2. Oktober 2012

Aus heiterem Himmel - Alison Prince

Produktinfos:

Ausgabe: 1989
Seiten: 160
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Die Autorin:

Alison Prince, geboren 1931 in London, ist in erster Linie für zahlreiche Jugendbücher bekannt. Daneben verfasste sie aber auch Biographien, Zeitungsartikel und Drehbücher. Zu ihren bekanntesten Werken gehören "Orangen, Mörder und ein Buch", "Vogeljunge" und "Liebe Liz".

Inhalt:

Pfuscher:
Martin und seine Eltern ziehen in ein neues Haus. In einem Schrank entdeckt der Junge einen alten Overall und kurz danach erklingt eine Stimme.In den Schrank sitzt tatsächlich ein Gespenst namens "Pfuscher". Martin versteht sich gut mit seinem neuen Freund. Allerdings trägt Pfuscher seinen Namen nicht zu Unrecht, denn er war schon im Leben ein ausgesprochener Tollpatsch. Und je mehr Zeit Martin mit ihm verbringt, desto mehr Missgeschicke unterlaufen auch ihm ...

Kuh mitsamt Gespenst:
Malachi Haggar und seine Mutter wollen auf dem Markt eine Zweitkuh für ihren Hof erstehen, alle Kühe scheinen aber zu teuer zu sein. Da entdeckt Malachi eine schwarze Kuh, um die sich ein Melker liebevoll kümmert. Aug gut Glück bietet Malachi fünfzig Pfund, der Melker gerät in Streit mit lachenden Zuschauern und erleidet plötzlich einen Herzinfarkt. Im Tumult erhält der verwirrte Malachi den Zuschlag, der Melker stirbt kurz darauf im Krankenhaus. Kaum ist die Kuh auf dem Hof, gehen dort seltsame Dinge vor ...

Kirsty:
Christine hat große Angst vor dem Zahnarzt. Leider erfährt sie bei ihrem Kontrolltermin, dass vier Zähne aus Platzgründen gezogen werden müssen. Die ganze Woche über hat sie ein schlechtes Gefühl. Als es soweit ist, wird sie in Narkose gelegt. Dabei erlebt sie einen seltsamen Traum. Sie trifft ein nettes Mädchen namens Kirsty, das auch einer viel früheren Zeit zu stammen scheint ...

Der Stationsvorsteher:
Emmy wartet nach der Musikstunde auf ihren Zug am Bahnhof. Um sich die Zeit im Bahnhofsgebäude zu vertreiben, spielt sie ein wenig auf ihrer Geige. Ein netter älterer Mann von der Zuggesellschaft lobt ihre Musik und spielt selbst ein paar schöne schottische Lieder auf ihrer Geige. Emmy freut sich über die Gesellschaft, bis sie merkt, dass sie den Zug verpasst. Seltsamerweise scheint der Mann es genau darauf angelegt zu haben ...

Die Ritterrüstung:
Laura macht mit ihren Eltern und ihrem Bruder Urlaub in einer Pension. Eigentlich ist es dort sehr schön, nur die Ritterrüstung an der Gästetreppe beunruhigt das Mädchen. Jedes Mal, wenn der Generator angestellt wird, rasselt sie hin und her, als würde sie sich von selbst bewegen. Lauta ist nicht sicher, ob nicht doch mehr dahinter steckt ...

Timmy:
Anthony hat seit geraumer Zeit einen unsichtbaren Freund namens Timmy. Seine Mutter findet es besorgniserregend, wie oft Anthony mit diesem "Freund" spricht. Auch dass er bald ein Geschwisterchen bekommt, interessiert Anthony nicht besonders. Dann aber erzählt Anthony traurig, dass Timmy urplötzlich verschwunden ist. Und die Geburt seines kleinen Bruders Matthew macht alles nur noch schlimmer ...

Ende der Vorstellung:
Edwards Geburtstagsfeier macht dem Jungen keinen besonderen Spaß, denn die launischen Zwillinge Kevin und Mark, die seine Mutter eingeladen hat, sorgen nur für Ärger und Chaos. Noch schlimmer wird es beim Auftritt des Zauberers, der für den eigentlich engagierten Künstler einspringt. Die Feier endet in einer Katastrophe ...

Der Babysitter:
Nigel verbringt einen Abend mit dem älteren, etwas verschrobenen Nachbarn Mr. Pope, der gerne die Rolle des Babysitters für Nigels Eltern übernimmt. Zunächst freut sich der Junge über die angekündigte Gutenachtgeschichte, allerdings wird ihm schnell unheimlich. Nicht nur, dass sich die Geschichte um ein gruseliges Glasauge dreht, das Mr. Pope seit seiner Kindheit überall verfolgt, er scheint auch ganz bestimmte Gründe zu haben, warum er ausgerechnet Nigel davon erzählt ...

Hettys Ratte:
In Hettys Klasse werden ausführlich Krankheitserreger und Seuchen wie die Pest durchgenommen. Als die Schüler passende Bilder zum Thema malen sollen, entscheidet sich Hetty für eine eindrucksvolle Ratte. Bald wünscht sich Hetty aber, sie hätte das Bild nicht gemalt, denn die Ratte scheint sie zu beobachten. Hettys Panik wird immer größer, sodass der Psychiater dazu rät, ihn als Haustier eine zahme weiße Ratte zu kaufen ...

