23. Juni 2012

Bibi Blocksberg - Die neue Schule

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Inhalt:

Bibis Schule ist in einem grauenhaften Zustand. Durch die Fensterritzen pfeift der Wind, die Stühle brechen zusammen, die Mauern sind bröckelig. Bibi, Flori und Marita beschließen zu streiken, doch ihre Eltern zeigen wenig Verständnis und schicken sie zur Schule. Dort gehen die Beratungen weiter, was man unternehmen könnte, denn alle Schüler sind der gleichen Meinung. Sogar die strenge Frau Müller-Riebensehl findet die Lage nicht tragbar. Auf ihre Briefe hat der Bürgermeister aber bislang nicht reagiert. Stattdessen steht in der Zeitung seine Ankündigung, dass er ein neues Rathaus bauen lassen will, das die luxuriösen Ausmaße eines Schlosses erhalten soll.

Um endlich zu ihrer neuen Schule zu kommen, setzen die Schüler gemeinsam mit ihrer Lehrerin einen neuen Brief auf. Bibi, Marita und Flori wollen ihn persönlich abgeben, doch der Bürgermeister weigert sich, ihn anzunehmen. Kurzerhand weiht Bibi Karla Kolumna in die Geschehnisse ein. Karla ist sofort begeistert und verfasst einen flammenden Artikel dazu. Bei der Besichtigung des Schulgebäudes mit Bibi und ihrer Mutter erinnert sich Karla, dass es bereits einen Bauplan für eine neue Schule gibt, dieser aber angeblich mangels Geld nie umgesetzt wurde. Alle sind ratlos, wie man den Bürgermeister dazu bringen könnte, seine Meinung zu ändern.

Bibi und ihre Freunde beraten sich lange in der Eisdiele. Das Ergebnis: Eine Schülerdemonstration soll dem Bürgermeister endlich zeigen, wie ernst es ihnen ist. Die Lehrer sind zunächst dagegen, doch als der Bürgermeister auch noch den Verkehr zur Schule umleitet, um in seinem neuen Rathaus mehr Ruhe zu haben, unterstützen sie die Idee. Bibi hext allen Schülern und Lehrern Demoschilder und legt die Ampelanlage des Bürgermeisters lahm. Dieser kreuzt wenig später in der Schule auf, um sich zu beschweren, und trifft mitten in die großangelegte Demo. Vor lauter Übermut spricht Bibi schließlich einen folgenreichen Hexspruch ...

Bewertung:

Die Bibi-Geschichten teilen sich grundsätzlich in zwei verschiedene Inhalte ein: Einige von ihnen drehen sich vorwiegend um ihre Hexenwelt, die anderen um ihren normalen Alltag in Neustadt. Zur zweiten Gruppe gehört auch diese Folge. Auch wenn hier natürlich wieder viel gehext wird, ist das nur Beiwerk, grundsätzlich dreht sich die Handlung um Bibis Schule und somit auch um ein für die kleinen Hörer stets brandaktuelles Thema.

Nette Lehren für Kinder

Sehr schön an dieser Geschichte ist die Tatsache, dass hier die Schule mal nicht als verhasster Lernort geschildert wird, sondern dass die Schüler sich für ihre Erneuerung einsetzen. Hier wird vermittelt, dass es viel mehr Spaß macht, in eine schöne, gut ausgestattete Schule zu gehen als in einen baufälligen grauen Betonkasten. Darüber hinaus steht vor allem Teamwork im Vordergrund. Selbst mit ihren Hexereien hätte Bibi alleine nicht viel ausrichten können. Bereits im Vorfeld grübelt sie mit ihren Freunden über passende Hexsprüche nach, die den Bürgermeister umstimmen und der Schule zu ihrem Neubau helfen können, doch alle Pläne besitzen einen Haken. Der Erfolg kommt erst, als sich alle Schüler zu einer Demonstration vereinen und so dem Bürgermeister klarmachen, wie ernst es ihnen mit ihrem Anliegen ist. Natürlich ist hier auch eine Menge Hexerei im Spiel, aber sie bildet nur die Ergänzung, der Hauptimpuls kommt von den Schülern und zeigt den Hörern, wie wichtig der Zusammenhalt für das Gelingen einer Mission ist. Nett ist außerdem, dass auch die Lehrer dabei mithelfen. Gerade Frau Müller-Riebensehl ist sonst nicht die beliebteste Lehrerin bei den Schülern, doch hier steht sie ganz auf deren Seite und unterstützt die Maßnahmen gegen den Bürgermeister. Es ist schön, dass man ihr mal eine sehr sympathische Rolle gesteht. Somit lernen Kinder, dass auch Lehrer durchaus auf ihrer Seite sein können und dass es am produktivsten ist, wenn man sich gegenseitig unterstützt, um ein Ziel durchzusetzen.

