Produktinfos:
Ausgabe: 2016 bei cbt
Seiten: 448
Buchhandel.de
* * * * *
Die Autorin:
Elisabeth Herrmann, geboren 1959, begann erst eine Lehre als Bauzeichnerin und arbeitete dann als Maurerin und Betonbauerin, ehe sie das Abitur nachholte und studierte. Heute ist sie als Fernsehjournalistin für den RBB und als freie Autorin tätig. Gleich mit ihrem ersten Roman "Das Kindermädchen" gelang ihr der Durchbruch. Weitere Werke sind u.a. "Die siebte Stunde", "Die letzte Instanz" und "Lilienblut".
Inhalt:
Joshua, Johnny, Tom, Stephan, Siri, Cattie und Franziska - das war die coole und allseits bewunderte, aber auch unnahbare Clique auf Lanas früherer Schule. Lana, zwei Stufen unter ihnen, wurde nie von ihnen beachtet, obwohl sie heimlich für Johnny schwärmte. Jahre später trifft sie überraschend Johnny an der Berliner Uni wieder. Nachdem sie ihm bei einem kleinen Unfall zu Hilfe kommt, erfährt sie, dass sich die Clique nach der Schulzeit getrennt hat.
Geplant ist aber ein Wiedersehenstreffen in einem Luxushotel im tschechischen Karlsbad, Fahrt und Hotel sind bereits bezahlt. Da Johnny aus gesundheitlichen Gründen die Fahrt nicht antreten kann, überlässt er Lana seinen Platz, die spontan annimmt. In Karlsbad angekommen, sind die anderen sechs erst einmal wenig begeistert, dass statt Johnny plötzlich Lana bei ihnen aufschlägt, aber notgedrungen akzeptieren sie ihre Teilnahme.
Es stellt sich heraus, dass anscheinend ein unbekannter Gönner das Treffen arrangiert und bezahlt hat. Eine Limousine bringt die Gruppe in die Berge, wo sie auf eine alte Mühle stoßen. Auch hier hat der unbekannte Gastgeber alles für sie vorbereitet. Doch die jungen Leute entdecken auch beunruhigende Hinweise und es scheint, als führe der Unbekannte nichts Gutes mit ihnen im Schilde. Spätestens als einer von ihnen verschwindet und der Rückweg abgeschnitten ist, wird Lana klar, dass sie in höchster Gefahr schweben ...
Bewertung:
Elisabeth Herrmanns Jugendthriller "Die Mühle" entwirft ein sehr reizvolles Ausgangsszenario voll Spannung und dichter Atmosphäre, sieht man von ein paar kleinen Schwächen ab, die vor allem den Anfangsteil betreffen.
Die zwanzigjährige Lana erzählt rückblickend jene dramatischen Ereignisse, die sich innerhalb weniger Tage abspielen. Die Handlung funktioniert nach dem Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip, da nach und nach Mitglieder der Gruppe verschwinden. Es ist lange Zeit unklar, was mit ihnen geschehen ist, ob sie sich verlaufen haben, verunfallt oder gar entführt oder getötet worden sind. Ebenso ist unklar, wer hinter der Organisation steckt und was derjenige damit bezweckt. Man ahnt zwar, dass irgendjemand Rache an der Clique nehmen will, doch die - plausiblen - Beweggründe werden erst spät offenbart.
Bis dahin beherrschen eine düstere Atmosphäre und unheimliche Geschehnisse die Handlung. Die einsame und imposante Mühle ist ein gelungener Schauplatz, einerseits der einzige Zufluchtsort in der verwilderten, rauen Natur, andererseits geht hier offenbar der unbekannte Gastgeber ein und aus, ohne von der Gruppe gesehen zu werden. Nachdem die Gruppe erst einmal den Ernst der Lage begriffen hat, werden die Beklemmung und die wachsende Verzweiflung sehr intensiv dargestellt. Die Handys haben in der abgelegenen Gegend keinen Empfang, der Rückweg ist ungewiss und gefährlich, Unwetter und Kälte bedrohen die jungen Leute. Sie reagieren misstrauisch aufeinander und sind sich uneins, wie man weiter verfahren soll.
