1. Juli 2012

Wetterprognose: Kugelhagel - Alfred Hitchcock (Hrsg.)

Produktinfos:

Ausgabe: 1990
Seiten: 128
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Der Herausgeber:

Der britisch-amerikanische Regisseur und Filmproduzent (1899-1980) Alfred Hitchcock fungiert als Herausgeber der Geschichten, die alle dem Stil seiner Filme ähneln. In der Reihe erschienen weitere Bände wie "Es ist hingerichtet", "Ein teuflischer Drink" und "Ein Hauch von Gift".

Inhalt:


Die Falle
(Richard Demin)
Alles sieht für Sergeant Sod Harris zunächst nach einem normalen Überfall auf ein Juweliergeschäft aus: Während einer der Inhaber, Fred Bruer, gerade die Wocheneinnahmen zählt, stürmt ein bewaffneter Mann herein und verlangt das Geld. Als der zweite Inhaber Andrew Benjamin aus der Werkstatt kommt, wird er tödlich getroffen, der Täter flüchtet. Fred Bruer kann eine genaue Täterbeschreibung abliefern. Irgendetwas macht den Sergeant aber misstrauisch an der Geschichte ...

Ein dicker Fisch
(Richard O. Lewis)
Wie üblich hofft der abgehalfterte Taschendieb Freddie abends in einer Bar darauf, jemanden zu treffen, den er bestehlen kann. Er hat Glück und ein junger Mann kommt mit ihm ins Gespräch. Als Freddie seine Zaubertricks erwähnt, ist der junge Mann begeistert und will sie in der Wohnung vorgeführt bekommen. Keiner der beiden ahnt, was der andere jeweils vorhat ...

Die falsche Fährte (William Brittain)
Major Watkins ist Chef des Sicherheitsdienstes eines Biologischen Forschungszentrums. Eines Tages kommt der Registrator Lanier zu ihm, ein kleiner aber gewissenhafter Angestellter. Lanier macht sich in letzter Zeit Sorgen um seinen Geisteszustand. Sein Kanarienvogel wurde mit seinem Schlüsselbund erdrosselt, er findet Fahrradketten in seinem Kühlschrank und fürchtet, dass er mit diesen seltsamen Taten nicht mehr tragbar für den Posten ist. Watkins überprüft die Vorfälle ...

Der Harrison-Coup (David A. Heller)
Der attraktive Gauner Nick Farrel lässt wieder einmal seinen Charme spielen, um mit einem Mädchen in einer Bar anzubändeln. Die hübsche Anna ist gleich bereit, mit in seine Wohnung zu kommen. Dort aber zückt sie plötzlich einen Revolver ...

Wer wird Arthur schon vermissen?
(Ed Lacy)
Zu gerne möchte sich Velma scheiden lassen, um ihren Geliebten Frank zu heiraten, aber ihr Ehemann Arthur weigert sich, einzuwilligen. Stattdessen schlägt er kurzfristig eine Kreuzfahrt nach Nassau vor, um die Ehe zu retten. Frank überredet Velma, dass dies eine einmalige Gelegenheit sein wird, um Arthur zu töten: Frank wird Arthur abends an der Reling niederschlagen und über Bord werfen, anschließend wird er in Arthurs Rolle schlüpfen - was dank der Ähnlichkeit kein Problem sein dürfte. Und doch läuft nicht alles wie geplant ...

Der Bluttest
(Henry Slesar)
Der erfolgreiche Strafverteidiger Vernon Wedge erhält Besuch von Mr. Blesker, dem Vater des siebzehnjährigen Benjamin, der seinen Erzfeind erstochen haben soll. Alles spricht gegen Benjamins Unschuld, trotzdem drängt Mr. Blesker darauf, dass Vernon die Verteidigung übernehmen soll. Vernon lässt sich überreden und überlegt sich eine ausgesprochen originelle Strategie ...

