22. Juni 2012

Bibi Blocksberg als Prinzessin

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Inhalt:

Bibi macht mit ihren Eltern und Moni einen Ausflug zu Schloss Klunkerburg. Da die Führung langweilig ist, gehen die Mädchen in einen anderen Raum. Bibi stößt dabei auf das Gemälde der Prinzessin Klara zu Klunkerburg, die ihr verblüffend ähnlich sieht, was auch ihre Eltern und Moni bestätigen. Von da an ist Bibi wie ausgewechselt und träumt vor sich hin. Am Sonntag darauf hält sich Bibi wirklich für die Prinzessin, spricht plötzlich ganz geziert und benimmt sich wie im 18. Jahrhundert.

Barbara Blocksberg sucht Rat im Hexenbuch. Demnach ist Bibi in einem Traum gefangen. Um Bibi in die Gegenwart zurückzuholen, muss sie in dem Schloss zurück ins 18. Jahrhundert versetzt werden und den Traum eine Weile richtig durchleben. Die Hexerei wirkt allerdings nur innerhalb des Schlosses, außerhalb befindet sich das Neustadt der Gegenwart. Um nicht verwirrt zu werden, darf Bibi deshalb das Schloss nicht verlassen. Zur Sicherheit kommt Moni als Begleitung mit.

Zunächst verläuft alles wie geplant. Bibi und Moni sind jetzt Prinzessinnen auf Schloss Klunkerburg. Mit ihren Hexereien ärgert Prinzessin Bibi den Küchenjungen und die Hauslehrerin. Als jedoch Ärger vom König droht, fliehen die Mädchen auf Kartoffelbrei aus dem Schloss - und mitten hinein ins moderne Neustadt. Da Bibi diese fremde Welt völlig verwirrt, beginnt sie, alle modernen Gegenstände zu verhexen, und sorgt für Chaos ...

Bewertung:

"Bibi als Prinzessin" ist nach "Bibi in der Ritterzeit" eine weitere Folge, in der es die kleine Hexe in die Vergangenheit verschlägt.

Lehrreiche Handlung

Hinter der Geschichte steht unauffällig die Lehre, dass man überstürzte Handlungen meiden soll und besser erst nachdenkt, ehe man alles noch verschlimmert. Bibi hätte sich eine Menge Chaos erspart, wenn sie während des Vergangenheit-Zaubers im Schloss geblieben wäre und erst recht, wenn sie dort nicht so viel freche Hexereien ausgeheckt hätte, die ihr und Moni Ärger einbrachten. Vor allem aber lernen Kinder eine Menge über das Leben im 18. Jahrhundert. Die Zielgruppe der Bibi-Hörspiele spricht ja vor allem Grundschulkinder an, die hier auf spielerische Weise erfahren, wie viele Dinge es erst in unserer Zeit gab, die Bibi in ihrer Verwirrung zurück hext. Die Autos sind ihr fremd und werden in Pferdekutschen verwandelt, die Schreibmaschine in Feder und Tinte, die Telegrafenmasten in Maibäume, die Neonleuchten in Kerzen, Karla trägt plötzlich ein fürstliches Gewand und der Bürgermeister eine weiße Perücke. Ampeln gab es früher nicht, ebenso wie Eisenbahnen oder Aufzüge. Das Hörspiel kann als guter Einstieg gewählt werden, um Kindern die früheren Zeiten etwas näherzubringen und anschließend vielleicht mit Hilfe von entsprechenden Büchern nähere Details zum Leben auf Burgen und Schlössern beizubringen.

Sehr viel Humor


In dieser Folge gibt es viele amüsante Szenen, sie ist zu einem großen Teil darauf ausgelegt, witzig zu sein. Dafür ist unter anderem Bernhard Blocksberg verantwortlich, der in dieser Geschichte ganz schön zu leiden hat. Von der träumenden Bibi muss er sich gefallen lassen, mit "Kutscher" angeredet zu werden, und als Barbara beim Durchblättern des Hexenbuches etwas von "Trampel" murmelt, bezieht er es sich natürlich ebenfalls auf sich. Als Bibi mittels Hexkraft verschwindet, verliert er im ersten Moment die Fassung und muss sich mit einem nüchternen "Reg dich ab, Bernhard, sie ist im 18. Jahrhundert, wo sie hingehört" begnügen.

