Produktinfos:
Ausgabe: 2016 bei btb
Seiten: 384
* * * * *
Der Autor:
Gabriel Rolón, Jahrgang 1961, gehört zu den bekanntesten Psychoanalytikern Argentiniens. Mit "Auf der Couch" und "Trauer, Panik, Leidenschaft" veröffentlichte er zwei Sammlungen über wahre Fälle aus seiner Praxis.
Inhalt:
Pablo Rouviot ist ein renommierter Psychologe aus Buenos Aires. Eines Tages bittet ihn die attraktive Paula Vanussi um Hilfe. Ihr Vater, ein reicher Geschäftsmann, wurde ermordet, und Hauptverdächtiger ist ihr Bruder Javier. Seit seiner Kindheit leidet Javier unter einer schweren Persönlichkeitsstörung. Pablo soll Javier untersuchen und seine Unzurechnungsfähigkeit zum Mordzeitpunkt bescheinigen.
Pablo, fasziniert von der schönen und intelligenten Klientin, nimmt den Auftrag an. Doch schon bald erhält er Warnungen aus seinem Umfeld, besser die Finger von diesem Fall zu lassen - der ermordete Vanussi war äußerst einflussreich und in fragwürdige Geschäfte verstrickt.
Javier behauptet auch gegenüber Pablo, der Mörder zu sein. Pablo allerdings ist im Zweifel, ob er tatsächlich der Täter ist - oder ob er sich das nur aufgrund seiner Wahnvorstellungen einbildet. Nach und nach gerät er immer tiefer in ein gefährliches Spiel mit dubiosen Hintergründen ...
Bewertung:
Gabriel Rolón weiß, wovon er in "Der Psychologe" spricht, schließlich ist er selbst ein sehr erfolgreicher Vertreter dieses Berufstandes. Das kommt dem Roman zugute, denn wie der Titel schon andeutet, spielt Psychologie hier in der Tat eine zentrale Rolle.
Das erste Drittel gestaltet sich trotz des recht reizvollen Themas zäh, und der Leser muss ein wenig Geduld aufbringen, um dranzubleiben. Spätestens in der zweiten Hälfte nimmt das Werk dann an Fahrt auf. Es entwickelt sich ein komplexes Handlungsgeflecht aus Lügen, Manipulation und Rache, in das Pablo tiefer hineingezogen wird, als ihm lieb ist. Für Spannung sorgt die Frage, ob Javier wirklich den Mord begangen hat oder ob seine Krankheit vielleicht dazu genutzt wird, jemand anders zu decken. Des Weiteren ist unklar, wie sehr Pablo in Gefahr gerät und ob womöglich noch weitere Morde geschehen. Zudem ist Pablos Auftraggeberin, die schöne Paula Vanussi, eine rätselhafte Person, undurchschaubar sowohl für den Protagonistin als auch für den Leser. Generell weiß Pablo im weiteren Verlauf nicht mehr, wem er noch trauen darf - ganz offensichtlich sind auch höchste Kreise auf irgendeine Art in den Fall involviert. Das Ende ist sehr überzeugend und führt alles Vorherige in einer gelungenen Auflösung zusammen.
Der gelungenste Charakter, der leider nur eine recht kleine Rolle erhält, ist die dreizehnjährige Camila, die kleine Schwester von Paula und Javier. Camila ist hochbegabt und eine geniale Geigenvirtuosin. Pablo wird zwar auf ihre erwachsene Art vorbereitet und ist dennoch verblüfft über die Reife und Weisheit des Mädchens. Ihre Dialoge über Musik bilden die schönsten Momenten des Romans.
Aber auch wenn das Werk in der zweiten Hälfte und vor allem im letzten Drittel zunehmend dynamischer wird, ist es zu keiner Zeit ein typischer Pageturner. Vielmehr behält der Roman stets eine gewisse Ruhe, passend zu seinem analytischen Protagonisten. Psychoanalyse spielt eine recht wichtige Rolle im Geschehen. Vorkenntnisse benötigt der Leser nicht; Pablos Gedankengänge werden ausgiebig erläutert und anschaulich dargestellt. Allerdings ist es hilfreich, der Psychoanalyse gegenüber aufgeschlossen zu sein und sich allgemein für psychologische Aspekte zu interessieren. Anderenfalls kann es leicht passieren, dass einen die ausgiebigen Erklärungen bisweilen langweilen.
Fazit:
"Der Psychologe" von Gabriel Rolón ist ein anspruchsvoller und ruhiger Kriminalroman, der anfangs etwas behäbig ist, sich dann aber zunehmend interessant entwickelt. Wer sich zumindest ein wenig für Psychoanalyse interessiert und ruhigere Töne in Spannungsromane mag, den erwartet eine reizvolle Lektüre.
