29. September 2012

Der kleine Vampir und die große Liebe - Angela Sommer-Bodenburg

Produktinfos:

Ausgabe: 1985
Seiten: 128
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Die Autorin:

Angela Sommer-Bodenburg wurde 1948 bei Hamburg geboren und lebt seit 1992 in Kalifornien. Bisher sind über 40 Bücher von ihr erschienen, darunter Romane, Kurzgeschichten, Gedichte und Bilderbücher. Ihre Werke wurden in 27 Sprachen übersetzt. Weitere Gruselbücher von ihr neben der Reihe um den kleinen Vampir sind z.B. "Die Moorgeister" und "Wenn du dich gruseln willst". Eine weitere, sehr erfolgreiche Buchserie ist die Reihe um den sprechenden Bernhardiner "Schokolowski".

Hintergrund der Reihe:

Der achtjährige Anton ist ein Vampirfan und liebt gruselige Bücher. Sein bester Freund ist Rüdiger, ein echter kleiner Vampir, der eines Abends auf seinem Fensterbrett saß. Da Rüdiger selbst noch ein Kind ist, freundeten sich die beiden rasch an. Auch Rüdigers kleine Schwester Anna steht Anton sehr nah. Antons Eltern jedoch glauben nicht an Vampire, daher müssen sie sich in ihrer Gegenwart als Menschen ausgeben und ihre nächtlichen Ausflüge mit Anton geheim halten.

Inhalt:

Als Antons abends nach Hause kommt, kündigen seine Eltern geheimnisvoll einen Besucher für ihn an, der in seinem Zimmer wartet. Er glaubt, dass es Rüdiger oder Anna sein muss, zu seiner Überraschung aber ist es ein fremdes Mädchen - ein Vampirmädchen. Olga Fräulein von Seifenschwein ist eine Cousine von Rüdiger und Anna und wohnt seit kurzem in der Gruft der Familie von Schlotterstein. Nachdem Rüdiger ihr von seinem besten Freund Anton erzählt hatte, war sie sehr neugierig.

Die blonde Olga ist sehr hübsch, Anton merkt aber schnell, dass sie auch arrogant ist. Sie hält sich für etwas Besseres, weil sie und ihre Eltern auf einem Schloss in Transsilvanien gewohnt haben - bis diese Vampirjägern aus dem Dorf zum Opfer fielen. Olga konnte entkommen und flüchtete sich zu Tante Dorothee und dem Rest der Schlottersteins. Anton ahnt, dass Olgas Auftauchen für einige Probleme sorgen wird und er behält Recht:

Zum einen ist Rüdiger sehr verliebt in sie und alles dreht sich nur noch um Olga. Leider erwidert das hinterhältige Vampirmädchen seine Gefühle nicht, sondern nutzt Rüdiger wohlweislich aus. Dafür flirtet sie unverhohlen mit Anton, was Anna wiederum eifersüchtig macht. Zudem fühlt sich Anton in Olgas Anwesenheit doppelt unwohl, weil er ihr nicht wirklich vertraut, denn sie scheint vor allem an seinem Hals interessiert zu sein. Höhepunkt der Schwierigkeiten ist aber eine Party, die auf Olgas Wunsch bei Anton veranstaltet wird ...

Gestatten, Olga Fräulein von Seifenschwein

Ja ja, die erste Liebe, sie ist oft nicht einfach und davon bleiben auch Vampire nicht verschont. Der fünfte Band aus der Reihe des kleinen Vampirs gehört sicherlich zu den besten der Serie und man erlebt vor allem Rüdiger hier so gefühlsvoll wie selten.

