Produktinfos:
Ausgabe: 1997
Seiten: 576
Amazon
* * * * *
Der Autor:
Stephen King, Jahrgang 1947, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der Welt und schreibt überwiegend Horror und Thriller. 1973 veröffentlichte der ehemalige Lehrer mit "Carrie" seinen ersten Roman, der sofort ein Bestseller wurde. Alle folgenden Bücher wurden ebenfalls Welterfolge, viele davon sind von namhaften Regisseuren verfilmt wurden. Zu den bekanntesten Werken zählen unter anderem: Es, Christine, Shining, Misery und The Stand. Stephen King lebt zurückgezogen mit seiner Familie in Bangor, Maine.
Inhalt:
Die Kleinstadt Jerusalems Lot, kurz Salems Lot genannt, in Maine: Seit Hubert Marsten seine Frau ermordet und sich anschließend erhängt hat, gilt das Marsten-Haus als Spukort. Als Junge verschafft sich Ben Mears aufgrund einer Mutprobe Zutritt zum Haus und glaubt, den gehängten Hubert Marsten gesehen zu haben.
Fünfundzwanzig Jahre später kehrt Ben Mears, inzwischen ein recht erfolgreicher Schriftsteller, nach Salems Lot zurück. Er möchte das immer noch verrufene Marsten-Haus mieten und ein Buch über dessen Vergangenheit schreiben. Doch zu seiner Überraschung wurde das Haus kurz zuvor verkauft. Die neuen Eigentümer sind die Antiquitätenhändler Kurt Barlow und Richard Straker. Während sich Barlow offenbar noch im Ausland befindet, stellt sich Straker im Ort vor. Trotz seiner leicht zynischen und herablassenden Art nimmt der ältere Mann viele Einwohner mit seinem höflichen Charme und seinem eleganten Auftreten für sich ein.
Während sich Ben Mears in seiner alten Heimat langsam wieder einlebt und mit der jungen, liebenswerten Susan Norton ausgeht, geschehen seltsame Dinge: Zuerst verschwindet der kleine Ralph Glicks und sein älterer Bruder Danny bleibt verstört zurück. Wenig später stirbt Danny unter mysteriösen Umständen an starker Blutarmut. Kurz darauf stirbt zudem ein Mann, der ähnliche Symptome wie Danny aufweist. Ben, der alte Englischlehrer Matt Burke, Pater Callahan, der Arzt Jimmy Cody, der kleine Mark und Susan sind die Einzigen, die ahnen, was hinter diesen Todesfällen steckt. Trotz aller Gefahren wollen sie sich dem Bösen entgegen stellen ...
Bewertung:
Bereits in seinem zweiten veröffentlichten Roman zeigt Stephen King, wenn auch noch nicht in Vollkommenheit, seine Stärken, die ihn zu einem der erfolgreichsten Autoren des 20. und 21. Jahrhunderts gemacht haben - eine spannende Handlung, die sich an zunächst unscheinbaren Ort abspielt, böse übernatürliche Mächte, eine Gruppe sympathischer Charaktere, die sich tapfer entgegen stellt und bei aller Dramatik und Melancholie auch stets ein Sinn für kleine humorvolle Momente. Es ist, wie so häufig bei King, insbesondere auch die Geschichte einer kleinen Stadt, ihrer Stärken und Schwächen, ihrer typischen Vertreter und ihrem Untergang.
Vampire zählen zu den beliebtesten Horrorgestalten und King greift hier vorwiegend auf traditionelle Vorstellungen zurück. Seine Vampire ernähren sich von Blut, welches verjüngende Effekte auslöst, sie meiden das Sonnenlicht und das christliche Kreuz, besitzen hypnotisierende Fähigkeiten, können durch einen Pflock ins Herz vernichtet werden und müssen von ihrem Opfer herein gebeten werden, um in ein Haus zu gelangen. Der Erzähler unternimmt auch keine großartigen Versuche, zu verschleiern, dass es auf eine Vampirgeschichte hinauslaufen wird; einzig das verrufene Marsten-Haus lässt zunächst eher an Geisterstorys wie "Spuk in Hill House" denken. Doch sobald die ersten seltsamen Dinge in Salems Lot vor sich gehen, liegen die vampirischen Hintergründe auf der Hand.
