20. Juli 2012

Die drei Fragezeichen - Der Fluch des Drachen

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Inhalt:

Ein Kunde bringt eine auffallend schöne chinesische Vase mit einem weißen Drachen zum Schrottplatz. Mr. Johnson hat Streit mit seiner Verlobten und will ihr zur Versöhnung die Vase schenken, allerdings nicht auf direktem Weg. Stattdessen möchte er mit ihr am nächsten Tag den Gebrauchtwarenhandel besuchen, und dort soll sie die Vase selbst entdecken. Als Justus sie kurz danach Peter und Bob zeigen will, geschieht das Unglück - sie fällt herunter und zerbricht. Um das Missgeschick vor Onkel Titus, Tante Mathilda und Mr. Johnson zu verbergen, bleibt Justus nur eines - die Freunde müssen bis zum nächsten Tag einen identischen Ersatz finden.

Doch obwohl sie stundenlang alle Läden in Rocky Beach abklappern, finden sie keine ähnliche Vase. Als sie entmutigt zurück zum Schrottplatz kommen, fragt sie ein Kunde nach einer chinesischen Vase. Er reagiert sehr unfreundlich, als Justus und Onkel Titus ihm versichern, dass gerade keine solchen Vasen zu verkaufen sind. Am Abend sehen die Freunde zudem Skinny Norris auf dem Gelände herumschleichen, aber er kann entkommen.

Noch verwirrender wird es, als Bob im Internet ein Bild der Vase findet - als Mingvase der Schauspielerin Beverly Leung. Kurzentschlossen passen die drei Detektive den Star beim morgendlichen Joggen ab und erfahren, dass ihre Vase kürzlich gestohlen wurde. Hat die echte Mingvase etwas mit der von Mr. Johnson zu tun ...?

Bewertung:

Sie erinnert ein bisschen an alte Zeiten, diese Folge, denn auch früher stand häufig ein Gegenstand im Mittelpunkt der Geschichten, hinter dem sich weit mehr verbarg, als es zunächst den Anschein hat.

Solide Spannung

Die Handlung beginnt banal, und auch die "Ermittlungen" sind zunächst einfach nur privater Natur. Justus will verhindern, dass der Kunde von seinem Missgeschick erfährt, und rechtzeitig einen gleichwertigen Ersatz auftreiben. Das verspricht schon ein wenig Spannung, schließlich drängt die Zeit, und man drückt Justus die Daumen bei seiner Suche. Dann aber wird es mysteriös: Ein Fremder mit Prinz-Eisenherz-Frisur fragt gezielt nach der Vase, der Erzfeind der drei Detektive, Skinny Norris, schleicht auf dem Gelände herum. Als sie von dem Diebstahl erfahren, fragen sich die drei Jungs sogar, ob das gute Stück etwa die echte Ming-Vase war und nun in tausend Scherben zerbrochen ist. Und dann ist da noch die undurchschaubare Rolle des Kunden Mr. Johnson, der beteuert hat, dass die Vase bloß Liebhaberwert besäße - weiß er mehr über die Zusammenhänge, oder ist er tatsächlich ahnungslos? Die Ermittlungen laufen unter großem Zeitdruck, und dennoch sind die Erkenntnisse kaum vom Zufall abhängig, sondern fügen sich logisch zusammen. Zugegeben, die drei Fragezeichen haben in der Vergangenheit schon weit dramatischere Fälle gelöst - sei es, dass es um Entführungen oder scheinbare Geistererscheinungen ging. Doch es tut der Folge keinen Abbruch, dass es diesmal alles etwas harmloser zugeht, sondern fügt sich als angenehme Abwechslung ein - wäre ja auch übertrieben, wenn es bei den dreien immer nur Extremfälle gäbe.

