren Spaß bringt. Die beiden haben durchaus ihre Streitereien, halten aber fest zusammen, und das nicht nur, weil sie London als gemeinsames Ziel vor Augen haben. Trotz ihrer Verschiedenheiten werden sie zu engen Freunden, die sich gegenseitig aus gefährlichen Situationen befreien und bereit sind, alles zu riskieren, um den anderen nicht zu verlieren. Natürlich sticht vor allem Twist hervor, der einfach ein sehr gelungener Hund mit menschlichen Zügen ist - leicht beleidigt, gern ironisch, nach außen hin oft ein bisschen grantig, aber mit einem großen Herz. Schön sind vor allem die sentimentalen Momente, wenn er an sein früheres Leben mit Charles Dickens denkt, das er sich sehnlichst zurückwünscht. Es ist nicht nur die Geschichte einer Reise, sondern auch die einer Freundschaft, die sich erst allmählich entwickeln muss.
Fiktion und Realität
Das "Nachwort an Erwachsene" erläutert einige Anspielungen und Charaktere in dem Roman, aber wer sich ein bisschen in der Literaturwelt des 19. Jahrhunderts auskennt, wird diese Einflechtungen vermutlich auch so erkennen. Die Handlung spielt 1856, kurz nach Erscheinen des Fortsetzungsromans "Klein-Dorrit", dessen vorläufiges Ende gerade Tagesgespräch unter den Bürgern ist, wie der literarisch gänzlich unbedarfte Oliver zufällig durch Passanten mitbekommt. Die beiden Freunde treffen auf einer Kutschfahrt einen amüsanten Mann, der eigentlich Mathematiker ist, aber gern raffinierte Reime bildet und von einem Buch mit einer Wasserpfeife rauchenden Raupe träumt, das er unter einem schneidigen Pseudonym veröffentlichen möchte - und Olivers Vorschlag, sich "Lewis Carroll" zu nennen, gefällt ihm gar nicht schlecht. Schön zu erfahren, wie "Alice im Wunderland" offenbar seinen Anfang nahm.
Der verrückte Schriftsteller, der Twist ins eine Fänge bekommen will, ist unter Krimiliebhabern kaum weniger bekannt als sein Freund Charles Dickens, und die Handlung erklärt, wie er zu seinem bekanntesten Roman "Die Frau in Weiß" inspiriert wurde. Allein schon der "Zufall", dass Oliver und Twist gemeinsam den Namen eines Dickens-Klassikers ergeben, wird sehr hübsch mit einem seufzenden "Auch das noch" des Dackels kommentiert, während dem unbelesenen Oliver die Bedeutung zunächst schleierhaft bleibt. Eine hübsche Ergänzung sind die kurzen Tagebucheinträge von Charles Dickens, die immer wieder dazwischengeschaltet werden, in denen er seinen Dackel schmerzlich vermisst. Sehr schön sind die Augenblicke, in denen Twist stolz sein Wissen über andere Schriftsteller zum Besten gibt, etwa wenn sie an bestimmten Orten vorbeikommen, die in deren Leben oder Werken eine Rolle spielen, und Oliver mit diesen gelehrten Informationen nicht wirklich etwas anfangen kann. Eine sehr stimmungsvolle Szene gibt es bei der Abtei Melrose, die einst Sir Walter Scott in einem Gedicht verarbeitete, dessen Zeilen Twist zitiert und die im Mondschein auch beim unkundigen Oliver einen starken Eindruck hinterlassen.
Aber auch abseits aller Spielereien zwischen Fiktion und Realität überzeugt die Handlung durch Spannung und gut platzierte Wendungen. Immer ist ihnen Wilkie Collins auf den Fersen, sie haben wenig Geld zur Verfügung, die seltsame weiße Frau ängstigt Oliver, und dann steht da noch im Raum, was dieser Fremde wollte, der plötzlich im Waisenhaus auftauchte. Immer wieder gibt es brenzlige Situationen, und die Atmosphäre Englands im 19. Jahrhundert wird gut eingefangen - mit Kutschfahrten durch Gewitternächte, verfallenen Gebäuden, am Rande auch Krankheit, Armut und Hunger.