Bewertung:

Die Falle ist direkt ein herrlicher Einstieg. Alles fängt traditionell an, scheinbar ein Raubüberfall mit Todesfolge, wie er täglich geschieht. Sergeant Harris aber ist ein besonders hartnäckiger Vertreter seines Standes, für den einige Dinge zu gut zusammenpassen und demnach konstruiert erscheinen. Der Leser kann dabei Zug um Zug mitraten. Der besondere Clou der Geschichte liegt schließlich in der originellen List, mit der der Täter überführt wird. Das Ende ist dabei recht tragisch und man wünscht sich, genauso wie wohl auch der Sergeant, der Täter wäre jemand anders gewesen oder das Verbrechen vielleicht nie aufgeklärt. Dieser Zwiespalt des Ermittlers wird nicht ausführlich behandelt, aber schon die Andeutungen sind reizvoll und heben den Plot und vor allem das Ende von einer gewöhnlichen Krimigeschichte ab. Überzeugend geht es weiter mit Ein dicker Fisch. bereits der Einstieg ist interessant, denn es wird nicht sofort offenbart, was sich jener Freddie von seinen Baraufenthalten erhofft und wie er es bewerkstelligen will. Zusätzlich spannend wird es dann, als man ahnt, dass auch bei seiner neuen Bekanntschaft irgendetwas nicht ganz stimmt und derjenige etwas zu verbergen hat. Am Ende ergibt sich für den Leser eine doppelte Pointe mit wunderbar schwarzem Humor.

Die falsche Fährte macht ihrem Namen alle Ehre: Es dauert eine ganze Weile, ehe sich die Geschichte zu einer Krimistory entwickelt. Vorher werden ausführlich die eigenartigen Vorfälle im Haus des Registrators Lanier durchleuchtet, die natürlich einen besonderen Hintergrund haben. Dieser Hintergrund ist durchaus raffiniert, allerdings doch ziemlich unrealistisch. Die Geschichte ist unterhaltsam, aber insgesamt gar zu unwahrscheinlich, was ein kleines Manko hinterlässt. Der Harrison-Coup ist der schwächste Beitrag des Bandes. Insgesamt ist die Geschichte gar nicht schlecht, aber unterm Strich dennoch zu vorhersehbar. Es werden zwar mehrere Wendungen eingebaut, aber keine davon kann den Leser wirklich überraschen. Der Plot ist nicht originell und mit knapp sieben Seiten ist die Geschichte auch deutlich kürzer als die anderen Beiträge, ohne dass sie durch besondere Charaktere oder Witz glänzen könnte. Lesenswert, aber absolut kein Highlight.

Wer wird Arthur schon vermissen? ist ein weiteres Highlight. An so ziemlich alles hat das mörderische Pärchen, allen voran Frank, der alles in die Wege leitet, gedacht - und trotzdem entwickeln sich die Dinge ganz anders als vorgesehen. Es scheint der fast perfekte Mord zu sein: Frank wird bei einem Zwischenstopp wie ein normaler Besucher an Bord gehen, um das Schiff vorgeblich zu besichtigen, seinen Konkurrenten in dem Moment, wenn gewöhnlich alle Passagiere unter Deck sind, über Bord gehen lassen und anschließend in dessen Rolle schlüpfen. Velma ist nervös, willigt aber ein und der Mord verläuft zunächst nach Plan. Die Pointe kommt in den letzten Zeilen und sorgt für eine tolle Wendung, die nicht an den Haaren herbeigezogen ist, aber gleichzeitig auch nicht zu früh zu erahnen ist. Wer schwarzen Humor mag, wird hier bestens unterhalten und fast könnte einem das Mörderpärchen leid tun - aber auch nur fast. Der Bluttest sorgt am Ende des Bandes nochmal für ein Highlight. Mr. Blesker und sein Sohn sind dem Leser rasch sympathisch, vor allem der alte Vater, der so felsenfest von der Unschuld seines Sohnes überzeugt ist. Dennoch geht man mit Vernon Wedge konform, der sich kaum vorstellen kann, dass der Junge tatsächlich die Tat nicht begangen hat. Die Verteidigungsstrategie setzt dann alles auf eine Karte, kann einen phänomenalen Freispruch wie auch eine große Blamage für den Verteidiger bedeuten. Gebannt fiebert man der Auflösung entgegen, die dann zwei gelungene Pointen miteinander verbindet und den Leser auch ein Stück weit nachdenklich stimmt.

Fazit:

Eine gelungene Zusammenstellung mit sechs Krimigeschichten. Insgesamt können alle davon überzeugen, wobei eine allerdings sehr durchschnittlich ist im Vergleich mit dem Rest und eine ziemlich unrealistisch konstruiert ist. Empfehlenswert für alle Krimileser, die ein Faible für überraschende Pointen und schwarzen Humor haben.

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