Produktinfos:
Ausgabe: 2015 bei dtv
Seiten: 220
* * * * *
Die Autorin:
Cornelia Franz, Jahrgang 1956, studierte Germanistik und Amerikanistik und machte eine Ausbildung zur Verlagsbuchhändlerin. Seit 1993 veröffentlicht sie regelmäßig Romane, vor allem im Kinder- und Jugendbuchbereich. Weitere Werke sind u. a.: "Spur nach Chicago", "Nichts leichter als Liebe?", "Spinner im Netz" und "Egal, was morgen ist".
Inhalt:
Der siebzehnjährige Cap stammt aus einer ärmlichen Hamburger Wohngegend und sehnt sich nach einem besseren Leben. Zufällig erfährt er von einer Poolparty an der vornehmen Hamburger Elbchausee, die der gleichaltrige Valentin ausrichtet. Durch einen Trick gelangt er auf das Anwesen und lernt die hübsche Lara kennen.
Da Lara wie so viele der Besucher den Gastgeber gar nicht persönlich kennt und Valentin sich nicht blicken lässt, gibt sich Cap ihr gegenüber spontan als Valentin aus. Sie verbringen die Nacht gemeinsam im Poolhaus. Beim Wiedersehen gelingt es Cap, sich in die Villa einzuschleichen und sich Lara gegenüber erneut als Valentin auszugeben.
Doch das Spiel wird immer gefährlicher. Einerseits läuft Cap ständig Gefahr, dass seine Lüge auffliegt oder dass er bei seinen heimlichen Abstechern in Valentins Haus entdeckt wird. Andererseits wird er geradezu süchtig danach, sich in dieses Luxusleben hineinzuträumen, und geht immer größere Risiken ein ...
Bewertung:
Die Idee hinter "Poolparty" von Cornelia Franz ist gar nicht schlecht: Ein Jugendlicher aus ärmlichen Verhältnissen schlüpft vorübergehend in eine andere Identität, geht dabei weit über das verständliche Maß hinaus und rutscht durch seine Lügen immer tiefer in eine schließlich auch kriminelle Geschichte hinein. Diese Grundkonstellation bietet Stoff zum Nachdenken, gerade für die jugendliche Zielgruppe. Dabei ist auch eine gewisse Spannung gegeben, denn Cap läuft mehrfach Gefahr, von Valentin, von dessen Mutter oder von einem der Hausangestellten entdeckt zu werden: Offen ist auch lange Zeit, ob Lara das falsche Spiel durchschauen wird.
Interessant ist auch, dass nicht nur Cap unglücklich mit seinem Leben ist, sondern auch der reiche Valentin. Cap ist mütterlicherseits afrikanischer Herkunft und muss immer wieder gegen Vorurteile kämpfen. Sein Vater spielt keine Rolle in seinem Leben; reich reicher Geschäftsmann, bei dem Caps Mutter geputzt hat und den sie seit Caps Geburt aus Stolz völlig aus ihrer beider Leben heraushält. Nur mit viel Mühe hält sie sich und ihren Sohn über Wasser. Valentins Eltern sind vermögend, haben aber nur wenig Zeit für ihren Sohn; immer wieder sind sie auf Reisen. Valentin zieht sich mehr und mehr zurück und betäubt seine Kummer in seinem Zimmer mit Gras. Die Poolparty wurde von seinen Eltern organisiert, um ihm zu Freunden zu verhelfen, was Valentin aber erst recht zu Rückzug veranlasst.
Leider hapert es bei der Handlung sehr an Glaubwürdigkeit. Es ist noch nachvollziehbar, dass sich Cap auf der Party gegenüber Lara als Valentin ausgibt, als ihm klar wird, dass Lara den echten Valentin nicht kennt. Doch dass er auch in der nächsten Zeit diese Scharade aufrechterhält, erscheint sehr grotesk. Cap denkt beispielsweise nicht daran, dass Lara nach der Party und der gemeinsamen Nacht den echten Valentin im Internet finden könnte, zumindest ein Bild von ihm. Cap ist sich auch viel zu sicher, dass ihn niemand in der Villa überraschen wird, obwohl er etwa nicht über alle Hausangestellten Bescheid weiß. Damit Caps Lügenszenario gegenüber Lara Bestand hat, muss immer wieder der Zufall eingreifen und ihn aus brenzligen Situationen retten. Schon bald nervt es, wie leichtfertig sich Cap in riskante Lagen begibt und wie unbedacht er dabei vorgeht. Fast schon lächerlich ist es, dass Valentins Mutter in sehr prekären Situationen mehrfach nicht mitbekommt, was in ihrem Haus vor sich geht. Die Missverständnisse, die sich durch Caps falsches Spiel zwischen ihr und ihrem Sohn ergeben, wirken sehr konstruiert.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich weder Cap noch Valentin besonders gut als Identifikationsfiguren eignen. Cap verhält sich dafür einfach zu befremdlich, und sonderlich sympathisch ist er auch nicht, auch wenn man ein gewisses Mitgefühl empfindet. Valentin als "armer reicher Junge" bietet zwar Potenzial, aber wirklich viel erfährt man nicht über ihn. Lara als dritte zentrale Figur bleibt ohnehin sehr blass und austauschbar.
Fazit:
"Poolparty" von Cornelia Franz ist ein anfangs recht reizvoller, dann aber zunehmend vor allem sehr unglaubwürdiger Jugendthriller. Er lässt sich zwar leicht lesen und ist phasenweise spannend, die Handlung verläuft aber deutlich zu konstruiert.