Trotzdem bleibt das Buch immer kindgerecht, auch durch den hinreißenden Humor - sei es, dass Twist einfließen lässt, dass ein Foxterrierkumpel von ihm zuständig ist für E. M. Forsters Werke, oder dass Oliver bemerkt, dass Pferde ausschließlich in Reimen sprechen und es mit der Intelligenz von Schafen wiederum nicht weit her ist, denn ihre Gespräche beschränken sich meist auf "Grün grün grün" auf einer Wiese. Eine wunderbare Ergänzung bieten die hübschen Bleistiftzeichnungen, die den Charme der Hauptfiguren gut einfangen, und die Landkarte, auf der der Weg der beiden Freunde nachvollzogen werden kann.
Kaum Schwächen
Es ist ein wenig schade, dass Wilkie Collins, immerhin langjähriger Freund von Charles Dickens, hier als verrückter Krimineller dargestellt wird, der sogar bereit wäre, Twist zu töten, nur damit niemand anderes ihn bekommt. Damit tut man dem heute nicht mehr so populären Schriftsteller unrecht, auch wenn es eine interessante Idee ist, der Freundschaft und der Tatsache, dass Collins immer ein wenig im Schatten des großen Dickens stand, einen solchen Hintergrund zu verleihen. Zum anderen haben Oliver und Twist mehrfach viel Glück bei ihrer Flucht, etwa indem ihnen jemand ein Zimmer gewährt oder sie unverhofft zu etwas Geld kommen - da wäre ein bisschen mehr Eigeninitiative besser gewesen. Und an manchen Stellen hätten gewisse Anspielungen ruhig für sich stehen können - dass es sich bei dem hilfsbereiten Mathematiker um Lewis Carroll handelt, hätten wohl selbst Kinder auch ohne seine Namensnennung erkannt, denn die Ideen zu "Alice im Wunderland" wird deutlich genug erwähnt.
Fazit:
Ein sehr gelungenes Kinderbuch ab etwa neun Jahren, das sich auch und gerade für Erwachsene, die sich für Charles Dickens interessieren, sehr gut eignet. Die Geschichte verbindet gekonnt Fiktion mit Realität, besitzt zwei sehr liebenswerte Hauptcharaktere, eine spannende Handlung, amüsante Szenen und jede Menge literarischer Anspielungen. Von kleinen Schwächen abgesehen eine wunderbare Lektüre, die sich leicht lesen lässt.
Ausgabe: 2003
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Die Autorin:
Antonia Michaelis wurde 1979 in Kiel geboren und ging nach dem Abitur nach Indien, um dort Englisch, Kunst und Schauspiel zu unterrichten. Zwischen zahlreichen Auslandsaufenthalten studierte sie in Deutschland Medizin und arbeitet seit 2003 hauptsächlich als Kinderbuchautorin. Zu ihren weiteren Werken gehören z.B. "Das Adoptivzimmer", "Das Geheimnis des 12. Kontinents" und die Ammerlo-Serie.
Inhalt:
Edinburgh, Mitte des 19. Jahrhunderts: Seit einigen Jahren lebt der zehnjährige Oliver in einem Waisenhaus, an sein früheres Leben und seine Herkunft hat er nur sehr vage Erinnerungen. Eines Tages erscheint ein seltsamer Mann, der ihn sprechen will. Oliver fürchtet, dass er ihn als billige Arbeitskraft mitnehmen will, und flieht gerade noch rechtzeitig mit dem Ziel, sich auf ein Schiff nach London zu retten. Am Hafen hört er plötzlich Hilferufe aus einem Käfig. Zu seinem Erstaunen kommen sie von einem Dackel, den er befreit. Oliver erfährt nun, dass er zu den wenigen Menschen mit der Gabe gehört, sich mit Tieren in Gedanken verständigen zu können.
Der höchst intelligente und redselige Dackel namens Twist wurde von einem finsteren Mann namens Wilkie Collins entführt. Sein richtiger Herr ist der Schriftsteller Charles Dickens, dessen Werke eigentlich von Twist stammen. Da Dickens' Freund Wilkie Collins ihm diesen Erfolg neidet, hat er kurzerhand den Hund entführt. Das ungleiche Paar beschließt, über den Landweg nach London zu fliehen, wo Twist wieder zu seinem Mr. Dickens will und Oliver auf ein besseres Leben hofft.