Im Laufe der Zeit gewinnen die Cliquenmitglieder an Kontur. Franziska ist zunächst die Freundlichste gegenüber Lana, doch auch sie verliert später ihr gegenüber die Nerven. Siri verhält sich arrogant, die Karrierefrau Cattie hat ein Alkoholproblem, Tom taut auf, nachdem Lana ihm bei der Brückenüberquerung beigestanden hat. Lana merkt schnell, dass ihre einst bewunderten "Götter" ausgesprochen menschlich sind und einige Schwächen besitzen. Als Außenstehende hat Lana den schwersten Stand und muss sich immer wieder gegen Verdächtigungen wehren, dass sie, womöglich gemeinsam mit Johnny, hinter dem Ganzen steckt. Gemeinsam mit Lana wartet der Leser gebannt darauf, endlich zu erfahren, welches fatale Geheimnis die Clique verbindet, das womöglich den Hintergrund für dieses Zusammentreffen bildet. Grundlegend ist der Thriller für Jugendliche ab etwa fünfzehn Jahren geeignet, wobei er sich ebenso gut für Erwachsene anbietet. Zwar gibt es immer mal wieder selbstironische Kommentare von Lana, doch der Tenor ist überwiegend ernst, unheimlich und dramatisch, vor allem gegen Ende hin melancholisch.
Die Schwächen betreffen in erster Linie den Anfang, da hier die Glaubwürdigkeit ein bisschen auf der Strecke bleibt. Es erscheint etwas fragwürdig, dass Jana sich so spontan auf die Reise ins Unbekannte nach Karlsbad einlässt - um den reservierten Zug zu erwischen, eilt sie direkt von Johnny zum Bahnhof, verzichtet also auf Gepäck und tritt die Fahrt nur mit dem Nötigsten wie Handy und Portemonnaie an. Zudem ist sie für die anderen sechs quasi eine Fremde, die sie maximal vom Sehen kennen und teilweise nicht einmal das, hat auf einem Cliquentreffen also nichts verloren, auch wenn Johnny ihr seine Fahrtkarte überlassen hat. Es wirkt insgesamt etwas zu konstruiert und gezwungen, dass Lana ohne direkten Bezug zu der Clique zum Treffen fährt, obwohl sie damit rechnen muss, dass die anderen ihre Teilnahme ablehnen.
Des Weiteren wird nicht ganz deutlich, weshalb die Clique seinerzeit überhaupt so faszinierend war; kein Vergleich etwa zu der charismatischen Clique in Donna Tartts Krimi "Die geheime Geschichte", wo der Leser sehr gut nachvollziehen kann, dass der Ich-Erzähler zu diesem elitären Kreis gehören möchte. In diesem Fall wird eher behauptet als wirklich demonstriert, dass die Clique so interessant ist, dass Lana spontan die Reise zu ihnen antritt, zumal sie jahrelang keinen von ihnen gesehen hat. Überdies reagieren die Cliquenmitglieder grundsätzlich etwas zu unbekümmert auf die ersten bedrohlichen Hinweise. Zu Beginn denken sie offenbar, einer von ihnen hätte heimlich das Treffen arrangiert. Aber spätestens, als sie für ein Picknick eine Hängebrücke überqueren müssen, die anschließend abreißt, erwartet man deutlich mehr Misstrauen und Besorgnis bei den Reaktionen.
Fazit:
"Die Mühle" von Elisabeth Herrmann ist ein - von kleinen Schwächen abgesehen - spannender, beklemmender und unheimlicher Thriller für jugendliche und erwachsene Leser, der durch eine dichte Atmosphäre überzeugt.