Ausgabe: 2016 bei btb
Seiten: 384
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Der Autor:
Gabriel Rolón, Jahrgang 1961, gehört zu den bekanntesten Psychoanalytikern Argentiniens. Mit "Auf der Couch" und "Trauer, Panik, Leidenschaft" veröffentlichte er zwei Sammlungen über wahre Fälle aus seiner Praxis.
Inhalt:
Pablo Rouviot ist ein renommierter Psychologe aus Buenos Aires. Eines Tages bittet ihn die attraktive Paula Vanussi um Hilfe. Ihr Vater, ein reicher Geschäftsmann, wurde ermordet, und Hauptverdächtiger ist ihr Bruder Javier. Seit seiner Kindheit leidet Javier unter einer schweren Persönlichkeitsstörung. Pablo soll Javier untersuchen und seine Unzurechnungsfähigkeit zum Mordzeitpunkt bescheinigen.
Pablo, fasziniert von der schönen und intelligenten Klientin, nimmt den Auftrag an. Doch schon bald erhält er Warnungen aus seinem Umfeld, besser die Finger von diesem Fall zu lassen - der ermordete Vanussi war äußerst einflussreich und in fragwürdige Geschäfte verstrickt.
Javier behauptet auch gegenüber Pablo, der Mörder zu sein. Pablo allerdings ist im Zweifel, ob er tatsächlich der Täter ist - oder ob er sich das nur aufgrund seiner Wahnvorstellungen einbildet. Nach und nach gerät er immer tiefer in ein gefährliches Spiel mit dubiosen Hintergründen ...
Bewertung:
Gabriel Rolón weiß, wovon er in "Der Psychologe" spricht, schließlich ist er selbst ein sehr erfolgreicher Vertreter dieses Berufstandes. Das kommt dem Roman zugute, denn wie der Titel schon andeutet, spielt Psychologie hier in der Tat eine zentrale Rolle.
Das erste Drittel gestaltet sich trotz des recht reizvollen Themas zäh, und der Leser muss ein wenig Geduld aufbringen, um dranzubleiben. Spätestens in der zweiten Hälfte nimmt das Werk dann an Fahrt auf. Es entwickelt sich ein komplexes Handlungsgeflecht aus Lügen, Manipulation und Rache, in das Pablo tiefer hineingezogen wird, als ihm lieb ist. Für Spannung sorgt die Frage, ob Javier wirklich den Mord begangen hat oder ob seine Krankheit vielleicht dazu genutzt wird, jemand anders zu decken. Des Weiteren ist unklar, wie sehr Pablo in Gefahr gerät und ob womöglich noch weitere Morde geschehen. Zudem ist Pablos Auftraggeberin, die schöne Paula Vanussi, eine rätselhafte Person, undurchschaubar sowohl für den Protagonistin als auch für den Leser. Generell weiß Pablo im weiteren Verlauf nicht mehr, wem er noch trauen darf - ganz offensichtlich sind auch höchste Kreise auf irgendeine Art in den Fall involviert. Das Ende ist sehr überzeugend und führt alles Vorherige in einer gelungenen Auflösung zusammen.
Der gelungenste Charakter, der leider nur eine recht kleine Rolle erhält, ist die dreizehnjährige Camila, die kleine Schwester von Paula und Javier. Camila ist hochbegabt und eine geniale Geigenvirtuosin. Pablo wird zwar auf ihre erwachsene Art vorbereitet und ist dennoch verblüfft über die Reife und Weisheit des Mädchens. Ihre Dialoge über Musik bilden die schönsten Momenten des Romans.
Aber auch wenn das Werk in der zweiten Hälfte und vor allem im letzten Drittel zunehmend dynamischer wird, ist es zu keiner Zeit ein typischer Pageturner. Vielmehr behält der Roman stets eine gewisse Ruhe, passend zu seinem analytischen Protagonisten. Psychoanalyse spielt eine recht wichtige Rolle im Geschehen. Vorkenntnisse benötigt der Leser nicht; Pablos Gedankengänge werden ausgiebig erläutert und anschaulich dargestellt. Allerdings ist es hilfreich, der Psychoanalyse gegenüber aufgeschlossen zu sein und sich allgemein für psychologische Aspekte zu interessieren. Anderenfalls kann es leicht passieren, dass einen die ausgiebigen Erklärungen bisweilen langweilen.
Fazit:
"Der Psychologe" von Gabriel Rolón ist ein anspruchsvoller und ruhiger Kriminalroman, der anfangs etwas behäbig ist, sich dann aber zunehmend interessant entwickelt. Wer sich zumindest ein wenig für Psychoanalyse interessiert und ruhigere Töne in Spannungsromane mag, den erwartet eine reizvolle Lektüre.
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