Schon kurz nach ihrer Flucht merken sie, dass der besessene Collins schon ihre Fährte aufgenommen hat. Immer wieder geraten die beiden in brenzlige Situationen, den Schriftsteller dicht auf den Fersen. Außerdem ist da noch diese geheimnisvolle Frau in Weiß, die immer wieder auftaucht und von der Oliver zunächst nicht weiß, ob er sie sich nur einbildet ...
Bewertung:
"Oliver und Twist" läuft zwar offiziell unter Kinderbüchern ab neun Jahren, ist aber auch und gerade für Erwachsene ein echter Lesespaß - und erst recht, wenn man sich für Charles Dickens interessiert und ein wenig mit seinem Leben und seinen Werken auskennt.
Gelungene Charaktere
Die beiden Protagonisten könnten unterschiedlicher kaum sein - und das nicht nur, weil der eine ein Hund und der andere ein Junge ist. Oliver ist ein Waisenkind, das seine Herkunft nicht kennt. Er kann weder lesen noch schreiben und ist nach seiner spontanen Flucht völlig mittellos. Er ist clever und findig, aber so ganz allein doch ziemlich hilflos in der großen weiten Welt.
Ganz anders Twist, seines Zeichens Hund und Schriftsteller, den es wurmt, dass er zwar brillante Geschichten erfinden kann, die die Leser lieben, aber Pfoten sei Dank nicht selbst in der Lage ist zu schreiben. Dafür hat er Freund und Herrchen Mr. Dickens, der aus Twists Gedanken schöne Sätze formuliert. Überhaupt ist Twist ein äußerst kluger Hund, der gern mal zur Besserwisserei neigt und in den unpassendsten Momenten historische oder literarische Erörterungen zum Besten gibt, was Oliver gehörig nervt und dem Leser umso größeren Spaß bringt. Die beiden haben durchaus ihre Streitereien, halten aber fest zusammen, und das nicht nur, weil sie London als gemeinsames Ziel vor Augen haben. Trotz ihrer Verschiedenheiten werden sie zu engen Freunden, die sich gegenseitig aus gefährlichen Situationen befreien und bereit sind, alles zu riskieren, um den anderen nicht zu verlieren. Natürlich sticht vor allem Twist hervor, der einfach ein sehr gelungener Hund mit menschlichen Zügen ist - leicht beleidigt, gern ironisch, nach außen hin oft ein bisschen grantig, aber mit einem großen Herz. Schön sind vor allem die sentimentalen Momente, wenn er an sein früheres Leben mit Charles Dickens denkt, das er sich sehnlichst zurückwünscht. Es ist nicht nur die Geschichte einer Reise, sondern auch die einer Freundschaft, die sich erst allmählich entwickeln muss.
Fiktion und Realität
Das "Nachwort an Erwachsene" erläutert einige Anspielungen und Charaktere in dem Roman, aber wer sich ein bisschen in der Literaturwelt des 19. Jahrhunderts auskennt, wird diese Einflechtungen vermutlich auch so erkennen. Die Handlung spielt 1856, kurz nach Erscheinen des Fortsetzungsromans "Klein-Dorrit", dessen vorläufiges Ende gerade Tagesgespräch unter den Bürgern ist, wie der literarisch gänzlich unbedarfte Oliver zufällig durch Passanten mitbekommt. Die beiden Freunde treffen auf einer Kutschfahrt einen amüsanten Mann, der eigentlich Mathematiker ist, aber gern raffinierte Reime bildet und von einem Buch mit einer Wasserpfeife rauchenden Raupe träumt, das er unter einem schneidigen Pseudonym veröffentlichen möchte - und Olivers Vorschlag, sich "Lewis Carroll" zu nennen, gefällt ihm gar nicht schlecht. Schön zu erfahren, wie "Alice im Wunderland" offenbar seinen Anfang nahm.
