1. Januar 2017

Das Paket - Sebastian Fitzek

Produktinfos:

Ausgabe: 2016
Seiten: 368
Buchhandel.de
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Der Autor:

Sebastian Fitzek, Jahrgang 1971, zählt zu Deutschlands erfolgreichsten Thrillerautoren. Gleich mit seinem Erstling "Die Therapie" gelang ihm 2006 der Durchbruch. Weitere Werke sind u.a. "Der Seelenbrecher", "Der Augensammler", "Splitter", "Noah" und "Passagier 23".

Inhalt:

Emma Stein ist eine engagierte Psychiaterin und glücklich im Berufs- und Privatleben - erst recht, seit sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Philipp ihr erstes Kind erwartet. Doch das ändert sich alles schlagartig, als Emma eines Nachts im Hotelzimmer vergewaltigt wird und anschließend eine Fehlgeburt erleidet. Der maskierte Täter schert ihr die Haare, und für Emma steht fest, dass sie ein weiteres Opfer des "Friseurs" geworden ist, eines Serientäters, der Frauen überfällt und ihnen die Haare abrasiert.

Emma ist allerdings das einzige Opfer, das nicht getötet wurde. Daher zweifelt die Polizei auch daran, dass es sich um den gleichen Täter handelt. Schließlich kommt sogar der Verdacht auf, dass sich Emma alles nur eingebildet oder die Vergewaltigung inszeniert hat, zumal sie als Kind wegen Wahnvorstellungen behandelt wurde.

Nach der Tat zieht sich Emma völlig in ihr Haus am Berliner Stadtrand zurück. Sie kann aus Angst vor dem Täter nicht mehr auf die Straße gehen, reagiert hysterisch auf Geräusche und behält immer ihren wachsamen Husky Samson um sich herum, erst recht, wenn Philipp beruflich unterwegs ist. Eines Tages bittet sie der Postbote, ein Paket für einen Nachbarn anzunehmen. Emma ist misstrauisch, denn der Name des angeblichen Nachbarn ist ihr unbekannt. Plötzlich geschehen seltsame Dinge und Emma ist überzeugt davon, dass ihr Vergewaltiger ein perverses Spiel mit ihr treibt ...

Bewertung:

Die Grundidee von Sebastian Fitzeks Psychothriller "Das Paket" ist reizvoll, der gute Anfangseindruck wird aber zunehmend durch übertriebene Wendungen zunichte gemacht.

Zunächst einmal ist es spannend, auf zwei Zeitebenen Emmas Schicksal zu verfolgen. In einem Strang spricht sie nach offenbar sehr dramatischen Vorfällen mit ihrem väterlichen Freund Konrad, der zugleich Anwalt ist. Der andere Strang spielt drei Wochen zuvor und zeigt, wie die beunruhigenden Ereignisse in Emmas Leben nach und nach gesteigert haben. Emmas Schicksal erweckt Mitgefühl beim Leser. Seit ihrer Vergewaltigung ist sie ein körperliches und seelisches Wrack, kann nicht mehr arbeiten gehen, geschweige denn, dass sie bereit für ein neues Kind wäre. Ihre Vertrauenspersonen sind sehr rar gesät, und ausgerechnet ihr Ehemann hält nicht uneingeschränkt zu ihr - allmählich scheint er die Geduld mit ihr zu verlieren, und in ihr keimt der Verdacht auf, dass auch er ihr nicht mehr glaubt, was sie erlebt haben will.

Es wird lange Zeit offengehalten, ob Emma wirklich ein Opfer des Serienmörders war oder ob sie sich diese Verbindung zwischen ihr und den anderen Frauen einredet. Man ist durchaus gewillt ihr zu glauben, doch realistisch betrachtet sind Zweifel an ihrer Theorie verständlich. Immer wieder kommt es zu Situationen, in denen sich Emma bedroht fühlt, was aber auch an ihrer extremen Sensibilität liegen mag. Daraus ergibt sich ein zunächst recht unterhaltsames Verwirrspiel, in dem nicht klar ist, ob die Protagonistin tatsächlich noch in Gefahr schwebt oder nicht.

Allerdings war es das auch schon mit den positiven Aspekten. Schon früh fällt störend auf, dass manche Szenen, in denen Emma eine diffuse Bedrohung spürt, zu ausufernd erzählt werden. Des Weiteren ist Emmas Verhalten nicht immer nachvollziehbar; schon allein, wie es dazu kommt, dass sie das ominöse Paket trotz ihrer Angst vor Fremden überhaupt annimmt, ist wenig überzeugend und wirkt konstruiert. Mit der Zeit nerven auch die Cliffhanger, die sich im Nachhinein teilweise sehr banal auflösen. Größtes Manko sind aber die überdrehten Wendungen, die die Handlung auf den letzten Metern einnimmt. Ein Überraschungseffekt am Ende ist bei einem Psychothriller natürlich beinah verpflichtend, allerdings erfährt diese Wendung dann wieder eine Wendung, um erneut eine Wendung und schließlich noch eine Wendung einzuschlagen. So reiht sich am Ende eine Enthüllung an die andere, selbstverständlich jede noch ein wenig spektakulärer als die vorherige, was letztlich viel zu aufgesetzt, unglaubwürdig bis unfreiwillig komisch erscheint. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen; da rettet auch die nette Aufmachung der Hardcoverausgabe nicht viel, die das Titelbild passend zum Titel als Paket an den Verlag inszeniert.

An den Roman schließt sich noch ein Anhang von gut zwanzig Seiten an, in denen Sebastian Fitzek ein bisschen sein zehnjähriges Autorenleben Revue passieren lässt und sich vor allem bei seinen Lesern bedankt. Um einen Einblick in die zahlreichen Mails zu schenken, die er seit dem ersten Roman regelmäßig erhält, druckt er mehr als ein Dutzend davon ab. Das hätte es nun nicht unbedingt gebraucht, aber sicherlich interessiert es den einen oder anderen Leser.

Fazit:

"Das Paket" von Sebastian Fitzek ist ein in der ersten Hälfte recht kurzweiliger Psychothriller, der dann in der zweiten Hälfte zunehmend schwächelt. Das Ende ist sehr überzogen, da es gleich mehrere spektakuläre bis unglaubwürdige Wendungen gibt, die in der Fülle viel zu überfrachtet wirken.

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