"Brennen muss Salem" hat seine unheimlichen Momente, obgleich es in diesem Bereich nicht ganz an besonders gruselige Werke wie "Friedhof der Kuscheltiere" oder "Shining" heran reicht. Das liegt sicher auch am grundsätzlich eher niedrigen Gruselfaktor der Gattung Vampire, deren erste moderne Vertreter wie John Polidoris Lord Ruthven oder Sheridan le Fanus Carmilla bereits durch erotische Anziehungskraft statt durch Monstrosität auffallen. King hält sich in seiner Darstellung des Obervampirs eng an dem Vorbild Dracula nebst weiteren Reminiszenzen; ja selbst die Truppe um Ben Mears stellt einmal fest, wie sehr sie der kranke, aber energische Matt Burke an einen gewissen Van Helsing erinnert. Den weiteren Vampiren allerdings geht dieser elegante Charme gänzlich ab; ihnen entströmt der Grabgeruch und ihre bleichen Gesichter und ihre roten Augen sind nur mehr furchterregend statt attraktiv.
In seinem Schreibratgeber "On Writing" rät Stephen King unter anderem zum Prinzip "Kill your darlings". Gemeint ist damit die Bereitschaft, sich von liebgewonnenen Sätzen/Szenen/Charakteren zu trennen, wenn dem Werk damit aus objektiver Sicht gedient ist. "Kill your darlings" ist bei King aus inhaltlicher Sicht insofern oft Programm, als dass bei ihm häufig sympathische Charaktere ihr Leben lassen müssen - auch in "Brennen muss Salem" wird der Leser schmerzhaft damit konfrontiert. Stephen King ist wahrlich ein Meister darin, dem Leser gewisse Figuren ans Herz wachsen zu lassen, ehe er sie einem wieder entreißt und in "Brennen muss Salem" erleiden mehrere liebenswerte Charaktere dieses Schicksal. Natürlich wird auch in diesem Werk nicht auf intertextuelle Bezüge innerhalb des King-Universums verzichtet - beispielsweise einer der Figuren wird man im Dark-Tower-Zyklus wieder begegnen. Zudem gibt es in der Kurzgeschichtensammlung "Nachtschicht" zwei Werke, die mit "Brennen muss Salem" zusammenhängen: "Briefe aus Jerusalem" kann als Vorgängergeschichte für den Roman gelesen werden, während "Einen auf den Weg" kurz nach den Ereignissen des Romans in Salem's Lot spielt.
Zu den kleinen Schwächen des Romans gehört die zu unrealistische Gestaltung des kleinen Mark Petrie. Grundsätzlich hat Stephen King den Hang, seine Kinderfiguren zu reif, zu altklug und dazu gerne auch spirituell begabt zu konstruieren - man denke da etwa an Danny aus "Shining", Trisha aus "Das Mädchen" oder David aus "Desperation". Auch Mark ist kein typischer Zwölfjähriger, sondern ein überschlauer, cleverer Junge, der in Sachen Tapferkeit und Entschlusskraft den meisten Erwachsenen voraus ist. Mark ist ohne Frage sympathisch, aber es fällt schwer, sich einen Knirps vorzustellen, der alleine loszieht, um einen Vampir zu vernichten und all die schrecklichen Dinge so gut zu verkraften, wie es ihm gelingt.
Zu konstruiert handelt auch eine andere Figur, die sich viel zu unvorsichtig verhält und allzu leicht in die Hände des Obervampirs fällt. Es ist beinah ärgerlich, zu verfolgen, wie leichtsinnig sich diese Person verhält und es wirkt viel zu simpel und zu phantasielos, wie ihr Schicksal inszeniert ist. Grundsätzlich fällt auf, dass Charaktere nicht unbedingt zu den facettenreichsten aus Kings Œuvre zählen und man spürt durchaus, dass der Autor hier noch zu Beginn seiner Karriere stand. Sympathisch sind sie zwar, aber sie bleiben kaum nachhaltig im Gedächtnis nach Abschluss der Lektüre. Vor allem Protagonist Ben Mears wirkt unterm Strich ein bisschen zu blass; seine traurige Vergangenheit - der Tod seiner Ehefrau bei einem Motorradunfall - rührt zwar an, erreicht aber nicht die Tiefe, die die Schicksale anderer Kingscher Charaktere präsentieren.
Fazit:
Unterm Strich ein lesenswerter Vampirroman, der zu Stephen Kings Frühwerken zählt. "Brennen muss Salem" erreicht zwar noch nicht die Klasse von Kings besten Büchern, versteht aber dennoch auf spannende Weise zu unterhalten.
