Produktinfos:
Ausgabe: 1991
Seiten: 254
Amazon
* * * * *
Der Autor:
Ira Levin wurde 1929 in New York geboren und starb 2007 ebenfalls dort. Nach seinem Studium ging er zunächst zum US-Army-Signalkorps, ehe er eine Karriere als Drehbuchautor und Schriftsteller begann. Seine bekanntesten Werke sind "Rosemarys Baby", "Die Frauen von Stepford" und das Theaterstück "Todesfalle (Deathtrap)", das das am längsten gespielte Stück am Broadway ist.
Inhalt:
Kay Norris, Ende dreißig, gerade Single geworden und Cheflektorin eines Verlages, zieht in ein Luxusappartment in Manhattan. Das eindrucksvolle Hochhaus, "Sliver" genannt, weil es wie ein Splitter in den Himmel ragt, genießt einen zwiespältigen Ruf. Seit seiner Entstehung vor drei Jahren hat es bereits mehrere Todesfälle gegeben, und auch Kays Vormieterin Naomi Singer starb kürzlich durch Selbstmord.
Kurz nach ihrem Einzug lernt Kay den attraktiven und charmanten Nachbarn Pete Henderson kennen. Er erwidert ihr Interesse, und obwohl sich Kay zunächst wegen des Altersunterschiedes von fast fünfzehn Jahren ziert, beginnen sie eine leidenschaftliche Beziehung. In diesen Tagen kommt es erneut zu einem Todesfall, als ein Mieter, den Kay flüchtig kennt, in der Dusche ausrutscht. Erfreulich ist dagegen ihre Bekanntschaft mit dem früheren Regisseur Sam Yale, den sie ermuntert, ein Buch zu schreiben.
Ihre Beziehung erhält allerdings einen Dämpfer. Pete gesteht ihr, dass er der Hausbesitzer ist und er in jedem Appartment Kameras in den Deckenleuchten installiert hat. In einem Extraraum verfolgt er über Dutzende Bildschirme das Tagesgeschehen aller Mieter. Kay zuliebe will er damit aber aufhören. Kay ist zunächst entsetzt, kann sich dann aber einer gewissen Faszination nicht enziehen ...
Bewertung:
1993 erschien die Verfilmung des Romans, in dem Sharon Stone im Anschluss an ihren Erfolg in "Basic Instinct" die Hauptrolle spielte. Genau wie in jenem Kassenhit wurde der Fokus auch be "Sliver" auf eine mit erotischen Elementen gespickte Thrillerhandlung gelegt, ohne allerdings die Klasse von "Basic Instinct" zu erreichen. Dennoch dürfte die Verfilmung hierzulande bekannter sein als die Vorlage, und da es dort erhebliche Änderungen gab, hält der Roman auch für die Kenner des Films noch Überraschungen bereit.
Es dauert ein wenig, bis die Handlung auf Thrillerebene ankommt, zuvor geht es vornehmlich um Kay und um Petes Voyeurismus. Der Leser erfährt schnell von seiner Überwachung, während Kay noch nichts davon ahnt, dass sie beobachtet wird. Als die beiden ein Paar werden, liegt in der Luft, dass sie früher oder später von seinem Treiben erfährt, sei es durch Zufall oder durch ein Geständnis von seiner Seite. Kays Zwiespalt, nachdem sie es erfahren hat, bringt Spannung ins Geschehen. Sie ist einerseits entsetzt, fühlt sich hintergangen und verletzt, ganz abgesehen vom gesetzlichen Aspekt, der ihr Sorge bereitet. Auch Petes Versprechen, das Beobachten aufzugeben und den Raum verschließen zu lassen, kann sie anfangs nicht versöhnen. Sie entwickelt aber ganz allmählich selbst ein gewisses Interesse daran und findet es faszinierend, in die Wohnungen ihrer Nachbarn zu schauen. Zudem erfährt sie, dass Pete versucht, seinen Voyeurismus positiv zu nutzen, indem er etwa bei großen finanziellen Problemen den Mietern anonym Geld zukommen ließ.
