21. August 2012

Geheimnis um eine Tasse Tee - Enid Blyton

Produktinfos:

Ausgabe: 2000
Seiten: 161
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Die Autorin:

Enid Blyton, geboren 1897 und gestorben 1968, war eine der erfolgreichsten Kinderbuchautorinnen der Welt. Sie arbeitete zunächst als Lehrerin, begann aber schon früh mit dem Schreiben. 1922 erschien ihr erstes Buch, im Laufe ihres Lebens sollten es mehr als 700 Werke werden. Zu ihren bekanntesten Buchreihen gehören "Hanni und Nanni", "Die fünf Freunde", "Dolly" und "Geheimnis um".

Zur Reihe:

Die sechs Spürnasen der "Geheimnis um"-Reihe sind fünf Kinder und ein Hund, die im kleinen Örtchen Peterswalde wohnen und gemeinsam in jeden Schulferien ein Verbrechen aufklären. Ihr Anführer ist Dietrich Kronstein, wegen seines leichten Übergewichts immer nur Dicki genannt, der sowohl intelligent als auch schlagfertig ist und später ein großer Detektiv werden will. Außerdem besitzt er ein erstaunliches Talent darin, sich zu maskieren. Zu seinen Freunden gehören zwei Geschwisterpaare, Rolf und Gina sowie Flipp und Betti. Die kleine Betti ist mit ihren neun Jahren die jüngste, aber sie will immer überall mitmischen und himmelt außerdem Dicki sehr an. Die sechste Spürnase ist Dickis Scotchterrier Purzel.

Der brummige Dorfpolizist Herr Grimm ist nicht gut auf die Kinder zu sprechen, die sich immer in seine Fälle einmischen und sie oft früher lösen als er. Weil er ihnen immer "Weg da!" zuruft, nennen die Freunde ihn heimlich "Wegda". Sein Vorgesetzter Jenks hingehen ist sehr angetan von den Leistungen der Nachwuchsdetektive und ermahnt Herrn Grimm zu dessen Frust oft, sie nicht zu unterschätzen. In späteren Bänden kommt noch Herrn Grimms Neffe Ern dazu, der die Ferien bei seinem Onkel verbringt. Ern leidet oft unter dessen Strenge, ist ein bisschen begriffsstutzig, dichtet in seiner Freizeit mäßige Gedichte und ist ein großer Bewunderer von Dicki.

Inhalt:

Die Spürnasen haben Ferien, aber leider ist noch kein neues Geheimnis in Sicht. Einzige Abwechslung ist zunächst die Theatertruppe, die im "kleinen Haus" ein Stück aufführt - und dann die Vertretung für Herrn Grimm. Sein Vertreter ist ein sehr junger Polizist namens Pippin, den die Spürnasen auf Anhieb sympathisch finden. Sie kommen zufällig dazu, als Herr Grimm seinen Vertreter gerade über die Spürnasen aufklärt und ihm dringend rät, sich nicht mit den Kindern abzugeben.

Die Freunde finden Herrn Pippin zwar sympathisch, wollen ihm aber dennoch einen kleinen Streich spielen. Dicki und Rolf verkleiden sich als zwei finstere Gestalten, die Pippin bei der nächtlichen Streife als verdächtig auffallen. Sie laufen weg und hinterlassen absichtlich einen Hinweis auf ein geheimes Treffen am Theater. Dort wiederum drapieren sie falsche Indizien wie ein Taschentuch mit eingestickten Z, Zigarettenstummel und einen Fahrplan mit angestrichenem Zug. Pippin fällt tatsächlich darauf herein und vermutet ein kriminelles Treffen.

Zufällig stößt Pippin aber beim Theater auf ein echtes Verbrechen: Der Direktor wurde mit einem Schlafmittel im Tee betäubt und währenddessen der Tresor ausgeräumt. Herr Grimm kehrt aus dem Urlaub zurück und übernimmt den Fall. Offenbar kann nur einer der Schauspieler der Täter gewesen sein - und Herr Grimm verdächtigt sofort den geistig zurückgebliebenen Boysie, der dem Direktor stets den Tee serviert. Boysie aber beteuert seine Unschuld. Die Spürnasen sind auch überzeugt davon, dass der kindliche Boysie unschuldig ist - und wollen gemeinsam mit Pippin den wahren Täter finden ...

