4. Juni 2012

Geheimnis um ein blaues Boot - Enid Blyton

Produktinfos:

Ausgabe: 1964
Seiten: 155
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Die Autorin und Hintergründe:

Enid Blyton, geboren 1897 und gestorben 1968, war eine der erfolgreichsten Kinderbuchautorinnen der Welt. Sie arbeitete zunächst als Lehrerin, begann aber schon früh mit dem Schreiben. 1922 erschien ihr erstes Buch, im Laufe ihres Lebens sollten es mehr als 700 Werke werden. Zu ihren bekanntesten Buchreihen gehören "Hanni und Nanni", "Die fünf Freunde", "Dolly" und "Geheimnis um".

Die sechs Spürnasen der "Geheimnis um"-Reihe sind fünf Kinder und ein Hund, die im kleinen Örtchen Peterswalde wohnen und gemeinsam in jeden Schulferien ein Verbrechen aufklären. Ihr Anführer ist der dreizehnjährige Dietrich Kronstein, wegen seines leichten Übergewichts immer nur Dicki genannt, der sowohl intelligent als auch schlagfertig ist und später ein großer Detektiv werden will. Außerdem besitzt er ein erstaunliches Talent darin, sich zu maskieren. Zu seinen Freunden gehören zwei Geschwisterpärchen, Rolf und Gina sowie Flipp und Betti. Die kleine Betti ist mit ihren neun Jahren die Jüngste, aber sie will immer überall mitmischen und himmelt außerdem Dicki sehr an. Die sechste Spürnase ist Dickis Scotchterrier Purzel.

Der brummige Dorfpolizist Herr Grimm ist nicht gut auf die Kinder zu sprechen, die sich immer in seine Fälle einmischen und sie oft früher lösen als er. Weil er ihnen immer "Weg da!" zuruft, nennen die Freunde ihn heimlich "Wegda". Sein Vorgesetzter Inspektor Jenks hingehen ist sehr angetan von den Leistungen der Nachwuchsdetektive und ermahnt Herrn Grimm zu dessen Frust oft, sie nicht zu unterschätzen.

In späteren Bänden kommt noch Herrn Grimms Neffe Ern dazu, der die Ferien bei seinem Onkel verbringt. Ern leidet oft unter dessen Strenge, ist ein bisschen begriffsstutzig, dichtet in seiner Freizeit mäßige Gedichte und ist ein großer Bewunderer von Dicki.

Inhalt:

Es ist wieder Ferienzeit, und nicht nur die sechs Spürnasen, sondern auch Herrn Grimms Neffe Ern trifft in Peterswalde ein. Ern hat zu ihrer Überraschung einen kleinen Mischlingshund bekommen. Er ist sehr stolz auf seinen Bingo, sein Onkel ist aber weniger begeistert. Es kommt zu einem heftigen Streit zwischen den beiden, und Ern nimmt freudig Dickis Angebot an, heimlich zu ihm in dessen Gartenhaus zu ziehen.

Da die Eltern der Spürnasen nicht wollen, dass die Kinder wieder in ein Verbrechen verwickelt werden, machen sie ihnen eine Liste mit Sehenswürdigkeiten. Die Freunde stimmen ab und fahren zunächst zum Gespensterturm, in dem ein Museum mit Seebildern liegt. Während des Besuches hören sie nicht nur das Heulen des angeblichen Gespenstes, sondern entdecken zufällig auch einen Geheimgang.

Beim nächsten Besuch macht Ern eine seltsame Feststellung - ein kleines blaues Boot ist von einem der Gemälde verschwunden. Ausgerechnet jetzt wird das Museum vorübergehend geschlossen. Die Spürnasen wollen der Sache aber auf den Grund gehen und schleichen sich über den Geheimgang ein ...

