29. September 2012

Die drei Fragezeichen - Insektenstachel

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Inhalt:

Justus und Onkel Titus werden zu Mrs. Hazelwood gerufen, die ihnen altes Hausinventar verkaufen will. Es handelt sich um Unmengen von Büchern. Mrs. Hazelwood möchte sie loswerden, da sie vor ein paar Monaten erblindete und sie der Gedanke schmerzt, nie mehr lesen zu können. Da Onkel Titus nicht mit Büchern handelt, bietet ihr Justus an, die Werke mit Bob und Peter abzuholen und in Mrs. Hazelwoods Auftrag im Internet zu verkaufen. Kurz darauf ereignet sich ein Unfall. Mrs. Hazelwoods Hausangestellte Laura wird im Schuppen von einem Schwarm Hornissen attackiert und ins Krankenhaus gebracht.

Am nächsten Tag holen die drei Jungs die Bücherkisten ab und bringen auf Mrs. Hazelwoods Wunsch Moskitonetze an den Fenstern und Türen an. Anschließend erzählt sie ihnen von ihrer panischen Angst vor Insekten, die durch dieses Erlebnis wieder aufgeflammt ist. Vor einem Jahr verunglückte ihr Mann, der dem Glücksspiel verfallen war, bei einem Autounfall tödlich, kurz danach verlor Mrs. Hazelwood ihr Augenlicht. Wie schon seit ihrer Kindheit tauchten kurz immer zuvor Insekten auf, die sie seit jeher als Unheilsboten betrachtet. Ihr Hausmädchen Laura habe im Krankenhaus ein Ärztegespräch belauscht, wonach in Kalifornien zur Zeit durch Moskitos eine gefährliche Schlafkrankheit übertragen werde, wovor sich Mrs. Hazelwood nun fürchtet.

Kurz darauf wird Mrs. Hazelwood von einer Mücke gestochen. Obwohl Justus, Bob und Peter versuchen, sie zu beruhigen, ist sie überzeugt, durch einen Moskito nun infiziert zu sein. Für zusätzlichen Ärger sorgt die zickige Jennifer, die Mrs. Hazelwood die Blindenschrift lehrt und überzeugt ist, dass ihr im Haus die Brieftasche gestohlen wurde. Nach einem alarmierenden Anruf fahren die drei Detektive zu Mrs. Hazelwood, die einen Schwächeanfall erleidet. Sie weigert sich, zum Arzt zu gehen, da sie fürchtet, in eine Anstalt eingewiesen zu werden. Bildet sie sich ihre Krankheit ein, oder wurde sie tatsächlich infiziert? Die drei Fragezeichen beginnen mit den Ermittlungen ...

Summ, summ summ ...

Auch wenn zugegeben so einige Punkte aus diesem Hörspiel bereits aus einer anderen Folge bekannt vorkommen, hat man es hier mit einer sehr überzeugenden Episode zu tun.

~ Bedrohliche Spannung ~


Es dauert eine ganze Weile, bis sich der Fall entwickelt, dann jedoch verfolgt man gebannt die Geschehnisse im Haus von Mrs. Hazelwood. Die Nebel lichten sich nur allmählich, für lange Zeit hat man keine Ahnung, auf was der Fall hinauslaufen wird. Mrs. Hazelwood wird von Insekten belästigt, erleidet Schwächeanfälle, reagiert immer panischer auf jedes verdächtige Summen und auf ihre beunruhigenden Träume, in denen ihr verstorbener Mann und Insekten auftauchen. Nicht nur die drei Fragezeichen, auch der Hörer ist sich erst einmal nicht sicher, ob Mrs. Hazelwood sich in ihrer Panik nicht einige Dinge einbildet, ob ihr Leiden psychosomatisch bedingt ist, ob sie tatsächlich infiziert wurde oder ob jemand ein böses Spiel mit ihr treibt. Allerdings scheint kein Motiv vorzuliegen, das begründen würde, warum ihr jemand schaden will - seit ihrer Blindheit hat sie das Haus kaum verlassen, sie pflegt nur sehr wenige Bekanntschaften, und da ihr verstorbener Mann ihr Geld beim Glücksspiel verlor, hat sie außer ihrer kleinen Rente kein Besitz, das Haus geht nach ihrem Tod an die Bank über.

