Produktinfos:
Ausgabe: 2010
Seiten: 288
Amazon
* * * * *
Die Autorin:
Kathryn Lasky, Jahrgang 1944 und aufgewachsen in Indianapolis, arbeitete zunächst als Lehrerin, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Sie verfasste eine Reihe von Sachbüchern für Kinder, Bilderbüchern, "The Royal Diaries" und die fünfzehnbändige Eulen-Reihe, deren ersten drei Teile auf deutsch erschienen.
Inhalt:
Das kleine Schleiereulenmännchen Soren lebt mit seinen Eltern, dem älteren Bruder Kludd und der frisch geschlüpften Schwester Eglantine im Reich Tyto. Abgesehen davon, dass Bruder Kludd immer recht hinterhältig ist, fühlt sich Soren hier glücklich. Noch ist er flugunfähig, stark auf seine Eltern angewiesen und darf das Nest nicht verlassen.
Eines Nachts fällt er aus dem Nest, während die Eltern ausgeflogen sind. Ehe er gerettet wird, greift ihn eine riesige Eule und bringt ihn weit fort, ins Eulenwaisenhaus Sankt Ägolius. Hier trifft Soren zahlreiche andere Eulenkinder, die wie er entführt wurden. Den kleinen Eulen stehen harte Arbeit und eine Ausbildung zu düsteren Zwecken bevor: Sie sollen willenlos gemacht werden, um sich dem Regime kampflos unterzuordnen.
Soren und seine neue Freundin, die Elfenkäuzin Gylfie, wollen aber nicht aufgeben. Gemeinsam gelingt es ihnen, sich der Kraft der wirr machenden Mondstrahlen zu unterziehen und sich einen wachen Geist zu bewahren. Auch die Legenden über die Eulenritter vom Königreich Ga'Hoole, die sie von ihren Eltern kennen, machen ihnen Mut. Sie hoffen auf eine günstige Gelegenheit, um zu fliehen ...
Bewertung:
Eulen als Hauptfiguren in einer Fantasyreihe - warum nicht, wenn die Helden so liebenswerte Charaktere wie Soren und Gylfie sind. Der erste Band der Reihe, die es mittlerweile auch auf die Kinoleinwand geschafft hat, versteht es, kleine und große Leser ab etwa zehn Jahren zu verzaubern und sich von dem Abenteuer der kleinen Eulen fesseln zu lassen.
Protagonist Soren ist wenige Wochen alt, als er entführt wird und in ein spektakuläres Schicksal getaucht wird. Der winzige Schleiereulerich mausert sich in den nächsten Wochen und Monaten zu einem tapferen Eulenkind, das nichts unversucht lässt, um sich dem Regime zu entziehen. Zusammen mit der ein wenig älteren, aber dafür kleineren Elfenkäuzin Gylfie bildet er ein mutiges Gespann, dem man als Leser gerne das Beste wünscht. Soren ist vor allem zu Anfang ein bisschen naiv, sehr gutgläubig, etwas schüchtern und neigt dazu, leicht zu verzagen. Dagegen ist Gylfie ein energisches Eulenmädchen, das wilde Entschlossenheit zeigt und gerne die Führung übernimmt. Die beiden ergänzen sich gut und jeder für sich ist heilfroh, wenigstens einen Verbündeten gefunden zu haben. Weitere gelungene Charaktere sind das emsige Fleckenkauzmädchen Hortense, das die beiden Freunde zunächst nicht recht einschätzen können, die liebevolle Blindschlange Mrs. Plithiver, die bei Sorens Familie als Nesthälterin für Sauberkeit sorgte, der undurchschaubare Aufseher Grimbel, der möglicherweise auf ihrer Seite sein könnte und später noch der draufgängerische Bartkauz Morgengrau.
