Produktinfos:
Ausgabe: 2016 bei Wunderlich (Rowohlt)
Seiten: 480
* * * * *
Die Autorin:
Jilliane Hoffman, Jahrgang 1967, arbeitete vor ihrer Karriere als Autorin als stellvertretende Staatsanwältin in Florida. 2004 gelang ihr gleich mit ihrem Debütroman "Cupido" der internationale Durchbruch. Mit "Morpheus" und "Argus" folgten zwei Fortsetzungen. Weitere Thriller sind "Vater unser", "Samariter" und "Mädchenfänger".
Inhalt:
Florida wird von einem Serienmörder heimgesucht. Immer wieder verschwinden junge Mädchen und werden teilweise erst Monate später tot aufgefunden. Der Täter quält sie mit Werkzeugen, was ihm den Spitznamen "Hammermann" eingebracht hat. Seine Opfer sind zierliche, kleine Teenagermädchen mit dunklen, gescheitelten Haaren. Als die siebzehnjährige Mallory nach einer Party spurlos verschwindet, sind die Befürchtungen groß, dass auch sie eines seiner Opfer ist - Mallory passt genau in das Schema des Täters.
Zur großen Erleichterung taucht sie zwei Tage später wieder auf, völlig verdreckt und mit Stichwunden versehen. Sie erzählt, dass sie dem Hammermann entfliehen konnte, und wird von den Medien als Heldin gefeiert. Doch als der erfahrene Special Agent Bobby Dees sie in Ruhe befragt, erkennt er, dass Mallory gelogen hat. Als die Öffentlichkeit davon erfährt, wird das Mädchen von allen Seiten beschimpft.
Vier Jahre später: Mallory und ihre Familie sind aus Scham über die Ereignisse weggezogen, Mallory hat ihr Aussehen verändert, den Namen Callie angenommen und in New York studiert. Sie kehrt nun nach Florida zurück, um ihr Jurastudium zu beginnen. Sie hat immer noch Angst, dass jemand ihre Vergangenheit aufdecken und sie erneut den Anfeindungen preisgeben könnte. Mallory ahnt nicht, dass der immer noch nicht gefasste "Hammermann" sie nie aus den Augen verloren hat ...
Bewertung:
Nach "Mädchenfänger" ist "Insomnia" der zweite Thriller Jilliane Hoffmans mit dem Ermittler Bobby Dees. Wieder bekommt es Dees mit einem Serienmörder zu tun; der "Hammermann" steht "Picasso", der im "Mädchenfänger" sein Unwesen trieb, in Sachen Grausamkeit gewiss nicht nach. Als Serienmörder-Thriller ist "Insomnia" solide, aber nicht außergewöhnlich; interessant ist der Roman vor allem durch den Strang um Mallory Knight.
Mallory ist ein sehr gelungener Charakter mit Ecken und Kanten, trotz der großen und fatalen Lüge sympathisch. Der Leser ist nicht unbedingt sofort auf ihrer Seite, schließlich hat ihre falsche Aussage für enormen Wirbel gesorgt. Die Suche nach ihr kostete Hunderttausende von Steuergeldern, unzählige Menschen bangten um ihr Leben - nicht zuletzt natürlich ihre Familie -, die Ermittler arbeiteten mit Hochdruck. Tatsächlich hatte Mallory auf einer Party ihren Freund beim Seitensprung mit ihrer besten Freundin beobachtet, irrte vor Kummer ziellos umher und verletzte sich selbst. Durch ihr Untertauchen erhoffte sie sich Sorge und Reue bei Exfreund und Freundin, ohne zu bedenken, dass sie ein ganzes Land in Aufruhr versetzt.
Schon bald danach aber ist es nicht mehr schwierig, Mallory ins Herz zu schließen. Der Preis für ihre Lüge war sehr hoch: Ihre Familie hat ihr nie verziehen, dass sie ihretwegen die Stadt verlassen mussten und gleichfalls gebrandmarkt wurden; sie kann keine Freundschaften schließen, da sie immer Angst hat, dass jemand auf ihre Vergangenheit stößt. Sie lernt fleißig für ihr Studium und jobbt nebenbei als Kellnerin, um sich ihren Traum vom Anwaltsberuf erfüllen zu können. Aus dem deprimierten Teenagermädchen von damals ist eine ernste, intelligente junge Frau geworden, die immer noch ihren damaligen Fehler als Damoklesschert über sich schweben spürt. Es fällt leicht, sich in sie einzufühlen und sich trotz ihres damaligen Fehlers mit ihr zu solidarisieren.
