Produktinfos:
Ausgabe: 1983
Seiten: 159
Amazon
* * * * *
Der Autor:
Eric Morecambe, der 1926 geboren wurde und 1984 starb, war ein britischer Komiker und über vierzig Jahre lang Mitglied des Duos "Morecambe and Wise" mit seinem Partner Ernie Wise. Am bekanntesten wurde er mit der "Morecambe & Wise Show", die in England äußerst populär war und eine Reihe bekannter Gaststars anzog. 1981 erschien sein Roman "Mr Lonely", dem die beiden Vampir-Kinderbücher um Gurgelbeiß folgten.
Inhalt:
1799 im Dörfchen Gurgelbeiß: Auf Schloss Blutrausch lebt eine gefürchtete Vampirfamilie, allen voran Oberhaupt König Viktor, seine Gemahlin Valenta und die beiden Söhne Vernon und Valentin. Dazu kommt der bucklige Diener Igon, der von allen als Fußabtreter benutzt wird, außer vom friedfertigen Valentin. Valentin ist nämlich aus der Art geschlagen: Er verabscheut Blut und isst stattdessen viel lieber Chips und Blutorangen.
Das aber verbirgt er lieber vor seiner Familie, um sich keinen Ärger einzuhandeln. Eines Tages jedoch wacht er früher auf als gewohnt und merkt, dass ihm das Sonnenlicht nicht schadet. Dafür kann es nur einen Grund geben: Er ist gar kein Vampir, sondern ein Mensch.
Zusammen mit seinem treuen Diener Igon verlässt er heimlich das Schloss, um ein neues Leben anzufangen. Doch König Viktor nimmt sofort die Verfolgung auf und stachelt auch die Bevölkerung an. Die Dorfbewohner aber wollen sich nicht länger von einem Vampir unterdrücken lassen. Währenddessen hoffen Igon und Valentin verzweifelt, dass sie dem wütenden Viktor entkommen können ...
Bewertung:
Auch abseits des berühmten "kleinen Vampirs" Rüdiger von Schlotterstein gibt es schöne Vampir-Kinderbücher, die allerdings, wie die zwei Gurgelbeiß-Bände, in der Popularität deutlich hinterherhinken.
Witz und Spannung zugleich
Wie aus einem Klischee-Gruselbuch und doch wieder anders sind die Charaktere, die sich auf Schloss Blutrausch herumtreiben. König Viktor ist ein furchteinflößender Obervampir, der auch seiner Familie gegenüber stets herrisch auftritt und sich nichts bieten lässt, aber in den entscheidenden Situationen fällt er auch schon mal während eines Fluges zu Boden und wird von seiner Gattin angekeift, sodass es mit dem Respekt auch schnell wieder vorbei ist. Gemahlin Valenta ist eine leicht arrogante Frau, die sich trotz nicht vorhandenem Spiegelbild ausgiebig vor dem Spiegelbild die Haare bürstet, und Sohn Vernon ist der unsympathischste Charakter, dem man von Herzen Schlechtes wünscht. Er ist missgünstig gegenüber seinem Bruder, strebt nur nach Macht und Erfolg und liebt es vor allem, den buckligen Diener Igon zu quälen.
Igon ist eine äußerst tragikomische Figur. Er ist klein und verwachsen mit gnomartigen Gesichtszügen und einem Glasauge, das tatsächlich nur eine farbige Murmel ist. Nur Valentin ist freundlich zu Igon, der ihm deswegen treu ergeben ist. Igon ist nicht besonders intelligent, aber im Grunde ein lieber Kerl, der sich nichts sehnlicher wünscht, als nicht mehr hässlich zu sein - und wer weiß, was die Geschichte für ihn bereithält.
Valentin ist in jeder Hinsicht aus der Art geschlagen - sehr hübsch, blond und ausnehmend friedfertig. Während die Bevölkerung König Viktor und Vernon fürchtet, liebt es den ruhigen Valentin und würde ihn gern als Präsidenten sehen. Der wiederum ist sehr zerrissen, was seine neue Erkenntnis angeht, dass er offenbar nicht zu den Vampiren gehört - denn einerseits will er von nun an unter den Menschen leben, andererseits hängt er noch ein wenig an seiner Familie und ist seinen Vampireltern dafür dankbar, dass sie ihn einst aufgenommen und wie ein eigenes Kind behandelt haben.
Die Handlung schwankt von Satz zu Satz zwischen groteskem Humor und grausiger Atmosphäre. Deutlich merkt man, dass der Autor ein erfahrener Komiker ist, der den trockenen Humor beherrscht. Das zeigt sich vor allem bei Igon, der eine Glasmurmel aus einem Knallfrosch seinerzeit für ein Geschenk des Himmels in Form eines zweiten Auges hielt und der auf der Flucht bei jeder Gelegenheit davon jammert, dass Vernon ihn sicher bald in seine Fänge bekommen wird. Auch der Werwolf Willi ist eine witzige Gestalt, den seine Mutter kurz vor der Verwandlung daran erinnert, ihr auf der Rückkehr ein frisches Brot vom Bäcker mitzubringen, und der überhaupt ein sehr knuffiger Vertreter seiner Art ist. Zu gruselig wird es nie, denn dafür ist jede Person außer Valentin zu sehr Karikatur, um wirklich unheimlich zu sein.
