Produktinfos:
Ausgabe: 2012
Seiten: 320
Amazon
* * * * *
Herzlichen Dank an den Lübbe-Verlag und Blogg dein Buch zum Bereitstellen des Rezensionsexemplars.
Der Autor:
Claus Beling, Jahrgang 1949, war viele Jahre lang der Unterhaltungschef des ZDF und kreierte beispielsweise die Rosamunde-Pilcher-Reihe. Er veröffentlichte bereits Sachbücher wie den Reiseführer "Bezauberndes Cornwall".
Inhalt:
Gleich zwei Frauenmorde hintereinander erschüttern die friedliche Kanalinsel Jersey. Erst wird die Leiche einer polnischen Frau im Kofferraum eines Autos gefunden, dann entdeckt die Teehändlerin Emily Bloom die Leiche einer guten Bekannten, der jungen Debbie Farrow. Tief betroffen von deren Tod will Emily alles in ihrer Macht Stehende tun, um bei der Aufklärung zu helfen.
Bald stellt die Polizei fest, dass der gleiche Unbekannte Fingerabdrücke bei beiden Opfern hinterließ - doch ansonsten sind die Zusammenhänge der Morde unklar. Offenbar hat Debbie Hinweise gefunden, dass der Tod ihres kleinen Sohnes vor knapp einem Jahr nicht mit rechten Dingen zuging. Pikanterweise sind sowohl Debbies Vater als auch der Vater ihres verstorbenen Kindes unbekannt. Emily und ihr Schwager, der Chef de Police, ahnen bald, dass sie tief in der Vergangenheit der Inselbewohner forschen müssen - und dass mehrere Einwohner einige düstere Geheimnisse hegen.
Emily kommt bei ihren Nachforschungen ihr "absolutes Gedächtnis" zu Hilfe - ohne es zu wollen, kann sie sich an alles aus ihrem Leben detailgenau erinnern und so auch an zahlreiche Gespräche mit Debbie und anderen Beteiligten. Das sorgt allerdings auch dafür, dass sie selbst in Gefahr gerät ...
Bewertung:
Claus Beling ist bislang vor allem als langjähriger Unterhaltungschef des ZDF bekannt, auch als Sachbuchautor trat er schon in Erscheinung - nun ist er auch unter die Krimiautoren gegangen und das mit durchaus sehr lesenswerten Ergebnis.
In vielerlei Hinsicht ist der erste Band um Emily Bloom und Harold Conway sehr traditionell - ein scheinbar friedliches Setting, hinter dessen Fassade sich dunkle Geheimnisse verbergen, eine liebenswerte Amateurdetektivin mittleren Alters und ein Blick hinter komplizierte Beziehungsgeflechte mehrerer Familien. Außergewöhnlich ist allerdings Emilys Fähigkeit, ihr "absolutes Gedächtnis" - Segen und Fluch zugleich, wie der ähnlich beschenkte TV-Detektiv Monk wohl sagen würde. Zwölf Jahre ist es her, dass Emily die Diagnose gestellt bekam und seither damit leben muss, dass sich jeder Tag unauslöschlich in ihr Gedächtnis einbrennt. Glücklich ist sie darüber selten, denn schließlich bringt es diese Gabe auch zwangsläufig mit sich, dass schmerzhafte Erinnerungen stets so präsent wie am ersten Tag sind - so etwa der Unfalltod von Emilys Eltern, den sie als Siebzehnjährige hautnah miterlebte.
Zwölf Jahre sind nicht nur seit der Diagnose vergangen, sondern auch seit Emilys Ehemann Richard verschwand. Alles deutete darauf hin, dass er sie verlassen hat, doch dann wurde sein leeres Boot auf dem Meer gefunden - blutverschmiert und ohne weitere Spur von Richard. Auch dies ist eine Erinnerung, mit der Emily leben muss. Trotzdem hat sich die sympathische Frau nicht aufgegeben. Ihr erwachsener Sohn macht gerade den Facharzt, sie selbst lebt alleine und führt mit viel Herz ihr Teegeschäft, das eine Institution auf der Insel ist. Der Tod ihrer Bekannten Debbie trifft sie schwer - noch mehr allerdings, als sie feststellt, dass ihre eigene Vergangenheit enger mit Debbie verknüpft ist, als sie bisher ahnte. Die Nachforschungen zu Debbies Ermordung führen Emily zu ihrem Entsetzen immer näher zu Menschen, die sie gut kennt - oder zu kennen glaubte.
Der Roman hat durchaus eine gewisse Komplexität, nicht zuletzt wegen der nicht unwichtigen Nebenfiguren. Da ist beispielsweise Constance, Debbies jüngere Schwester, die nach Debbies Tod auf die Insel zurückkehrt und plötzlich unter Verdacht gerät. Da ist der charmante Pferdezüchter Frank Guiton, der gerade eine Beziehung zu Debbie aufbaute und in den sich eine junge Polizistin zu verlieben droht. Eine wichtige Rolle spielt auch der Chef de Police Harold Conway, zufällig Emilys Schwager. Das Verhältnis der beiden zueinander war schon während seiner Ehe mit Emilys Schwester nicht gerade rosig; nach der Scheidung sind sich die beiden erst recht nicht grün - und dass sich ausgerechnet Emily in die Ermittlungen einmischt, gefällt dem aufbrausenden Harold Conway gar nicht. Allerdings zeigt sich mit der Zeit, dass sich hinter der bärbeißigen Fassade doch auch liebenswerte Züge verstecken und der knurrige Conway entwickelt sich zu einer durchaus sympathischen Figur.