Ausgabe: 2016 bei cbt
Seiten: 448
Buchhandel.de
* * * * *
Die Autorin:
Elisabeth Herrmann, geboren 1959, begann erst eine Lehre als Bauzeichnerin und arbeitete dann als Maurerin und Betonbauerin, ehe sie das Abitur nachholte und studierte. Heute ist sie als Fernsehjournalistin für den RBB und als freie Autorin tätig. Gleich mit ihrem ersten Roman "Das Kindermädchen" gelang ihr der Durchbruch. Weitere Werke sind u.a. "Die siebte Stunde", "Die letzte Instanz" und "Lilienblut".
Inhalt:
Joshua, Johnny, Tom, Stephan, Siri, Cattie und Franziska - das war die coole und allseits bewunderte, aber auch unnahbare Clique auf Lanas früherer Schule. Lana, zwei Stufen unter ihnen, wurde nie von ihnen beachtet, obwohl sie heimlich für Johnny schwärmte. Jahre später trifft sie überraschend Johnny an der Berliner Uni wieder. Nachdem sie ihm bei einem kleinen Unfall zu Hilfe kommt, erfährt sie, dass sich die Clique nach der Schulzeit getrennt hat.
Geplant ist aber ein Wiedersehenstreffen in einem Luxushotel im tschechischen Karlsbad, Fahrt und Hotel sind bereits bezahlt. Da Johnny aus gesundheitlichen Gründen die Fahrt nicht antreten kann, überlässt er Lana seinen Platz, die spontan annimmt. In Karlsbad angekommen, sind die anderen sechs erst einmal wenig begeistert, dass statt Johnny plötzlich Lana bei ihnen aufschlägt, aber notgedrungen akzeptieren sie ihre Teilnahme.
Es stellt sich heraus, dass anscheinend ein unbekannter Gönner das Treffen arrangiert und bezahlt hat. Eine Limousine bringt die Gruppe in die Berge, wo sie auf eine alte Mühle stoßen. Auch hier hat der unbekannte Gastgeber alles für sie vorbereitet. Doch die jungen Leute entdecken auch beunruhigende Hinweise und es scheint, als führe der Unbekannte nichts Gutes mit ihnen im Schilde. Spätestens als einer von ihnen verschwindet und der Rückweg abgeschnitten ist, wird Lana klar, dass sie in höchster Gefahr schweben ...
Bewertung:
Elisabeth Herrmanns Jugendthriller "Die Mühle" entwirft ein sehr reizvolles Ausgangsszenario voll Spannung und dichter Atmosphäre, sieht man von ein paar kleinen Schwächen ab, die vor allem den Anfangsteil betreffen.
Die zwanzigjährige Lana erzählt rückblickend jene dramatischen Ereignisse, die sich innerhalb weniger Tage abspielen. Die Handlung funktioniert nach dem Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip, da nach und nach Mitglieder der Gruppe verschwinden. Es ist lange Zeit unklar, was mit ihnen geschehen ist, ob sie sich verlaufen haben, verunfallt oder gar entführt oder getötet worden sind. Ebenso ist unklar, wer hinter der Organisation steckt und was derjenige damit bezweckt. Man ahnt zwar, dass irgendjemand Rache an der Clique nehmen will, doch die - plausiblen - Beweggründe werden erst spät offenbart.
Bis dahin beherrschen eine düstere Atmosphäre und unheimliche Geschehnisse die Handlung. Die einsame und imposante Mühle ist ein gelungener Schauplatz, einerseits der einzige Zufluchtsort in der verwilderten, rauen Natur, andererseits geht hier offenbar der unbekannte Gastgeber ein und aus, ohne von der Gruppe gesehen zu werden. Nachdem die Gruppe erst einmal den Ernst der Lage begriffen hat, werden die Beklemmung und die wachsende Verzweiflung sehr intensiv dargestellt. Die Handys haben in der abgelegenen Gegend keinen Empfang, der Rückweg ist ungewiss und gefährlich, Unwetter und Kälte bedrohen die jungen Leute. Sie reagieren misstrauisch aufeinander und sind sich uneins, wie man weiter verfahren soll.