Gespenstisches Allerlei


Mit Pfuscher nimmt der Band einen durchaus unterhaltsamen, aber eher ungruseligen Anfang. Pfuscher ist ein recht liebenswertes Gespenst, vor dem sich Martin überhaupt nicht fürchten muss. Pfuschers Tollpatschigkeit und Vergesslichkeit werden recht lustig geschildert und es ist niedlich, wie sich zwischen den beiden eine ungewöhnliche Freundschaft entwickelt. Der Schluss ist andeutungsweise tragik-komisch, insgesamt ist die Geschichte aber harmlos und jagt auch jüngeren Lesern keinen Schrecken ein. Kuh mitsamt Gespenst ist eine überraschungsarme Geschichte, die eher durch liebenswerten Charakteren und ihrem märchenhaften Tenor besticht. Die Figur des Melkers, der sehr an seiner schwarzen Lieblingskuh hängt und der ihr auch über den Tod hinaus noch treu bleibt, rührt ein wenig an, ohne zu kitschig zu werden. Die Pointe erahnt man zwar bereits schon sehr früh, aber für junge Leser ist es eine nur leicht gruselige Geschichte mit viel Charme.

Kirsty bietet mit der Zahnarzt-Thematik zwar viel Horror-Potential, doch die Geschichte verläuft ebenfalls recht ungruselig. Viel mehr kann sie sich sogar eignen, um Kindern ein wenig die Angst vorm Zahnarzt zu nehmen, so wie auch Hauptfigur Christine am Ende ihre Angst etwas verloren hat. Ihre Traum-Begegnung mit Kirsty ist zu Beginn leicht unheimlich, im weiteren Verlauf aber nur noch ein wenig geheimnisvoll. Die Geschichte ist zwar teilweise ziemlich melancholisch, aber dabei nicht deprimierend und für Kinder auf keinen Fall beängstigend. Der Stationsvorsteher ist eine Geschichte, die eine der bekanntesten Pointe von Gruselgeschichten verwendet und damit selbst für sehr junge Leser kaum überraschend. Dafür aber überzeugt sie durch eine berührende Handlung, leichte Melancholie und Nachdenklichkeit, die auch nach dem Lesen noch nicht sofort verfliegen. Unheimlich ist die Geschichte kaum, die Pointe erzeugt einen sanften Schauer, aber zum Fürchten gibt es auch für Kinder keinen Grund. Unterm Strich trotz der geringen Spannung und der Vorhersehbarkeit einer der besten Beiträge des Bandes.

Die Ritterrüstung ist dagegen schon wieder schwächer. Schnell ist klar, dass Laura sich das Eigenleben der Rüstung nicht einbildet, nur was genau passieren wird, ist recht lange offen. Das Ende ist aber zu harmlos, die Geschichte insgesamt selbst für Kinder zu ungruselig. Das Lesen ist zwar keine Zweitverschwendung, aber es bleibt der Eindruck, dass hier viel Potential verschenkt wurde. Timmy befasst sich auf originelle Weise mit dem Thema des unsichtbaren Freundes. Anthonys unberechenbare Reaktionen auf Timmys Verschwinden und die Frage, ob er sich den Freund nur einbildet oder nicht sorgen für leicht gruselige Spannung. Das Ende ist überraschender als bei anderen Geschichten und die Pointe hinterlässt sogar ein positives Gefühl. Ende der Vorstellung ist als Gruselgeschichte recht belanglos und wenig überraschend, auch wenn das Ende noch mal ein bisschen dramatisch wird. Ganz reizvoll ist aber der Mobbing-Aspekt, sicher werden viele junge Leser nachvollziehen können, wie Edward unter den ständigen Attacken der gemeinen Zwillinge leidet. Gleichzeitig traut er sich aber auch nicht, seiner Mutter davon zu erzählen und spielt seine Probleme herunter. Das versöhnliche Ende macht Mut und trotz des phantastischen Elements ist der lehrreiche Charakter der Geschichte auf die Realität übertragbar.

Der Babysitter ist eindeutig die gruseligste und beste Geschichte des Bandes. Der eigentümliche Babysitter sorgt nicht nur bei Nigel, sondern auch bei den Lesern für ein ungutes Gefühl, seine unheimliche Geschichte erzeugt eine beklemmende Atmosphäre. Es bleibt recht lange im Unklaren, worauf Mr. Popes Erzählung hinausläuft und sie Spannung steigert sich stetig. Das Ende ist schön böse und dank der nachhaltigen Wirkung kann es die Geschichte durchaus mit Horrorgeschichten für Erwachsene aufnehmen, ohne Gewalt einzusetzen. Eindeutig lesenswert und das Highlight des Bandes. Hettys Ratte bildet den sehr soliden Abschluss. Das Eigenleben des Bildes sorgt für spannenden Grusel und der Ausgang ist ungewiss. Die Beklemmung und die bedrohliche Atmosphäre spitzen sich zu bis zum konsequenten Schluss, der nicht zu harmlos ausfällt. Jungen Leser wird eine unheimliche Geschichte präsentiert, die aber gewaltfrei bleibt und sie nicht überfordert. Ganz nebenbei gibt es auch kindgerechte Informationen über die Pestepidemie im 17. Jahrhundert.

Fazit:

Eine Sammlung mit Gruselgeschichten für Kinder von unterschiedlicher Qualität. Keine Geschichte ist schlecht, aber manche sind eher durchschnittlich, andere dafür gut bis sehr gut. Insgesamt empfehlenswert, wenngleich der Gruselfaktor bei den meisten Geschichten selbst für Kinder gering ausfällt.

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