Auch wenn hier niedliche Eulenkinder die Hauptrolle spielen, ist der Roman keineswegs ein harmloses Märchen. Die Handlung entpuppt sich als wechselhaftes Fantasy-Abenteuer, in dem Gut und Böse einen heftigen Kampf ausfechten. Einige liebgewonnene Charaktere müssen im Laufe der Geschichte ihr Leben lassen was bereits zeigt, dass man hier mit vielem rechnen muss, auch wenn sich natürlich alle Schilderungen im kindgerechten Rahmen bewegen. Das Eulenwaisenhaus Sankt Ägolius sammelte hunderte von vermeintlichen Waisenkindern, die zu willenlosen Sklaven herangezogen werden sollen. Die Strahlen des Mondes, das Ansprechen mit einer Nummer statt mit Namen und stundenlange Märsche sollen sie "mondwirr" machen und ihren Verstand brechen, jegliche Fragen sind verboten und werden hart bestraft und vor den ersten Flugversuchen sorgen Fledermäuse dafür, dass die Kleinen dank Blutarmut zu schwach sind, um einen solchen Kraftakt zu vollbringen. Soren und Gylfie finden heraus, dass der Gedanke an die Legenden von Ga'Hoole und dem Eulenbund Glaux sie davon abhalten, mondwirr zu werden und sie geistig wach halten. Gegenüber den Aufseher müssen sie sich rund um die Uhr wie all die anderen Eulenkind verhalten, die mechanisch sprechen, Befehle ausführen ohne zu fragen und wie Schlafwandler durch die Gegend laufen. Insgeheim aber planen die beiden Rebellen ihre Flucht. Dafür müssen sie vor dem ersten Blutsaugen davonfliegen, denn danach werden sie zu schwach dafür sein. Immer wieder geraten sie in brenzlige Situationen und die Handlung bleibt bis zur letzten Seite spannend. Das düstere Waisenhaus, die dramatische Flucht und die langen Mondnächte verbreiten eine magische Atmosphäre und das Ende ist zwar gezwungenermaßen offen, da der zweite Teil direkt anschließt, aber ohne Cliffhanger, sodass man den ersten Teil des Abenteuers erst einmal sacken lassen kann - und sich auf den nächsten Band zu freuen, der die Legende um Ga'Hoole vertiefen wird.
Die Eulen werden in der Geschichte natürlich erheblich vermenschlicht, sowohl was Mimik als auch Gefühle betrifft. Trotzdem werden immer wieder Informationen über ihre Spezies eingeflochten. Kinder lernen beim Lesen ein wenig über die Aufzucht und das Heranwachsen von Eulenküken, über die verschiedenen Arten von Schleiereule über Raufußkauz bis hin zur Schneeeule, über ihr verschiedenes Aussehen oder die Nahrungsgewohnheiten. Das alles geschieht immer wie nebenbei, ohne dass man je das Gefühl hätte, belehrt zu werden, zeitweise ist es auch sehr lustig, wenn etwa von den ersten Stationen "Erste-Knochen", "Erstes Fleisch" und "Erstes-Fell" eines Kükens oder von typischen Eulenschimpfwörter wie "Waschbärkacke!" die Rede ist. Die Vermenschlichung wurde vielleicht an manchen Stellen übertrieben, etwas nervig ist außerdem die öfter auftauchende Formulierung "Bist du gaga?", die zu salopp für den restlichen Stil des Buches ist. Zudem ist es bei einer Figur etwas zu unlogisch, wie schnell Gylfie merkt, dass sie hier einen Verbündeten vor sich haben, ein paar mehr Hinweise wären schön gewesen, um es realistischer zu machen, dass sie es riskiert, denjenigen direkt anzusprechen. Davon abgesehen gibt es aber so gut wie nichts zu bemängeln. Sehr schön ist auch das Personenverzeichnis am Schluss, das die wichtigsten Charaktere nochmal aufführt.
Fazit:
Der spannendes und sehr unterhaltsame erste Teil einer Fantasy-Trilogie für Kinder ab etwa zehn Jahren. Eulen als Charaktere sind originell gewählt, der Leser erfährt einiges über ihre Lebensweise und die Handlung besticht durch Atmosphäre. Ein sehr lesenswertes Abenteuer für alle, die märchenhafte Gut-gegen-Böse-Geschichten im Stil von Harry Potter und Co. mögen.
