Produktinfos:
Ausgabe: 2016 bei Blanvalet
Seiten: 349
* * * * *
Die Autorin:
B. A. Paris stammt aus England, hat aber die meiste Zeit ihres Lebens in Frankreich verbracht. Sie arbeitete im Finanzbereich und als Lehrerin, ehe sie mit "Saving Grace" ihren ersten Roman veröffentlichte, der gleich ein großer Erfolg wurde.
Inhalt:
Grace und Jack Angel scheinen das perfekte Paar zu sein. Jack ist überaus attraktiv, charmant und engagiert sich als Anwalt für Opfer von häuslicher Gewalt. Grace ist elegant und bildschön und kümmert sich liebevoll um ihre jüngere Schwester Millie, die am Downsyndrom leidet. Sobald Millie achtzehn ist, soll sie zu Grace und Angel in deren eindrucksvolles Anwesen in einem Londoner Vorort ziehen; die beiden haben ihre Vormundschaft übernommen.
Bei genauerer Betrachtung fallen Grace' Bekannte mit der Zeit ein paar seltsame Dinge auf: Grace kommt nie allein zu Treffen, sondern wird immer von Jack begleitet; häufig sagt sie Verabredungen ganz ab. Sie hat weder ein Handy noch eine eigene E-Mail-Adresse und hat mit der Heirat ihre Arbeitsstelle aufgeben. Sie geht ein paar Hobbys nach, aber trotzdem ist nicht ganz klar, was sie den ganzen Tag zuhause macht, ohne sich zu langweilen. Das schöne Haus ist wie eine Festung gesichert. Doch für all diese Kleinigkeiten haben sie und Jack stets eine harmlose Erklärung parat, sodass sich niemand weiter wundert.
Tatsächlich trügt der Schein, und hinter der perfekten Fassade liegt ein Alptraum. Jack Angel ist nicht der, für den die anderen ihn halten - und er sorgt dafür, dass Grace es niemandem sagen kann. Sein wichtigstes Druckmittel ist Millie, über die er als Vormund bestimmen kann. Grace weiß, dass sie irgendetwas unternehmen muss, bevor Millie zu ihnen zieht und auch sie ihm ausgeliefert ist ...
Bewertung:
Mit "Saving Grace" legt B. A. Paris ein wirklich ausgesprochen gelungenes Thrillerdebüt vor, das in fast allen Belangen sehr überzeugt. Der Roman zeichnet das beklemmende Porträt einer jungen Frau, deren Leben in den Händen eines Psychopathen liegt. Am Anfang ist es etwas schwer nachzuvollziehen, weshalb Grace nicht aus dieser Ehehölle ausbricht, doch mit der Zeit fügen sich alle Gründe zusammen - und ergeben ein erschreckendes Gesamtbild.
Als Leser fiebert man mit Grace mit und sucht nach Lösungen, nur um immer wieder eines Besseren belehrt zu werden: Jack genießt einen hervorragenden Ruf, er ist als bekannter und bewunderter Anwalt misshandelter Frauen über jeden Verdacht erhaben. Sein Charme und seine Einflussmöglichkeiten bei Polizei und Ärzten machen es möglich, dass er Grace' als labil, hysterisch und unzurechnungsfähig hinstellt. Grace' Eltern leben in Neuseeland, von ihren engen Freunden hat er sie systematisch isoliert, sodass Grace keine Vertrauensperson hat. Sie lebt im Haus als Gefangene, hat keine Chance, unbemerkt die Außenwelt zu informieren. Jack kontrolliert akribisch ihre Taschen und Kleidung und sorgt dafür, dass sie keine Zettelbotschaften aus dem Haus schmuggeln kann - davon abgesehen, dass sie ohnehin keinen Zugang zu Stiften hat.
In der ersten Zeit ihrer Gefangenschaft unternimmt Grace dennoch ein paar Fluchtversuche, aber wie befürchtet schenkt niemand ihren scheinbar wirren Schilderungen Glauben. Zudem verfügt Jack mit Millie über ein perfektes Druckmittel: Für jeden Widerstand sagt er die obligatorischen Wochenendfahrten zu Millies Internat ab; zudem weiß Grace, dass er als Vormund die kleine Schwester in eine psychiatrische Anstalt abschieben könnte. Jack ist so intelligent wie grausam, er spielt mit Grace, ermutigt sie teilweise sogar zu Fluchtversuchen, da ihn ihr Scheitern amüsiert.
Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen. Im Vergangenheitsstrang erzählt Grace, wie sie Jack vor rund einem Jahr kennenlernte und gemeinsam mit Millie eine enge Bindung zu ihm aufbaute, ehe sie nach der Hochzeit schlagartig sein wahres Gesicht erkannte. Im Gegenwartsstrang rückt der Tag, an dem Millie aus dem Internat zu Grace und Jack ziehen soll, immer näher - und Grace will um jeden Preis verhindern, dass es soweit kommt. Daraus ergibt sich ein höchst spannendes Duell, man bangt mit Grace, hofft auf ihre Rettung, die doch schier aussichtslos zu sein scheint. Grace' Handlungen und Gedanken sind nachvollziehbar, es gibt kaum Situationen, in denen sie nicht stimmig wirken. Die siebzehnjährige Millie, liebenswert und offen, ist eine gelungene Nebenfigur. Das Verhältnis der Eltern zu ihren Töchtern war immer distanziert, sodass dass die sechzehn Jahre ältere Grace schon früh eine Art Mutterrolle für Millie übernahm. Grace kann den Gedanken nicht ertragen, dass die unbefangen-fröhliche Millie in Jacks Hände fallen könnte, und auch für den Leser wird diese Vorstellung bald unerträglich.
Insgesamt bleiben nur sehr kleine Kritikpunkte. Zum einen dauert es vielleicht ein paar Seiten zu lang, ehe man von Jacks Motivation und seinen umfassenden Maßnahmen erfährt. Es kann ein wenig ungeduldig machen, dass man zunächst immer nur liest, wie Jack seine Frau kontrolliert und wie angespannt sie ist, ohne dass man durchschaut, warum genau er das macht und was Grace davon abhält, in der Öffentlichkeit zu flüchten oder um Hilfe zu bitten. Zum anderen bleibt am Schluss ein kleines Fragezeichen, ob eine bestimmte Inszenierung wirklich so überzeugend auf objektive Betrachter wirken wird wie suggeriert. Unterm Strich fallen diese Punkte allerdings kaum störend ins Gewicht.
Fazit:
"Saving Grace" von B. A. Paris ist ein sehr fesselnder Psychothriller, der den Leser bis zum Schluss in Atem hält. Von Kleinigkeiten abgesehen, liegt hier ein hervorragendes Debüt vor, das sich allen Freunden spannender Romane empfiehlt.
Ausgabe: 2016 bei Blanvalet
Seiten: 349
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Die Autorin:
B. A. Paris stammt aus England, hat aber die meiste Zeit ihres Lebens in Frankreich verbracht. Sie arbeitete im Finanzbereich und als Lehrerin, ehe sie mit "Saving Grace" ihren ersten Roman veröffentlichte, der gleich ein großer Erfolg wurde.
Inhalt:
Grace und Jack Angel scheinen das perfekte Paar zu sein. Jack ist überaus attraktiv, charmant und engagiert sich als Anwalt für Opfer von häuslicher Gewalt. Grace ist elegant und bildschön und kümmert sich liebevoll um ihre jüngere Schwester Millie, die am Downsyndrom leidet. Sobald Millie achtzehn ist, soll sie zu Grace und Angel in deren eindrucksvolles Anwesen in einem Londoner Vorort ziehen; die beiden haben ihre Vormundschaft übernommen.
Bei genauerer Betrachtung fallen Grace' Bekannte mit der Zeit ein paar seltsame Dinge auf: Grace kommt nie allein zu Treffen, sondern wird immer von Jack begleitet; häufig sagt sie Verabredungen ganz ab. Sie hat weder ein Handy noch eine eigene E-Mail-Adresse und hat mit der Heirat ihre Arbeitsstelle aufgeben. Sie geht ein paar Hobbys nach, aber trotzdem ist nicht ganz klar, was sie den ganzen Tag zuhause macht, ohne sich zu langweilen. Das schöne Haus ist wie eine Festung gesichert. Doch für all diese Kleinigkeiten haben sie und Jack stets eine harmlose Erklärung parat, sodass sich niemand weiter wundert.
Tatsächlich trügt der Schein, und hinter der perfekten Fassade liegt ein Alptraum. Jack Angel ist nicht der, für den die anderen ihn halten - und er sorgt dafür, dass Grace es niemandem sagen kann. Sein wichtigstes Druckmittel ist Millie, über die er als Vormund bestimmen kann. Grace weiß, dass sie irgendetwas unternehmen muss, bevor Millie zu ihnen zieht und auch sie ihm ausgeliefert ist ...
