27. Oktober 2012

Lollipop - Christine Nöstlinger

Produktdetails:

Ausgabe: 1977
Seiten: 120
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Die Autorin:

Christine Nöstlinger wurde 1936 in Wien geboren. Zunächst arbeitete sie einige Jahre als Grafikerin, bis sie in den Journalismus einstieg und für diverse Zeitschriften und Fernsehsender schrieb. Mit der "feuerroten Frederike" erschien 1970 ihr erstes Kinderbuch. Seitdem hat sie zahlreiche Bilder-, Kinder-, und Jugendbücher verfasst. Viele davon hat sie selber illustriert, manche auch ihre Tochter Christine. Christine Nöstlinger gilt als eine der bekanntesten und erfolgreichsten Kinderbuchautorinnen unserer Zeit. Sie wurde u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis, dem Österreichischen Staatspreis und der Hans-Christian-Andersen-Medaille ausgezeichnet. Weitere Werke von ihr sind unter anderem: "Geschichten vom Franz", "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig", "Am Montag ist alles ganz anders" und "Man nennt mich Ameisenbär". www.christine-noestlinger.de

Inhalt:

Lollipop ist ein achtjähriger Junge, der eigentlich Viktor Emmanuel heißt. Den Spitznamen hat er wegen seiner Leidenschaft für grüne Lutscher. Allerdings hat es für Lollipop mit diesen Lutschern eine besondere Bewandtnis: Wenn er sie ganz hauchdünn und durchsichtig geschleckt hat und sie vors Auge hält, während er jemanden ansieht, dann tut derjenige genau das, was Lollipop will. Meistens jedenfalls. Oder ist es nur Zufall?

Lollipop kauft seine Lutscher beim "gemischten Otto", einem Gemischtwarenhändler, der gleichzeitig sein Freund ist. Er hat eine ältere Schwester, mit der er sich oft streitet, eine Oma, die für ihn kocht und eine berufstätige Mutter. Bis auf die Sache mit den Lutschern ist Lollipop ein ganz normaler Junge mit ganz normalen Problemen: Da ist dieser fremde Junge, den Lollipop immer nur hinter dem Fenster sieht und mit dem er gerne Freundschaft schließen würde. Aber wie stellt man so etwas an? Ein anderes Mal fühlt sich Lollipop vernachlässigt, weil seine Großmutter arbeiten geht. Wer soll ihm denn jetzt das Essen kochen und bei den Hausaufgaben helfen? Ein Problem ist auch seine Hundeangst. Normalerweise macht Lollipop um jeden Hund einen Riesenbogen. Was aber tun, wenn plötzlich die Freundin der Mutter ihren "Lehmann" zu jedem Besuch mitbringt?

Lollipop lernt auch die erste Liebe kennen. Ausgerechnet in die schöne Evelin verguckt er sich - und die will jeden Tag aufs Neue eingeladen werden, bis Lollipop eines Tages kein Geld mehr hat. In seiner Not begeht er einen schlimmen Fehler, der ihm nur noch größere Probleme bereitet ... Seine neue Freundin Heidegunde ist viel netter als die dumme Evelin. Aber Heidegunde und ihre Familie mögen keine Putzfrauen. Und genau als das arbeitet Lollipops Großmutter. Also erfindet er spontan eine neue Großmutter, die im Krankenhaus arbeitet. Zu dumm, dass Heidegundes Familie sie unbedingt kennenlernen will ... Lollipops Leben ist gar nicht so einfach - aber zum Glück helfen die grünen Schlecker in jeder Lage. Oder zumindest in fast jeder ...

Die Welt durch einen grünen Lutscher betrachtet

Lollipop ist eine ideale Identifikationsfigur für Kinder im Grundschulalter. Fast jedes seiner Probleme dürfte ihnen bekannt vorkommen. Es geht um alltägliche Probleme wie erste Liebe und neue Freundschaften, Streit mit der Familie und Geldsorgen, diverse Ängste sowie Lügen und die schlimmen Folgen daraus.

Lollipop ist kein Musterschüler und er ist auch nicht immer brav. Stattdessen ist er dickköpfig und ärgert seine Schwester, er ist leicht beleidigt und manchmal greift er auch auf die eine oder andere Notlüge zurück. Dennoch ist er ein liebenswerter Junge, der letztlich seine Fehler immer einsieht und aus ihnen eine Lehre zieht.

Lollipop unterscheidet sich nur durch seine Lutscher von anderen Kindern. Aber halt - stimmt das wirklich? Viele Kinder entwickeln zeitweise eine Strategie, um mit ihren Ängsten umzugehen. Manche suchen sich einen unsichtbaren Freund, mit dem sie reden können oder sie vertrauen sich einem Tier oder einer Puppe an. Andere flüchten sich in Tagträume, in denen sie größer und stärker sind als in Wirklichkeit. Bei Lollipop sind es eben die Lutscher, mit deren Hilfe er seine Probleme angeht.

Das Schöne am Buch ist, dass diese Lutscher nie explizit als Zauberlutscher hingestellt werden. Helfen sie Lollipop wirklich oder sind es bloß Zufälle, die ihn daran glauben lassen? Was es auch immer es ist - am Ende kommt Lollipop zu dem Schluss, dass er seine Lutscher nicht mehr braucht. Denn alles, was er erreichen will, kann er auch ohne sie schaffen. Kleinen Lesern kann das Mut machen, dass auch sie ihre Probleme ohne Hilfsmittel lösen können.

Das Buch besticht durch eine einfache Sprache mit kurzen Sätzen. Grundschüler werden keine Verständnisprobleme beim Lesen bekommen. Deutsche Kinder irritieren vielleicht der Gebrauch von Schilling anstatt Pfennig und D-Mark bzw heute Euro. Hier sollte ein Erwachsener hilfreich zur Seite stehen. Davon abgesehen ist die Erzählung für Leser ab etwa acht Jahren sehr gut geeignet. Die einzelnen Episoden lassen sich auch unabhängig voneinander lesen, da sie mehr oder weniger in sich abgeschlossen sind. Auszüge des Buchs lassen sich prima als Unterrichtslektüre verwenden. Die Kapitel sind nicht nur kurz und überschaubar, sondern handeln auch noch von Themen die Kinder interessieren und über die man mit ihnen diskutieren kann.

Fazit:

Ein sympathisches Buch über den Alltag eines Jungen, der sich mit Mut und Phantasie seinen Problemen zu stellen weiß. Die Autorin unterhält die kleinen Leser mit kindgerechter Sprache und Erlebnissen, die an ihren eigenen Alltag erinnern. Darüber hinaus regt die Erzählung zum Nachdenken und zur Eigeninitiative an. Aber Vorsicht: Nicht wundern, wenn das Kind plötzlich mit einem Lutscher vor dem Auge durch die Welt rennt.

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