Aber es geht auch höchst spannend und dramatisch zu, denn Valentin und Igon fürchten um ihr Leben, die Bevölkerung will einen Aufstand gegen den Vampirkönig führen, Vernon schmiedet heimlich einen grausigen Plan, um seinen verhassten Adoptivbruder auszuschalten. Das Ende ist recht unvorhersehbar und letztlich sehr zufriedenstellend - allerdings deutet sich hier schon an, dass es eine Fortsetzung geben könnte, was dann auch mit "Wilde Rache in Gurgelbeiß", einem würdigen Nachfolger, geschah.
Nur kleine Schwächen
Zum einen ist das Buch mit gerade mal 150 Seiten inklusive einiger Zeichnungen zu kurz für die Handlung geraten. Vor allem am Ende passieren viele Dinge so schnell, dass sie sich eher wie eine Zusammenfassung lesen und alles überstürzt sich zu sehr. Das ist umso mehr schade, als das volle Potenzial der Handlung nicht ausgeschöpft wird. Erst recht spät im Buch erfährt man beispielsweise von Vernons zweiköpfigem Hund, deren Köpfe er "Fort" und "Komm" getauft hat und den er gern quält, indem er einen von ihnen fortschickt und den anderen zu sich ruft, weshalb das Tier daraufhin über die verwirrten Beine fällt.
Auch über sein Labor, in dem er teuflische Experimente treibt, würde man gern noch mehr erfahren, und dafür, dass Vernon am Ende eine so wichtige Rolle einnimmt, kommt er in der ersten Hälfte einfach zu kurz. Weitere fünfzig oder auch hundert Seiten gibt die Handlung definitiv her, auch für ein Kinderbuch ist es ein wenig zu knapp.
Fazit:
Ein gutes Kinder-Gruselbuch, das düstere Atmosphäre, Spannung und Witz gekonnt miteinander verbindet. Auch erwachsene haben ihren Spaß an dem hintergründigen Humor, für Kinder ab etwa zehn Jahre wird es dank der lustigen Szenen nie zu unheimlich. Nur etwas länger hätte das Buch für die kompakte Handlung ruhig sein dürfen.
Ausgabe: 1983
Seiten: 159
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Der Autor:
Eric Morecambe, der 1926 geboren wurde und 1984 starb, war ein britischer Komiker und über vierzig Jahre lang Mitglied des Duos "Morecambe and Wise" mit seinem Partner Ernie Wise. Am bekanntesten wurde er mit der "Morecambe & Wise Show", die in England äußerst populär war und eine Reihe bekannter Gaststars anzog. 1981 erschien sein Roman "Mr Lonely", dem die beiden Vampir-Kinderbücher um Gurgelbeiß folgten.
Inhalt:
1799 im Dörfchen Gurgelbeiß: Auf Schloss Blutrausch lebt eine gefürchtete Vampirfamilie, allen voran Oberhaupt König Viktor, seine Gemahlin Valenta und die beiden Söhne Vernon und Valentin. Dazu kommt der bucklige Diener Igon, der von allen als Fußabtreter benutzt wird, außer vom friedfertigen Valentin. Valentin ist nämlich aus der Art geschlagen: Er verabscheut Blut und isst stattdessen viel lieber Chips und Blutorangen.
Das aber verbirgt er lieber vor seiner Familie, um sich keinen Ärger einzuhandeln. Eines Tages jedoch wacht er früher auf als gewohnt und merkt, dass ihm das Sonnenlicht nicht schadet. Dafür kann es nur einen Grund geben: Er ist gar kein Vampir, sondern ein Mensch.
Zusammen mit seinem treuen Diener Igon verlässt er heimlich das Schloss, um ein neues Leben anzufangen. Doch König Viktor nimmt sofort die Verfolgung auf und stachelt auch die Bevölkerung an. Die Dorfbewohner aber wollen sich nicht länger von einem Vampir unterdrücken lassen. Währenddessen hoffen Igon und Valentin verzweifelt, dass sie dem wütenden Viktor entkommen können ...
Bewertung:
Auch abseits des berühmten "kleinen Vampirs" Rüdiger von Schlotterstein gibt es schöne Vampir-Kinderbücher, die allerdings, wie die zwei Gurgelbeiß-Bände, in der Popularität deutlich hinterherhinken.
