26. Dezember 2012

Sherlock Holmes - Die fünf Orangenkerne

Produktinfos:

Ausgabe: 2003
Länge: ca. 63 Minuten
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Der Autor:

Sir Arthur Conan Doyle, geboren 1859 in Edinburgh und gestorben 1930 in Sussex, ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten britischen Schriftsteller. Er studierte zunächst Medizin und praktizierte als Arzt, ehe ihm 1887 der literarische Durchbruch mit "Eine Studie in Scharlachrot" gelang. Seine Figur Sherlock Holmes wurde zum berühmtesten aller Detektive. Es folgten zahlreiche weitere Erzählungen und Romane wie "Der Hund von Baskerville" und "Das Tal der Angst". Daneben verfasste er auch noch andere, weniger populäre Erzählungen und befasste sich stark mit Okkultismus.

Inhalt:

Der junge John Openshaw bittet Sherlock Holms um Hilfe. Es geht um seinen Onkel, Oberst Elias Openshaw. Vor rund zwei Wochen saßen sie beim Frühstückstisch, als ein Brief für Elias Openshaw eintraf. Seltsamerweise enthielt der Umschlag nur fünf getrocknete Orangenkerne.

Während John an einen schlechten Scherz dachte, reagierte sein Onkel völlig verstört. Er sprach davon, dass er bald sterben werde, verbrannte auf dem Dachboden einige Papiere, schloss sich bewaffnet in sein Zimmer ein und weigert sich seither, herauszukommen. Zu Johns Fragen sagt er lediglich, dass es besser sei, wenn er die Wahrheit nicht wüsste. Im Kuvert stehen außerdem noch folgende Worte: "Leg die Papiere an die Sonnenuhr" und "K K K" als Absender, der Brief stammt aus Indien.

John erhofft sich von Sherlock Holmes Rat und Hilfe. Der Detektiv ahnt, dass die Orangenkerne mit Openshaws Zeit als Pflanzer in den amerikanischen Südstaaten zusammenhängt. Um Näheres zu erfahren, machen sich Holmes, Watson und John auf zum Gut von Oberst Openshaw. Dort zeigt sich, dass sich die Befürchtungen des Obersts bewahrheiten - und dass offenbar auch John Openshaw in Gefahr schwebt ...

Holmes und Watson essen Orangen

Ein kryptischer Titel für eine Kriminalgeschichte - und auch für Sherlock Holmes ist dieser Fall anfangs sehr undurchsichtig. An getrockneten Orangenkernen ist schließlich nichts Bedrohliches und leider kann auch John Openshaw kaum Hinweise liefern, was seinen Onkel mit diesen Kernen wohl verbindet. Zu Indien, wo der Brief aufgegeben wurde, hat er nach Wissen seines Neffen keinerlei Beziehung und über seine Zeit in Amerika spracht er stets nur sehr ungern. Noch ehe Holmes den Oberst selbst befragen kann, ist dieser tot - ertrunken in seinem kaum zwei Fuß umfassenden Gartenteich. Der zuständige Sergeant hat für Holmes' Ermittlungen nicht viel übrig und verdächtigt eher den Neffen, der nun das Gut erben wird.

John Openshaw ist eine gelungene Nebenfigur. Die Handlung beginnt nicht bei Holmes und Watson, sondern am Frühstückstisch der Openshaws, wo der Hörer dann gleich ein gewisses Bild von Onkel und Neffe erhält: Oberst Openshaw erscheint als unsympathischer und strenger Zeitgenosse, der das Dienstmädchen einschüchtert und seinen Neffen nachdrücklich darauf hinweist, wie wichtig harte Arbeit im Leben ist. John Openshaw erscheint dagegen als sympathischer junger Mann. Nach dem Ruin seines Vaters und dem Tod seiner Mutter hat ihn sein Onkel aufgenommen, wofür er ihm noch heute sehr dankbar ist. John stellt seinen Onkel offenbar zufrieden und kommt gut mit ihm aus, er sieht allerdings auch, dass sonst niemand den Onkel leiden kann. Als klar wird, dass auch sein Leben in Gefahr ist, entwickelt sich eine knisternde Spannung - denn ob Holmes und Watson den jungen Mann retten können, ist alles andere als gewiss.

Daneben ist in der Handlung immer wieder Platz für die kleinen augenzwinkernden Dispute zwischen Holmes und Watson - Watson beschwert sich, dass Holmes trotz des miserablen Wetters sofort die Reise antreten will und dass seine Aussagen ein ums andere Mal sehr rätselhaft sind, Holmes hingegen drängt seinen Freund und Kollegen zu mehr Dynamik. Diese kleinen Geplänkel zwischen den beiden sind sehr amüsant - nur Watsons Unverständnis, warum Holmes trotz des Wetters sofort aufbricht, ist etwas überflüssig; immerhin deutet das Verhalten des Obersts an, dass wirklich Gefahr droht und daher Eule geboten ist. Natürlich kann Sherlock Holmes in dieser Folge wieder einmal seine brillanten und blitzschnellen Schlussfolgerungen darbieten und über Lehmspuren und amerikanische und indische Orangenkerne dozieren - Watson erinnert sich da gerne an eine Begebenheit, als sein Freund aus einem importierten arabischen Pantoffel die halbe Geschichte des Morgenlands herauslas. Angenehmerweise muss aber auch ein Sherlock Holmes hier mal eine Nacht lang gründlich recherchieren und Bücher wälzen und sogar den Satz "Ich habe mich geirrt" bekommt man in dieser Folge von ihm zu hören - auch der große Meisterdetektiv ist nicht perfekt.

Der Anfang der Geschichte verläuft ein bisschen anders als in der Buchvorlage; diese Veränderung trägt aber durchaus zur Spannungssteigerung bei. Ganz zum Schluss erhält Holmes ein wenig Unterstützung durch den Zufall, um den Fall aufzuklären und generell ist kein besonders atmosphärischer Fall, sondern eher nüchtern. Zudem ist der Fehler, den Holmes begeht, sehr unnötig und der Hörer selbst wundert sich ein bisschen, als er ihn begeht, weil er recht offensichtlich ist. Bei den Sprechern sticht neben den souveränen Hauptsprechern vor allem Charles Rettinghaus als John Openshaw heraus. Rettinghaus, der jahrelang Holger Martin in "Bibi und Tina" sprach und im Synchronbereich vor allem als deutsche Stimme von Geordi La Forge als "Star Trek - Next Generation" bekannt ist, ist zwar mittlerweile in den mittleren Jahren - aber er spricht trotzdem noch überzeugend einen jungen Mann mit seiner recht jungenhaft, leicht kratzigen Stimme.

Fazit:


Ein sehr unterhaltsames Krimi-Hörspiel mit Spannung und guten Sprechern. Es ist nicht die beste Folge der Reihe, da gibt es noch interessantere Fälle, aber definitiv hörenswert.

Sprechernamen:

Sherlock Holmes - Christian Rode
Dr. Watson - Peter Groeger
John Openshaw - Charles Rettinghaus
Oberst Openshaw - Eckart Dux
Mabel - Marina Erdmann
Sergeant Pimbelton - Udo Schenk

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