Ausgabe: 2010
Seiten: 288
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* * * * *
Die Autorin:
Kathryn Lasky, Jahrgang 1944 und aufgewachsen in Indianapolis, arbeitete zunächst als Lehrerin, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Sie verfasste eine Reihe von Sachbüchern für Kinder, Bilderbüchern, "The Royal Diaries" und die fünfzehnbändige Eulen-Reihe, deren ersten drei Teile auf deutsch erschienen.
Inhalt:
Das kleine Schleiereulenmännchen Soren lebt mit seinen Eltern, dem älteren Bruder Kludd und der frisch geschlüpften Schwester Eglantine im Reich Tyto. Abgesehen davon, dass Bruder Kludd immer recht hinterhältig ist, fühlt sich Soren hier glücklich. Noch ist er flugunfähig, stark auf seine Eltern angewiesen und darf das Nest nicht verlassen.
Eines Nachts fällt er aus dem Nest, während die Eltern ausgeflogen sind. Ehe er gerettet wird, greift ihn eine riesige Eule und bringt ihn weit fort, ins Eulenwaisenhaus Sankt Ägolius. Hier trifft Soren zahlreiche andere Eulenkinder, die wie er entführt wurden. Den kleinen Eulen stehen harte Arbeit und eine Ausbildung zu düsteren Zwecken bevor: Sie sollen willenlos gemacht werden, um sich dem Regime kampflos unterzuordnen.
Soren und seine neue Freundin, die Elfenkäuzin Gylfie, wollen aber nicht aufgeben. Gemeinsam gelingt es ihnen, sich der Kraft der wirr machenden Mondstrahlen zu unterziehen und sich einen wachen Geist zu bewahren. Auch die Legenden über die Eulenritter vom Königreich Ga'Hoole, die sie von ihren Eltern kennen, machen ihnen Mut. Sie hoffen auf eine günstige Gelegenheit, um zu fliehen ...
Bewertung:
Eulen als Hauptfiguren in einer Fantasyreihe - warum nicht, wenn die Helden so liebenswerte Charaktere wie Soren und Gylfie sind. Der erste Band der Reihe, die es mittlerweile auch auf die Kinoleinwand geschafft hat, versteht es, kleine und große Leser ab etwa zehn Jahren zu verzaubern und sich von dem Abenteuer der kleinen Eulen fesseln zu lassen.
Protagonist Soren ist wenige Wochen alt, als er entführt wird und in ein spektakuläres Schicksal getaucht wird. Der winzige Schleiereulerich mausert sich in den nächsten Wochen und Monaten zu einem tapferen Eulenkind, das nichts unversucht lässt, um sich dem Regime zu entziehen. Zusammen mit der ein wenig älteren, aber dafür kleineren Elfenkäuzin Gylfie bildet er ein mutiges Gespann, dem man als Leser gerne das Beste wünscht. Soren ist vor allem zu Anfang ein bisschen naiv, sehr gutgläubig, etwas schüchtern und neigt dazu, leicht zu verzagen. Dagegen ist Gylfie ein energisches Eulenmädchen, das wilde Entschlossenheit zeigt und gerne die Führung übernimmt. Die beiden ergänzen sich gut und jeder für sich ist heilfroh, wenigstens einen Verbündeten gefunden zu haben. Weitere gelungene Charaktere sind das emsige Fleckenkauzmädchen Hortense, das die beiden Freunde zunächst nicht recht einschätzen können, die liebevolle Blindschlange Mrs. Plithiver, die bei Sorens Familie als Nesthälterin für Sauberkeit sorgte, der undurchschaubare Aufseher Grimbel, der möglicherweise auf ihrer Seite sein könnte und später noch der draufgängerische Bartkauz Morgengrau.