Callie, wie Mallory sich jetzt nennt, leidet aber nicht nur unter der ständigen Sorge um ihre neuen Identität, sondern fühlt sich kurz nach ihrer Ankunft in Tallahassee gestalkt. Irgendjemand betritt offenbar heimlich ihre Wohnung, stellt Sachen um und stiehlt ihre Unterwäsche, ihr Auto wird beschädigt. Sie hat ihren Exkommilitonen Brice im Verdacht, mit dem sie in New York eine kurze Liebelei hatte und der plötzlich bei ihr auftaucht. Und dann passieren noch sehr viel schlimmere Dinge, die Callie endlich dazu bringen, zur Polizei zu gehen - doch als ihre Vergangenheit auf den Tisch kommt, ist sie wie befürchtet mit einem Schlag unglaubwürdig. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und das erfährt Callia alias Mallory sehr schmerzhaft am eigenen Leib.
Sowohl Mallorys/Callies Schicksal als auch die Suche nach dem "Hammermann" sorgen für spannende Unterhaltung. Ein paar grausame Schilderungen der Folter und Morde gibt es auch, aber nicht in übertriebenem Maße. Das Werk ist zwar keine direkte Fortsetzung von "Mädchenfänger", allerdings denkt Bobby Dees an mehreren Stellen an jenem Fall zurück und lässt wichtige Szenen Revue passieren - wer also "Mädchenfänger" noch nicht kennt und lesen möchte, sollte dies besser vor der Lektüre von "Insomnia" erledigen, um nicht schon die Auflösung zu erfahren.
Es gibt sicher interessantere Serienmörder als den "Hammermann". Ein paar Kapitel werden aus seiner Sicht erzählt und liefern Infos zu seiner Vorgeschichte. Er geht sehr intelligent vor, bleibt aber dennoch nicht nachhaltig im Gedächtnis als Romanfigur, das gilt eher für Mallory. Ein kleiner inhaltlicher Fehler findet sich im Gedankengang des Täters: Er spricht von "Frankenstein" und meint damit das erschaffene Monster, allerdings ist Frankenstein der Name des Schöpfers.
Fazit:
"Insomnia" von Jilliane Hoffmann ist der zweite Thriller mit Special Agent Bobby Dees und beschert sehr solide Unterhaltung. Es gibt zwar charismatischere Serienmörder, aber wer dieses Genre und die Thematik mag, dem sei das Buch auf alle Fälle empfohlen.
Ausgabe: 2016 bei Wunderlich (Rowohlt)
Seiten: 480
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Die Autorin:
Jilliane Hoffman, Jahrgang 1967, arbeitete vor ihrer Karriere als Autorin als stellvertretende Staatsanwältin in Florida. 2004 gelang ihr gleich mit ihrem Debütroman "Cupido" der internationale Durchbruch. Mit "Morpheus" und "Argus" folgten zwei Fortsetzungen. Weitere Thriller sind "Vater unser", "Samariter" und "Mädchenfänger".
Inhalt:
Florida wird von einem Serienmörder heimgesucht. Immer wieder verschwinden junge Mädchen und werden teilweise erst Monate später tot aufgefunden. Der Täter quält sie mit Werkzeugen, was ihm den Spitznamen "Hammermann" eingebracht hat. Seine Opfer sind zierliche, kleine Teenagermädchen mit dunklen, gescheitelten Haaren. Als die siebzehnjährige Mallory nach einer Party spurlos verschwindet, sind die Befürchtungen groß, dass auch sie eines seiner Opfer ist - Mallory passt genau in das Schema des Täters.
Zur großen Erleichterung taucht sie zwei Tage später wieder auf, völlig verdreckt und mit Stichwunden versehen. Sie erzählt, dass sie dem Hammermann entfliehen konnte, und wird von den Medien als Heldin gefeiert. Doch als der erfahrene Special Agent Bobby Dees sie in Ruhe befragt, erkennt er, dass Mallory gelogen hat. Als die Öffentlichkeit davon erfährt, wird das Mädchen von allen Seiten beschimpft.
Vier Jahre später: Mallory und ihre Familie sind aus Scham über die Ereignisse weggezogen, Mallory hat ihr Aussehen verändert, den Namen Callie angenommen und in New York studiert. Sie kehrt nun nach Florida zurück, um ihr Jurastudium zu beginnen. Sie hat immer noch Angst, dass jemand ihre Vergangenheit aufdecken und sie erneut den Anfeindungen preisgeben könnte. Mallory ahnt nicht, dass der immer noch nicht gefasste "Hammermann" sie nie aus den Augen verloren hat ...