Bewertung:

Das "Geheimnis um eine Tasse Tee" trägt wohl den merkwürdigsten (deutschen) Titel der Geheimnis-Serie, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Bänden kann man sich hier zunächst keinen Kriminallfall darunter vorstellen. Tatsächlich aber steckt dahinter ein recht brisanter Fall. Der Hauptverdächtige ist ein vierundzwanzigjähriger Mann, der allerdings geistig etwa auf dem Stand eines Sechsjährigen ist. Boysie spielt in dem Theaterstück mit großer Authentizität eine Katze und trägt auch außerhalb der Bühne oft stundenlang das Katzenkostüm, da es so schwer auszuziehen ist. Die Kinder sind gleich bei der ersten Begegnung mit Boysie überzeugt davon, dass dieser liebenswerte Kerl unmöglich das Verbrechen begangen haben kann - Herr Grimm allerdings beharrt darauf, dass Boysie zumindest jemandem geholfen hat. Seiner Meinung nach hat Boysie den Direktor betäubt und die Schauspielerin Zoey, die als Einzige kein überzeugendes Alibi hat, den Diebstahl begangen. Leider besteht die ernsthafte Gefahr, dass der kindlich-verängstigte Boysie sich zu einem falschen Geständnis drängen lässt und daher ist Eile geboten. Ein Motiv für den Diebstahl hat zumindest jeder der Schauspieler, ganz abgesehen vom Tresorinhalt - denn der Direktor ist alles andere als beliebt und hatte in den letzten Tagen mit jedem der Darsteller Streit.

Die einzelnen Schauspieler sind durchaus interessante Charaktere, allen voran natürlich Boysie, aber auch Pippin ist eine sehr erfrischende Nebenfigur. Herr Grimm hält ihn für unfähig und beleidigt ihn und will den Fall alleine lösen. Pippin wiederum teilt die abfällige Meinung über die Spürnasen nicht und weiß zudem, dass der Vorgesetzte Inspektor Jenks die Kinder sehr schätzt - also lässt er sich darauf ein, den Spürnasen zu helfen anstatt Herrn Grimm. Es ist recht schade, dass dieser Band sein einziger Auftritt in der Reihe bleibt, seine Rolle wäre sicherlich ausbaufähig gewesen.

Das Buch hat allerdings auch seine kleinen Schwächen. Zum einen wird hier Herr Grimm schlechter denn je dargestellt und ist ausnahmslos unsympathisch bei jeder Begegnung. In anderen Bänden zeigt er ab und zu doch ein wenig Einsicht und ist zwar streng und frustriert, weil die Kinder ihm oft voraus sind - aber man hat doch teilweise hin und wieder ein bisschen Verständnis dafür, zumal gerade Dicki ihn ja gerne mit Maskierungen hereinlegt und falsche Fährten legt. In diesem Band allerdings nimmt er es in Kauf, den offensichtlich zurückgebliebenen Boysie zu einem falschen Geständnis zu drängen. Es ist ohnehin irritierend, dass der kindliche Boysie von Herr Grimm wie ein gesunder Erwachsener behandelt wird. Zudem geht Herr Grimm in einer Szene so weit, mit einem Schürhaken nach Dickis kleinem Hund Purzel zu schlagen und will veranlassen, dass Dicki ins Gefängnis kommt und der Hund eingeschläfert wird - eine solche Bösartigkeit ist sonst nicht seine Art. Bei dem sympathischen Pippin fällt ein wenig störend auf, dass er Dicki fast wie einen Vorgesetzten behandelt. Er erklärt sich schließlich wörtlich bereit, den Spürnasen zu helfen, das Geheimnis aufzuklären - was ziemlich seltsam klingt, da er zwar jung, aber dennoch eben ein erwachsener Polizist ist. Er begegnet Dicki fast ehrfurchtsvoll und trägt selbst eher wenig zum Lösen des Falls bei. Seine Rolle ist fast darauf beschränkt, die Spürnasen immer über Herrn Grimms Aktionen auf dem Laufenden zu halten. Die Idee, wie der Täter Boysie als Hauptverdächtigen hinstellen konnte, ist zudem sehr simpel und es erscheint unlogisch, dass die Spürnasen erst ganz zum Schluss darauf kommen.

Fazit:


Unterm Strich ein gelungener Band der Serie, der interessante Nebencharaktere bietet, die für frischen Wind sorgen. Allerdings gibt es auch Mankos, vor allem Herr Grimm wird zu einseitig dargestellt und eine entscheidende Erkenntnis zur Lösung des Falls hätte viel früher kommen müssen.

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