Auch wenn hier niedliche Eulenkinder die Hauptrolle spielen, ist der Roman keineswegs ein harmloses Märchen. Die Handlung entpuppt sich als wechselhaftes Fantasy-Abenteuer, in dem Gut und Böse einen heftigen Kampf ausfechten. Einige liebgewonnene Charaktere müssen im Laufe der Geschichte ihr Leben lassen was bereits zeigt, dass man hier mit vielem rechnen muss, auch wenn sich natürlich alle Schilderungen im kindgerechten Rahmen bewegen. Das Eulenwaisenhaus Sankt Ägolius sammelte hunderte von vermeintlichen Waisenkindern, die zu willenlosen Sklaven herangezogen werden sollen. Die Strahlen des Mondes, das Ansprechen mit einer Nummer statt mit Namen und stundenlange Märsche sollen sie "mondwirr" machen und ihren Verstand brechen, jegliche Fragen sind verboten und werden hart bestraft und vor den ersten Flugversuchen sorgen Fledermäuse dafür, dass die Kleinen dank Blutarmut zu schwach sind, um einen solchen Kraftakt zu vollbringen. Soren und Gylfie finden heraus, dass der Gedanke an die Legenden von Ga'Hoole und dem Eulenbund Glaux sie davon abhalten, mondwirr zu werden und sie geistig wach halten. Gegenüber den Aufseher müssen sie sich rund um die Uhr wie all die anderen Eulenkind verhalten, die mechanisch sprechen, Befehle ausführen ohne zu fragen und wie Schlafwandler durch die Gegend laufen. Insgeheim aber planen die beiden Rebellen ihre Flucht. Dafür müssen sie vor dem ersten Blutsaugen davonfliegen, denn danach werden sie zu schwach dafür sein. Immer wieder geraten sie in brenzlige Situationen und die Handlung bleibt bis zur letzten Seite spannend. Das düstere Waisenhaus, die dramatische Flucht und die langen Mondnächte verbreiten eine magische Atmosphäre und das Ende ist zwar gezwungenermaßen offen, da der zweite Teil direkt anschließt, aber ohne Cliffhanger, sodass man den ersten Teil des Abenteuers erst einmal sacken lassen kann - und sich auf den nächsten Band zu freuen, der die Legende um Ga'Hoole vertiefen wird.
Die Eulen werden in der Geschichte natürlich erheblich vermenschlicht, sowohl was Mimik als auch Gefühle betrifft. Trotzdem werden immer wieder Informationen über ihre Spezies eingeflochten. Kinder lernen beim Lesen ein wenig über die Aufzucht und das Heranwachsen von Eulenküken, über die verschiedenen Arten von Schleiereule über Raufußkauz bis hin zur Schneeeule, über ihr verschiedenes Aussehen oder die Nahrungsgewohnheiten. Das alles geschieht immer wie nebenbei, ohne dass man je das Gefühl hätte, belehrt zu werden, zeitweise ist es auch sehr lustig, wenn etwa von den ersten Stationen "Erste-Knochen", "Erstes Fleisch" und "Erstes-Fell" eines Kükens oder von typischen Eulenschimpfwörter wie "Waschbärkacke!" die Rede ist. Die Vermenschlichung wurde vielleicht an manchen Stellen übertrieben, etwas nervig ist außerdem die öfter auftauchende Formulierung "Bist du gaga?", die zu salopp für den restlichen Stil des Buches ist. Zudem ist es bei einer Figur etwas zu unlogisch, wie schnell Gylfie merkt, dass sie hier einen Verbündeten vor sich haben, ein paar mehr Hinweise wären schön gewesen, um es realistischer zu machen, dass sie es riskiert, denjenigen direkt anzusprechen. Davon abgesehen gibt es aber so gut wie nichts zu bemängeln. Sehr schön ist auch das Personenverzeichnis am Schluss, das die wichtigsten Charaktere nochmal aufführt.
Fazit:
Der spannendes und sehr unterhaltsame erste Teil einer Fantasy-Trilogie für Kinder ab etwa zehn Jahren. Eulen als Charaktere sind originell gewählt, der Leser erfährt einiges über ihre Lebensweise und die Handlung besticht durch Atmosphäre. Ein sehr lesenswertes Abenteuer für alle, die märchenhafte Gut-gegen-Böse-Geschichten im Stil von Harry Potter und Co. mögen.
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