3. Oktober 2012

Leonore setzt sich durch - Marie Louise Fischer

Produktinfos:

Ausgabe: 1984
Seiten: 123
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Die Autorin:

Marie-Louise Fischer, 1922-2005, zählt zu den bekanntesten Autorinnen Deutschlands. Sie studierte zunächst Germanistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften, ehe sie als Dramaturgin in Prag arbeitete. Mit 29 Jahren erschien ihr erster Roman. Seitdem verfasste sie mehr als hundert Bücher, vorwiegend Gesellschafts- und Frauenromane. Vor allem ihre meist mehrbändigen Mädchenromane wurden zu Klassikern innerhalb der Jugendbuchliteratur, z.B. die Reihen "Ulrike", "Klaudia" und "Michaela".

Inhalt:

Die Clique der 6. Klasse der Parkschule besteht aus der vorlauten Katrin, der ehrgeizigen Sylvie, der etwas ängstlichen Ruth, der sensiblen Olga und der immer recht vernünftigen Leonore. Leonore hat gleich vier Geschwister und muss zuhause viel Verantwortung übernehmen. Ihre Zwillingsbrüder Peter und Paul sind zwar älter, haben aber viele Flausen im Kopf. So kümmert sich Leonore häufig um die kleinen Geschwister.

Das neue Schuljahr beginnt gleich mit einem folgenreichen Schülerstreich: Kurz bevor der Klassenlehrer kommt, reißt die äußere Türklinke ab. Leonores Mitschülerinnen nutzen dies und sperren somit ihren Lehrer Herrn Alte aus. Leonore versucht vergeblich, an ihre Vernunft zu appellieren und schließlich muss die ganze Klasse eine Strafarbeit anfertigen. Als Leonores Eltern davon erfahren, sind sie enttäuscht.

Wenig später gibt es einen Zwischenfall im Sportunterricht. Mehrere Mädchen meinen, dass das Wasser ihnen Hautprobleme bereitet. Die Lehrerin Fräulein Freysing hält dies für Unsinn. Katrin und ihre Freundinnen aber wollen das Wasser kurzerhand fachmännisch untersuchen lassen und bis dahin in einen Schwimmstreik treten. Leonore will nicht erneut unangenehm auffallen und stellt sich ausnahmsweise gegen ihre Freundinnen ...

Zoff in der Mädchenclique


Nachdem sich die vier früheren Bände bereits um die anderen Cliquenmitglieder kümmerten, ist nun Leonore an der Reihe. Wie in den anderen Bänden auch erwartet Leserinnen ab etwa zehn Jahren hier eine unterhaltsame Geschichte über die kleinen und großen Sorgen der fünf Mädchen von der Parkschule.

Die Handlung hat einige lehrreiche Aspekte in sich: Zum einen wird anhand von Leonore gezeigt, dass übertriebener Ehrgeiz nicht gesund ist. Auch in "Sylvie will die Erste sein" war das bereits Thema nur ging es dort vorwiegend um Schulnoten, während es hier um das allgemeine Image geht. Leonore ist es von zuhause seit Jahren gewohnt, dass sie "die Große" ist und viele Aufgaben ihrer Mutter übernimmt. Leonores Mutter hat mit fünf Kindern allerhand zu tun und ist immer dankbar, wenn Leonore bereitwillig Haushaltspflichten und Kinderhüten übernimmt. Das Lob der Eltern geht ihr stets runter wie Öl und sie verzichtet des Öfteren auf Freizeitvergnügungen mit ihren Freundinnen, nur um von den Eltern gelobt zu werden.

Dass sie dabei zu weit geht und sich allmählich viel zu altklug verhält, kommt ihr erst spät zum Bewusstsein. Sicher ist das Übernehmen von Verantwortung wichtig, aber eine Zwölfjährige sollte dennoch in erster Linie Kind sein dürfen. Noch auffallender ist, dass Leonore unbedingt den Lehrern und allgemein Erwachsenen gefallen möchte. Das ist im Ansatz nicht verkehrt, geht bei ihr aber so weit, dass sie sich gar nicht mehr vorstellen kann, dass Erwachsene auch mal irren. Dementsprechend stellt sie sich ganz auf die Seite der Lehrerin Fräulein Freysing und ahnt nicht, dass ihre Freundinnen tatsächlich Recht behalten werden. Blindes Vertrauen in Autoritäten sollte immer hinterfragt werden, auch Mut zur Kritik muss vorhanden sein.

Schwächen hat das Buch allerdings auch. Zum einen ist es schlicht der langweiligste Band unter den fünfen. In den anderen Bänden passieren recht dramatische Dinge, unter anderem lösen sie einmal einen Kriminalfall, in einem anderen Band gibt es am Ende eine tolle Pointe. Hier dagegen wirkt alles ein bisschen belanglos. Zwar gibt es auch hier mal eine kurzzeitige Entzweiung der Freundinnen, in dem Fall ist es Leonore, die sich ausschließt - aber die Gründe dafür sind dann doch recht banal und alles ist sehr viel gemächlicher als in den anderen Bänden, in denen sich die Ereignisse teilweise überschlagen - und die vor allem spannender sind.

Zum anderen ist dieser Band ziemlich altmodisch, während die anderen eher zeitlos sind. Es mag Mädchen geben, die sich in Leonore hineinversetzen können - aber den meisten Leserinnen wird sie doch eher fremd sein. Es ist einfach ein bisschen übertrieben, wie sehr Leonore die Erwachsenen anhimmelt und in der Hausarbeit und dem Babysitten aufgeht und dabei gerne darauf verzichtet, mit der Clique ins Schwimmbad oder ins Kino zu gehen. Da wird einfach ein bisschen dick aufgetragen. Ein bisschen ärgerlich stimmen auch Leonores Eltern. Sie meinen es zwar nie böse, sind aber doch reichlich naiv - etwa wenn sie ernsthaft enttäuscht sind, dass ihre Tochter nicht den Rest der Klasse von dem Türklinkenstreich abhalten konnte. Wie sie das alleine hätte schaffen sollen, bleibt unklar und sie reden ihr noch ein schlechtes Gewissen ein.

Fazit:

Ein durchaus empfehlenswerter und recht unterhaltsamer Mädchenroman für Leserinnen zwischen 10 und 13 Jahren. Die Handlung ist größtenteils lehrreich. Allerdings ist der Band der schwächste innerhalb der Reihe, weniger spannend und deutlich altmodischer.

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