Auch die Handlungsverwicklungen sind komplex. Emilys Recherchen führen sie zurück bis in die Zeit, in der Debbies inzwischen verstorbene Mutter ein junges Mädchen war. Auch Debbies Vergangenheit wird durchleuchtet und schließlich erhält Emily auch auf ihre eigene Vergangenheit einen neuen Blick. Langeweile kommt nicht auf, dafür ist die Handlung zu dicht gefüllt mit düsteren Geheimnissen, die erst nach und nach an die Oberfläche kommen. Der Autor kennt das Setting seines Romans offenbar gut und versteht es daher, dem Leser die friedvolle Schönheit der Kanalinsel Jersey vor Augen zu führen und neugierig auf diesen sonnigen Flecken im Ärmelkanal zu machen. Weiterhin positiv ist der sehr flüssige Stil, der flott und souverän die Ereignisse erzählt.
Ohne kleine Schwächen kommt der Krimi allerdings nicht aus. Sicher wäre manch einem Leser lieber, die Hauptfigur wäre gerade jemand ohne besondere Fähigkeit, die ihr bei den Ermittlungen zugute kommt - das allein ist allerdings Geschmackssache. Etwas störend ist jedoch die Stelle, an der Emily ausgerechnet eine wichtige Erinnerung nicht einfallen will, denn das wiederum wirkt leicht konstruiert. Das Ende ist ein bisschen klischeehaft, vor allem ist es etwas simpel gelöst, dass Emily sehr viele Informationen allein durch heimliches Lauschen erhält und damit auf dem Silberteller serviert bekommt - hier wäre aus Sicht des erfahrenen Krimilesers eine Prise mehr Raffinesse wünschenswert.
Fazit:
Ein lesenswerter Krimi, der Lust auf die weiteren Bände der Reihe macht. Eine sympathische Protagonistin und weitere gelungene Charaktere, ein schönes Setting und eine kurzweilige Handlung machen den Roman zu einer unterhaltsamen Lektüre. Die kleinen Schwächen fallen nicht stark ins Gewicht - Emily Bloom darf gerne bald erneut ermitteln.
Ausgabe: 2012
Seiten: 320
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* * * * *
Herzlichen Dank an den Lübbe-Verlag und Blogg dein Buch zum Bereitstellen des Rezensionsexemplars.
Der Autor:
Claus Beling, Jahrgang 1949, war viele Jahre lang der Unterhaltungschef des ZDF und kreierte beispielsweise die Rosamunde-Pilcher-Reihe. Er veröffentlichte bereits Sachbücher wie den Reiseführer "Bezauberndes Cornwall".
Inhalt:
Gleich zwei Frauenmorde hintereinander erschüttern die friedliche Kanalinsel Jersey. Erst wird die Leiche einer polnischen Frau im Kofferraum eines Autos gefunden, dann entdeckt die Teehändlerin Emily Bloom die Leiche einer guten Bekannten, der jungen Debbie Farrow. Tief betroffen von deren Tod will Emily alles in ihrer Macht Stehende tun, um bei der Aufklärung zu helfen.
Bald stellt die Polizei fest, dass der gleiche Unbekannte Fingerabdrücke bei beiden Opfern hinterließ - doch ansonsten sind die Zusammenhänge der Morde unklar. Offenbar hat Debbie Hinweise gefunden, dass der Tod ihres kleinen Sohnes vor knapp einem Jahr nicht mit rechten Dingen zuging. Pikanterweise sind sowohl Debbies Vater als auch der Vater ihres verstorbenen Kindes unbekannt. Emily und ihr Schwager, der Chef de Police, ahnen bald, dass sie tief in der Vergangenheit der Inselbewohner forschen müssen - und dass mehrere Einwohner einige düstere Geheimnisse hegen.
Emily kommt bei ihren Nachforschungen ihr "absolutes Gedächtnis" zu Hilfe - ohne es zu wollen, kann sie sich an alles aus ihrem Leben detailgenau erinnern und so auch an zahlreiche Gespräche mit Debbie und anderen Beteiligten. Das sorgt allerdings auch dafür, dass sie selbst in Gefahr gerät ...
Bewertung:
Claus Beling ist bislang vor allem als langjähriger Unterhaltungschef des ZDF bekannt, auch als Sachbuchautor trat er schon in Erscheinung - nun ist er auch unter die Krimiautoren gegangen und das mit durchaus sehr lesenswerten Ergebnis.