Der verrückte Schriftsteller, der Twist ins eine Fänge bekommen will, ist unter Krimiliebhabern kaum weniger bekannt als sein Freund Charles Dickens, und die Handlung erklärt, wie er zu seinem bekanntesten Roman "Die Frau in Weiß" inspiriert wurde. Allein schon der "Zufall", dass Oliver und Twist gemeinsam den Namen eines Dickens-Klassikers ergeben, wird sehr hübsch mit einem seufzenden "Auch das noch" des Dackels kommentiert, während dem unbelesenen Oliver die Bedeutung zunächst schleierhaft bleibt. Eine hübsche Ergänzung sind die kurzen Tagebucheinträge von Charles Dickens, die immer wieder dazwischengeschaltet werden, in denen er seinen Dackel schmerzlich vermisst. Sehr schön sind die Augenblicke, in denen Twist stolz sein Wissen über andere Schriftsteller zum Besten gibt, etwa wenn sie an bestimmten Orten vorbeikommen, die in deren Leben oder Werken eine Rolle spielen, und Oliver mit diesen gelehrten Informationen nicht wirklich etwas anfangen kann. Eine sehr stimmungsvolle Szene gibt es bei der Abtei Melrose, die einst Sir Walter Scott in einem Gedicht verarbeitete, dessen Zeilen Twist zitiert und die im Mondschein auch beim unkundigen Oliver einen starken Eindruck hinterlassen.
Aber auch abseits aller Spielereien zwischen Fiktion und Realität überzeugt die Handlung durch Spannung und gut platzierte Wendungen. Immer ist ihnen Wilkie Collins auf den Fersen, sie haben wenig Geld zur Verfügung, die seltsame weiße Frau ängstigt Oliver, und dann steht da noch im Raum, was dieser Fremde wollte, der plötzlich im Waisenhaus auftauchte. Immer wieder gibt es brenzlige Situationen, und die Atmosphäre Englands im 19. Jahrhundert wird gut eingefangen - mit Kutschfahrten durch Gewitternächte, verfallenen Gebäuden, am Rande auch Krankheit, Armut und Hunger.
Trotzdem bleibt das Buch immer kindgerecht, auch durch den hinreißenden Humor - sei es, dass Twist einfließen lässt, dass ein Foxterrierkumpel von ihm zuständig ist für E. M. Forsters Werke, oder dass Oliver bemerkt, dass Pferde ausschließlich in Reimen sprechen und es mit der Intelligenz von Schafen wiederum nicht weit her ist, denn ihre Gespräche beschränken sich meist auf "Grün grün grün" auf einer Wiese. Eine wunderbare Ergänzung bieten die hübschen Bleistiftzeichnungen, die den Charme der Hauptfiguren gut einfangen, und die Landkarte, auf der der Weg der beiden Freunde nachvollzogen werden kann.
Kaum Schwächen
Es ist ein wenig schade, dass Wilkie Collins, immerhin langjähriger Freund von Charles Dickens, hier als verrückter Krimineller dargestellt wird, der sogar bereit wäre, Twist zu töten, nur damit niemand anderes ihn bekommt. Damit tut man dem heute nicht mehr so populären Schriftsteller unrecht, auch wenn es eine interessante Idee ist, der Freundschaft und der Tatsache, dass Collins immer ein wenig im Schatten des großen Dickens stand, einen solchen Hintergrund zu verleihen. Zum anderen haben Oliver und Twist mehrfach viel Glück bei ihrer Flucht, etwa indem ihnen jemand ein Zimmer gewährt oder sie unverhofft zu etwas Geld kommen - da wäre ein bisschen mehr Eigeninitiative besser gewesen. Und an manchen Stellen hätten gewisse Anspielungen ruhig für sich stehen können - dass es sich bei dem hilfsbereiten Mathematiker um Lewis Carroll handelt, hätten wohl selbst Kinder auch ohne seine Namensnennung erkannt, denn die Ideen zu "Alice im Wunderland" wird deutlich genug erwähnt.
Fazit:
Ein sehr gelungenes Kinderbuch ab etwa neun Jahren, das sich auch und gerade für Erwachsene, die sich für Charles Dickens interessieren, sehr gut eignet. Die Geschichte verbindet gekonnt Fiktion mit Realität, besitzt zwei sehr liebenswerte Hauptcharaktere, eine spannende Handlung, amüsante Szenen und jede Menge literarischer Anspielungen. Von kleinen Schwächen abgesehen eine wunderbare Lektüre, die sich leicht lesen lässt.
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