Bewertung:
Mit "Saving Grace" legt B. A. Paris ein wirklich ausgesprochen gelungenes Thrillerdebüt vor, das in fast allen Belangen sehr überzeugt. Der Roman zeichnet das beklemmende Porträt einer jungen Frau, deren Leben in den Händen eines Psychopathen liegt. Am Anfang ist es etwas schwer nachzuvollziehen, weshalb Grace nicht aus dieser Ehehölle ausbricht, doch mit der Zeit fügen sich alle Gründe zusammen - und ergeben ein erschreckendes Gesamtbild.
Als Leser fiebert man mit Grace mit und sucht nach Lösungen, nur um immer wieder eines Besseren belehrt zu werden: Jack genießt einen hervorragenden Ruf, er ist als bekannter und bewunderter Anwalt misshandelter Frauen über jeden Verdacht erhaben. Sein Charme und seine Einflussmöglichkeiten bei Polizei und Ärzten machen es möglich, dass er Grace' als labil, hysterisch und unzurechnungsfähig hinstellt. Grace' Eltern leben in Neuseeland, von ihren engen Freunden hat er sie systematisch isoliert, sodass Grace keine Vertrauensperson hat. Sie lebt im Haus als Gefangene, hat keine Chance, unbemerkt die Außenwelt zu informieren. Jack kontrolliert akribisch ihre Taschen und Kleidung und sorgt dafür, dass sie keine Zettelbotschaften aus dem Haus schmuggeln kann - davon abgesehen, dass sie ohnehin keinen Zugang zu Stiften hat.
In der ersten Zeit ihrer Gefangenschaft unternimmt Grace dennoch ein paar Fluchtversuche, aber wie befürchtet schenkt niemand ihren scheinbar wirren Schilderungen Glauben. Zudem verfügt Jack mit Millie über ein perfektes Druckmittel: Für jeden Widerstand sagt er die obligatorischen Wochenendfahrten zu Millies Internat ab; zudem weiß Grace, dass er als Vormund die kleine Schwester in eine psychiatrische Anstalt abschieben könnte. Jack ist so intelligent wie grausam, er spielt mit Grace, ermutigt sie teilweise sogar zu Fluchtversuchen, da ihn ihr Scheitern amüsiert.
Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen. Im Vergangenheitsstrang erzählt Grace, wie sie Jack vor rund einem Jahr kennenlernte und gemeinsam mit Millie eine enge Bindung zu ihm aufbaute, ehe sie nach der Hochzeit schlagartig sein wahres Gesicht erkannte. Im Gegenwartsstrang rückt der Tag, an dem Millie aus dem Internat zu Grace und Jack ziehen soll, immer näher - und Grace will um jeden Preis verhindern, dass es soweit kommt. Daraus ergibt sich ein höchst spannendes Duell, man bangt mit Grace, hofft auf ihre Rettung, die doch schier aussichtslos zu sein scheint. Grace' Handlungen und Gedanken sind nachvollziehbar, es gibt kaum Situationen, in denen sie nicht stimmig wirken. Die siebzehnjährige Millie, liebenswert und offen, ist eine gelungene Nebenfigur. Das Verhältnis der Eltern zu ihren Töchtern war immer distanziert, sodass dass die sechzehn Jahre ältere Grace schon früh eine Art Mutterrolle für Millie übernahm. Grace kann den Gedanken nicht ertragen, dass die unbefangen-fröhliche Millie in Jacks Hände fallen könnte, und auch für den Leser wird diese Vorstellung bald unerträglich.
Insgesamt bleiben nur sehr kleine Kritikpunkte. Zum einen dauert es vielleicht ein paar Seiten zu lang, ehe man von Jacks Motivation und seinen umfassenden Maßnahmen erfährt. Es kann ein wenig ungeduldig machen, dass man zunächst immer nur liest, wie Jack seine Frau kontrolliert und wie angespannt sie ist, ohne dass man durchschaut, warum genau er das macht und was Grace davon abhält, in der Öffentlichkeit zu flüchten oder um Hilfe zu bitten. Zum anderen bleibt am Schluss ein kleines Fragezeichen, ob eine bestimmte Inszenierung wirklich so überzeugend auf objektive Betrachter wirken wird wie suggeriert. Unterm Strich fallen diese Punkte allerdings kaum störend ins Gewicht.
Fazit:
"Saving Grace" von B. A. Paris ist ein sehr fesselnder Psychothriller, der den Leser bis zum Schluss in Atem hält. Von Kleinigkeiten abgesehen, liegt hier ein hervorragendes Debüt vor, das sich allen Freunden spannender Romane empfiehlt.
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