Bewertung:

Im 15. und letzten Geheimnis der Spürnasen von Peterswalde ist wieder einmal Wegdas Neffe Ern mit im Spiel. Diesmal steht er besonders im Vordergrund, hat er doch einen kleinen Hund dabei und zieht vorübergehend bei Dicki ein. Mehr denn je ist Ern dankbar für die gute Freundschaft zu den fünf Kindern, denn es gibt ein ernsthaftes Zerwürfnis zwischen ihm und seinem Onkel. Der sonst so leicht zu verängstigende Ern zeigt Profil, als es darum geht, seinen Hund zu schützen, und bietet dem grimmigen "Wegda" ausnahmsweise die Stirn.

Daneben liegt der Fokus auf dem ausgeklügelten Verbrechen, das sicherlich zu den bestdurchdachten der Reihe gehört. Wer knifflige Fälle liebt, kommt in diesem Band sehr auf seine Kosten. Das einsam gelegen Museum mit der Legende über das unglückliche Gespenst sorgt für einen Hauch von Gruselstimmung, der Geheimgang lässt Spannung aufkommen, ohne dass man bereits schon weiß, was genau hier vorgeht. Ausgerechnet Ern macht eine wichtige Entdeckung, die die Spürnasen auf das Verbrechen führt, und er gerät gemeinsam mit Dicki ist eine sehr prekäre Lage. Der Zufall spielt in dieser Geschichte eine eher untergeordnete Rolle, die Kinder kombinieren gut und bekommen ihre Indizien nicht auf dem Silbertablett serviert.

Ausnahmsweise kommt es am Ende auch zu einem nicht unfreundlichen Treffen zwischen den Kindern und Herrn Grimm. Wegda nimmt sich die Mahnungen von Direktor Jenks zu Herzen und denkt sogar, er solle nicht immer gegen die Spürnasen arbeiten, da sie tatsächlich gute Dienste leisten. Natürlich darf ein kleiner Scherz auf Kosten des Polizisten nicht fehlen, doch es ist vor allem schön zu lesen, dass die Abneigung zwischen ihm und den Kindern gar nicht so ausgeprägt ist, wie es oft den Anschein hatte. Damit ist der Fall ein würdiger Abschluss für die Reihe, der die jungen Leser ab etwa acht Jahren nicht überfordert, aber sie ohne Längen zu fesseln versteht.

Ein paar kleine Schwächen gibt es aber dennoch zu verzeichnen. Zum einen stehen zu sehr Dicki und Ern im Vordergrund, während die anderen Spürnasen kaum etwas mit der Aufklärung zu tun haben. Auch die witzigen Szenen bleiben gegenüber anderen Bänden zurück. In anderen Geschichten maskierte sich Dicki etwa geschickt als die seltsamen Personen, etwa als eine aufdringliche Zigeunerin oder als schwerhöriger alter Mann, und sorgte damit für viel Heiterkeit, vor allem, wenn er Herrn Grimm anführte. Dadurch, dass Ern bei Dicki versteckt wird und die Wegda sehr aus dem Weg gehen, gibt es in diesem Band nur wenige Zusammentreffen mit ihm und damit eben auch weniger lustige Momente.

Zudem ist die Begründung für das Heulen des Gespenstes etwas zu naiv gedacht, was in einem Kinderbuch aber gerade noch in Ordnung geht. Ein bisschen ungünstig ist übrigens der deutsche Titel - im Original geht es um einen "Gespensterturm", das "blaue Boot" im deutschen Titel weckt möglicherweise falsche Erwartungen für alle, die mit einem richtigen Boot und eventuell einem Seefahrtsabenteuer rechnen statt mit einem Boot auf einem Gemälde.

Fazit:

Der 15. und letzte Band der Geheimnis-um-Reihe, der vor allem durch Spannung und einen kniffligen Fall überzeugt. Der Fokus liegt etwas zu sehr auf zweien der Kinder, und es gibt ein klein bisschen weniger zu lachen als sonst - davon abgesehen aber auf alle Fälle empfehlenswert, vor allem für Enid-Blyton-Fans.

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