Im Laufe der Zeit gewinnen die Cliquenmitglieder an Kontur. Franziska ist zunächst die Freundlichste gegenüber Lana, doch auch sie verliert später ihr gegenüber die Nerven. Siri verhält sich arrogant, die Karrierefrau Cattie hat ein Alkoholproblem, Tom taut auf, nachdem Lana ihm bei der Brückenüberquerung beigestanden hat. Lana merkt schnell, dass ihre einst bewunderten "Götter" ausgesprochen menschlich sind und einige Schwächen besitzen. Als Außenstehende hat Lana den schwersten Stand und muss sich immer wieder gegen Verdächtigungen wehren, dass sie, womöglich gemeinsam mit Johnny, hinter dem Ganzen steckt. Gemeinsam mit Lana wartet der Leser gebannt darauf, endlich zu erfahren, welches fatale Geheimnis die Clique verbindet, das womöglich den Hintergrund für dieses Zusammentreffen bildet. Grundlegend ist der Thriller für Jugendliche ab etwa fünfzehn Jahren geeignet, wobei er sich ebenso gut für Erwachsene anbietet. Zwar gibt es immer mal wieder selbstironische Kommentare von Lana, doch der Tenor ist überwiegend ernst, unheimlich und dramatisch, vor allem gegen Ende hin melancholisch.
Die Schwächen betreffen in erster Linie den Anfang, da hier die Glaubwürdigkeit ein bisschen auf der Strecke bleibt. Es erscheint etwas fragwürdig, dass Jana sich so spontan auf die Reise ins Unbekannte nach Karlsbad einlässt - um den reservierten Zug zu erwischen, eilt sie direkt von Johnny zum Bahnhof, verzichtet also auf Gepäck und tritt die Fahrt nur mit dem Nötigsten wie Handy und Portemonnaie an. Zudem ist sie für die anderen sechs quasi eine Fremde, die sie maximal vom Sehen kennen und teilweise nicht einmal das, hat auf einem Cliquentreffen also nichts verloren, auch wenn Johnny ihr seine Fahrtkarte überlassen hat. Es wirkt insgesamt etwas zu konstruiert und gezwungen, dass Lana ohne direkten Bezug zu der Clique zum Treffen fährt, obwohl sie damit rechnen muss, dass die anderen ihre Teilnahme ablehnen.
Des Weiteren wird nicht ganz deutlich, weshalb die Clique seinerzeit überhaupt so faszinierend war; kein Vergleich etwa zu der charismatischen Clique in Donna Tartts Krimi "Die geheime Geschichte", wo der Leser sehr gut nachvollziehen kann, dass der Ich-Erzähler zu diesem elitären Kreis gehören möchte. In diesem Fall wird eher behauptet als wirklich demonstriert, dass die Clique so interessant ist, dass Lana spontan die Reise zu ihnen antritt, zumal sie jahrelang keinen von ihnen gesehen hat. Überdies reagieren die Cliquenmitglieder grundsätzlich etwas zu unbekümmert auf die ersten bedrohlichen Hinweise. Zu Beginn denken sie offenbar, einer von ihnen hätte heimlich das Treffen arrangiert. Aber spätestens, als sie für ein Picknick eine Hängebrücke überqueren müssen, die anschließend abreißt, erwartet man deutlich mehr Misstrauen und Besorgnis bei den Reaktionen.
Fazit:
"Die Mühle" von Elisabeth Herrmann ist ein - von kleinen Schwächen abgesehen - spannender, beklemmender und unheimlicher Thriller für jugendliche und erwachsene Leser, der durch eine dichte Atmosphäre überzeugt.
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