Die noch frische Beziehung zwischen Kay und Pete steht dennoch auf der Kippe, denn es verstört sie, welche Abgründe sich hinter ihrem neuen Partner verbergen. Kay schwankt zwischen dem Wunsch, Pete vertrauen zu können, und einem Misstrauen, weil sie immer noch nicht viel über ihn weiß. Eine sympathische Nebenfigur ist der alternde Regisseur Sam Yale, der einmal eine enge Beziehung zu Petes Mutter unterhielt, einer Schauspielerin, ohne bislang zu ahnen, dass die beiden verwandt sind, was zu einer besonderen Brisanz führt. Die Thrillerhandlung entwickelt sich langsamer als im Film, es sterben andere Personen, ganz zu schweigen davon, dass es andere mögliche Mordmotive gibt und hier lange Zeit nicht feststeht, ob überhaupt ein Mörder hinter den Todesfällen steckt. Auch die erotischen Szenen findet man hier nicht, sondern sie werden nur ganz leicht angedeutet.
Das große Finale am Schluss ist zwar recht effektvoll inszeniert, aber es stört, dass der Zufall zu Hilfe eilt. Etwas enttäuschend im Vergleich zur Verfilmung sind zudem die Erkenntnisse, die Pete und Kay aus den Beobachtungen der Nachbarn gewinnen - dort gibt es einige brisante Geheimnisse, die hier im Original eher harmlos sind. Gewöhnungsbedürftig ist außerdem zeitweise der Stil. Der Erzähler schlüpft in die personale Perspektive, gibt die Gedanken der Figuren unmittelbar wieder und benutzt dafür oft einen sehr umgangssprachlichen bis schnoddrigen Ton und unvollständige Sätze mit Formulierungen wie "So was muss einen ja umhauen" oder "Warf die Papiertaschentücher in die schwarze Toilette. Drückte die Wasserspülung. Schüttelte den Kopf. Seufzte leise."
Fazit:
Ein solider Thriller mit interessanter Grundidee, der sich schnell liest und recht gut unterhält. Allerdings gibt es auch ein paar Schwächen, und das Buch kann definitiv nicht mit Levins bekannterem Werk "Rosemarys Baby" mithalten. Kann man lesen als Thrillerfan, muss man nicht.
Ausgabe: 1991
Seiten: 254
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Der Autor:
Ira Levin wurde 1929 in New York geboren und starb 2007 ebenfalls dort. Nach seinem Studium ging er zunächst zum US-Army-Signalkorps, ehe er eine Karriere als Drehbuchautor und Schriftsteller begann. Seine bekanntesten Werke sind "Rosemarys Baby", "Die Frauen von Stepford" und das Theaterstück "Todesfalle (Deathtrap)", das das am längsten gespielte Stück am Broadway ist.
Inhalt:
Kay Norris, Ende dreißig, gerade Single geworden und Cheflektorin eines Verlages, zieht in ein Luxusappartment in Manhattan. Das eindrucksvolle Hochhaus, "Sliver" genannt, weil es wie ein Splitter in den Himmel ragt, genießt einen zwiespältigen Ruf. Seit seiner Entstehung vor drei Jahren hat es bereits mehrere Todesfälle gegeben, und auch Kays Vormieterin Naomi Singer starb kürzlich durch Selbstmord.
Kurz nach ihrem Einzug lernt Kay den attraktiven und charmanten Nachbarn Pete Henderson kennen. Er erwidert ihr Interesse, und obwohl sich Kay zunächst wegen des Altersunterschiedes von fast fünfzehn Jahren ziert, beginnen sie eine leidenschaftliche Beziehung. In diesen Tagen kommt es erneut zu einem Todesfall, als ein Mieter, den Kay flüchtig kennt, in der Dusche ausrutscht. Erfreulich ist dagegen ihre Bekanntschaft mit dem früheren Regisseur Sam Yale, den sie ermuntert, ein Buch zu schreiben.
Ihre Beziehung erhält allerdings einen Dämpfer. Pete gesteht ihr, dass er der Hausbesitzer ist und er in jedem Appartment Kameras in den Deckenleuchten installiert hat. In einem Extraraum verfolgt er über Dutzende Bildschirme das Tagesgeschehen aller Mieter. Kay zuliebe will er damit aber aufhören. Kay ist zunächst entsetzt, kann sich dann aber einer gewissen Faszination nicht enziehen ...
