Produktinfos:
Ausgabe: 1979
Seiten: 124
Amazon
* * * * *
Der Autor:
Thomas Jeier, Jahrgang 1947, machte nach dem Schulabschluss zunächst eine Buchhändlerlehre, ehe er seit den Siebziger Jahren als freier Schriftsteller arbeitete. Er veröffentlicht vor allem Jugendbücher und Reisereportagen. Auf seinen vielen Reisen befasste er sich vor allem mit den USA und der Geschichte der Indianer, die in mehreren seiner Werke thematisiert wird. Daneben moderierte er viele Jahre lang im Radio eine Country-Sendung. Zu seinen Büchern zählen u.a. "Der Große Goldrausch von Alaska", "Emmas Weg in die Freiheit", "Die Sehnsucht der Cheyenne" und "Das große Buch der Indianer".
Inhalt:
Willow Creek in Kansas, Ende des 19. Jahrhunderts: Die zwölfjährige Patty ist eine Waise, die vom Ehepaar Hancock aufgenommen wurde. Leider ist der recht nette Mr. Hancock als Vertreter fast immer auf Dienstreisen, sodass Patty seiner launischen und strengen Frau ausgeliefert ist, die das Mädchen eher wie einen Dienstboten behandelt. Eines Tages beschließt Patty, mit ihrer Puppe Josephine davonzulaufen - zum Mississippi, der als Bild über ihrem Bett hängt. Sie hofft, in St. Louis eine neue Familie zu finden, die sie zu sich aufnimmt.
Im Morgengrauen schleicht sich das Mädchen davon. Zunächst hat Patty Glück, denn ein netter Mann nimmt sie auf seiner Kutsche bis zum Bahnhof mit und er kennt sogar jemanden in St. Louis, der Patty weiterhelfen könnte. Allerdings haben der von Mrs. Hancock verständigte Marshall und seine Leute bereits die Verfolgung aufgenommen.
Bei einem Zughalt kann Patty gerade noch rechtzeitig vor ihnen fliehen und versteckt sich zunächst in einem Wald. Auf ihrer abenteuerlichen Flucht gerät sie an den sympathischen Glücksspieler Frank Todd, der Verständnis für sie hat und sie auf den Weg nach St. Louis mitnimmt.
Dort allerdings erwartet Patty ein herber Rückschlag und sie steht wieder allein da. Verzweifelt überlegt sie sich, wo sie nun unterkommen könnte - und muss immer noch fürchten, dass die Behörden sie finden und zu Mrs. Hancock zurückbringen ...
Bewertung:
Mit dem ersten der drei Bände um Pattys Abenteuer im Wilden Westen liegt auch gleich das aufregendste Buch der Trilogie vor, in dem alles seinen Anfang nimmt.
Sympathische Heldin
Die kleine Patty ist ein liebenswertes Mädchen, das der Leser sofort ins Herz schließt. Ihr Vater kam vor ein paar Jahren bei einer Schießerei ums Leben, ihre Mutter brannte daraufhin auf Nimmerwiedersehen durch und ließ Patty zurück. Nach einigen Umwegen kam sie zu den Hancocks, wo sie ein Dienstbotenleben führt - aber Patty reißt aus, um anderswo ihr Glück zu finden. Sehr niedlich ist ihre beständige Angewohnheit, mit ihrer Stoffpuppe Josephine zu reden, die ihre Mutter ihr einst aus Stoffresten zusammennähte und die lange Zeit die einzige Freundin von Patty darstellt. Pattys Ängste auf ihrer Flucht werden recht realistisch geschildert; es ist vor allem der unbändige Wunsch, nie wieder zu Mrs. Hancock zurückkehren zu müssen, die sie durchhalten lässt. Angenehmerweise wird Patty auch nicht zu erwachsen dargestellt, sondern ist teilweise ein bisschen naiv, vor allem was ihre Hoffnung angeht, schnell eine neue Familie zu finden. Durch diese Eigenschaften ist sie eine ideale Identifikationsfigur; nicht zu heldenhaft, sodass ihr Verhalten übertrieben wäre und dabei dennoch mutig und eine Figur, zu dem junge Leserinnen ab zehn Jahren sicher gerne aufschauen, sich selbst wiederfinden oder sie sich als Freundin vorstellen könnten.