Viel Humor

Gerade weil es sich um keinen so gefährlichen Fall handelt wie sonst oft, bleibt genug Raum für spaßige Situationen. Es ist ganz witzig, mal den sonst so souveränen Justus in Hektik zu erleben. Als Tante Mathilda ihn einmal nach dem Verbleib der Vase fragt, muss er sich spontan eine haarsträubende Ausrede einfallen lassen. Zu allem Überfluss nimmt Mathilda ihm die nicht nur ab, sondern lobt ihren Neffen auch noch überschwänglich für seine Reife und Umsicht, sodass Peter und Bob sich zu Recht das Lachen kaum verkneifen können. Ganz amüsant sind auch Peters Schwärmereien für die Schauspielerin Beverly Leung. Für kurze Zeit scheint er zu vergessen, dass die drei eigentlich gerade ganz andere Sorgen haben, und himmelt den Hollywoodstar an, was Justus und Bob etwas genervt zur Kenntnis nehmen. Schön für Fans ist die Anspielung "schreckensbleiches Nervenbündel" auf Skinny Norris, die man noch aus der uralten Folge "Das Gespensterschloss" kennt.

Gute Sprecher

Die drei Hauptsprecher machen ihre Sache wie immer hervorragend und so natürlich, dass man ihnen die Rollen voll abnimmt. Nett ist vor allem der kleine Kaugummi-Dialog, bei dem Bob und Peter, während sie ausharren müssen, über ihre Lieblingssorten reden, was beinah wie improvisiert klingt (was nicht auszuschließen ist). Karin Lieneweg spricht perfekt wie immer die resolute und zugleich herzliche Tante Mathilda. Hinter Onkel Titus alias Hans Meinhardt verbirgt sich der Physiker und Musikwissenschaftler Dr. Andreas Beurmann, seines Zeichens Ehemann von Heikedine Körting, der Regisseurin der Serie, der den netten Onkel seit vielen Jahren verkörpert. Lutz Herkenrath, der hier den Kunden Mr. Johnson spricht, hatte bereits in der Folge "Der geheimnisvolle Schlüssel" eine ganz ähnliche Rolle. Neben Auftritten auf der Theaterbühne und in Hörspielen kennt man ihn vor allem als Schauspieler in der Serie "Ritas Welt".

Kleine Schwächen

Es gibt grundsätzlich nur wenig bei dieser Folge zu bemängeln. Zum einen ist der Titel ungünstig gewählt, denn er verspricht etwas völlig anderes. Der Drache kommt nur in Form seines Abbildes auf der Vase vor, und um einen Fluch geht es erst recht nicht - im Gegenteil, der weiße Drache auf jener Vase gilt in China als Glückszeichen, was Mr. Johnson auch als Grund nennt, weshalb er ihn als gutes Omen für die bevorstehende Hochzeit hält. Cover und Titel erwecken auf den ersten Blick aber den Eindruck, es handele sich um eine der dramatischen Folgen wie "Der unheimliche Drache", in der es um Ungeheuer und dergleichen geht - und damit schadet man der Folge nur durch falsche Erwartungshaltung. Zweiter Punkt ist das etwas konstruierte Telefongespräch bei Skinny, das die drei heimlich mithören und aus dem sie falsche Schlüsse ziehen. Skinny macht eine Bemerkung, die eindeutig misszuverstehen ist, die aber im Nachhinein etwas albern und unrealistisch ist. Das Telefongespräch mit dem Töpfer Mr. Grogan ist leider ein bisschen leise und undeutlich geraten im Vergleich zum Rest des Hörspiels. Außerdem ist es etwas schade, dass der Hörer nicht miterlebt, wie Tante Mathilda von dem Missgeschick mit der Vase erfährt, denn genau darauf lauert man die erste Hälfte, letztlich erfährt man es aber nur indirekt über Justus.

Fazit:

Eine gute Folge mit viel Spannung und einigen witzigen Szenen sowie guten Sprechern. Die Folge ist harmloser als andere Episoden, aber dafür gut durchdacht und nur an einer kleinen Stelle ein wenig konstruiert. Irritierend sind allerdings der unpassende Titel und das Cover.

Sprechernamen:

Erzähler: T. Fritsch
Justus Jonas: O. Rohrbeck
Peter Shaw: J. Wawrczeck
Bob Andrews: A. Fröhlich
Tante Mathilda: K. Lieneweg
Onkel Titus: H. Meinhardt
Skinny Norris: A. von der Meden
Beverly Leung: S. Stangl
Thomas Johnson: L. Herkenrath

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