25. Juni 2012

Die Blutbaronin - Ernst Raupach

Produktinfos:

Ausgabe: 2006
Länge: ca. 75 Minuten
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Der Autor:

Ernst Raupach lebte von 1784 bis 1852. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst als Hauslehrer, später als Dozent an der Universität von St. Petersburg. Seinen ersten großen literarischen Erfolg hatte er mit dem Theaterstück "Die Fürsten Chawansky", dem zahlreiche weitere Werke folgten.

Inhalt:

Burg Csejte in Ungarn, um 1600: Baron Ferrenx Nádasdy ist in zweiter Ehe mit der schönen Katharina verheiratet und hat mit ihr zwei Kinder. Obwohl Katharina ihm eine liebevolle Ehefrau ist, kann Ferrenc auch nach Jahren nicht seine erste, früh verstorbene Frau Elisabeth Bathory vergessen. Das bleibt auch Katharina nicht verborgen, die verzweifelt Rat bei Ferrencs Patenonkel Janos sucht.

Katharina erzählt dem entsetzten Janos, dass sich Ferrenc Nacht für Nacht zu Elisabeths Mausoleum schleicht. Dort kniet er vor ihrem geöffneten Sarg und fleht sie an, wieder lebendig zu werden. Janosch folgt Ferrenc in der nächsten Nacht und versucht, ihn wieder zu Vernunft zu bringen. Doch Ferrenc beharrt darauf, dass er Elisabeth liebt und sich nach dem leidenschaftlichen Leben mit ihr zurücksehnt. Bestätigt fühlt er sich dadurch, dass Elisabeths Leichnam nicht verwest ist.

Plötzlich erscheint eine alte Magierin, die das Gespräch belauscht hat. Sie warnt Ferrenc vor seinem Wunsch, doch als er darauf besteht, erfüllt sie ihn, um ihn die Folgen spüren zu lassen: Sie erweckt Elisabeth durch einen Zauber wieder zu Leben. Ferrenc verstößt seine Frau und lässt Elisabeth wieder auf der Burg einziehen. Obwohl es so aussehen soll, als gleiche die neue Herrin nur zufällig seiner verstorbenen Frau, ahnen die Dienstboten die schreckliche Wahrheit. Doch nicht nur das - plötzlich gibt es auf der Burg und in der Umgebung seltsame Todesfälle ...

Bewertung:

Es ist die unheimliche und düstere Legende um die Gräfin Bathory, die dieser Erzählung zugrundeliegt. 1611 wurde die ungarische Gräfin beschuldigt, Dutzende Mädchen und Frauen gefoltert und getötet zu haben. Aus diesen Verbrechen ergab sich schließlich die gruselige Sage um die Blutgräfin, die junge Frauen tötete, um in ihrem Blut zu baden, das ihr ewige Jugend und Schönheit verschaffen sollte. Wie viel von diesen grauenhaften Ausschmückungen wahr ist, ist sehr umstritten, selbst die Möglichkeit, dass die Gräfin Bathory Opfer einer Intrige und zu Unrecht als Mörderin verurteilt wurde, wird in der Forschung nachhaltig vertreten. Dementsprechend lose basiert diese Erzählung auf den historischen Ereignissen - und das betrifft nicht nur die Gestalt der Gräfin Bathory, sondern auch die ihres Mannes Ferrenc Nádasdy, der mit dem verbürgten Vorbild noch weniger gemeinsam hat und ein paar Jahre vor seiner Frau starb.

Wenn man aber keine historische Aufarbeitung, sondern einfach nur ein Gruselhörspiel erwartet, überzeugt diese Folge sehr. Auch wenn Ferrenc nicht gerade ein Sympathieträger ist, vor allem wegen seines Verhaltens gegenüber seiner Frau und seinen Kindern, ist der Grundgedanke seiner Handlung doch sehr reizvoll und nicht völlig unverständlich: Nie hat er den frühen Tod seiner ersten Gemahlin verwunden, und plötzlich bekommt er die Möglichkeit, sie wieder zu Leben zu erwecken. "Lasst die Toten ruhen", lautet ein zentraler Satz in dieser Geschichte, doch Ferrenc braucht lange, ehe er seine Bedeutung und Wichtigkeit begreift. Für ihn zählt nur, dass er seine Frau wieder bei sich haben kann, über mögliche Folgen mag er nicht nachdenken. Für den Hörer ist vom ersten Moment an klar, dass die wiederbelebte Elisabeth ein bösartiges und gefährliches Wesen ist - und man verfolgt gespannt, wie sich die Dinge auf der Burg entwickeln: Was wird mit Katharina und ihren Kinder geschehen? Wie werden die Bediensteten reagieren, die die erste Frau noch aus ihren Lebzeiten kennen? Was wird Elisabeth alles anrichten, und wann wird Ferrenc seinen Fehler einsehen?

Die Sprecher hätten kaum besser ausgewählt werden können. Viola Sauer passt perfekt zur Titelfigur, denn sie spricht Elisabeth mit einer dunklen, kehligen Stimme, die mal sehr arrogant und mal schmeichelnd-verführerisch klingt, wie es gerade von Nöten ist. Uwe Büschke alias Ferrenc kennt man vor allem als Synchronstimme von Hugh Grant. Arianne Borbach, deutsche Stimme von Catherine Zeta-Jones und Diane Lane, spricht intensiv die verzweifelte Ehefrau Katharina. Souverän wie immer ist die großväterliche, leicht raue Stimme von Hartmut Neugebauer, die man auch von Hagrid in den Harry-Potter-Filmen kennt. Wie immer in den Gruselkabinett-Hörspielen ist die musikalische Untermalung vielfältig und in entscheidenden Szenen recht pompös. Besonders eindrucksvoll ist die Wiederbelebungsszene von Elisabeth mit der dramatischen Geräuschkulisse und der beschwörenden Stimme von Inken Sommer als weise Kräuterfrau. Zu bemängeln gibt es wenig, sieht man davon ab, dass die Geschichte die wahren Ereignisse nur am Rande streift. Der Epilog ist vielleicht ein bisschen zu ausgedehnt mit salbungsvollen Worten und an einer Stelle, als es nämlich um ihre Kinder geht, hätte Katharina noch ein bisschen mehr Dramatik in ihre Stimme legen können. Das sind aber nur Kleinigkeiten, es bleibt unterm Strich ein hervorragendes Hörspiel.

Fazit:

Ein spannendes und sehr atmosphärisches Grusel-Hörspiel, dessen literarische Vorlage lose auf historischen Figuren beruht. Die sehr guten Sprecher ergänzen die gute Qualität des Inhalts.

Sprechernamen:

Elisabeth Báthory: Viola Sauer
Janos: Hartmut Neugebauer
Ferenc Nádasdy: Uwe Büschken
Katharina Nádasdy: Arianne Borbach
Weise Frau: Inken Sommer
Amme: Ingeborg Lapsien
Kanzler: Jürg Löw
Maria: Tanja Geke
Jaroslav: Heinz Ostermann

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