Viel Spaß und Humor


Alle Bibi-Folgen legen Wert auf den Humor, aber diese ist mit besonders vielen amüsanten Dialogen gespickt. Das beginnt schon in den ersten Minuten, als Bibi ihrer verdutzten Mutter gutgelaunt verkündet, dass sie nicht zur Schule geht, weil sie streikt - was ihre Eltern allerdings mit weit weniger Begeisterung aufnehmen. Wie üblich sind vor allem Karla Kolumna und der Bürgermeister für die spritzigen Streitgespräche zuständig, in denen sie das gegenseitige Sticheln nicht lassen können. Karla, die für die Arroganz des Stadtoberhauptes nur Spott übrig hat, spricht ihn in übertriebener Demut mit "Herr General" an und bemerkt, dass ihr soeben erschienener Artikel ihm sicher "seine drei Haare zu Berge" stehen lasse. Der Bürgermeister dagegen treibt seine Überheblichkeit auf die Spitze: Sekretär Pichler trägt ihm die Bitten der Bürger vor, die er allesamt rundheraus ablehnt. Der neue Ofen für das Altersheim erscheint ihm unnötig, da er im großen Zeh spürt, dass es einen milden Winter geben wird, die Schaukel auf dem Spielplatz wird nicht repariert, da sie eh zu gefährlich sei. Doch die Kosten für das neue Rathaus stellen natürlich kein Problem dar: "Wer redet von Geld, wenn es um mein neues Rathaus geht!" Marita und Flori, die kurz darauf eintreten, werden sofort mit einem "Wir geben nichts" angeraunzt, als handele es sich bei ihnen um bettelnde Hausierer. Ebenso unfreundlich begegnet er auch Frau Müller-Riebensehl. Für ihre Vorstellung als Mathematiklehrerin der Klasse hat er spontan nur ein uncharmantes "Genauso sehen Sie auch aus" übrig.

Kleine Mängel

Obwohl die Folge zu den gelungensten der Episoden ab 60 aufwärts zählt, gibt es auch Schwächen zu verzeichnen. Langjährige Bibi-Fans werden einen Anachronismus entdecken, was den Zustand der Schule angeht. In Folge 3, "Bibi und die Zauberlimonade", erwähnt Bibi, dass der Bürgermeister kürzlich eine Rede anlässlich der Einweihung der neu gebauten Schule gehalten hat. In dieser Folge hier ist die Schule allerdings bereits Jahrzehnte alt, sogar der Bürgermeister war seinerzeit dort Schüler. Diese Unstimmigkeit stört aber wohl nur die strengsten Bibi-Fans, da es ansonsten nie eine Rolle spielt, wie alt die Schule nun wirklich ist.

Gravierender ist da eher die mangelnde Spannung. Natürlich ist es interessant zu verfolgen, was sich Bibi und ihre Freunde alles einfallen lassen, um den Bürgermeister umzustimmen. Als Hörer ist man entsprechend auch gefesselt, weil man erfahren will, welche Methode am Ende fruchtet. Aber im Gegensatz zu anderen Folgen gibt es hier keine Gefahrensituation. Man denke nur mal an die Geschichten, in denen Bibi in die Zeit zurückreist, sich im Dschungel verirrt oder gegen einen Hexenfluch kämpfen muss - das sind dramatischere Inhalte mit Abenteuerflair, der hier völlig fehlt. Grundsätzlich ist es gut, dass nicht alle Erlebnisse der kleinen Hexe solche Abenteuerlichkeiten beinhalten, sondern sich auch mit bodenständigen Geschehnissen befassen. Aber dennoch wird hier das Potenzial nicht voll ausgeschöpft. Als Bibi nämlich ihren folgenreichen Hexspruch spricht, scheint wenig später das Zurückhexen nicht zu funktionieren. Doch während in anderen Episoden dadurch Komplikationen drohen, klärt sich das Problem viel rascher, als man denkt. Der Geschichte fehlt es an einem echten Höhepunkt. Nie stellt man sich wirklich die Frage, ob alles gut ausgeht oder wie Bibi aus einer bestimmten Lage herausfinden will. Gerade weil sie aber kurzzeitig Probleme mit ihrem Hexspruch hat, wird diese Erwartungshaltung geweckt - ohne anschließend befriedigt zu werden.

Kein großer Mangel, aber doch ein Negativpunkt ist die Darstellung des Bürgermeisters. Zwar sind seine Sprüche noch witziger als sonst, aber dafür ist sein ganzes Erscheinen unsympathisch wie selten. Man kennt ihn natürlich als selbstverliebtes Stadtoberhaupt, das sich gerne mal als Herrscher über seine Untertanen sieht. Doch sonst beugt er sich meist zähneknirschend dem Wohl der Allgemeinheit - nicht mit Begeisterung, aber doch dem Verstand gehorchend. Dass er sich diesmal aber vehement sperrt, von seinem größenwahnsinnigen Vorhaben, ein Schloss zu errichten, abzurücken, und erst in den letzten fünf Minuten, auch dank Hexerei, zur Besinnung kommt, ist noch starrköpfiger und übertriebener als sonst.

Sehr gute Sprecher

Ein uneingeschränktes Lob geht dagegen an die Sprecher, die allesamt großartige Arbeit leisten. Marita und Flori haben noch ihre Stammsprecher, ebenso der Erzähler mit Joachim Nottke in einem seiner letzten Auftritte, zwei Jahre vor seinem Tod. Ihm "verzeiht" man sogar, dass ihm herausrutscht, dass Frau Müller-Riebensehl normalerweise eine "alte Gewitterziege" sei, woraufhin er sich natürlich auch sogleich entschuldigt. ;-) Alle auftretenden Personen sprechen ihre Rollen in Bestform, so dass es eine Freude ist, ihnen zuzuhören.

Fazit:


Eine lehrreiche und sehr vergnügliche Folge, in der mal wieder Bibis Alltag- und Schulleben im Vordergrund steht. Kinder lernen die Bedeutung von Teamwork kennen und werden dabei gut unterhalten. Auch die Sprecher überzeugen auf ganzer Linie. Negativ fällt lediglich der geringe Spannungsfaktor und das Fehlen eines echten Höhepunktes auf. Keine Episode zum Dauerhören, aber dennoch mindestens guter Durchschnitt innerhalb der Reihe.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Barbara Blocksberg: H. Bruckhaus
Bernhard Blocksberg: G. Weber
Marita: T. Gessner
Florian: O. Elias
Frau Müller-Riebensehl: E.-M. Werth
Karla Kolumna: G. Fritsch
Bürgermeister: H. Giese
Sekretär Pichler: W. Herbst
Erzähler: J. Nottke

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