Eine sehr gelungene Nebenfigur, die eine wichtige Rolle in Pattys Schicksal spielt, ist der Glücksspieler Frank Todd. Das Mädchen begegnet ihm auf einer Postkutschenstation, wo er ihre vorgetäuschte Geschichte insgeheim durchschaut, ihr aber die Fahrkarte bezahlt. Er kennt das Ausreißen aus eigener Erfahrung und kümmert sich daher gern um Patty - allerdings ist er auch ein Falschspieler, der vom Sheriff gesucht wird und plötzlich selbst auf der Flucht ist. Frank Dodd ist ein typischer Glücksritter, der es mit dem Gesetz nicht so genau nimmt, dabei aber ein gutes Herz hat und auch in brenzligen Lagen nicht seinen Humor verliert.
Spannende Handlung
Die Handlung ist gerade richtig, um Kinder zu begeistern, die es gern etwas abenteuerlich mögen. Pattys Flucht bringt das Mädchen von einem Extrem ins andere. Zunächst gerät sie an einen Bäcker, der sie auf seiner Kutsche mitfahren lässt und ihr die schlimmen Gründe für ihr Weglaufen glaubt. Im Zug allerdings wendet sich ihr Glück, als der Marshall ihr auf den Fersen ist und der Schaffner sie wiedererkennt. Im Wald versteckt sie sich in einer Blockhütte, wo sich auch eine Gangsterbande trifft und auch auf der Farm, auf die sie kurz darauf gerät, ist sie nicht sicher, denn die Farmersleute wollen sie nach Topeka bringen, ohne zu ahnen, dass dort bereits schon eifrig nach Patty gesucht wird. Patty reist nicht nur mit Kutschen, sondern schließlich sogar auf einem richtigen Schaufelraddampfer auf dem Mississippi und fühlt sich unter Franks Fittichen zunächst geborgen - ehe der Glücksspieler Hals über Kopf fliehen muss. Bis zum Schluss bleibt es spannend, ob Patty doch noch vom Marshall gefangen wird und wo sie ihr neues Zuhause findet, denn dass es zur strengen Mrs. Hancock zurückgeht, darf natürlich nicht passieren. Die vielen Schauplätze vermitteln jungen Lesern ein recht anschauliches Bild vom Amerika des ausgehenden 19. Jahrhunderts, ohne sie mit Informationen zu erschlagen.
Nur kleine Schwächen
Selbst für einen Kinderroman fällt auf, dass Patty recht viel Glück auf ihrer Flucht hat. Gleich die erste Person, der sie nach dem Weglaufen begegnet, ist der nette Mr. Gordon, der Patty mit Essen versorgt und ihr eine Fahrkarte kauft. Für den Realismus der Handlung wäre es besser gewesen, nicht direkt am Anfang jemanden einzubauen, der Patty so weit aus der Klemme hilft, sondern sie erst einmal alleine ihren Weg gehen zu lassen. Zudem wird das Ende arg schnell abgehandelt, ein Zufall hilft Patty dabei, eine neue Heimat zu finden, nähere Details werden ausgelassen und das Buch endet sehr abrupt. Das ist umso bedauerlicher, wenn man den Nachfolgeband kennt, in dem Patty erst ihr endgültiges neues Zuhause bei einer jungen Zeitungsreporterin findet. Es wäre schöner gewesen, diese Begegnung, die Anfang des zweiten Bandes stattfindet, noch mit ans Ende des ersten Bandes zu nehmen. Nicht weiter störend aber erwähnenswert ist ein zweifacher Druckfehler, bei dem "Cindy" statt "Patty" geschrieben wurde, womöglich der erste Namensentwurf für die Titelheldin.
Fazit:
Ein schönes Kinderbuch, das sich am besten für Mädchen ab etwa neun Jahren eignet. Die Geschichte ist spannend und abenteuerlich, die Hauptfigur sehr sympathisch. Störend fällt nur das zu knappe Ende auf sowie ein paar konstruierte Zufälle in der Handlung.
