10. Juni 2012

Das verfluchte Haus - Edward Bulwer-Lytton

Produktinfos:

Erscheinungsjahr: 2006
Laufzeit: 65 Minuten
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Der Autor:

Edward Bulwer-Lytton, 1803-1873, war zum einen mehrere Jahrzehnte lang im britischen Unterhaus politisch aktiv und verfasste zum anderen zahlreiche Romane, teilweise im okkulten Bereich. Sein berühmtestes Werk ist der Historienroman "Die letzten Tage von Pompeji".

Inhalt:

London, 1865: Der junge Daniel Douglas trifft seinen Freund Timothy und wundert sich über dessen krankes Aussehen. Timothy berichtet, dass er vor wenigen Wochen mit seiner Frau in ein Haus an der Oxford Street einzog, es aber schon nach drei Tagen Hals über Kopf verließ. Vor allem vor einem leeren Zimmer packte sie stets das Grauen, und Timothy ist überzeugt davon, dass es in dem Haus spukt. Daniel dagegen glaubt nicht an Geister und ist eher neugierig geworden.

Daniel sucht den Eigentümer auf, der ihn bereitwillig mietfrei dort wohnen lässt. Kein Mieter habe es länger als drei Tage dort ausgehalten, und es wäre sehr wünschenswert, wenn endlich jemand das Geheimnis lösen würde. Für Daniel ist diese Aufgabe eine willkommene Herausforderung. Er quartiert sich gemeinsam mit seinem kleinen Terrier Mermaid und seinem Diener Edward ein.

Schon sehr bald am Abend hören die Männer das verzweifelte Rufen eines kleinen Jungen, es erscheinen Fußspuren wie aus dem Nichts, ein Mann und eine Frau lachen grausam. Auch Daniels Hund spielt verrückt. Doch Daniel ist immer noch überzeugt davon, dass ihnen nur jemand einen Streich spielt. Nach und nach kommen die Männer einer schrecklichen Tragödie auf die Spur ...

Bewertung:

Ein Spukhaus ist eines der gängigsten Themen überhaupt in der unheimlichen Literatur, sodass sich der Hörer unweigerlich fragt, wie viel Spannung ihn in dieser Geschichte wohl erwarten kann - und dank der gelungenen Umsetzung einer bereits für sich gelungenen Erzählung wird man auf jeden Fall zufriedengestellt.

Der Ich-Erzähler Daniel Douglas und sein Diener Edward bilden ein gegensätzliches Gespann, das dennoch oder gerade deswegen gut zusammenpasst. Douglas ist neugierig und abenteuerlustig, mit einem Hang zu Ironie und Spott, dazu alles andere als leicht einzuschüchtern. Nur zu gern nimmt er sich der Herausforderung an und reagiert umso engagierter, je mehr unerklärliche Dinge ihm im Haus widerfahren. Von einem anderen Schlag ist sein Diener, eine treue Seele zwar, aber deutlich schneller einzuschüchtern. Edward bemüht sich, trotz aller Besorgnis Haltung zu bewahren und nicht aus der Rolle zu fallen, ist aber schwer beeindruckt angesichts der gruseligen Geschehnisse. Der etwas steife Diener und sein forscher junger Herr wirken teilweise sogar amüsant, ohne jemals albern zu werden. Beide sind sehr sympathische Charaktere, mit denen man automatisch mitfiebert.

Die unheimliche Atmosphäre im Haus wird sehr gut eingefangen. Alles beginnt harmlos mit einem Flüstern, das Edward zu hören glaubt, unerklärlichen Luftzügen, und der Terrier Mermaid reagiert ausgesprochen gereizt, seit er in dem Haus ist. Später hören sie das verzweifelte "Helft mir!" eines Jungen, den sie nicht finden können, Fußspuren tauchen auf, und trotz des Kamins will es nicht recht warm werden. Die Handlung lässt sich viel Zeit in ihrer Entwicklung, und die Spannung steigert sich ganz allmählich. Es braucht keine drastischen Schockeffekte, um Grusel zu erzeugen, stattdessen sind es Geräusche, Worte und kalte Luft, die hier den Schrecken verbreiten.

Der Hintergrund der Ereignisse ist recht komplex und sehr bewegend. Zu bemängeln gibt es nur wenig: Gegen Ende wird die Handlung etwas zu ausführlich, es werden noch einige Erklärungen nachgeschoben, die den Effekt ein bisschen mildern und zu langgezogen wirken. Der andere Punkt ist, dass es übertrieben ist, wie lange Daniel Douglas darauf beharrt, dass ihm und seinem Diener nur Streiche gespielt werden und es nicht wirklich spuken kann - das mag noch stimmig sein, als sie das Flüstern und das Rufen hören oder die Luftzüge spüren, aber ist nicht mehr glaubwürdig, als sie Fußspuren eines Unsichtbaren vor sich auftauchen sehen. Spätestens hier wirkt es leicht lächerlich, dass Daniel immer noch darauf besteht, alles müsse irgendwie rational erklärbar sein, und seinen Optimismus beibehält.

Die Sprecher leisten tadellose Arbeit. Patrick Winczewski, der auch regelmäßig Tom Cruise und Hugh Grant seine Stimme leiht, überzeugt als aufgeschlossener, neugieriger junger Mann, der sich so leicht nicht einschüchtern lässt. Lothar Didjurgis passt ebenso gut auf die Rolle des vorsichtigen Dieners, und Synchron-Urgestein Claus Wilcke (u. a. Omar Sharif und Alain Delon, aber auch König Julius aus den "Hui Buh"-Hörspielen) hat einen markanten Kurzauftritt, ebenso wie Regina Lemnitz (Whoopie Goldberg und Kathy Bates) als Nachbarin.

Fazit:

Ein zunehmend gruseliges Hörspiel, das durch eine interessante, vielschichtige Handlung und dichte Atmosphäre besticht. Die Sprecher sind sehr gut besetzt, und es gibt insgesamt nur Kleinigkeiten zu kritisieren, die kaum ins Gewicht fallen.

Sprechernamen:

William Jacobs: Claus Wilcke
Daniel Douglas: Patrick Winczewski
Edward: Lothat Didjurgis
Timothy Collins: Torsten Michaelis
Nachbarin: Regina Lemnitz
Marian Wilcox: Dagmar Altrichter

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