Bewertung:
Nach "Mädchenfänger" ist "Insomnia" der zweite Thriller Jilliane Hoffmans mit dem Ermittler Bobby Dees. Wieder bekommt es Dees mit einem Serienmörder zu tun; der "Hammermann" steht "Picasso", der im "Mädchenfänger" sein Unwesen trieb, in Sachen Grausamkeit gewiss nicht nach. Als Serienmörder-Thriller ist "Insomnia" solide, aber nicht außergewöhnlich; interessant ist der Roman vor allem durch den Strang um Mallory Knight.
Mallory ist ein sehr gelungener Charakter mit Ecken und Kanten, trotz der großen und fatalen Lüge sympathisch. Der Leser ist nicht unbedingt sofort auf ihrer Seite, schließlich hat ihre falsche Aussage für enormen Wirbel gesorgt. Die Suche nach ihr kostete Hunderttausende von Steuergeldern, unzählige Menschen bangten um ihr Leben - nicht zuletzt natürlich ihre Familie -, die Ermittler arbeiteten mit Hochdruck. Tatsächlich hatte Mallory auf einer Party ihren Freund beim Seitensprung mit ihrer besten Freundin beobachtet, irrte vor Kummer ziellos umher und verletzte sich selbst. Durch ihr Untertauchen erhoffte sie sich Sorge und Reue bei Exfreund und Freundin, ohne zu bedenken, dass sie ein ganzes Land in Aufruhr versetzt.
Schon bald danach aber ist es nicht mehr schwierig, Mallory ins Herz zu schließen. Der Preis für ihre Lüge war sehr hoch: Ihre Familie hat ihr nie verziehen, dass sie ihretwegen die Stadt verlassen mussten und gleichfalls gebrandmarkt wurden; sie kann keine Freundschaften schließen, da sie immer Angst hat, dass jemand auf ihre Vergangenheit stößt. Sie lernt fleißig für ihr Studium und jobbt nebenbei als Kellnerin, um sich ihren Traum vom Anwaltsberuf erfüllen zu können. Aus dem deprimierten Teenagermädchen von damals ist eine ernste, intelligente junge Frau geworden, die immer noch ihren damaligen Fehler als Damoklesschert über sich schweben spürt. Es fällt leicht, sich in sie einzufühlen und sich trotz ihres damaligen Fehlers mit ihr zu solidarisieren.
Callie, wie Mallory sich jetzt nennt, leidet aber nicht nur unter der ständigen Sorge um ihre neuen Identität, sondern fühlt sich kurz nach ihrer Ankunft in Tallahassee gestalkt. Irgendjemand betritt offenbar heimlich ihre Wohnung, stellt Sachen um und stiehlt ihre Unterwäsche, ihr Auto wird beschädigt. Sie hat ihren Exkommilitonen Brice im Verdacht, mit dem sie in New York eine kurze Liebelei hatte und der plötzlich bei ihr auftaucht. Und dann passieren noch sehr viel schlimmere Dinge, die Callie endlich dazu bringen, zur Polizei zu gehen - doch als ihre Vergangenheit auf den Tisch kommt, ist sie wie befürchtet mit einem Schlag unglaubwürdig. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und das erfährt Callia alias Mallory sehr schmerzhaft am eigenen Leib.
Sowohl Mallorys/Callies Schicksal als auch die Suche nach dem "Hammermann" sorgen für spannende Unterhaltung. Ein paar grausame Schilderungen der Folter und Morde gibt es auch, aber nicht in übertriebenem Maße. Das Werk ist zwar keine direkte Fortsetzung von "Mädchenfänger", allerdings denkt Bobby Dees an mehreren Stellen an jenem Fall zurück und lässt wichtige Szenen Revue passieren - wer also "Mädchenfänger" noch nicht kennt und lesen möchte, sollte dies besser vor der Lektüre von "Insomnia" erledigen, um nicht schon die Auflösung zu erfahren.
Es gibt sicher interessantere Serienmörder als den "Hammermann". Ein paar Kapitel werden aus seiner Sicht erzählt und liefern Infos zu seiner Vorgeschichte. Er geht sehr intelligent vor, bleibt aber dennoch nicht nachhaltig im Gedächtnis als Romanfigur, das gilt eher für Mallory. Ein kleiner inhaltlicher Fehler findet sich im Gedankengang des Täters: Er spricht von "Frankenstein" und meint damit das erschaffene Monster, allerdings ist Frankenstein der Name des Schöpfers.
Fazit:
"Insomnia" von Jilliane Hoffmann ist der zweite Thriller mit Special Agent Bobby Dees und beschert sehr solide Unterhaltung. Es gibt zwar charismatischere Serienmörder, aber wer dieses Genre und die Thematik mag, dem sei das Buch auf alle Fälle empfohlen.
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