In vielerlei Hinsicht ist der erste Band um Emily Bloom und Harold Conway sehr traditionell - ein scheinbar friedliches Setting, hinter dessen Fassade sich dunkle Geheimnisse verbergen, eine liebenswerte Amateurdetektivin mittleren Alters und ein Blick hinter komplizierte Beziehungsgeflechte mehrerer Familien. Außergewöhnlich ist allerdings Emilys Fähigkeit, ihr "absolutes Gedächtnis" - Segen und Fluch zugleich, wie der ähnlich beschenkte TV-Detektiv Monk wohl sagen würde. Zwölf Jahre ist es her, dass Emily die Diagnose gestellt bekam und seither damit leben muss, dass sich jeder Tag unauslöschlich in ihr Gedächtnis einbrennt. Glücklich ist sie darüber selten, denn schließlich bringt es diese Gabe auch zwangsläufig mit sich, dass schmerzhafte Erinnerungen stets so präsent wie am ersten Tag sind - so etwa der Unfalltod von Emilys Eltern, den sie als Siebzehnjährige hautnah miterlebte.
Zwölf Jahre sind nicht nur seit der Diagnose vergangen, sondern auch seit Emilys Ehemann Richard verschwand. Alles deutete darauf hin, dass er sie verlassen hat, doch dann wurde sein leeres Boot auf dem Meer gefunden - blutverschmiert und ohne weitere Spur von Richard. Auch dies ist eine Erinnerung, mit der Emily leben muss. Trotzdem hat sich die sympathische Frau nicht aufgegeben. Ihr erwachsener Sohn macht gerade den Facharzt, sie selbst lebt alleine und führt mit viel Herz ihr Teegeschäft, das eine Institution auf der Insel ist. Der Tod ihrer Bekannten Debbie trifft sie schwer - noch mehr allerdings, als sie feststellt, dass ihre eigene Vergangenheit enger mit Debbie verknüpft ist, als sie bisher ahnte. Die Nachforschungen zu Debbies Ermordung führen Emily zu ihrem Entsetzen immer näher zu Menschen, die sie gut kennt - oder zu kennen glaubte.
Der Roman hat durchaus eine gewisse Komplexität, nicht zuletzt wegen der nicht unwichtigen Nebenfiguren. Da ist beispielsweise Constance, Debbies jüngere Schwester, die nach Debbies Tod auf die Insel zurückkehrt und plötzlich unter Verdacht gerät. Da ist der charmante Pferdezüchter Frank Guiton, der gerade eine Beziehung zu Debbie aufbaute und in den sich eine junge Polizistin zu verlieben droht. Eine wichtige Rolle spielt auch der Chef de Police Harold Conway, zufällig Emilys Schwager. Das Verhältnis der beiden zueinander war schon während seiner Ehe mit Emilys Schwester nicht gerade rosig; nach der Scheidung sind sich die beiden erst recht nicht grün - und dass sich ausgerechnet Emily in die Ermittlungen einmischt, gefällt dem aufbrausenden Harold Conway gar nicht. Allerdings zeigt sich mit der Zeit, dass sich hinter der bärbeißigen Fassade doch auch liebenswerte Züge verstecken und der knurrige Conway entwickelt sich zu einer durchaus sympathischen Figur.
Auch die Handlungsverwicklungen sind komplex. Emilys Recherchen führen sie zurück bis in die Zeit, in der Debbies inzwischen verstorbene Mutter ein junges Mädchen war. Auch Debbies Vergangenheit wird durchleuchtet und schließlich erhält Emily auch auf ihre eigene Vergangenheit einen neuen Blick. Langeweile kommt nicht auf, dafür ist die Handlung zu dicht gefüllt mit düsteren Geheimnissen, die erst nach und nach an die Oberfläche kommen. Der Autor kennt das Setting seines Romans offenbar gut und versteht es daher, dem Leser die friedvolle Schönheit der Kanalinsel Jersey vor Augen zu führen und neugierig auf diesen sonnigen Flecken im Ärmelkanal zu machen. Weiterhin positiv ist der sehr flüssige Stil, der flott und souverän die Ereignisse erzählt.
Ohne kleine Schwächen kommt der Krimi allerdings nicht aus. Sicher wäre manch einem Leser lieber, die Hauptfigur wäre gerade jemand ohne besondere Fähigkeit, die ihr bei den Ermittlungen zugute kommt - das allein ist allerdings Geschmackssache. Etwas störend ist jedoch die Stelle, an der Emily ausgerechnet eine wichtige Erinnerung nicht einfallen will, denn das wiederum wirkt leicht konstruiert. Das Ende ist ein bisschen klischeehaft, vor allem ist es etwas simpel gelöst, dass Emily sehr viele Informationen allein durch heimliches Lauschen erhält und damit auf dem Silberteller serviert bekommt - hier wäre aus Sicht des erfahrenen Krimilesers eine Prise mehr Raffinesse wünschenswert.
Fazit:
Ein lesenswerter Krimi, der Lust auf die weiteren Bände der Reihe macht. Eine sympathische Protagonistin und weitere gelungene Charaktere, ein schönes Setting und eine kurzweilige Handlung machen den Roman zu einer unterhaltsamen Lektüre. Die kleinen Schwächen fallen nicht stark ins Gewicht - Emily Bloom darf gerne bald erneut ermitteln.
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