Witz und Spannung zugleich
Wie aus einem Klischee-Gruselbuch und doch wieder anders sind die Charaktere, die sich auf Schloss Blutrausch herumtreiben. König Viktor ist ein furchteinflößender Obervampir, der auch seiner Familie gegenüber stets herrisch auftritt und sich nichts bieten lässt, aber in den entscheidenden Situationen fällt er auch schon mal während eines Fluges zu Boden und wird von seiner Gattin angekeift, sodass es mit dem Respekt auch schnell wieder vorbei ist. Gemahlin Valenta ist eine leicht arrogante Frau, die sich trotz nicht vorhandenem Spiegelbild ausgiebig vor dem Spiegelbild die Haare bürstet, und Sohn Vernon ist der unsympathischste Charakter, dem man von Herzen Schlechtes wünscht. Er ist missgünstig gegenüber seinem Bruder, strebt nur nach Macht und Erfolg und liebt es vor allem, den buckligen Diener Igon zu quälen.
Igon ist eine äußerst tragikomische Figur. Er ist klein und verwachsen mit gnomartigen Gesichtszügen und einem Glasauge, das tatsächlich nur eine farbige Murmel ist. Nur Valentin ist freundlich zu Igon, der ihm deswegen treu ergeben ist. Igon ist nicht besonders intelligent, aber im Grunde ein lieber Kerl, der sich nichts sehnlicher wünscht, als nicht mehr hässlich zu sein - und wer weiß, was die Geschichte für ihn bereithält.
Valentin ist in jeder Hinsicht aus der Art geschlagen - sehr hübsch, blond und ausnehmend friedfertig. Während die Bevölkerung König Viktor und Vernon fürchtet, liebt es den ruhigen Valentin und würde ihn gern als Präsidenten sehen. Der wiederum ist sehr zerrissen, was seine neue Erkenntnis angeht, dass er offenbar nicht zu den Vampiren gehört - denn einerseits will er von nun an unter den Menschen leben, andererseits hängt er noch ein wenig an seiner Familie und ist seinen Vampireltern dafür dankbar, dass sie ihn einst aufgenommen und wie ein eigenes Kind behandelt haben.
Die Handlung schwankt von Satz zu Satz zwischen groteskem Humor und grausiger Atmosphäre. Deutlich merkt man, dass der Autor ein erfahrener Komiker ist, der den trockenen Humor beherrscht. Das zeigt sich vor allem bei Igon, der eine Glasmurmel aus einem Knallfrosch seinerzeit für ein Geschenk des Himmels in Form eines zweiten Auges hielt und der auf der Flucht bei jeder Gelegenheit davon jammert, dass Vernon ihn sicher bald in seine Fänge bekommen wird. Auch der Werwolf Willi ist eine witzige Gestalt, den seine Mutter kurz vor der Verwandlung daran erinnert, ihr auf der Rückkehr ein frisches Brot vom Bäcker mitzubringen, und der überhaupt ein sehr knuffiger Vertreter seiner Art ist. Zu gruselig wird es nie, denn dafür ist jede Person außer Valentin zu sehr Karikatur, um wirklich unheimlich zu sein.
Aber es geht auch höchst spannend und dramatisch zu, denn Valentin und Igon fürchten um ihr Leben, die Bevölkerung will einen Aufstand gegen den Vampirkönig führen, Vernon schmiedet heimlich einen grausigen Plan, um seinen verhassten Adoptivbruder auszuschalten. Das Ende ist recht unvorhersehbar und letztlich sehr zufriedenstellend - allerdings deutet sich hier schon an, dass es eine Fortsetzung geben könnte, was dann auch mit "Wilde Rache in Gurgelbeiß", einem würdigen Nachfolger, geschah.
Nur kleine Schwächen
Zum einen ist das Buch mit gerade mal 150 Seiten inklusive einiger Zeichnungen zu kurz für die Handlung geraten. Vor allem am Ende passieren viele Dinge so schnell, dass sie sich eher wie eine Zusammenfassung lesen und alles überstürzt sich zu sehr. Das ist umso mehr schade, als das volle Potenzial der Handlung nicht ausgeschöpft wird. Erst recht spät im Buch erfährt man beispielsweise von Vernons zweiköpfigem Hund, deren Köpfe er "Fort" und "Komm" getauft hat und den er gern quält, indem er einen von ihnen fortschickt und den anderen zu sich ruft, weshalb das Tier daraufhin über die verwirrten Beine fällt.
Auch über sein Labor, in dem er teuflische Experimente treibt, würde man gern noch mehr erfahren, und dafür, dass Vernon am Ende eine so wichtige Rolle einnimmt, kommt er in der ersten Hälfte einfach zu kurz. Weitere fünfzig oder auch hundert Seiten gibt die Handlung definitiv her, auch für ein Kinderbuch ist es ein wenig zu knapp.
Fazit:
Ein gutes Kinder-Gruselbuch, das düstere Atmosphäre, Spannung und Witz gekonnt miteinander verbindet. Auch erwachsene haben ihren Spaß an dem hintergründigen Humor, für Kinder ab etwa zehn Jahre wird es dank der lustigen Szenen nie zu unheimlich. Nur etwas länger hätte das Buch für die kompakte Handlung ruhig sein dürfen.
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