Ausgabe: 1979
Seiten: 124
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* * * * *
Der Autor:
Thomas Jeier, Jahrgang 1947, machte nach dem Schulabschluss zunächst eine Buchhändlerlehre, ehe er seit den Siebziger Jahren als freier Schriftsteller arbeitete. Er veröffentlicht vor allem Jugendbücher und Reisereportagen. Auf seinen vielen Reisen befasste er sich vor allem mit den USA und der Geschichte der Indianer, die in mehreren seiner Werke thematisiert wird. Daneben moderierte er viele Jahre lang im Radio eine Country-Sendung. Zu seinen Büchern zählen u.a. "Der Große Goldrausch von Alaska", "Emmas Weg in die Freiheit", "Die Sehnsucht der Cheyenne" und "Das große Buch der Indianer".
Inhalt:
Willow Creek in Kansas, Ende des 19. Jahrhunderts: Die zwölfjährige Patty ist eine Waise, die vom Ehepaar Hancock aufgenommen wurde. Leider ist der recht nette Mr. Hancock als Vertreter fast immer auf Dienstreisen, sodass Patty seiner launischen und strengen Frau ausgeliefert ist, die das Mädchen eher wie einen Dienstboten behandelt. Eines Tages beschließt Patty, mit ihrer Puppe Josephine davonzulaufen - zum Mississippi, der als Bild über ihrem Bett hängt. Sie hofft, in St. Louis eine neue Familie zu finden, die sie zu sich aufnimmt.
Im Morgengrauen schleicht sich das Mädchen davon. Zunächst hat Patty Glück, denn ein netter Mann nimmt sie auf seiner Kutsche bis zum Bahnhof mit und er kennt sogar jemanden in St. Louis, der Patty weiterhelfen könnte. Allerdings haben der von Mrs. Hancock verständigte Marshall und seine Leute bereits die Verfolgung aufgenommen.
Bei einem Zughalt kann Patty gerade noch rechtzeitig vor ihnen fliehen und versteckt sich zunächst in einem Wald. Auf ihrer abenteuerlichen Flucht gerät sie an den sympathischen Glücksspieler Frank Todd, der Verständnis für sie hat und sie auf den Weg nach St. Louis mitnimmt.
Dort allerdings erwartet Patty ein herber Rückschlag und sie steht wieder allein da. Verzweifelt überlegt sie sich, wo sie nun unterkommen könnte - und muss immer noch fürchten, dass die Behörden sie finden und zu Mrs. Hancock zurückbringen ...
Bewertung:
Mit dem ersten der drei Bände um Pattys Abenteuer im Wilden Westen liegt auch gleich das aufregendste Buch der Trilogie vor, in dem alles seinen Anfang nimmt.
Sympathische Heldin
Die kleine Patty ist ein liebenswertes Mädchen, das der Leser sofort ins Herz schließt. Ihr Vater kam vor ein paar Jahren bei einer Schießerei ums Leben, ihre Mutter brannte daraufhin auf Nimmerwiedersehen durch und ließ Patty zurück. Nach einigen Umwegen kam sie zu den Hancocks, wo sie ein Dienstbotenleben führt - aber Patty reißt aus, um anderswo ihr Glück zu finden. Sehr niedlich ist ihre beständige Angewohnheit, mit ihrer Stoffpuppe Josephine zu reden, die ihre Mutter ihr einst aus Stoffresten zusammennähte und die lange Zeit die einzige Freundin von Patty darstellt. Pattys Ängste auf ihrer Flucht werden recht realistisch geschildert; es ist vor allem der unbändige Wunsch, nie wieder zu Mrs. Hancock zurückkehren zu müssen, die sie durchhalten lässt. Angenehmerweise wird Patty auch nicht zu erwachsen dargestellt, sondern ist teilweise ein bisschen naiv, vor allem was ihre Hoffnung angeht, schnell eine neue Familie zu finden. Durch diese Eigenschaften ist sie eine ideale Identifikationsfigur; nicht zu heldenhaft, sodass ihr Verhalten übertrieben wäre und dabei dennoch mutig und eine Figur, zu dem junge Leserinnen ab zehn Jahren sicher gerne aufschauen, sich selbst wiederfinden oder sie sich als Freundin vorstellen könnten.