Bewertung:
1993 erschien die Verfilmung des Romans, in dem Sharon Stone im Anschluss an ihren Erfolg in "Basic Instinct" die Hauptrolle spielte. Genau wie in jenem Kassenhit wurde der Fokus auch be "Sliver" auf eine mit erotischen Elementen gespickte Thrillerhandlung gelegt, ohne allerdings die Klasse von "Basic Instinct" zu erreichen. Dennoch dürfte die Verfilmung hierzulande bekannter sein als die Vorlage, und da es dort erhebliche Änderungen gab, hält der Roman auch für die Kenner des Films noch Überraschungen bereit.
Es dauert ein wenig, bis die Handlung auf Thrillerebene ankommt, zuvor geht es vornehmlich um Kay und um Petes Voyeurismus. Der Leser erfährt schnell von seiner Überwachung, während Kay noch nichts davon ahnt, dass sie beobachtet wird. Als die beiden ein Paar werden, liegt in der Luft, dass sie früher oder später von seinem Treiben erfährt, sei es durch Zufall oder durch ein Geständnis von seiner Seite. Kays Zwiespalt, nachdem sie es erfahren hat, bringt Spannung ins Geschehen. Sie ist einerseits entsetzt, fühlt sich hintergangen und verletzt, ganz abgesehen vom gesetzlichen Aspekt, der ihr Sorge bereitet. Auch Petes Versprechen, das Beobachten aufzugeben und den Raum verschließen zu lassen, kann sie anfangs nicht versöhnen. Sie entwickelt aber ganz allmählich selbst ein gewisses Interesse daran und findet es faszinierend, in die Wohnungen ihrer Nachbarn zu schauen. Zudem erfährt sie, dass Pete versucht, seinen Voyeurismus positiv zu nutzen, indem er etwa bei großen finanziellen Problemen den Mietern anonym Geld zukommen ließ.
Die noch frische Beziehung zwischen Kay und Pete steht dennoch auf der Kippe, denn es verstört sie, welche Abgründe sich hinter ihrem neuen Partner verbergen. Kay schwankt zwischen dem Wunsch, Pete vertrauen zu können, und einem Misstrauen, weil sie immer noch nicht viel über ihn weiß. Eine sympathische Nebenfigur ist der alternde Regisseur Sam Yale, der einmal eine enge Beziehung zu Petes Mutter unterhielt, einer Schauspielerin, ohne bislang zu ahnen, dass die beiden verwandt sind, was zu einer besonderen Brisanz führt. Die Thrillerhandlung entwickelt sich langsamer als im Film, es sterben andere Personen, ganz zu schweigen davon, dass es andere mögliche Mordmotive gibt und hier lange Zeit nicht feststeht, ob überhaupt ein Mörder hinter den Todesfällen steckt. Auch die erotischen Szenen findet man hier nicht, sondern sie werden nur ganz leicht angedeutet.
Das große Finale am Schluss ist zwar recht effektvoll inszeniert, aber es stört, dass der Zufall zu Hilfe eilt. Etwas enttäuschend im Vergleich zur Verfilmung sind zudem die Erkenntnisse, die Pete und Kay aus den Beobachtungen der Nachbarn gewinnen - dort gibt es einige brisante Geheimnisse, die hier im Original eher harmlos sind. Gewöhnungsbedürftig ist außerdem zeitweise der Stil. Der Erzähler schlüpft in die personale Perspektive, gibt die Gedanken der Figuren unmittelbar wieder und benutzt dafür oft einen sehr umgangssprachlichen bis schnoddrigen Ton und unvollständige Sätze mit Formulierungen wie "So was muss einen ja umhauen" oder "Warf die Papiertaschentücher in die schwarze Toilette. Drückte die Wasserspülung. Schüttelte den Kopf. Seufzte leise."
Fazit:
Ein solider Thriller mit interessanter Grundidee, der sich schnell liest und recht gut unterhält. Allerdings gibt es auch ein paar Schwächen, und das Buch kann definitiv nicht mit Levins bekannterem Werk "Rosemarys Baby" mithalten. Kann man lesen als Thrillerfan, muss man nicht.
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