Ausgabe: 2015 bei dtv
Seiten: 220
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Die Autorin:
Cornelia Franz, Jahrgang 1956, studierte Germanistik und Amerikanistik und machte eine Ausbildung zur Verlagsbuchhändlerin. Seit 1993 veröffentlicht sie regelmäßig Romane, vor allem im Kinder- und Jugendbuchbereich. Weitere Werke sind u. a.: "Spur nach Chicago", "Nichts leichter als Liebe?", "Spinner im Netz" und "Egal, was morgen ist".
Inhalt:
Der siebzehnjährige Cap stammt aus einer ärmlichen Hamburger Wohngegend und sehnt sich nach einem besseren Leben. Zufällig erfährt er von einer Poolparty an der vornehmen Hamburger Elbchausee, die der gleichaltrige Valentin ausrichtet. Durch einen Trick gelangt er auf das Anwesen und lernt die hübsche Lara kennen.
Da Lara wie so viele der Besucher den Gastgeber gar nicht persönlich kennt und Valentin sich nicht blicken lässt, gibt sich Cap ihr gegenüber spontan als Valentin aus. Sie verbringen die Nacht gemeinsam im Poolhaus. Beim Wiedersehen gelingt es Cap, sich in die Villa einzuschleichen und sich Lara gegenüber erneut als Valentin auszugeben.
Doch das Spiel wird immer gefährlicher. Einerseits läuft Cap ständig Gefahr, dass seine Lüge auffliegt oder dass er bei seinen heimlichen Abstechern in Valentins Haus entdeckt wird. Andererseits wird er geradezu süchtig danach, sich in dieses Luxusleben hineinzuträumen, und geht immer größere Risiken ein ...
Bewertung:
Die Idee hinter "Poolparty" von Cornelia Franz ist gar nicht schlecht: Ein Jugendlicher aus ärmlichen Verhältnissen schlüpft vorübergehend in eine andere Identität, geht dabei weit über das verständliche Maß hinaus und rutscht durch seine Lügen immer tiefer in eine schließlich auch kriminelle Geschichte hinein. Diese Grundkonstellation bietet Stoff zum Nachdenken, gerade für die jugendliche Zielgruppe. Dabei ist auch eine gewisse Spannung gegeben, denn Cap läuft mehrfach Gefahr, von Valentin, von dessen Mutter oder von einem der Hausangestellten entdeckt zu werden: Offen ist auch lange Zeit, ob Lara das falsche Spiel durchschauen wird.
Interessant ist auch, dass nicht nur Cap unglücklich mit seinem Leben ist, sondern auch der reiche Valentin. Cap ist mütterlicherseits afrikanischer Herkunft und muss immer wieder gegen Vorurteile kämpfen. Sein Vater spielt keine Rolle in seinem Leben; reich reicher Geschäftsmann, bei dem Caps Mutter geputzt hat und den sie seit Caps Geburt aus Stolz völlig aus ihrer beider Leben heraushält. Nur mit viel Mühe hält sie sich und ihren Sohn über Wasser. Valentins Eltern sind vermögend, haben aber nur wenig Zeit für ihren Sohn; immer wieder sind sie auf Reisen. Valentin zieht sich mehr und mehr zurück und betäubt seine Kummer in seinem Zimmer mit Gras. Die Poolparty wurde von seinen Eltern organisiert, um ihm zu Freunden zu verhelfen, was Valentin aber erst recht zu Rückzug veranlasst.
Leider hapert es bei der Handlung sehr an Glaubwürdigkeit. Es ist noch nachvollziehbar, dass sich Cap auf der Party gegenüber Lara als Valentin ausgibt, als ihm klar wird, dass Lara den echten Valentin nicht kennt. Doch dass er auch in der nächsten Zeit diese Scharade aufrechterhält, erscheint sehr grotesk. Cap denkt beispielsweise nicht daran, dass Lara nach der Party und der gemeinsamen Nacht den echten Valentin im Internet finden könnte, zumindest ein Bild von ihm. Cap ist sich auch viel zu sicher, dass ihn niemand in der Villa überraschen wird, obwohl er etwa nicht über alle Hausangestellten Bescheid weiß. Damit Caps Lügenszenario gegenüber Lara Bestand hat, muss immer wieder der Zufall eingreifen und ihn aus brenzligen Situationen retten. Schon bald nervt es, wie leichtfertig sich Cap in riskante Lagen begibt und wie unbedacht er dabei vorgeht. Fast schon lächerlich ist es, dass Valentins Mutter in sehr prekären Situationen mehrfach nicht mitbekommt, was in ihrem Haus vor sich geht. Die Missverständnisse, die sich durch Caps falsches Spiel zwischen ihr und ihrem Sohn ergeben, wirken sehr konstruiert.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich weder Cap noch Valentin besonders gut als Identifikationsfiguren eignen. Cap verhält sich dafür einfach zu befremdlich, und sonderlich sympathisch ist er auch nicht, auch wenn man ein gewisses Mitgefühl empfindet. Valentin als "armer reicher Junge" bietet zwar Potenzial, aber wirklich viel erfährt man nicht über ihn. Lara als dritte zentrale Figur bleibt ohnehin sehr blass und austauschbar.
Fazit:
"Poolparty" von Cornelia Franz ist ein anfangs recht reizvoller, dann aber zunehmend vor allem sehr unglaubwürdiger Jugendthriller. Er lässt sich zwar leicht lesen und ist phasenweise spannend, die Handlung verläuft aber deutlich zu konstruiert.
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