Ausgabe: 1997
Seiten: 576
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Der Autor:
Stephen King, Jahrgang 1947, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der Welt und schreibt überwiegend Horror und Thriller. 1973 veröffentlichte der ehemalige Lehrer mit "Carrie" seinen ersten Roman, der sofort ein Bestseller wurde. Alle folgenden Bücher wurden ebenfalls Welterfolge, viele davon sind von namhaften Regisseuren verfilmt wurden. Zu den bekanntesten Werken zählen unter anderem: Es, Christine, Shining, Misery und The Stand. Stephen King lebt zurückgezogen mit seiner Familie in Bangor, Maine.
Inhalt:
Die Kleinstadt Jerusalems Lot, kurz Salems Lot genannt, in Maine: Seit Hubert Marsten seine Frau ermordet und sich anschließend erhängt hat, gilt das Marsten-Haus als Spukort. Als Junge verschafft sich Ben Mears aufgrund einer Mutprobe Zutritt zum Haus und glaubt, den gehängten Hubert Marsten gesehen zu haben.
Fünfundzwanzig Jahre später kehrt Ben Mears, inzwischen ein recht erfolgreicher Schriftsteller, nach Salems Lot zurück. Er möchte das immer noch verrufene Marsten-Haus mieten und ein Buch über dessen Vergangenheit schreiben. Doch zu seiner Überraschung wurde das Haus kurz zuvor verkauft. Die neuen Eigentümer sind die Antiquitätenhändler Kurt Barlow und Richard Straker. Während sich Barlow offenbar noch im Ausland befindet, stellt sich Straker im Ort vor. Trotz seiner leicht zynischen und herablassenden Art nimmt der ältere Mann viele Einwohner mit seinem höflichen Charme und seinem eleganten Auftreten für sich ein.
Während sich Ben Mears in seiner alten Heimat langsam wieder einlebt und mit der jungen, liebenswerten Susan Norton ausgeht, geschehen seltsame Dinge: Zuerst verschwindet der kleine Ralph Glicks und sein älterer Bruder Danny bleibt verstört zurück. Wenig später stirbt Danny unter mysteriösen Umständen an starker Blutarmut. Kurz darauf stirbt zudem ein Mann, der ähnliche Symptome wie Danny aufweist. Ben, der alte Englischlehrer Matt Burke, Pater Callahan, der Arzt Jimmy Cody, der kleine Mark und Susan sind die Einzigen, die ahnen, was hinter diesen Todesfällen steckt. Trotz aller Gefahren wollen sie sich dem Bösen entgegen stellen ...
Bewertung:
Bereits in seinem zweiten veröffentlichten Roman zeigt Stephen King, wenn auch noch nicht in Vollkommenheit, seine Stärken, die ihn zu einem der erfolgreichsten Autoren des 20. und 21. Jahrhunderts gemacht haben - eine spannende Handlung, die sich an zunächst unscheinbaren Ort abspielt, böse übernatürliche Mächte, eine Gruppe sympathischer Charaktere, die sich tapfer entgegen stellt und bei aller Dramatik und Melancholie auch stets ein Sinn für kleine humorvolle Momente. Es ist, wie so häufig bei King, insbesondere auch die Geschichte einer kleinen Stadt, ihrer Stärken und Schwächen, ihrer typischen Vertreter und ihrem Untergang.
Vampire zählen zu den beliebtesten Horrorgestalten und King greift hier vorwiegend auf traditionelle Vorstellungen zurück. Seine Vampire ernähren sich von Blut, welches verjüngende Effekte auslöst, sie meiden das Sonnenlicht und das christliche Kreuz, besitzen hypnotisierende Fähigkeiten, können durch einen Pflock ins Herz vernichtet werden und müssen von ihrem Opfer herein gebeten werden, um in ein Haus zu gelangen. Der Erzähler unternimmt auch keine großartigen Versuche, zu verschleiern, dass es auf eine Vampirgeschichte hinauslaufen wird; einzig das verrufene Marsten-Haus lässt zunächst eher an Geisterstorys wie "Spuk in Hill House" denken. Doch sobald die ersten seltsamen Dinge in Salems Lot vor sich gehen, liegen die vampirischen Hintergründe auf der Hand.
