4. Juni 2012

Anita Dreckspatz - Otti Pfeifer

Produktinfos:

Ausgabe: 1961
Seiten: 61
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Die Autorin:

Otti Pfeifer, 1931 bis 2001, wurde vor allem für ihren Kinderroman "Nelly wartet auf den Frieden" bekannt, der die Kriegserlebnisse eines Mädchens zur Zeit des Nationalsozialismus erzählt. In den vierziger und fünfziger Jahren gehörte sie als einzige Frau dem "Ring junger Autoren Westdeutschlands" an und war später Mitglied in weiteren Autorenvereinigungen. Sie verfasste hauptsächlich Kinder- und Jugendbücher wie "Träume stehen im Stundenplan", "Leselöwen Lachgeschichten" und "Drei Omas sind zu viel".

Inhalt:

Die kleine Anita hat vor Jahren ihre Mutter verloren und lebt nun allein mit ihrem Vater. Sie hat keine Freundinnen und fühlt sich oft einsam. Ihr einziger Trost ist die schöne Porzellanpuppe Annemarie, die sie von ihrer Mama geerbt hat. Mit ihr spricht sie oft, aber die Puppe kann natürlich keine Freundin ersetzen.

Weil Anita mehr als andere Kinder im Haushalt helfen muss, werden ihre Kleider und Schulsachen öfter mal fleckig. Die feine Birgit aus ihrer Klasse, mit der Anita so gerne befreundet wäre, möchte deswegen nichts mit ihr zu tun haben. Ihr Vater möchte ihr gern helfen, hat aber oft zu wenig Zeit, um sich richtig um Anita zu kümmern.

Da kommt Anita die Idee, sich von ihrem Taschengeld Süßigkeiten zu kaufen, um sie an andere Mädchen zu verteilen - vielleicht findet sie so eine Freundin ...?

Bewertung:

Es ist ein heikles Thema, das Otti Pfeiffer in ihrem Buch angeht, und dennoch ist es so subtil aufgebaut, dass man Kinder gewiss nicht verschreckt. Man erfährt nicht, woran Anitas Mutter genau gestorben ist, und auch nicht, wie lange sie schon tot ist - aber das braucht es auch nicht. Ihre geliebte Mama ist tot, und obwohl Anita gelernt hat, damit zu leben, fällt ihr der Gedanke daran sehr schwer.

Die Geschichte konfrontiert Kinder womöglich zum ersten Mal mit dem Tod und ist dafür gut geeignet. Anhand von Anita wird gezeigt, dass der Tod eine schwere, einschneidende Erfahrung ist, dass man damit aber umgehen kann, wenn man Menschen um sich hat, die man liebt und die dieses Gefühl erwidern. Dazu kommt die leise Botschaft, dass Verstorbene nicht verschwunden sind, solange man sich ihrer erinnert. Anita hütet ihre kostbare, alte Puppe wie einen Schatz und denkt bei jedem Spielen an ihre Mama zurück. Die Puppe demonstriert Kindern außerdem, dass es nicht immer das neueste und modernste Spielzeug sein muss, das einen glücklich macht. Beim Spielzeugtag in der Schule lobt der Lehrer Anitas Puppe, weil es sich um eine rare Antiquität handelt. Die arrogante Birgit dagegen preist ihre niegelnagelneue Puppe an und muss schließlich doch noch erkennen, dass Anitas Puppe etwas Besonderes ist, trotz oder gerade wegen ihres Alters.

Das andere, noch präsentere Thema ist die Schwierigkeit, einen guten Freund zu finden. Anita glaubt fälschlicherweise, dass man sich Freunde mit Geld kaufen kann. Der Vater schenkt ihr eine Mark, die Anita in Süßigkeiten investiert - die will sie unter ihren Klassenkameraden verteilen, in der Hoffnung, sich damit beliebter zu machen. Der Plan geht jedoch zunächst schief, und ihre Freundin Petra findet sie ganz ohne Geldausgaben, sondern einfach, weil sie sich gut verstehen und Petra ihr viel ähnlicher ist als die eingebildete Birgit. Anhand der Gegensätzlichkeit der eher burschikosen Petra und der feinen Birgit sehen Kinder, dass man sich nicht von Äußerlichkeiten blenden lassen sollte - denn Petra stört sich nicht daran, wenn Anita mal von der Hausarbeit einen kleinen Fleck auf ihren Büchern oder der Kleidung hat.

Auf jeder Doppelseite befindet sich mindestens ein kleines Bild, meist Darstellungen von Anita. Die Zeichnungen sind in zarten, unaufdringlichen Farben gehalten. Anita ist ein auf Anhieb sympathisch wirkendes Mädchen mit braunen Haaren, die sie ganz nostalgisch als Affenschaukel trägt; ihre neue Freundin Petra hat lustige schwarze Strubbelhaare. Besonders schön ist das Bild, das die vier Süßigkeitengläser aus dem Kiosk zeigt mit kunterbunten Leckereien, die zum Anbeißen aussehen. Die Geschichte ist in Schreibschrift verfasst. Der Stil ist ganz kindgerecht sehr einfach gehalten, die Hauptsätze dominieren.

Fazit:

Ein sehr geeignetes Kinderbuch für Erstleser, das sich vor allem mit dem Thema Freundschaft befasst. Auch der Tod eines Elternteils wird angesprochen, gleichzeitig ist die Geschichte aber versöhnlich und mutmachend.

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