Mit Olga wird eine neue Figur eingeführt, die zwar danach nicht mehr regelmäßig dabei ist, aber immer wieder erwähnt wird und auch später erneut auftaucht - es ist also ein wichtiger Band mit entscheidenden Ereignissen und er sollte zum Verständnis der späteren Bände nicht in der Sammlung fehlen. Der Band ist sowohl kindgerecht lehrreich als auch humorvoll als auch spannend und dramatisch. Zum einen ist es sehr angemessen, auf welche Weise hier mit dem Thema Liebe umgegangen wird. Rüdiger verliebt sich in Olga, obwohl diese im Grunde überhaupt nicht zu ihm passt. Selten passte das Sprichwort "Liebe macht blind" besser als in diesem Fall, denn der kleine Vampir blendet alle negativen Eigenschaften seiner Angebeteten aus - obwohl diese wirklich zahlreich vorhanden sind - und hebt sie auf ein Podest. Olga zuliebe lässt er sich schlecht behandeln, opfert sich für sie auf und redet sich all ihre Verhaltensweisen schön. Anton und Anna stempelt er beide als eifersüchtig ab und die zwei wissen kaum noch, wie sie ihren Freund bzw Bruder von seiner Verblendung heilen können. Am Ende allerdings sieht Rüdiger, dass er einem Trugbild aufgesessen ist und jetzt ist er wirklich dankbar für Antons Freundschaft. Anton wiederum zeigt Rüdiger, dass er in seinem Liebeskummer für ihn da ist. Das Buch zeigt sehr schön, dass zur Liebe weitaus mehr gehört als Äußerlichkeiten und eine Schwärmerei nicht gleich mit tiefen Gefühlen verwechselt werden sollte - und dass man sich nicht einem anderen zuliebe verbiegen sollte, so wie Rüdiger sich für Olga viel zu viel gefallen lässt.

Olga ist ein interessanter Charakter, zwar nicht gerade sympathisch, aber sie sorgt für eine Menge Spannung. Anna durchschaut ihre Spiele sofort: Olga ist nicht gerade geschickt im Jagen und verlässt sich darauf, dass Rüdiger ihr dabei hilft, regelmäßig zu Beute zu kommen. Dazu spielt sie immer, wenn sie es gerade braucht, die Mitleidskarte aus, indem, sie an das schreckliche Ende ihrer Eltern erinnert. Tatsächlich ist es bewegend sich vorzustellen, dass ihre Eltern durch die aufgehetzten Dorfbewohner mit einem Pfahl im Herzen endgültig getötet wurden und sie selbst beinah ebenfalls zum Opfer wurde. Umso durchtriebener ist es von Olga, dieses Schicksal immer dann zu erwähnen, wenn sie Aufmerksamkeit haben will. Spannend ist außerdem Olgas Verhalten gegenüber Anton. Sie umgarnt ihn oft, fühlt sich durch die Freundschaft zu einem Menschen offenbar geschmeichelt, aber er wird berechtigterweise das Gefühl nicht los, dass Olga in der Lage wäre, ihn zu beißen, weshalb er nicht mit ihr allein sein möchte.

Lustig wird es trotz des teils ernsten Themas aber auch und das nicht zu knapp. Annas Eifersucht ist recht amüsant zu lesen. Ihr Herz gehört ja schon seit langem Anton und in Olga sieht sie eine Konkurrentin. Im Gegensatz zu Annas strubbeligem schwarzen Haarschopf hat Olga sorgfältig gekämmte blonde Haare mit einer rosa Schleife und Anton hat alle Mühe, Anna zu versichern, dass er blonde Haare bestimmt nicht hübscher findet. Der Höhepunkt des Bandes ist die Party bei Anton. Olga sehnt sich nach einer "Transsilvanischen Nacht" mit Musik und Tanz, wie sie damals im Schloss bei ihr regelmäßig veranstaltet wurde und Rüdiger drängt Anton dazu, das zu organisieren. Antons Eltern erlauben die Kinderparty, nichtsahnend, dass Antons Freunde nicht nur zum Spaß Vampirumhänge tragen, und gehen an dem Abend aus. Aber natürlich läuft die Party völlig aus dem Ruder, Olga möchte auf dem neuen Sofa der Eltern hüpfen und bedient sich an deren Plattensammlung, der Boden ist schon bald mit Konfetti übersät. Anton hat keine Chance gegen Olga und Rüdiger, die das Chaos immer weiter vergrößern und die Sticheleien zwischen Olga und Anna machen es nicht gerade besser.

Fazit:


Ein sehr guter Band aus der Reihe "Der kleine Vampir", der in allen belangen überzeugt: Die Geschichte ist kindgerecht-lehrreich, spannend, dabei auch sehr humorvoll und ein bisschen bewegend.

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