29. Oktober 2012

Verlorene Spuren - Danielle Steel

Produktinfos:

Ausgabe: 1994
Seiten: 400
Amazon
* * * * *

Die Autorin:

Danielle Steel, Jahrgang 1947, wuchs in New York auf und studierte dort. Gleich ihr erster Roman im Jahr 1977 machte sie zu einer erfolgreichen Autorin. Bekannt ist sie vor allem für dramatische Liebesromane. Einige ihrer Werke: Die Schneetänzerin, Schicksalstage, Traumvogel und Abschied von St. Petersburg.

Inhalt:


New York, Ende der 1930er Jahre: Die junge Marielle Patterson scheint nach außen hin ein glückliches Leben zu führen: Sie ist mit dem reichen, wenn auch weitaus älteren Malcom Patterson verheiratet und hat mit dem vierjährigen Teddy einen Sohn, den sie über alles liebt. An einem Wintertag begegnet ihr jedoch in der Kirche jemand, der sie an die schlimmste Zeit ihres Lebens erinnert: Ihr Ex-Mann Charles Delauney.

Charles und Marielle brannten vor Jahren als blutjunges Paar durch und heirateten, ihr Glück wurde durch ihren Sohn André gekrönt. Mit sechs Jahren aber verstarb André bei einem Unfall - Charles gab Marielle die Schuld daran, die Ehe zerbrach und Marielle erlitt einen Nervenzusammenbruch. Anschließend verstarben ihre Eltern und sie blieb mittellos zurück, die Ehe mit Malcolm Patterson war lediglich eine Vernunftehe.

Charles liebt Marielle immer noch und sie hat Mühe, ihn abzuwehren. Als er tags darauf jedoch ihren Sohn sieht, eskaliert die Situation: Er gerät außer sich vor Wut und kann nicht akzeptieren, dass Marielle jetzt einen neuen Sohn hat, nachdem ihr gemeinsames Kind starb. Betrunken droht er ihr, Teddy wegzunehmen. Am nächsten Tag ist Teddy tatsächlich aus seinem Schlafzimmer verschwunden - und für Marielle beginnt ein Alptraum. Hat Charles etwas mit der Entführung zu tun und lebt Teddy noch? Zu allem Überfluss gibt ihr Malcolm die Schuld an den Ereignissen ...

Lindbergh-Entführung reloaded

Danielle Steel ist seit vielen Jahren als Autorin von Liebesromanen bekannt und erfolgreich und das lässt sich auch in diesem Werk nicht ganz verleugnen - doch in erster Linie ist es vor allem ein Thriller, der sich um eine Kindesentführung dreht. Es ist das New York der späten Dreißigerjahre. Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die ein schweres Schicksal hinter sich hat, obwohl sie ursprünglich aus gutem Haus stammt. Gegen den Willen ihrer Eltern heiratete sie den windigen Charles Delauney, zog mit ihm nach Paris und wurde schnell schwanger - doch der geliebte Sohn stirbt mit sechs Jahren bei einem schrecklichen Unfall, als Marielle gerade wieder schwanger war. Marielles vergeblicher Versuch ihn zu retten löst bei ihr eine Fehlgeburt aus und ihr Mann machte sie für den Tod beider Kinder verantwortlich. Die Ehe mit dem deutlich älteren Malcolm Patterson gab ihr nun zwar materielle Sicherheit und ein weiteres Kind, doch glücklich ist Marielle dennoch nicht. Ihr Mann und sie lieben sich nicht, das Hauspersonal scheint sie zu verachten und hört nur auf Malcolms Anweisungen und eine energische Gouvernante sorgt zudem dafür, dass Marielle ihren Sohn nicht so oft sieht. Zudem leidet Marielle ständig unter der Angst, auch dieses Kind zu verlieren - und dann sind da noch ihre regelmäßigen Migräneanfälle, die sie schwächen. Dieses Schicksal macht es nicht schwer, den Leser für Marielle einzunehmen, zumal sie nicht übermäßig selbstmitleidig ist, sondern immer versucht, Haltung zu bewahren.

Die Entführung Teddys macht Marielles schlimmste Alpträume wahr. Wieder wird sie beschuldigt, dafür verantwortlich zu sein - als Malcolm von seiner Geschäftsreise heimkehrt, zeigt er zunächst noch einen Hauch Vernunft und entschuldigt sich für seine ersten Ausbrüche. Kaum erfährt er jedoch von der Begegnung mit Charles und dessen Drohungen, wirft er seiner Frau vor, Teddy dem Täter gewissermaßen ausgeliefert zu haben, sich vielleicht schon früher regelmäßig mit Charles getroffen zu haben. Marielle kämpft gegen einen erneuten Zusammenbruch an und weiß nicht, ob sie Charles wirklich für den Täter halten soll. Charles beteuert seine Unschuld und hat ein Alibi für den Abend, doch die Polizei vermutet, dass er jemanden für die Entführung angeheuert hat. Ob Charles wirklich schuldig ist oder nicht, bleibt lange Zeit unklar, wie Marielle schwankt auch der Leser in seiner Beurteilung. Die Handlung fesselt durchaus, denn Marielles Schicksal geht zu Herzen und die ungerechtfertigten und immer schlimmeren Vorwürfe ihres Mannes verstärken diese Spannung noch. Mehrmals wird der Fall Lindbergh erwähnt, der ein paar Jahre zurückliegt und der immer noch in den Köpfen der Menschen fest verankert ist - und Marielle hofft verzweifelt, dass Teddys Schicksal anders endet als das des kleinen Charles Lindbergh junior.

"Verlorene Spuren" ist ohne Frage ein kurzweiliger, unterhaltsamer Roman, der sich zudem dank des einfachen Stils auch im Original gut lesen lässt, ohne lange verschlungene Sätze und mit einem eher unkomplizierten Wortschatz, auch was die gerichtlichen Szenen betrifft. Schwächen hat er allerdings auch. Stilistisch fällt beispielsweise auf, dass die Autorin die Aktionen ihrer Charaktere zu häufig unnötigerweise erklärt. Das zeigt sich vor allem während des Prozesses gegen Charles: Die Anwälte und andere Personen sagen etwas, das ihre Abneigung und Häme deutlich macht und anschließend folgt nochmals eine Erläuterung des Erzählers, was mit dieser Aussage bei den Zuhörern bezweckt wird, obwohl es völlig offensichtlich ist. Etwas unausgewogen sind zudem die Details, die vom Prozess erzählt werden: Manchmal gibt es seitenlange Darstellungen eines Verhörs, in dem Charles' oder Marielles Aussagen sowie die des Anwalts Wort für Wort dargelegt werden und andere Verhöre werden nur in wenigen Sätzen zusammengefasst, obwohl sie nicht weniger interessant wären. Das Ende ist dann schließlich eine Spur zu kitschig geraten, da kommt dann doch die Liebesromanautorin zu deutlich durch. Manchmal fällt auch störend auf, dass mit gewissen Andeutungen etwas zu sehr übertrieben wird. Bestimmte Ereignisse erahnt der Leser recht früh und dennoch folgen weitere Andeutungen, bis das Offensichtliche endlich angesprochen wird.

Fazit:


Ein insgesamt durchaus lesenswerter Roman, wenn man leichte, kurzweilige Lektüre sucht. Deutlich weniger liebeslastig als andere Werke der Autorin, allerdings nichts Besonderes im Thrillergenre.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.