"Brennen muss Salem" hat seine unheimlichen Momente, obgleich es in diesem Bereich nicht ganz an besonders gruselige Werke wie "Friedhof der Kuscheltiere" oder "Shining" heran reicht. Das liegt sicher auch am grundsätzlich eher niedrigen Gruselfaktor der Gattung Vampire, deren erste moderne Vertreter wie John Polidoris Lord Ruthven oder Sheridan le Fanus Carmilla bereits durch erotische Anziehungskraft statt durch Monstrosität auffallen. King hält sich in seiner Darstellung des Obervampirs eng an dem Vorbild Dracula nebst weiteren Reminiszenzen; ja selbst die Truppe um Ben Mears stellt einmal fest, wie sehr sie der kranke, aber energische Matt Burke an einen gewissen Van Helsing erinnert. Den weiteren Vampiren allerdings geht dieser elegante Charme gänzlich ab; ihnen entströmt der Grabgeruch und ihre bleichen Gesichter und ihre roten Augen sind nur mehr furchterregend statt attraktiv.
In seinem Schreibratgeber "On Writing" rät Stephen King unter anderem zum Prinzip "Kill your darlings". Gemeint ist damit die Bereitschaft, sich von liebgewonnenen Sätzen/Szenen/Charakteren zu trennen, wenn dem Werk damit aus objektiver Sicht gedient ist. "Kill your darlings" ist bei King aus inhaltlicher Sicht insofern oft Programm, als dass bei ihm häufig sympathische Charaktere ihr Leben lassen müssen - auch in "Brennen muss Salem" wird der Leser schmerzhaft damit konfrontiert. Stephen King ist wahrlich ein Meister darin, dem Leser gewisse Figuren ans Herz wachsen zu lassen, ehe er sie einem wieder entreißt und in "Brennen muss Salem" erleiden mehrere liebenswerte Charaktere dieses Schicksal. Natürlich wird auch in diesem Werk nicht auf intertextuelle Bezüge innerhalb des King-Universums verzichtet - beispielsweise einer der Figuren wird man im Dark-Tower-Zyklus wieder begegnen. Zudem gibt es in der Kurzgeschichtensammlung "Nachtschicht" zwei Werke, die mit "Brennen muss Salem" zusammenhängen: "Briefe aus Jerusalem" kann als Vorgängergeschichte für den Roman gelesen werden, während "Einen auf den Weg" kurz nach den Ereignissen des Romans in Salem's Lot spielt.
Zu den kleinen Schwächen des Romans gehört die zu unrealistische Gestaltung des kleinen Mark Petrie. Grundsätzlich hat Stephen King den Hang, seine Kinderfiguren zu reif, zu altklug und dazu gerne auch spirituell begabt zu konstruieren - man denke da etwa an Danny aus "Shining", Trisha aus "Das Mädchen" oder David aus "Desperation". Auch Mark ist kein typischer Zwölfjähriger, sondern ein überschlauer, cleverer Junge, der in Sachen Tapferkeit und Entschlusskraft den meisten Erwachsenen voraus ist. Mark ist ohne Frage sympathisch, aber es fällt schwer, sich einen Knirps vorzustellen, der alleine loszieht, um einen Vampir zu vernichten und all die schrecklichen Dinge so gut zu verkraften, wie es ihm gelingt.
Zu konstruiert handelt auch eine andere Figur, die sich viel zu unvorsichtig verhält und allzu leicht in die Hände des Obervampirs fällt. Es ist beinah ärgerlich, zu verfolgen, wie leichtsinnig sich diese Person verhält und es wirkt viel zu simpel und zu phantasielos, wie ihr Schicksal inszeniert ist. Grundsätzlich fällt auf, dass Charaktere nicht unbedingt zu den facettenreichsten aus Kings Œuvre zählen und man spürt durchaus, dass der Autor hier noch zu Beginn seiner Karriere stand. Sympathisch sind sie zwar, aber sie bleiben kaum nachhaltig im Gedächtnis nach Abschluss der Lektüre. Vor allem Protagonist Ben Mears wirkt unterm Strich ein bisschen zu blass; seine traurige Vergangenheit - der Tod seiner Ehefrau bei einem Motorradunfall - rührt zwar an, erreicht aber nicht die Tiefe, die die Schicksale anderer Kingscher Charaktere präsentieren.
Fazit:
Unterm Strich ein lesenswerter Vampirroman, der zu Stephen Kings Frühwerken zählt. "Brennen muss Salem" erreicht zwar noch nicht die Klasse von Kings besten Büchern, versteht aber dennoch auf spannende Weise zu unterhalten.
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