Ausgabe: 2009
Seiten: 136
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Der Autor:
Robert Kirkman, Jahrgang 1978, veröffentlichte zu Halloween 2003 das erste Heft der Reihe "The Walking Dead". Mittlerweile erschienen mehr als 150 Hefte, seit 2010 läuft die sehr erfolgreiche TV-Serie dazu. Weitere Comicreihen, an denen Kirkman als Autor beteiligt war sind z. B. Battle Pope, Dieb der Diebe, Tech Jacket und Ultimate X-Men.
Inhalt:
Zwei der ehemaligen Gefängnis-Insassen sind an Waffen gekommen und bedrohen Ricks Gruppe. Gleichzeitig kommt es zu einem Angriff einer Zombie-Horde, und die Gruppe sieht sich einem gefährlichen Kampf gegenüber.
Kurz darauf erscheint vor dem Gefängnis eine junge Frau, die von Ricks Gruppe aufgenommen wird. Michonne hat sich seit der Apokalypse wochenlang allein durchgeschlagen, bewaffnet mit einem Katana-Schwert. Die Gruppe hat Respekt vor dieser Leistung, ist aber zunächst misstrauisch ihr gegenüber, da Michonne kaum etwas über sich preisgibt.
Der Erste, der ihr näherkommt, ist Tyreese. Als Footballfan erkennt sie in ihm einen ehemaligen Profi-Spieler wieder, und Tyreese fühlt sich zu ihr hingezogen. Das sorgt für Eifersucht bei Carol und führt zu einem dramatischen Ereignis. Rick macht Tyreese Vorwürfe, dieser wiederum kritisiert Ricks übertriebene Härte und seine Alleingänge bei Entscheidungen, die die Gruppe zunehmend irritieren. Der Streit zwischen den beiden eskaliert. Zudem wird einer aus der Gruppe bei der Erkundung des Gebäudes von einem Untoten gebissen ...
Bewertung:
Wie der dritte Sammelband spielt auch der vierte komplett in der Gefängnisanlage, die für Ricks Gruppe ein Zuhause geworden ist. Mit Michonne, der geheimnisvollen und toughen Samurai-Kämpferin, tritt ein neuer, sehr wichtiger und interessanter Charakter auf den Plan.
Gerade an Michonne zeigt sich wieder einmal, dass die TV-Serie die Comic-Figuren teilweise ein wenig bis gravierend anders darstellt. Optisch und grundlegend betrachtet entspricht die Michonne der Comic-Vorlage ganz der Verkörperung durch Danai Gurira: Sie ist eine athletische Farbige um die dreißig, schweigsam und mysteriös. Zombies erledigt sie ohne Wimpernzucken mit ihrem Katana, und als Schutz während ihres Lebens in den Wäldern führte sie zwei Untote an Ketten mit sich, die sie durch Abschlagen der Unterkiefer und der Arme gefahrlos gemacht hatte - andere Zombies griffen sie durch diese Taktik nicht an, da sie offenbar Michonnes menschlichen Geruch dank ihrer Begleiter nicht mehr witterten. Während aber Michonne mit Tyreese in diesem Band eine folgenschwere Affäre eingeht, wäre dies in der TV-Serie schwer vorstellbar. Des Weiteren ist zwar auch die TV-Michonne ein lange Zeit schwieriger Charakter, der niemanden an sich heranlässt, doch im Comic wirkt sie anfangs regelrecht kalt, bezeichnet Andrea grundlos als "Bitch" und hat keine Scheu, Carols Herz zu brechen, indem sie ihr Tyreese ausspannt. Somit ist Michonne zwar aufgrund ihrer Fähigkeiten und ihrer Rätselhaftigkeit in diesem Band ein reizvoller, aber noch nicht unbedingt sympathischer Charakter, was sich aber später noch ändern wird.
Neben Michonne ist der Konflikt zwischen Rick und Tyreese das zweite wichtige Thema des Bandes. Bis vor Kurzem waren die beiden noch gute Freunde, Tyreese unterstützte Ricks Entscheidungen. Damit ist vorerst Schluss, und man darf gespannt sein, ob und inwieweit sie sich in den nächsten Bänden wieder annähern werden. Ein Auslöser für den Konflikt ist Tyreeses Betrug an Carol, was sicherlich eine der bis hierhin emotionalsten Szenen darstellt. Carol erschien von Beginn an labiler als andere Frauen der Gruppe, in Tyreese fand sie eine bedeutsame Stütze, sodass der Betrug viel Mitgefühl beim Leser auslöst.
Das dritte wichtige Thema ist die Bissverletzung eines Gruppenmitglieds. Im Gegensatz zu anderen Zombie-Welten ist es bei "The Walking Dead" nicht so, dass erst ein Zombiebiss eine Verwandlung auslöst - jeder Überlebende ist automatisch infiziert (wodurch dies geschehen ist, ist bislang unbekannt und wird laut Robert Kirkman eventuell/vermutlich auch nie aufgelöst werden) und verwandelt sich somit nach seinem Tod, selbst wenn dieser auf natürliche Art erfolgen sollte. Der Biss löst allerdings hohes Fieber aus, das bislang nach einer Weile zum Tod führte. Es bleibt aber Raum für Hoffnung, dass man dieser Infektion vielleicht durch schnelle Maßnahmen entgegenwirken kann und dass man einen solchen Biss vielleicht, je nach Behandlungsmethode und Bissstelle, überleben kann. Somit steht dieser Band auch sehr im Zeichen dieser Frage, und man bangt um die gebissene Person.
Wieder einmal gelungen sind Charlie Adlards düstere Zeichnungen. Die Hintergründe sind zwar recht einfach gehalten und erreichen nicht die Detailfreudigkeit seines Vorgängers Tony Moore, allerdings hatte Moore aufgrund dieser Genauigkeit auch zunehmend Probleme, die Zeitpläne einzuhalten. Man darf bei Adlards Zeichnungen keine allzu hohen Ansprüche an die Ästhetik haben, keine ausgefeilten Hintergründe erwarten, aber man sieht, dass er sein Handwerk sehr gut versteht.
Fazit:
Sehr unterhaltsamer, spannender und bewegender vierter Sammelband. Mit Michonne tritt ein sehr interessanter neuer Charakter auf den Plan, und auch das Gefängnissetting ist weiterhin reizvoll.
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