Eine sehr gelungene Nebenfigur, die eine wichtige Rolle in Pattys Schicksal spielt, ist der Glücksspieler Frank Todd. Das Mädchen begegnet ihm auf einer Postkutschenstation, wo er ihre vorgetäuschte Geschichte insgeheim durchschaut, ihr aber die Fahrkarte bezahlt. Er kennt das Ausreißen aus eigener Erfahrung und kümmert sich daher gern um Patty - allerdings ist er auch ein Falschspieler, der vom Sheriff gesucht wird und plötzlich selbst auf der Flucht ist. Frank Dodd ist ein typischer Glücksritter, der es mit dem Gesetz nicht so genau nimmt, dabei aber ein gutes Herz hat und auch in brenzligen Lagen nicht seinen Humor verliert.
Spannende Handlung
Die Handlung ist gerade richtig, um Kinder zu begeistern, die es gern etwas abenteuerlich mögen. Pattys Flucht bringt das Mädchen von einem Extrem ins andere. Zunächst gerät sie an einen Bäcker, der sie auf seiner Kutsche mitfahren lässt und ihr die schlimmen Gründe für ihr Weglaufen glaubt. Im Zug allerdings wendet sich ihr Glück, als der Marshall ihr auf den Fersen ist und der Schaffner sie wiedererkennt. Im Wald versteckt sie sich in einer Blockhütte, wo sich auch eine Gangsterbande trifft und auch auf der Farm, auf die sie kurz darauf gerät, ist sie nicht sicher, denn die Farmersleute wollen sie nach Topeka bringen, ohne zu ahnen, dass dort bereits schon eifrig nach Patty gesucht wird. Patty reist nicht nur mit Kutschen, sondern schließlich sogar auf einem richtigen Schaufelraddampfer auf dem Mississippi und fühlt sich unter Franks Fittichen zunächst geborgen - ehe der Glücksspieler Hals über Kopf fliehen muss. Bis zum Schluss bleibt es spannend, ob Patty doch noch vom Marshall gefangen wird und wo sie ihr neues Zuhause findet, denn dass es zur strengen Mrs. Hancock zurückgeht, darf natürlich nicht passieren. Die vielen Schauplätze vermitteln jungen Lesern ein recht anschauliches Bild vom Amerika des ausgehenden 19. Jahrhunderts, ohne sie mit Informationen zu erschlagen.
Nur kleine Schwächen
Selbst für einen Kinderroman fällt auf, dass Patty recht viel Glück auf ihrer Flucht hat. Gleich die erste Person, der sie nach dem Weglaufen begegnet, ist der nette Mr. Gordon, der Patty mit Essen versorgt und ihr eine Fahrkarte kauft. Für den Realismus der Handlung wäre es besser gewesen, nicht direkt am Anfang jemanden einzubauen, der Patty so weit aus der Klemme hilft, sondern sie erst einmal alleine ihren Weg gehen zu lassen. Zudem wird das Ende arg schnell abgehandelt, ein Zufall hilft Patty dabei, eine neue Heimat zu finden, nähere Details werden ausgelassen und das Buch endet sehr abrupt. Das ist umso bedauerlicher, wenn man den Nachfolgeband kennt, in dem Patty erst ihr endgültiges neues Zuhause bei einer jungen Zeitungsreporterin findet. Es wäre schöner gewesen, diese Begegnung, die Anfang des zweiten Bandes stattfindet, noch mit ans Ende des ersten Bandes zu nehmen. Nicht weiter störend aber erwähnenswert ist ein zweifacher Druckfehler, bei dem "Cindy" statt "Patty" geschrieben wurde, womöglich der erste Namensentwurf für die Titelheldin.
Fazit:
Ein schönes Kinderbuch, das sich am besten für Mädchen ab etwa neun Jahren eignet. Die Geschichte ist spannend und abenteuerlich, die Hauptfigur sehr sympathisch. Störend fällt nur das zu knappe Ende auf sowie ein paar konstruierte Zufälle in der Handlung.
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