Witzig ist auch Bibis Hexerei, in der sie einen Frosch in einen Prinzen verwandelt, damit ihre Lehrerin Comtesse Dumont endlich einen Mann an ihrer Seite hat - nur leider hängt dieser nach wie vor ein verräterisches "Quaaak" an seine Sätze an. Für Kinder dürfte allein schon die gezierte und sehr umständliche Ausdrucksweise der beiden Prinzessinnen lustig sein und erst recht der neue Name des Besens Kartoffelbrei, der nun standesgemäß "Purree de pommes de terre" heißt, denn die Mädchen lernen Französisch. Im modernen Neustadt amüsiert vor allem die panische Reaktion des Bürgermeisters, als Bibi seine Stadt verhext inklusive all der Gegenstände, die so viel Steuergelder kosteten, was Karla Kolumna natürlich sofort kritisch hinterfragt. Der Verlust des Fahrstuhls trifft den Bürgermeister am härtesten, denn jetzt muss er die Treppe nehmen. "Zu Fuß - o Gott!", lautet sein entsetzter Kommentar.

Kleine Schwächen

Zwei kleine Logikfehler trüben den positiven Gesamteindruck. Als Prinzessin Bibi in der Küche den Kapaun zum Fenster hinaus fliegen lässt, beobachtet sie der Küchenjunge, ruft "Prinzessin Bibi ist eine Hexe!" aus und bekommt für diese Behauptung sofort gewaltigen Ärger vom Koch, der sich anschließend bei Bibi entschuldigt. Aber Comtesse Dumont hingegen ist bald darauf gar nicht verwundert, als sie Bibis freche Hexerei mitbekommt, sondern kündigt an, dem König von ihrem unerlaubten Hexen zu berichten - während der Koch also keine Ahnung von Bibis Hexenkünsten hat, weiß die Lehrerin seltsamerweise Bescheid.

Der zweite Punkt betrifft den König. Man erfährt nur, dass er sehr streng ist und die Mädchen befürchten, als Strafe für ihren Schabernack ins Kloster gesteckt zu werden. Da Bibi und Moni keine Schwestern sind, fragt man sich, von welchem der beiden Mädchen der König der Vater sein mag und warum er scheinbar über beide gleichermaßen bestimmen kann, das Verhältnis zwischen Prinzessinnen und König wird nicht wirklich klar. Des Weiteren hätte die Folge noch etwas spannender sein können. Es gibt zwar viel zu lachen, und sie ist turbulent gestaltet, aber Bibis Rückverwandlung von der Prinzessin in die normale Bibi hätte man mit ein paar Hindernissen versehen oder irgendwelche Gefahren für die im modernen Neustadt einbauen können. Nicht wirklich negativ, aber unpraktisch für diejenigen, die die Folge "Bibi und die Zauberlimo" nicht kennen, ist der kurze Rückfall des Bürgermeisters in die I-Sprache, die ihm in jener Folge angehext wurde - und in die er oft kurz stotternd verfällt, wenn er Angst vor Bibis Hexereien hat, wie auch hier.

Gute Sprecher

Bei den Sprechern gibt es nur Positives zu vermelden, alle erledigen ihre Arbeit hervorragend. Sehr nett ist die Idee, Comtesse Dumont von Eva-Maria Werth sprechen zu lassen, die nämlich auch im modernen Neustadt Bibis Lehrerin Frau Müller-Riebensehl spricht, hier ebenso streng und zusätzlich mit französischem Akzent. Ihr Froschprinz wird von Wolfgang Ziffer übernommen, den man u.a. als Stimme von Roger Rabbit kennt. Der Sprecher des Kochs, Alexander Herzog, begegnet einem dutzendfach in diversen Bibi-und Benjamin-Hörspielen, immer in kleinen Nebenrollen. Auch die Stimme des Schlossführers ist nicht unbekannt, denn Eberhard Prüter übernimmt regelmäßig die Rolle des Graf von Falkenstein in der "Bibi und Tina"-Serie, in einem ähnlich gezierten Tonfall. Regisseur Ulli Herzog hat wieder mal einen Kurzauftritt, hier als Busfahrer.

Fazit:


Eine unterhaltsame und vor allem sehr witzige Folge, die Bibi kurzzeitig ins 18. Jahrhundert versetzt. Kinder lernen ein paar interessante Dinge über das Leben in früherer Zeit. Ein paar kleine Schwächen verhindern die Höchstnote, trotzdem bleibt eine sehr empfehlenswerte Folge.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Barbara Blocksberg: H. Bruckhaus
Bernhard Blocksberg: G. Weber
Moni: N. Rybakowski
Karla Kolumna: G. Fritsch
Bürgermeister: H. Giese
Sekretär Pichler: W. Herbst
Comtesse Dumont: E.-M. Werth
Erzähler: J. Nottke

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