Fragen über Fragen stellen sich den drei Detektiven, die dennoch nicht aufgeben, zumal sie viel Sympathie und Mitgefühl für ihre Klientin aufbringen. Einerseits sind sie beeindruckt, sie gut sie sich trotz ihrer Blindheit im Haus zurechtfindet, und leisten der älteren Dame gern Gesellschaft, die ein so schweres Schicksal erdulden muss. Andererseits irritiert sie die hysterische Phobie vor Insekten und ihre felsenfeste Überzeugung, dass diese Tiere ihr Unheil ankündigen. Zwei weitere unberechenbare Größen sind die temperamentvolle Laura und die zickige Jennifer, die sogar die drei Fragezeichen beschuldigt, ihre Brieftasche gestohlen zu haben. Die Stimmung der Handlung wechselt von dramatischen Augenblicken zu eher leisen, und nachdenklichen Momenten. Es ist keine sehr actiongeladene Folge wie viele andere der Reihe, sondern gehört in die ruhige Sparte, da es zu einigen traurigen Erkenntnissen kommt, die auch am Ende nicht ganz ausgeräumt sind. Gelungen ist auch das Finale, in dem Justus in bester Hercule-Poirot-Manier alle Beteiligten versammelt und dem Täter eine Falle stellt.

~ Sehr gute Sprecher ~

Nicht nur die drei Hauptsprecher, auch die Nebendarsteller leisten beste Arbeit. Marianne Kehlau spricht die verängstigte und verzweifelte und doch manchmal energische Mrs. Hazelwood sehr überzeugend. Ihre Stimme kennt man schon von fast einem Dutzend anderer Auftritte bei den "drei Fragezeichen", etwa als Letitia Radford in "Der Ameisenmensch" oder als ausgeflippte Amy Scream in "Der Mann ohne Kopf". Regina Lemnitz hat man vor allem als Synchronsprecher solch temperamentvoller Hollywoodstars wie Roseanne Barr, Whoopie Goldberg oder Kathy Bates im Ohr. Sie passt auch hier ideal in die Rolle der schwarzen Haushälterin Laura, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Hans Meinhardt ist übrigens das Pseudonym von Andreas Beurmann, der mit Regisseurin Heikedine Körting verheiratet ist. Unter diesem Namen hat er auch auch zahlreiche weitere Rollen in Europa-Hörspielen übernommen, vor allem in Karl-May- und anderen Abenteuerproduktionen.

~ Kleine Schwächen ~

Kenner der Reihe werden wahrscheinlich schon beim Titel und beim Anblick des Covers an eine frühere Folge denken, nämlich an "Der Ameisenmensch". Tatsächlich sind die Ähnlichkeiten nicht zu übersehen. In beiden Fällen steht eine Frau im Mittelpunkt, die panische Angst vor Insekten hat und auf die Anschläge verübt werden. Ironischerweise wird jene Person sogar von der gleichen Sprecherin, Marianne Kehlau, gesprochen. Da diese Folge der älteren aber in nichts nachsteht, fallen die Parallelen nicht zu sehr ins Gewicht.

Etwas fraglich ist die Souveränität, mit der sich Mrs. Hazelwood bereits ein paar Monate nach ihrer Erblindung zu bewegen weiß. Bei ihrem ersten Auftreten trägt sie eine dunkle Sonnenbrille, und weder Justus noch sein Onkel merken von allein, dass sie blind ist - dies stellt sich erst heraus, als sie die Brille abnimmt und Justus ihre milchig-weißen Augen sieht. Ihre Bewegungen erschienen ihm völlig natürlich und ohne jedes Zögern, und für eine Frau, die erst vor Kurzem erblindet ist, mutet das übertrieben an. Ein wenig nervig sind mit der Zeit die hysterischen Ausbrüche, die sich manchmal anhören, als würde Mrs. Hazelwood jeden Moment getötet werden, aber das war im "Ameisenmensch" noch extremer. Geschmackssache sind außerdem die Geräuscheffekte, die eingesetzt werden, um die herumschwirrenden Insekten zu verdeutlichen. Sie klingen nicht nur sehr künstlich, sondern erinnern auch von der Lautstärke her eher an eine Raumschiffinvasion als an Moskitos oder Hornissen.

Fazit:


Eine gelungene Folge der neueren Generation, die eine gute Balance zwischen dramatischen Szenen und ruhiger Stimmung findet. Nach einer Anlaufzeit unterhält die Folge mit viel Spannung, unterstützt durch hervorragende Sprecherbesetzungen. Negativ fällt die Ähnlichkeit mit der Folge "Der Ameisenmensch" auf sowie ein paar weitere Kleinigkeiten, doch insgesamt wirkt sich dies nicht störend aus.

Sprechernamen:


Justus Jonas: O. Rohrbeck
Peter Shaw: J. Wawrczeck
Bob Andrews: A. Fröhlich
Mrs. Hazelwood: M. Kehlau
Laura: R. Lemnitz
Jennifer: B. Böttrich
Onkel Titus: H. Meinhardt
Erzähler: M. Fuchs

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