10. Juni 2012

Der Freischütz - Johann August Apel

Produktinfos:

Erscheinungsjahr: 2006
Laufzeit: 65 Minuten
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Der Autor:

Johann August Apel, 1771-1816, studierte zunächst Rechtswissenschaften und arbeitete als Anwalt, ehe er sich dem Schreiben widmete. 1805 veröffentlichte er sein erstes Drama, später schrieb er vor allem Geistergeschichten. Große Berühmtheit erlangte er mit dem gemeinsam mit Friedrich Laun herausgegebenen "Gespensterbuch", das zahlreiche gruselige Volkssagen vereinigte.

Inhalt:

Eine kurfürstliche Gegend um 1800: Der junge Amtsrat Wilhelm und die schöne Försterstochter Käthchen lieben sich und wünschen sich nichts sehnlicher als eine Hochzeit. Auch Käthchens Mutter sieht das Glück der beiden gern, doch der Förster will nichts davon wissen - nur ein Jäger soll seine Tochter heiraten, damit er ihn mangels Sohn mit der Försterei beerben kann. Die Freude ist groß, als sich Wilhelm gern bereit erklärt, wieder den früher schon erlernten Jägerberuf anzunehmen.

Der Brauch allerdings sieht es vor, dass unmittelbar vor der Hochzeit ein Probeschuss abgegeben wird, der Herzog bestimmt das Ziel. Erlegt der Jäger dabei das Wild, kann die Hochzeit vonstatten gehen. Wilhelm geht jeden Tag in den Wald zum Üben, doch seine Treffsicherheit lässt immer mehr nach. Die Familie bangt, dass er den Probeschuss nicht bestehen wird.

Bei einem seiner vergeblichen Versuche trifft Wilhelm im Wald einen Mann mit Holzbein, der sich "Stelzfuß" nennt. Stelzfuß gibt ihm wunderbare Kugeln, mit denen jeder Schuss trifft. Leider muss Wilhelm sie anderweitig verbrauchen, bevor es zum Probeschuss kommt. Nun ist er bereit, zum Freischützen zu werden. Der Sage nach muss man dafür nachts im Wald den Teufelsdiener Samiel anrufen und dabei die Kugeln herstellen. Mit ihnen wird man kein Ziel mehr verfehlen - außer mit den drei letzten, die Samiel persönlich lenkt. Wilhelm lässt sich auf dieses gefährliche Spiel ein ...

Bewertung:

Carl Maria von Webers romantische Oper hat die Sage vom Freischütz weithin bekannt gemacht - aber mit dieser Umsetzung hat das Hörspiel inhaltlich nicht zu viel gemein, sodass auch Kenner der Oper hier eine spannende Handlung erwartet.

Romantik und Grauen sind in dieser Hörspielfolge eng miteinander verwoben. Die Rahmenhandlung, in der Wilhelm rückblickend sein Schicksal berichtet, verrät schon viel vom traurigen Ausgang der Geschichte, doch wie es dazu gekommen ist, fesselt den Hörer unweigerlich. Alles beginnt fröhlich und romantisch mit einem glücklichen Pärchen. Nach kurzen Hinderungen gibt Käthchens Vater Bertram schließlich den Segen für die Verbindung.

Der nötige Probeschuss schwebt aber immer mehr wie ein Damoklesschwert über Wilhelms Kopf. Die Schüsse misslingen, statt ansehnlicher Beute erlegt er nur Krähen oder gar Nachbars Katze. Der Hörer fühlt mit ihnen, ist einem doch vor allem Wilhelm auf Anhieb sympathisch, und zu gern gönnt man den beiden ein glückliches Leben. Umso verständlicher ist es, dass Wilhelm sich tatsächlich auf den teuflischen Handel mit Stelzfuß und Samiel einlässt. Ganz allmählich zieht sich die Schlinge zu, wird Wilhelms Lage immer aussichtsloser und wird er zu dem Pakt mit dem Bösen gedrängt. Den Gruselhöhepunkt bildet die Nacht vor dem Probeschuss, in der Wilhelm sich mit allerlei unheimlichen Gestalten auseinandersetzen muss, die sich an den von ihm gezogenen Blutkreis drängen.

Die Sprecherleistungen sind allesamt großartig, jeder Darsteller wird seiner Rolle absolut gerecht. Da ist einmal Marius Clarén, der den Protagonisten Wilhelm spricht. Seine sehr jungenhafte, ausdrucksstarke Stimme kennt man vor allem aus der Synchronisation von Tobey "Spiderman" Maguire, auch in der Folge "Der Sandmann" übernahm er die Hauptrolle. Herausragend ist auch die Leistung von Jürgen Thormann. Seine aristokratische Stimme kennt man vor allem als deutsche Version von Michael Caine, hier spricht er aber so hoch und ein bisschen verzerrt, dass man sie gar nicht unbedingt sofort als seine erkennt. Lustigerweise klingt er in dieser Rolle als diabolischer Stelzfuß sehr wie damals als Grummel Griesgram in "Regina Regenbogen".

Jochen Schröder spricht mit heiserer Stimme überzeugend den Förster Bertram, Luise Helm passt gut auf die Rolle des gefühlsbetonten jungen Käthchens, und Dagmar von Kurmin nimmt man die Rolle der ältlichen Mutter von Käthchen, die sehr um das junge Glück besorgt ist, vollends ab. Großartig wie immer auch die Geräuschkulisse und die musikalische Untermalung. Die zarten Musikklänge mit einem immer wiederkehrenden Thema gehen direkt ins Herz, vor allem wenn Wilhelm über Käthchen spricht. Die Geräusche klingen allesamt sehr realistisch, sei es das unaufdringliche Knistern des Kaminfeuers oder die Tiergeräusche am nächtlichen Kreuzweg.

Zu bemängeln gibt es in dieser Folge nur sehr wenig. Allerdings ist es definitiv eine der weniger unheimlichen Folgen. Sieht man von der nächtlichen Samiel-Szene im Wald ab, ist es vor allem eine tragische und bewegende Liebesgeschichte. Etwas schade ist es, dass die Rahmenhandlung schon viel vom Ende verrät und der Hörer kaum mehr überrascht werden kann. Zudem sind streng betrachtet die Episoden um Ahnherr Kuno, die Bertram Wilhelm erzählt, ein bisschen zu ausführlich geraten und hätten auch etwas kompakter gefasst werden können.

Fazit:

Ein insgesamt sehr gelungenes Hörspiel, das vor allem durch hervorragende Sprecher, dichte Atmosphäre und eine bewegende Handlung besticht. Die Geschichte, die nicht viel mit der Oper-Version gemeinsam hat, bietet nicht so viel Grusel wie andere Folgen, ist aber dennoch unterm Strich sehr empfehlenswert.

Sprechernamen:

Wilhelm: M. Clarén
Käthchen: L. Helm
Bertram: J. Schröder
Anna: D. von Kurmin
Rudolf: T. Kluckert
Stelzfuß: J. Thormann
Samiel: N. Matt

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