5. Juli 2012

Wichtelhausen - Erich Heinemann/Fritz Baumgarten

Produktinfos:

Ausgabe: 2009
Seiten: 36
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Der Autor:

Erich Heinemann lebte von 1929 bis 2002. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitete er sich bis zum AOK-Direktor hoch. Daneben war er vor allem als Karl-May-Forscher und Kinderbuchautor bekannt. Er war Gründungs- und Vorstandsmitglied der Karl-May-Gesellschaft und verfasste zahlreiche Werke zu dem Thema. Weitere Kinderbücher sind "Gasthaus zur Sonne" und "Siebenpünktchen".

Der Illustrator Fritz Baumgarten lebte von 1883 bis 1966. Er erhielt eine Ausbildung zum Lithografen und arbeitete zunächst als Maler von Ansichtskarten. In den folgenden Jahrzehnten erschienen mehr als 500 von ihm illustrierte Bilderbücher, von denen heute viele Klassiker des Genres sind. In den Hauptrollen sind meist entweder Tiere oder Wichtel zu finden. Zu seinen bekanntesten illustrierten Werken gehören u.a. "Die Waldschule", "Im Land der Wichtel", "Schnatterich und Puttiputt" und "Teddys Abenteuer".

Inhalt:

In Winseldorf lebt die Mäusefamilie mit Mäusevater Putz. Das Leben dort ist aber sehr ärmlich und gefährlich, sodass sich der Vater immer mehr um seine Kinder sorgt. Er beschließt dem Vater seines Vaters zu folgen und nach Wichtelhausen zu reisen, denn dort würden die freundlichen Wichtel jedem helfen, der in Not ist. Gemeinsam mit seinem ältesten Sohn Pieps zieht er los.

In Wichtelhausen werden sie sogleich sehr freundlich von den Einwohnern empfangen. Sie können sich endlich satt essen und bekommen neue Kleidung. In Wichtelhausen leben die Wichtel friedlich mit allen möglichen Tieren zusammen. Gemeinsam wird hier fleißig gearbeitet, sodass jeder immer genug zu essen und anzuziehen hat.

Bald nach der Ankunft der beiden Mäuse steht das große Erntefest an. Alle arbeiten mit, damit dieser Tag unvergesslich bleibt. Es gibt nicht nur jede Menge guter Sachen zu essen, sondern auch Spiele und Wettkämpfe und natürlich sind Putz und Pieps mittendrin ...

Bewertung:

Mehr als fünfzig Jahre ist das schöne Büchlein nun schon alt und hat über die Jahre nichts von seiner Klasse verloren. Das Märchen von Erich Heinemann und die liebevollen Bilder des großen Kinderbuchillustrators Fritz Baumgarten ergänzen sich großartig zu einer süßen Geschichte, die auch heute noch kleine und große Leser begeistert. Im Mittelpunkt steht der tapfere Mäuserich Putz, der gemeinsam mit seinem Sohn auszieht, um dafür zu sorgen, dass es der Familie wieder besser geht. Der Leser begleitet auf knapp 40 Seiten mit wunderschönen Illustrationen diese Reise, die natürlich ein gutes Ende nimmt. Wichtelhausen ist ein herrlicher Ort, der all das Glück den beiden Mäusen bringt, das sie sich von ihm erhofft haben. Hier gibt es gutes Essen in Hülle und Fülle, von Backwerk über Beeren und Früchte bis hin zu Honig, hier werden feine Kleider und bequeme Schuhe geschneidert, hier hat jeder seinen Platz und trägt zur Arbeit bei. Nicht nur Wichtel leben hier, sondern auch zahlreiche Insekten, Frösche, Eichhörnchen und anderes Getier und sie alle tragen dazu bei, dass jeder gut versorgt wird. Auch Putz packt mit an und beweist seine Fertigkeiten und vom ersten Tag an sind die beiden Neuankömmlinge in die Gemeinschaft eingegliedert. Die Geschichte plädiert auf unaufdringliche Weise für Hilfsbereitschaft und ein friedfertiges Miteinander, in dem jeder seinen Teil beiträgt.

Jede zweite Seite besteht aus einem bunten Bild, das das gesamte Blatt einnimmt, dazu zieren kleine Schwarz-Weiß-Zeichnungen den Text. Wie immer bei Fritz Baumgarten, der auch viele andere Werke Heinemanns illustrierte, sind die Bilder sehr detailreich. Die Wichtel haben sehr gutmütige Gesichter, die Tiere sind naturgetreu gezeichnet, tragen aber durchaus menschliche Züge. Die beiden Mäuse etwa gehen auf zwei Beinen, eine Blaumeise trägt ein hübsches Häubchen, ein Frosch hat eine Schürze umgebunden. Für Kinder gibt es eine Unmenge an lustigen Details zu entdecken, die nicht auf den ersten Blick ins Auge fallen: So etwa, wenn die Schnecke vor der Kutsche vor der Fahrt noch getränkt wird, wenn ein Wichtel im Hintergrund einer Grille den Panzer schrubbt und wenn eine kleine Raupe neugierig über einen Ast lugt. Ziel der Bilder ist es nicht, das realistische Leben im Wald darzustellen, sondern einfach das Märchen mit passenden Illustrationen zu untermalen und die Parallelen zum menschlichen Leben zu zeigen.

Auszusetzen gibt es nur wenig an diesem Werk. Etwas unmotiviert kommt der Einfall daher, weswegen Putz sich überhaupt nach Wichtelhausen aufmacht: Ihm fällt der Rat seines Vaters ein, den dieser ihm auf dem Sterbebett gab, aber warum dieser Rat ihm nicht von Anfang an in den Sinn kommt, bleibt unklar. Ein bisschen zu kurz kommt zudem das Ende und man fragt sich, wie viele Vorräte Putz wohl mitgebracht hat, damit alle Not bei der Mäusefamilie für immer ein Ende hat. denn das erscheint nicht ganz logisch. Bei den Bildern gibt es, wenn überhaupt, nur zu kritisieren, dass die Größenverhältnisse der Tiere recht ungenau sind, so sind beispielsweise Eichhörnchen und Mäuse gleich groß - für die ganz jungen Leser könnte das irritierend sein und nicht so leicht als künstlerische Freiheit zu durchschauen.

Fazit:


Ein sehr schönes Märchen über eine Mäusefamilie und Wichtel mit bezaubernden Illustrationen. Abgesehen von kleinen Schwächen, die nicht stark ins Gewicht fallen, ein sehr lesenswertes Buch für Kinder ab dem Kindergartenalter zum Vorlesen und Selberlesen.

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